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Archiv für den Tag: 7. Februar 2010

Christian Busch

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller

Christian Busch wurde am 8. Januar 1880 geboren. Gewohnt hat er in Elberfeld. 1906 hat er Emilie Schrepper geheiratet, die 1969 verstarb. Von 1907 bis 1967 lebt Sohn Hans Busch. Tochter Grete wurde 1911 geboren. Im hohen Alter von 97 Jahren ist Christian Busch am 30. März 1977 in Solingen gestorben. Auf dem Friedhof in Gräfrath hat er seine letzte Ruhe gefunden.

In der Jubiläumsbroschüre des Barmer Turnvereins von 1846 zum 125-jährigen Jubiläum äußerte sich Christian Busch 1971 zum Beginn seiner sportlichen Laufbahn: „Mein erster Siegeskranz war aus Naturei-chenlaub mit einer blauweißen Schleife, den Farben der Oberrealschule an der Weststraße in Elberfeld. Auf dem Sommerfest meiner Schule, gefeiert 1894 bei Mees in Cronenfeld, hatte ich ihn errungen. Jahrelang hing er an der Wand über meinem Bett, dürr geworden und ein Staubfänger. Auf diesem Fest lernte ich auch zum ersten Mal ein Sportwurfgerät kennen, eine eiserne Diskusscheibe, 2 kg schwer und in der Mitte mit dem Relief eines antiken Diskuswerfers geschmückt. Geworfen wurde ohne Drehung aus dem Stand.“

1893 hat Christian Busch die feierliche Einholung der beiden Turner Eickelberg und Petzold durch ihren Verein, den ATV Elberfeld, miterlebt. Sie hatten beim Deutschen Turnfest in Breslau den 12. Platz im Zwölfkampf errungen. 1896 zog ihn und einige seiner Freunde ein weiteres Ereignis in seinen Bann. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen, bei denen auch deutsche Turner hervorragend abschnit-ten haben. Ebenfalls 1896 wurde in Barmen das große Turnfest der Rheinländer und Westfalen gefeiert. Anlass war das 50-jährige Bestehen des Barmer TV. Obwohl Busch dieses Turnfest nicht besucht hatte, war es für seinen Entschluss entscheidend, mit einigen Freunden in der Elberfelder Turngemeinde ein neu-es Spielfeld zu suchen. Der Turnbetrieb sah um 1900 so aus: wöchentlich zweimal gab es zwischen 20 und 22 Uhr den Turnabend mit gleichem Ablauf. Aufmarsch mit Gesang, Freiübung mit und ohne Gerät (Han-teln und Stäbe) etwa 20 Minuten lang, Riegenturnen an den Geräten ebenfalls 20 Minuten. Die Riegen waren festgefügte Gemeinschaften. Der Vorturner trug eine rote Schärpe. Die Freiübungen waren Ord-nungsübungen nach Kommando von geringem körperbildenden Wert. Höhepunkt im Vereinsleben waren Weihnachtsfeiern, Sommerfeste und alljährliches Schauturnen. Als 1897 in Sonnborn ein Gauturnfest mit einem Zwölfkampf veranstaltet wurde, war ich als Zuschauer unterwegs. Unterwegs überredete mich der ATV-Turner Aronson zum Mitmachen. Er lieh mir sein Turnzeug und ich belegte im Zwölfkampf Rang 1. Das war die Geburtsstunde des Wettkämpfers Busch.

Der turnerische Zwölfkampf bestand aus neun Geräteübungen (Reck, Barren, Seitpferd jeweils mit Kraft-, Schwung- und Kürübung) und drei volkstümlichen Übungen, die aus einem Kurzstreckenlauf bis 200 m (längere Strecken galten als gesundheitsschädlich), einem Sprung, einem Wurf oder Stoß- und Gewichthe-ben ausgewählt wurden. Die volkstümlichen Übungen waren die schwersten. Um hier 10 Punkte zu errei-chen, musste man beispielsweise 100 m in 12 Sekunden, im Weitsprung 6 m oder im Hochsprung 1,80 m schaffen. Die Turnkleidung war ebenso wie der Zustand des Platzes der Leistung abträglich. Trikothosen mit Stegen oder Hosen über die Knie hinausreichend mit langen Strümpfen, Trikothemden mit langen Är-meln. Nagelschuhe waren unbekannt. Wer nicht am Festzug und den allgemeinen Freiübungen teilnahm, wurde vom Wettbewerb gestrichen.“

Aufgrund des guten Abschneidens beim Deutschen Turnfest 1903 in Nürnberg wurde Christian Busch 1904 eine Einladung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in St. Louis übermittelt. Trotz kurzfristiger Ein-ladung und unbekannter Übungen sagte Busch zu. Er konnte keinen Nutzen aus den volkstümlichen Übun-gen ziehen und verpatzte die Recksprungübung. Er rutschte auf den neuen Rang ab, aber alle Teilnehmer mit mehr als 50 Punkten galten als „Sieger“ und wurden mit Bronzemedaillen ausgezeichnet.

1904 wechselte Busch von der Elberfelder TG zum Barmer TV. Dort folgte er dem verstorbenen Turnwart Greef und wurde Trainer, Volksturnwart und Leichtathletik-Obmann des Westdeutschen Spielverbandes. 1928 berief ihn der Kölner Oberbürgermeister und spätere deutsche Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer zum Direktor des Kölner Stadions und des Amtes für Jugendpflege und Leibesübungen. Die Nazis entho-ben ihn nach der Machtergreifung 1933 seines Amtes.

Als Olympiainspekteur bis 1936 und dann als Reichssportwart und maßgeblicher Leiter der sportlichen Ausbildung blieb Christian Busch dem deutschen Turnsport über seine aktive Zeit hinaus erhalten. Selten: obwohl nicht NSDAP-Mitglied, durfte er in der nationalsozialistischen Zeit diese hohen Ämter bekleiden, nachdem er zuvor in Köln seinen Job verloren hatte!

1950 hat Christian Busch den Ehrenring des Deutschen Leichtathletikverbandes erhalten. In den 1950er und 1960er Jahren besuchte er viele bedeutende Wuppertaler Sportveranstaltungen. Christian Busch ist als erster Olympiateilnehmer in die Wuppertaler Sportgeschichte eingegangen.

Carl Duisberg

Bernhard Letterhaus

„Ihr sollt meine Zeugen sein“

(kgc). Am 14. November 1999 jährte sich zum 55. Male der Todestag von Bernhard Letterhaus, einem Barmer Jungen, der als Gewerkschafter, Politiker und Widerstandskämpfer Teil der Wuppertaler, vor allem der Barmer, Geschichte geworden ist. In Berlin ist 1944 das Urteil des Volksgerichtshofes unter Roland Freisler vollstreckt worden, das Letterhaus zu den Beteiligten am gescheiterten Hitler-Attentat rechnete. Weil 1999 auch der 105. Geburtstag zu registrieren war, ludt die Katholische Kirchengemeinde St. Johann Baptist, in der Letterhaus am 23. Juli 1894 getauft worden ist, am 14. November 1999 zu einer Festmesse mit dem Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Bernhard Antony aus Köln, ein. Anschließend wurde im benachbarten Johanneshaus an der Normannenstraße 74 a eine Ausstellung eröffnet. In der Nähe der Taufkapelle der Oberbarmer Kirche wurde bereits am 6. November 1999 durch Weihbischof Dr. Klaus Dick eine Gedenktafel enthüllt, die Beleg sein soll, für die Kraft eines lebendigen Glaubens in gottloser Zeit.

Bernhard Letterhaus wurde am 10. Juli 1894 in Heckinghausen geboren und wuchs in einem Haus auf dem Rott auf, das auf dem Grundstück Tannenstraße 136 stand. Neben seiner Lehre als Bandwirker bildete er sich weiter und musste als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Als junger Mann reiste er durch Deutschland und England, mit den Zielen eigener Fortbildung und Schulung der Arbeiter in lohn- und gesellschaftlichen Fragen. Da er beschlossen hatte, seine ganze Kraft in den Dienst der christlichen Arbeiterschaft zu stellen, übernahm Letterhaus 1927 die Aufgabe des Verbandssekretärs der Katholischen Arbeiterbewegung. Ein Jahr später stieg er für die Zentrumspartei in den Preußischen Landtag ein. Schon früh erkannte der Barmer die vom Nationalsozialismus ausgehende Gefahr und nahm als Nachrichtenoffizier im Zweiten Weltkrieg Beziehungen zu verschiedenen Widerstandsgruppen auf, um des Führers wahnsinnigen Bestrebungen ein Ende zu bereiten. Daran erinnerte sich einmal Adele Letterhaus: „Ich wußte sehr früh, daß er im Widerstand war.“ Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte und ein Spitzel sorgte dafür dass man Letterhaus, der in der „Nach-Hitler-Zeit“ als Arbeitsminister vorgesehen war, damit in Verbindung brachte. Er wurde vom Volksgerichtshof schuldig gesprochen und am 14. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Das Leben von Bernhard Letterhaus hat Heinz Wolff in der 8. Folge der im Born-Verlag erschienenen „Wuppertaler Biographien“ detailliert beschrieben. Der damalige Letterhaus-Schulleiter Hans Joachim Osse hat 1994 die bisher umfangreichste Dokumentation unter dem Titel „Nur aus Standhaftigkeit wird die Welt gerettet“ veröffentlicht, die in der Letterhaus-Schule erhältlich ist. Ruth Meyer-Kahrweg liefert dankenswerterweise in dem Standardwerk „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ nicht nur Auszüge, sondern zeigt uns Spuren, die andere hinterlassen haben und uns an Bernhard Letterhaus erinnern sollen. Am 14. November 1984 ist am Haus in der Tannenstraße eine Gedenktafel feierlich enthüllt worden und schon am 14. November 1965 wurde ein Stein zwischen Konrad-Adenauer-Straße und Am Deckershäuschen niedergelegt, wo eine Siedlung nach dem unermüdlichen Mahner für Frieden und Freiheit benannt wurde. Noch früher, 1957/58, erhielt die neue Straße westlich der Barmer St. Antonius-Kirche (im Relief der ersten Kreuzwegstation ist der ehemalige Messdiener abgebildet) den Namen Bernhard-Letterhaus-Straße. Seit dem 21. Juni 1986 ist eine besondere Patenschaft augenfällig, als am Eingang zum vorletzten Erweiterungsbau der Städtischen Katholischen Hauptschule Carnaper Straße ein Bronzerelief enthüllt wurde. Nach einem von Schulvertretern mit dem Künstler erstellten Konzept schuf Ernst Gerd Jentgens das elfteilige Relief, das in Kreuzform auf einer Haupttafel und zehn kleinen Tafeln das Leben des Märtyrers nachzeichnet. Konsequenterweise folgte 1993 die Umbenennung der Hauptschule in Bernhard-Letterhaus-Schule. Bleibt sein Ausspruch zu erwähnen, der bis in die Gegenwart aktuell geblieben zu sein scheint: „Wenn nur die Arbeiterschaft am Denken bleibt!“ Papst Johannes Paul II. stellte Bernhard Letterhaus während eines Deutschland-Besuches in die Reihe der „Männer aus der Welt der Arbeit“, die „ihr Leben für ihren Glauben und ihre Kirche hingegeben haben.“

03.11.1999

Bernard Böger

(kgc). Gemeinsam mit seiner Familie trauerten der Deutsche Alpenverein und der Heidter Bezirks-verein um Bernard Böger, der am 4. April 1996 im 87. Lebensjahr verstorben ist. Anläßlich der Ver-leihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hatte Oberbür-germeisterin Ursula Kraus am 7. Oktober 1991 Bögers Verdienste gewürdigt.
Bernard Böger (22.08.1909 – 04.04.1996) hatte als beratender Ingenieur für das Bauwesen ein erfüll-tes Berufsleben. Sein Fachwissen setzte er ehrenamtlich für die Sektion Barmen des Deutschen Alpenvereins, die 1996 ihr 100-jähriges Bestehen feierte, ein und wurde deshalb zum Ehrenvorsit-zenden ernannt. Der gebürtige Westfale konzipierte für den DAV die 1956 von einer Lawine zerstörte „Barmer Hütte“ im Osttiroler Defereggental neu und übernahm 1960/61 ehrenamtlich die Bauleitung. Darüberhinaus sorgte er unter anderem auch durch Verhandlungen mit den Osttiroler Behörden da-für, daß die neue „Barmer Hütte“ mit nur geringen Schulden belastet war.
Sein Verhandlungsgeschick setzte Bernard Böger auch für seine Mitbürger im Bezirk Heidt, der poli-tisch zu Heckinghausen gehörenden Barmer Südstadt, ein, wenn es galt, als Vorsitzender des Heid-ter Bezirksvereins (1972-1984) Anliegen der Bürger bei zuständigen Stellen der Stadt vorzubringen und diese – wenn nötig, mit sehr langem Atem – auch durchzusetzen. Als Beispiel gilt die Fußgänger-ampel an der Barmer Jugendherberge, für die nach der Antragsstellung 15 Jahre Einsatz nötig wa-ren. Böger gründete die Vereinszeitschrift „Heidter Blättchen“, die seit 1972 in jedem Frühjahr an die Bewohner der Barmer Südstadt verteilt wird und die über Aktivitäten des Bezirksvereins und wichtige Entwicklungen informiert. 1979 führte der spätere HBV-Ehrenvorsitzende Bernard Böger eine vielbe-achtete Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Bestehen des Heidter Bezirksvereins im „Wuppertaler Hof“ durch und verfaßte zu diesem Anlaß eine Vereinschronik, die auch auf die Gründung weiterer Bür-gerinitiativen, z.B. die des Barmer Verschönerungsvereins, eingeht. Dem erweiteren Vorstand des Verschönerungsvereins, Eigentümer der Barmer Anlagen, gehörte Böger ebenfalls viele Jahre an. „Wegen des beispielhaften Einsatzes in seinen Ehrenämtern hat sich der Verstorbene die Wert-schätzung seiner Mitbürger erworben“, blickt einer seiner Nachfolger als Vorsitzender des Heidter Bezirksvereins, Hermann Josef Brester, zurück.

28.02.1997, kgc; 18.02.2008, kgc/hjb

Benjamin Engels

* 26.10.1751
† 25.04.1820

Teilhaber in der väterlichen Firma, baute um 1795 das später von August Engels bewohnte Haus im Engelsgang, jetzt Engelstraße Nr. 6, und 1810 auf seine Kosten ein Schulhaus für die reformierten Bewohner des Lichtenplatzes.

August Mittelsten Scheid

Die Bewohner Wuppertals werden in weiten Kreisen ein wenig hämisch die „Muckertaler“ genannt. Geht man dieser Bezeichnung nach, so findet man, daß sie ihren Ursprung in dem vielfältigen Geistesleben der Stadt Wuppertal hat, das die Bewohner dieses Tales nicht ohne eine gewissen Eigenwilligkeit, ja sogar manchmal Beschränktheit wirklich leben. Lebensbejahendes, dem praktischen Erfolg zugewandertes Christentum ist geistige Basis Wuppertals durch Jahrhunderte gewesen. Auf diesem geistigen Hintergrund brachte Wuppertal eine Anzahl von Persönlichkeiten hervor, die sich durch ihre praktische und soziale Betätigung auszeichneten. Im Bewußtsein dieser Menschen spielte meistens die göttliche Führung und das Gefühl der christlichen Verantwortung für die Mitmenschen eine besondere Rolle.

So war es auch bei August Mittelsten Scheid, der am 25. April 1871 in Wuppertal-Wichlinghausen geboren wurde als Sohn von Emil Mittelsten Scheid und Emilie, geb. Schniewiend, der älteren Tochter von Kommerzienrat Heinrich Ernst Schniewind, dem Begründer der Firma H. E. Schwiewind. Emil Mittelsten Scheid, Augusts Vater, war ein stiller, warmherziger, in sich gekehrter Mann, während seine Mutter von lebendigem, sprudelndem Wesen war, energisch und tatkräftig den Haushalt führte und die Kinder erzog. Die Familie Mittesten Scheid stammt von dem Hof am „Schee“, wenige Kilometer nordöstlich von Wuppertal. Sie kann dort bis zum Anfang des 14. Jahrhundert nachgewiesen werden. Um das Jahr 1765 wanderte Johann Peter Mittelsten Scheid nach Wichlinghausen und gründete dort eine Firma für Barmer Artikel, die aus heute noch besteht und unter dem Namen August Mittelsten Scheid & Söhne. Besonders starken Eindruck machte ihm sein Großvater, Carl August Mittelsten Scheid, der in dem schönen steinernen Patrizierhaus gegenüber Augusts Elternhaus in Wichlinghausen Am Diek wohnt. August besuchte die sogenannte Oberrealschule, die heutige Carl-Duisberg-Schule, vom Jahre 1877 bis 1886.

Eine Straßenbahn gab es damals noch nicht und man ging zu Fuß über die „Rheinische Bahn“, die damals von italienischen Arbeitern gebaut wurde. Zur „Gemarke“ führte nur eine Pferdebahn.

Da es in Wuppertal nicht üblich war, daß ein Fabrikantensohn an einer Universität studierte, wurde August zur Firma Colsmann & Seifert in Langenberg in die Obhut seines Onkels Emil Colsmann gegeben. Nach dieser Ausbildung war er kurz in England und sollte nach Amerika gehen zur weiteren Vervollkommnung seiner Ausbildung. Um die Zeit bestanden aber Differenzen zwischen den Gesellschaftern seiner väterlichen Firma, und sein Großvater Schniewind, der als Schiedsrichter berufen wurde, wünschte und bestimmte, daß – ehe man zur Liquidation schritte – August in die Firma käme und dort mitarbeitete. August berichtete oft, was ihm damals an den Ausführungen seines Großvaters besonders bedeutungsvoll gewesen sei. Er habe nämlich gesagt: „Es kommt nicht darauf an, daß der Mensch die ganze Welt gesehen habe und alle Sprache spricht, sondern es kommt darauf an, was im Menschen ist; denn nur das, was im Menschen drinsitzt, kommt heraus“. Und das zweite: „Richte Dich nach Deinem Gewissen und nicht nach Deinem Gefühl. Wenn Du das Gewissen sorgfältig prüfst, wird Dein Weg immer richtig sein“. Tatsächlich konnte durch seinen Einsatz die Liquidation der Firma vermieden werden, und – wie gesagt – sie besteht heute noch. 1899 heiratete er Mathilde Vorwerk, die Tochter von Carl Vorwerk, der 1883 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Adolf die Firma Vorwerk & Co. Gegründet hat. Das Feld in der Barmer-Artikel-Industrie war August zu klein, so trat er 1904 auf Wunsch seines Schwiegervaters Carl Vorwerk, der inzwischen eine Schlaganfall erlitten und keinen Nachfolger hatte, in die Leitung der Firma Vorwerk & Co. In Wuppertal-Barmen ein. Hier stand er alleine als Lernender und gleichzeitig Verantwortlicher von einer umfangreichen und schwierigen Aufgabe. Es gelang ihm aber aus den hervorragenden technischen Anfängen die Firma wirtschaftlich und technisch weiter zu entwickeln. Neben der Herstellung von Teppichen und Möbelstoffen wurde 1907 eine Wollspinnerei dazu erworben, vollständig erneuert und als eigenen Spinnerei betrieben. 1919 wurden zwei Werke in Bayern käuflich übernommen, in denen Möbelstoffe hergestellt wurden. Hierdurch konnte das Produktionsprogramm der Firma Vorwerk & Co. Wertvoll erweitert und ergänzt werden.

August Mittelsten Scheid war sich von Anfang an der öffentlichen Verantwortung bewußt, die ein Unternehmer hat. So nahm er schon 1902 eine Wahl in den Vorstand der Bergischen Arbeitgeberverbände an und war seit 1907 Mitglied der Industrie- und Handelskammer Wuppertal. 1914 gründete er – gemeinsam mit Kommerzienrat Hans Vogel in Chemnitz – den Verband der Möbelstoff-Fabrikanten und ein halbes Jahr später den der Teppichfabrikanten. Beide Verbände wurden später zusammen geschlossen und blieben 21 Jahre unter seiner Leitung. Weiter war er in den Spitzenverbänden der deutschen Industrie und schließlich im Präsidium des Reichsverbandes der deutschen Industrie tätig. Enge Mitarbeit mit den deutschen Banken, namentlich mit der Commerzbank, lag ihm am Herzen. Später war es vor allen Dingen die Mitarbeit in der Gothaer Lebensversicherung, die ihm auch in seinem hohen Alter noch Freude und Befriedigung gegeben hat.

Die Firma entwickelte sich weiter aufwärts, zumal nach dem ersten Weltkrieg die Maschinenfabrik mit den technischen Kenntnissen, die durch den Krieg hinzu erworben wurden, weiter auf dem Gebiet der Feinmechanik und des Getriebebaus ausgedehnt wurde. Die Firma wechselte 1926 auch über auf den Elektrogerätebau.

August Mittelsten Scheid leitete das Unternehmen bis zum Jahre 1936 in alleiniger Verantwortung. Es war aber sein Wunsch, daß zwei seiner Söhne ihm nachfolgen würden. Dies war für ihn eine Selbstverständlichkeit, da er sein Leben lang voller Stolz, aber auch die Verpflichtung einer Unternehmerfamilie den eigenen Mitarbeitern und der Öffentlichkeit gegenüber als Aufgabe gesehen hat.

So wurde er von 1932 bzw. 1934 an durch zwei seiner Söhne, Werner und Erich, entlastet. Dieses war ihm um s lieber, als er innerlich in Opposition zum nationalsozialistischem Regim stand. Er legte 1935 alle seine öffentlichen Ämter nieder und übertrug 1943, nachdem sein Wohnhaus und seine Firma im wesentlichen durch Bombenangriffe zerstört worden waren, die Leitung seinen beiden Söhnen. Er konnte noch zu seiner Freude erleben, daß dank der lebendigen Mitarbeit aller in der Firma Beschäftigten das Werk wieder aufgebaut und aktiv tätig wurde. Es ist bezeichnend, daß alle diese Dinge für ihn, obgleich er nicht eigentlich ein religiöser Mensch und sicherlich kein Kirchgänger war, göttlicher Fügung unterstanden.

Eine ganz starke Rolle in seinem Leben spielte seine Familie. Sie war für ihn Zentrum des Lebens, aus ihr schöpfte er seine Kraft, und für sie setzte er sich ein. Er fühlte sich gehalten durch besonders starke Bande an seine Mutter, seinen Großvater Carl August Mittesten Scheid und seinen Großvater H. E. Schniewind. Sein Leben wurde bestimmt von der Tradition der Familie, dem Stolz auf diese Tradition und dem starken Wunsch, dieser Tradition einen kräftigen Stein hinzuzufügen. Auch seinen Kindern vermittelte er die Liebe und Achtung für die Familie, zusammen mit dem Bewußtsein, daß seine Familie in ersten Linie eine Verpflichtung, nicht aber ein Vorrecht ist, daß die Verankerung eines Menschen in seiner Familie ein Kraftquell ist, der durch andere Einrichtungen der menschlichen Gesellschaft nicht ersetzt werden kann. In seinem Hause war immer ein lebhafter, geistig reger, geselliger Verkehr, der sich jedoch materiell in bescheidenem Rahmen hielt, diese um so mehr, als seine Frau, Mathilde geb. Vorwerk, durchdrungen war von der Bedeutung der Schlichtheit. Nachdem beide 1943 ihr Wohnhaus in der Hohenstaufenstraße verloren hatten, zogen sie nach Wipperfürth in ihr Landhaus bei der Spinnerei und verlebten dort noch eine Reihe von glücklichen Jahren trotz aller äußeren Schwierigkeiten und Störungen.

Als August Mittelsten Scheid 1955 fast genau 6 Jahre nach seiner Frau starb, ging er in dem Bewußtsein von uns, ein volles Leben gelebt und seine Pflicht im Leben getan zu haben.

Dr. Erich Mittelsten Scheid, Wuppertal
„Wuppertaler Biographien“ Folge 4/1962 (Born-Verlag)

August Lentze

August Fischer

(kgc). Der Name Fischer bürgte einmal für Qualität, wenn es um den Bau von Häusern oder gar die Stadtplanung ging. Der Grund: es gab zwei Fischers, August Fischer den Stadtbaumeister und Bauleiter, und den Architekten Gerhard August Fischer. Richten wir den ersten Blick auf August Fischer, der zwar am 7. August 1824 in Elberfeld geboren wurde und am 6. Februar 1900 in Laasphe/Westfalen starb, aber als Barmer Stadtbaumeister Stadtgeschichte geschrieben hat.
August Fischer besuchte von 1851 bis 1854 die Bauakademie in Berlin, bestand dort sein Baumeisterexamen und trat in den Dienst der damaligen Rheinischen Eisenbahngesellschaft, für die er beim Bau der Strecke Aachen-Düsseldorf-Ruhrort tätig war und die Projekte der Stationsgebäude Aachen-Marschiertor, Mönchen-Gladbach u.a. anfertigte. Von August 1856 bis 1. Juni 1872 war er als Stadtbaumeister in Barmen tätig. 1872/73 schied er aus dem städtischen Amt und wechselte zur Bergisch-Märkischen Industriegesellschaft, wahrscheinlich bis 1886. Seine Gehilfen musste Fischer selbst bezahlen, denn erst 1866 erhielt er den ersten von der Stadt Barmen besoldeten Gehilfen.
1856/61 entstanden die Schulen auf Westkotten, im Kohlgarten, am Haspel, an der Dieker Straße und auf dem Kothen, außerdem das spätere Realgymnasium Winklerstraße, die Höhere Töchterschule in Oberbarmen, Sternstraße 75. Weitere Bauwerke: In Unterbarmen und Wupperfeld jeweils das dritte Pastrorat, das Waisenhaus der lutherischen Gemeinde, das Missionshaus und die städtische Turnhalle an der Heckinghauser Straße, Anbauten an die Schulen Brucher-, Rittershauser- und Heidter Straße, die erste katholische Schule, Umbau des Gesellschaftshauses der Concordia in der Parlamentsstraße und des Vereins für Kunst und Gewerbe, die Durchführung des Kleinen Werth und des Rauen Werthes, Bau der Kothener-, Leimbacher-, Westkotter-, verlängerten Werle´- Heidter Schul- und Kampstraße. Außerdem wurden in diesen fünf Jahren rund 250 neue Wohnhäuser und 100 Fabriken errichtet, welche Fischer zum größten Teil projektiert hat.
In den Jahren 1861/62 war die Bautätigkeit in Barmen, das 1856 erst 43.000 Einwohner hatte, aber Ende 1862 schon 54.000 Bürger zählte, besonders rege. Ausgeführt wurden Wohnhäuser und Fabriken für Schüller und Barthels (-Feldhoff) an der Schillerstraße (heute Brändströmstraße), Saatweber & Co. In Wichlinghausen, Höltring am Loh, Greef-Bredt, Rossbach, sowie manche Färbereien. Ein weiteres Beispieljahr aus Fischer Baubilanz, als Barmen 1865 60.000 Einwohner zählte: Wichlinghauser Kirche, Pastrorat der reformierten Gemeinde Oberbarmen, Gebäude der höheren und niederen Gewerbeschule auf dem „Lommschen Grundstück“, Evangelisches Vereinshaus am Bahnhof in Barmen, Hotel Vogeler auf „Fischers Bleiche“, Anbau am Amtsgerichtsgebäude in der Sedanstraße, Viehmarkthalle auf dem Carlsplatz (heute Geschwister-Scholl-Platz), sowie die Anlage von Bürgersteigen in der Heubruch-, Wupper-, Schuchard- und Haspeler Straße. Krieg und Cholera-Epidemie ließen 1866 nur die Vollendung begonnener Bauwerke zu. 1867 entstanden die höhere Töchterschule am Carlsplatz, Volksschulen in der Korzert und am Krühbusch, Anbauten an die evangelische Kirch-, Lichtenplatzer-, Auer- und Kohlgartenschule, Aufbauten auf die reformierte Pfarrschule, die Wichlinghauser-, Haspeler- und Dörner-Schule, ein Epidemie- und Reservekrankenhaus und die neue reformierte Immanuelskirche an der Sternstraße (Pläne von Architekt Glüer, Hamburg). 1868 wurden die Hohensteiner-, Wupperfelder- und Heckinghauser Schule errichtet. 1870 wurden die Adlerbrücke, die Gewölbebrücke in der Schönenstraße, die Kaiserbrücke und die Stennertbrücke errichtet. Kleinkinderschulen entstanden in Rittershausen und Heckinghausen, Diakonissenhaus im Springen, neues Gesellschaftshaus des Vereins für Kunst und Gewerbe, sowie das Geschäftshaus von S. & R. Wahl.
Obwohl Fischer seinen Arbeitgeber gewechselt hatte, blieb er wegen eines fehlenden Nachfolgers bis 1. April 1873 in Barmen aktiv. 1872 baute er das neue Realschulegebäude in Oberbarmen, das Carl-Duisberg-Gymnasium an der Diesterwegstraße; das Anstaltsgebäude für verwahrloste Kinder, die Rittershauser Schule auf der Klippe, die vierte katholische Schule in der Gewerbeschulstraße, das Dampf- und Waschhaus für die Krankenanstalt und die Friedrich-Wilhelm-Brücke. 1873/74 entstanden unter seiner Leitung das Gebäude des Barmer Bankvereins (ab 1932 Commerzbank) an der Winklerstraße (Plan: Hermann Otto Pflaume), drei Wasserleitungen am Wichelhausberg, Ochsenkamp und auf dem Wesenfeldschen Terrain in Heckinghausen, wo er auch den 330 Fuß hohen Schornstein niederlegte und neue Bauplätze erschloss. Auch außerhalb Barmens entstanden nach Fischers Plänen öffentliche Bauten und Häuser.
Den intensiven Forschungen von Ruth Meyer-Kahrweg ist zu verdanken, das August Fischers Arbeitsbilanz im Grundwerk „Architekten und ihre Bauten im Wuppertal“ (Verlag Dr. Eike Pies, Sprockhövel, 2003) so detailreich dargestellt ist.

21.01.2008

Arthur Lambert

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller

Arthur Lambert wurde am 24. Dezember (!) 1891 in Wittenberg geboren. Sein Heimatverein war der KTV Wittenberg (vormals „Kaufmännischer Turnverein“, während des Dritten Reiches in Kursächsischer Turn-verein umbenannt). Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Lambert im Barmer Turnverein eine zweite sportliche Heimat.

Bis Kriegsende war Arthur Lambert Reichstrainer für Mittel- und Langstreckenlauf in Deutschland. Zu sei-nen Schülern gehörten u.a. Max Syring, Ewald Mertens, Werner Böttcher, Walter Schönrock, Hans Raff und Herbert Sander. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin war Arthur Lambert für die Mittel- und Langstreckenläufer zuständig. Insbesondere für den bereits 1932 gestarteten Max Syring.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kümmerte sich Lambert bis Ende der 1950er Jahre als Bundestrainer um Schützlinge wie Herbert Schade, Werner Lueg, Friedel Stracke, Hans Emde, Bruno Niesser, Hans Uphus und Horst Flosbach. Schade wurde sein Nachfolger.

Als Vorsitzender der Interessengemeinschaft älterer Leichtathleten hat sich Arthur Lambert um den Brei-tensport bemüht und war selbst im hohen Lebensalter ein gutes Vorbild. Mit 79 Jahren lief er seinen ersten und einzigen offiziellen Marathonlauf in 3:52,3 Stunden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Seifenfabrikant (zuvor in Wittenberg und dann in Wuppertal) und selbstständige Kaufmann im Dienstleistungsgewerbe (Chemische Reinigung) durch einen Kriegskamera-den nach Wuppertal gekommen. Paul Schlurmann, Leichtathletik-Nestor und Leiter des Sportamtes, hatte schnell von Lamberts Anwesenheit erfahren und vereinnahmte ihn als Trainer für den Barmer TV. Es wie-derholten sich die Erfolge, die Lambert vor dem Krieg mit seiner Laufschule in Wittenberg hatte. Schlur-mann und Lambert bildeten ein gutes Gespann. Ihrer gemeinsamen Initiative mit Tüller Graf, dem damali-gen BTV-Vorsitzenden, entsprangen ab 1950 die Internationalen Abendsportfeste im Wuppertaler Stadion am Zoo.

Arthur Lambert erhielt das Bundesverdienstkreuz, den Goldenen DLV-Ehrenring und die Plakette für be-sondere Verdienste des Landes Nordrhein-Westfalen. Seine Frau Hanni blickte 1996 zurück: Die Stärke von Arthur war seine Fähigkeit, das Training der ihm anvertrauten Athleten individuell zu beeinflussen.“

Am 10. Oktober 1983 ist Arthur Lambert in Wuppertal gestorben.

Erstmalig wurde 1995 der Arthur-Lambert-Bahnlauf vom Barmer TV ausgerichtet. Gekoppelt mit diesem Bahnlauf ist der Straßenlauf in Wittenberg, der Geburtsstadt Lamberts, und der Crosslauf in Hellsdorf. Die Ergebnisse der drei Veranstaltungen fließen in die Gesamtwertung des Arthur-Lambert-Cups ein.

Anton Schwedt

(kgc). Als der Pfarrer Anton Schwedt am 25. Oktober1998 85-jährig gestorben war, erinnerte sich sein Mit-bruder, der Pfarrer von St, Antonius, Theodor Löckenhoff: „Noch am Tag vor seinem Tod hat Toni kirchliche Dienste ausgeführt. Er war Zeit seines Lebens ganz und gar Seelsorger und väterlicher Freunde.“

Am 15. Mai 1913 in Paderborn geboren, wurde Anton Schwedt am 24. Februar 1950 im Kölner Dom von Joseph Kardinal Frings zum Priester geweiht. Zwei Jahre arbeitete er als Priester im Franz-Sales-Haus in Essen, dann zog er nach Wuppertal und diente gut 46 Jahre seiner fast 49-jährigen Priesterzeit den Barmer Christen.

Besonders bekannt war Toni Schwedt wegen seiner 40 Jahre andauernden Aufgabe als Krankenhausseel-sorger im Petrus-Krankenhaus an der Carnaper Straße, die er mit Güte und Verständnis wahrnahm. Seine Menschenfreundlichkeit fand auch beim Religionsunterricht in den Schulen und in der Gemeinde St. Anto-nius Anerkennung und Dankbarkeit. Toni Schweth begleitete über Jahrzehnte die Pilger auf ihrer jährlichen Wallfahrt nach Neviges und organisierte in den Sommerferien Wanderungen in der Region. Mit dabei seine Gitarre, so dass er Wanderlieder anstimmen konnte.

Karlernst Schönherr vom Katholikenrat: „Seinen jüngeren und älteren Begleitern erschloss er die Schönhei-ten der Schöpfung und den Sinn für Weggemeinschaft mit Christus. Mit Wort und Gitarre verkündete er die Botschaft vom menschenfreundlichen Gott in der Gemeinde, in Schule und Krankenhaus.“

Trotz Sehschwierigkeiten, die ihn fast erblinden ließen, war Pfarrer Schweth, vom Papst zum Erzbischöfli-chen Rat ernannt, bis zuletzt aktiv.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Jugend: Seine Wohnung am inzwischen aufgelassenen Fried-hof an der Soldauer Straße (heute Park der Rehabilitationsklinik Carnaper Straße) war beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Trotz seines hohen Alters bewahrte sich der Priester eine jugendliche Denkweise und konnte mit seinen lebensnahen Predigten überzeugen. Mit der Familie, der Gemeinde St. Antonius, dem Stadtdekanat Wuppertal, den Kliniken St. Antonius trauerten die Schwestern im Petrus-Krankenhaus um ihren priesterlichen Freund und Begleiter.

In Toni Schweth verlor die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) ihren Präses. KAB-Vorsitzender Werner Zimmermann, der als Wanderführer in Schweth’s Fußstapfen getreten ist: „Generationen prägte der beliebte Priester, weil er es wie kaum ein zweiter verstand, die frohe Botschaft im besten Sinne des Wortes spielerisch zu verkünden.“

Seine letzte Ruhe fand Toni Schweth am 30. Oktober 1998 auf dem Friedhof an der Liebigstraße. Die feier-lichen Exequien zelebrierte Weihbischof Dr. Klaus Dick, Löckenhoffs Vorgänger als Pfarrer von St. Antoni-us. Dr. Dick erinnerte sich an einen Religionsunterricht, der rund 25 Jahre zurück lag, als Kinder nach Heili-gen gefragt wurden. „Da fiel der Name Toni Schweth!“ Ein Beleg für das vorbildhafte Benehmen des Ver-storbenen. Theo Löckenhoff wagte damals einen Ausblick: „Wir vergessen nicht sein Engagement und seine Motivationsfähigkeit und werden Toni Schweth nicht vergessen. Viele Dienste, die er noch im hohen Alter geleistet hat, werden nicht zu ersetzen sein.“


Ab 17. Januar 2009 Straßenname als Zeichen der Erinnerung
Der „Heilige“ Tony Schweth ist nicht vergessen
Nach Adolph Kolping ist Anton Schweth (15. Mai 1913 – 25. Oktober 1998) erst der zweite katholische Priester, nach dem in Wuppertal eine Straße benannt wurde. „Ohne Diskussion und in der zuständigen Bezirksvertretung einstimmig,“ bemerkte der Barmer Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke vor der Enthüllung und mit Blick auf die Diskussion der letzten Wochen um einige Schauspieler. Er überbrachte die Grüße der Stadt Wuppertal, von Oberbürgermeister Peter Jung und der Bezirksvertretung Barmen und hob die Nächstenliebe und das ständige Wohlwollen des „vorbildlichen Pfarrers“ hervor, dem ein gutes Gedenken zusteht.
Einer katholischen Tradition folgend war Anton Schweth sein Namenstag wichtiger als der Geburtstag. Der 17. Januar 2009 war denn auch das würdige Datum, die bisherige Soldauer Straße (zwischen Kirmesplatz Carnaper Straße und Reha-Park) in Anton-Schweth-Weg umzubenennen. Diesen Weg entlang des vor 40 Jahren entwidmeten Friedhofes ist der vor zehn Jahren verstorbene Krankenhaus-Seelsorger oft mehrmals am Tag gelaufen. Legendär sind seine Namenstagsfeiern nach dem Motto „Ich spendiere eine gebratene Sau (Spanferkel), damit alle etwas davon haben“. „Unser Tony,“ so Pfarrgemeinderatsvorsitzender Werner Zimmermann, „wohnte oberhalb des Friedhofes, wo sich heute der Kindergarten „Pünktchen und Anton“ befindet. Kinder und Jugendlichen war Schweth besonders zugewandt. Deshalb ertrug er die zahlreichen Feten, die in seinem Haus veranstaltet wurden. Mit seiner Gitarre gab er den Kleinen kostenlosen Musikunterricht. Geprägt von seinem tiefen Glauben und seiner Menschlichkeit, taufte er Kinder, traute Paare, begleitete Sterbende und gab Verstorbenen Gottes Segen. „Tony fühlte sich betroffen, wenn er von Scheidungen hörte“, erinnert Zimmermann.
Anton Schweth war in Barmen eine Priesterpersönlichkeit und wurde wegen seiner klaren Biografie wie ein „Heiliger“ verehrt. Eigentlich immer Kaplan, verlieh man ihm die Titel „Pfarrer“ und zuletzt „Erzbischöflicher, Geistlicher Rat“, „ohne Erhöhung der Bezüge“, wie Schweth lächelnd bemerkt hat. Die Kliniken St. Antonius waren Schweths bevorzugter Wirkungskreis. Er hat nicht mehr erlebt, dass die vor zehn Jahren eröffnete Reha-Klinik den Friedhof in einen Erholungspark der Sinne umgestaltet hat. „Ein Garten des Lebens“, sagt Geschäftsführer Michael Kaufmann und freut sich mit Prälat Michael Haupt und der Gemeinde St. Antonius, dass so viele Menschen „Tony“ in ihren Herzen bewahren: „Die Erinnerungen an die Autorität, Vertrauensperson, den KAB-Präses, Ratgeber und Kameraden, sind gut und positiv, weil er Menschen christlich geprägt hat.“
Im Pfarrbüro von St. Antonius im Unterdörnen 137 ist eine neue Schrift mit „Erinnerungen an Pfarrer Anton Schweth“ erhältlich.
Hochachtung für Pfarrer Anton Schweth (1913-1998): St. Antonius-Pfarrgemeinderatsvorsitzender Werner Zimmermann, Kliniken St. Antonius-Geschäftsführer Michael Kaufmann, Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke, Pfarrer Prälat Michael Haupt (v.l.) nach Enthüllung des Wegeschildes.
Foto: Conrads
Aus der Soldauer Straße wurde der Anton-Schweth-Weg.
Foto: Conrads