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August Fischer

(kgc). Der Name Fischer bürgte einmal für Qualität, wenn es um den Bau von Häusern oder gar die Stadtplanung ging. Der Grund: es gab zwei Fischers, August Fischer den Stadtbaumeister und Bauleiter, und den Architekten Gerhard August Fischer. Richten wir den ersten Blick auf August Fischer, der zwar am 7. August 1824 in Elberfeld geboren wurde und am 6. Februar 1900 in Laasphe/Westfalen starb, aber als Barmer Stadtbaumeister Stadtgeschichte geschrieben hat.
August Fischer besuchte von 1851 bis 1854 die Bauakademie in Berlin, bestand dort sein Baumeisterexamen und trat in den Dienst der damaligen Rheinischen Eisenbahngesellschaft, für die er beim Bau der Strecke Aachen-Düsseldorf-Ruhrort tätig war und die Projekte der Stationsgebäude Aachen-Marschiertor, Mönchen-Gladbach u.a. anfertigte. Von August 1856 bis 1. Juni 1872 war er als Stadtbaumeister in Barmen tätig. 1872/73 schied er aus dem städtischen Amt und wechselte zur Bergisch-Märkischen Industriegesellschaft, wahrscheinlich bis 1886. Seine Gehilfen musste Fischer selbst bezahlen, denn erst 1866 erhielt er den ersten von der Stadt Barmen besoldeten Gehilfen.
1856/61 entstanden die Schulen auf Westkotten, im Kohlgarten, am Haspel, an der Dieker Straße und auf dem Kothen, außerdem das spätere Realgymnasium Winklerstraße, die Höhere Töchterschule in Oberbarmen, Sternstraße 75. Weitere Bauwerke: In Unterbarmen und Wupperfeld jeweils das dritte Pastrorat, das Waisenhaus der lutherischen Gemeinde, das Missionshaus und die städtische Turnhalle an der Heckinghauser Straße, Anbauten an die Schulen Brucher-, Rittershauser- und Heidter Straße, die erste katholische Schule, Umbau des Gesellschaftshauses der Concordia in der Parlamentsstraße und des Vereins für Kunst und Gewerbe, die Durchführung des Kleinen Werth und des Rauen Werthes, Bau der Kothener-, Leimbacher-, Westkotter-, verlängerten Werle´- Heidter Schul- und Kampstraße. Außerdem wurden in diesen fünf Jahren rund 250 neue Wohnhäuser und 100 Fabriken errichtet, welche Fischer zum größten Teil projektiert hat.
In den Jahren 1861/62 war die Bautätigkeit in Barmen, das 1856 erst 43.000 Einwohner hatte, aber Ende 1862 schon 54.000 Bürger zählte, besonders rege. Ausgeführt wurden Wohnhäuser und Fabriken für Schüller und Barthels (-Feldhoff) an der Schillerstraße (heute Brändströmstraße), Saatweber & Co. In Wichlinghausen, Höltring am Loh, Greef-Bredt, Rossbach, sowie manche Färbereien. Ein weiteres Beispieljahr aus Fischer Baubilanz, als Barmen 1865 60.000 Einwohner zählte: Wichlinghauser Kirche, Pastrorat der reformierten Gemeinde Oberbarmen, Gebäude der höheren und niederen Gewerbeschule auf dem „Lommschen Grundstück“, Evangelisches Vereinshaus am Bahnhof in Barmen, Hotel Vogeler auf „Fischers Bleiche“, Anbau am Amtsgerichtsgebäude in der Sedanstraße, Viehmarkthalle auf dem Carlsplatz (heute Geschwister-Scholl-Platz), sowie die Anlage von Bürgersteigen in der Heubruch-, Wupper-, Schuchard- und Haspeler Straße. Krieg und Cholera-Epidemie ließen 1866 nur die Vollendung begonnener Bauwerke zu. 1867 entstanden die höhere Töchterschule am Carlsplatz, Volksschulen in der Korzert und am Krühbusch, Anbauten an die evangelische Kirch-, Lichtenplatzer-, Auer- und Kohlgartenschule, Aufbauten auf die reformierte Pfarrschule, die Wichlinghauser-, Haspeler- und Dörner-Schule, ein Epidemie- und Reservekrankenhaus und die neue reformierte Immanuelskirche an der Sternstraße (Pläne von Architekt Glüer, Hamburg). 1868 wurden die Hohensteiner-, Wupperfelder- und Heckinghauser Schule errichtet. 1870 wurden die Adlerbrücke, die Gewölbebrücke in der Schönenstraße, die Kaiserbrücke und die Stennertbrücke errichtet. Kleinkinderschulen entstanden in Rittershausen und Heckinghausen, Diakonissenhaus im Springen, neues Gesellschaftshaus des Vereins für Kunst und Gewerbe, sowie das Geschäftshaus von S. & R. Wahl.
Obwohl Fischer seinen Arbeitgeber gewechselt hatte, blieb er wegen eines fehlenden Nachfolgers bis 1. April 1873 in Barmen aktiv. 1872 baute er das neue Realschulegebäude in Oberbarmen, das Carl-Duisberg-Gymnasium an der Diesterwegstraße; das Anstaltsgebäude für verwahrloste Kinder, die Rittershauser Schule auf der Klippe, die vierte katholische Schule in der Gewerbeschulstraße, das Dampf- und Waschhaus für die Krankenanstalt und die Friedrich-Wilhelm-Brücke. 1873/74 entstanden unter seiner Leitung das Gebäude des Barmer Bankvereins (ab 1932 Commerzbank) an der Winklerstraße (Plan: Hermann Otto Pflaume), drei Wasserleitungen am Wichelhausberg, Ochsenkamp und auf dem Wesenfeldschen Terrain in Heckinghausen, wo er auch den 330 Fuß hohen Schornstein niederlegte und neue Bauplätze erschloss. Auch außerhalb Barmens entstanden nach Fischers Plänen öffentliche Bauten und Häuser.
Den intensiven Forschungen von Ruth Meyer-Kahrweg ist zu verdanken, das August Fischers Arbeitsbilanz im Grundwerk „Architekten und ihre Bauten im Wuppertal“ (Verlag Dr. Eike Pies, Sprockhövel, 2003) so detailreich dargestellt ist.

21.01.2008