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Grußwort

Grußwort
des Vorsitzenden des Stadtverbandes der Bürger- und Bezirksvereine Wuppertal
Prof. Dr. Wolfgang Baumann

 

Liebe Barmer,

der Stadtverband der Bürger- und Bezirksvereine Wuppertal und mit ihm die Bürgervereine aller Wuppertaler Stadtteile gratulieren den Barmern auf das Herzlichste zu ihrer über 1200 Jahre alten Geschichte und zur Verleihung der Stadtrechte Barmens vor 200 Jahren.

Politisch ist Barmen der bedeutendste Stadtteil Wuppertals, das nach seiner Gründung zunächst Barmen-Elberfeld hieß, bevor es in Wuppertal umbenannt wurde; denn in Barmen finden wir als Zentrum kommunal-politischer Legislative und Exekutive das Wuppertaler Rathaus. Dort haben der Oberbürgermeister, der Stadtrat und die Kommunalverwaltung ihre Amtssitze. Der Sitz von Stadtrat und Verwaltung weist den Stadtteil Barmen als schlagendes Herz und politisch denkenden Kopf der Stadt Wuppertal aus.

Als politisches Zentrum weist Barmen besondere Kompetenz aus, ist es doch zugleich Geburtsort und Wirkungsstätte von Persönlichkeiten, die als Politiker in der Bundesrepublik Deutschland die höchsten deutschen Staatsämter bekleidet haben, wie D. Dr. h.c. mult. Johannes Rau (Bundespräsident), Prof. Dr. Rita Süßmuth (Bundestagspräsidentin) und als Ehrenbürger Wuppertals Dr. Willfried Penner (Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages).

Geographisch ist Barmen ein wichtiges Bindeglied unseres Bundeslandes: Teile Barmens liegen im Rheinland, der überwiegende Teil liegt in Westfalen. Barmen ist – wie der unvergessene Hauptgeschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer Dr. Horst Jordan formuliert hätte – gewissermaßen der Bindestrich in Nordrhein-Westfalen.

Mit der Fröhlichkeit der Rheinländer und der Zuverlässigkeit der Westfalen haben die Barmer die ihnen zugewiesene politische Führungsrolle in unserer Stadt immer verantwortungsvoll wahrgenommen, selbst wenn sie mit den Gedanken der Politiker manchmal nicht einverstanden waren. Trotz der exponierten Position als politisches Zentrum haben die Barmer nie eine Sonderbehandlung ihres Stadtteils verlangt. Diese Bescheidenheit sollte nach ihren Vorstellungen aber nicht zur Schlechterstellung Barmens führen.

Ältere Barmer klagen über eine solche Schlechterstellung in der Stadtentwicklung, weil sie sich mit Wehmut an eine Glanzzeit erinnern, aus der markante Einrichtungen Barmens verloren gingen. Früher hatte Barmen eine eigene Stadthalle mit einer bebauten Fläche von 2.600 qm. Die Barmer Stadthalle verfügte über einen 770 qm großen Konzertsaal. Mit den Nebenräumen standen insgesamt 1.200 qm nutzbare Grundfläche zur Verfügung, in denen 1.800 Personen zur selben Zeit beköstigt werden konnten. Die Barmer Stadthalle war ein Zentrum des Wuppertaler Kulturlebens. Sie versank ebenso wie das neben ihr gelegene Kriegerdenkmal mit dem Aussichtsturm und wie hunderte von schönen Bürgerhäusern nach den Bombenangriffen des Jahres 1943 in Schutt und Asche.

In den Barmer Anlagen befand sich ab 1926 ein großzügig angelegtes Planetarium, in dem das Weltall und die Himmelskörper für bis zu 800 Besucher anschaulich dargestellt wurden. Dieses Barmer Planetarium (bei seiner Eröffnung das größte der Welt), war ein überregionaler Publikumsmagnet ersten Ranges, der ebenfalls beim Luftangriff 1943 aufgrund schwerer Beschädigungen verloren ging.

Barmen verfügte ab 1892 über ein eigenes Luftkurhaus. Das Luftkurhaus bot als anspruchsvolles Ausflugs- und Festlokal einen würdigen Rahmen für die Geselligkeit der Barmer Bürger. Tanz, Feste und Kaffee auf der Aussichtsterrasse, die einen herrlichen Blick in das landschaftlich reizvolle Murmelbachtal bot, zogen auch zahlreiche auswärtige Besucher an. Unterhalb der Terrasse waren als attraktive Kulisse ein künstlicher Teich und ein altes Gemäuer angelegt. Auch dieses Luftkurhaus fiel den Bomben des Jahres 1943 zum Opfer.

Alle genannten Einrichtungen konnten mit der 1894 eröffneten Barmer Bergbahn erreicht werden, die aufgrund eines (aus heutiger Sicht wohl törichten) Ratsbeschlusses erst 1959 gegen den Widerstand vieler Barmer Bürger und des Stadtverbandes der Bürger- und Bezirksvereine Wuppertals stillgelegt wurde. Die Bergbahn war als erste Zahnradbahn Deutschlands und als erste Zahnradbahn der Welt mit elektrischem Antrieb ein Wunderwerk der Technik, das aus heutiger Sicht in Verbindung mit dem technischen Museum für Frühindustrialisierung und der Schwebebahn zu einer einzigartigen Touristenattraktion hätte ausgebaut werden können.

Durch Kriegseinwirkungen war das Barmer Heimatmuseum zerstört worden, das sich im Haus Bredt-Hübel aus dem Jahre 1784 befand. Für Barmen ging auch das Kunstmuseum in der Ruhmeshalle mit seiner wertvollen Gemäldesammlung verloren. Eine mustergültige Sportanlage, die den Wuppertalern für immer ersatzlos entzogen wurde, war das Barmer Waldstadion. Der Barmer Hauptbahnhof (Barmen hatte zeitweise zwei Bahnhöfe, an denen die Fernzüge von Bonn nach Berlin hielten) und die Barmer Hauptpost unterstrichen die ehemals herausragende Bedeutung Barmens. In seiner Glanzzeit war das Barmer Hotel „Wuppertaler Hof“ ein Treffpunkt internationaler Geschäftsleute.

Im Gebäude der Concordia befand sich ein barocker Konzertsaal, der dem Niveau des Barmer Musiklebens angemessen mit der ersten Konzertsaalorgel Europas ausgestattet war. Die bedeutendsten Solisten (z.B. Johannes Brahms am 16. Februar 1884) und Dirigenten der Welt (z.B. der in Wuppertal geborene Hans Knappertsbusch) gaben hier Aufsehen erregende Konzerte.

Doch wer an große Traditionen – ohne die wir die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten können – erinnert und Versäumnisse oder die stadtplanerischen Fehlleistungen beklagt, der darf das in Barmen noch Bestehende oder neu Entstandene nicht gering schätzen.

Das bedeutende Wuppertaler Opernhaus steht im Herzen Barmens und wird – ab 2009 mit dem Glanz der Renovierung – u.a. mit Stücken von Pina Bausch Besucher aus aller Welt anlocken.

In seiner Nachbarschaft, nur getrennt durch einen kleinen Park, in dem sich eine Skulptur des berühmten Bildhauers Alfred Hrdlicka befindet, steht das Engels-Museum (ein Wohnhaus der Familie Engels) neben der von seinem Museumsdirektor Dr. Michael Krieriem vorbildlich aufgebauten, preisgekrönten Sammlung im Museum für Frühindustrialisierung. Unweit hiervon entfernt finden wir als Schmuckstück mitten auf der Talachse eine schöne silbern-farbige Skulptur des englischen Bildhauers Tony Cragg, dessen Werke weltweit in den berühmtesten Sammlungen ausgestellt werden und der in Barmen lebt und arbeitet.

Das prächtige Gebäude der Concordia steht – wenn auch ohne Orgel und Konzertsaal – als architektonisch beeindruckendes Dokument für den Stolz einer freien Bürgergesellschaft unbeschädigt dem Rathaus gegenüber; auf dem Rathausvorplatz steht der 1979 von Bert Gerresheim geschaffene, von Vorwerk & Co. gestiftete Brunnen mit 700 bronzenen Einzelfiguren und 26 Reliefdarstellungen. Im Jahr 2001 feierte die Gesellschaft Concordia mit einer spannenden Rede ihres Mitglieds, des europaweit bekannten Unternehmers und Wuppertaler Mäzens Dr. iur. Dr. h. c. Jörg Mittelsten Scheid, ihren 200-jährigen Geburtstag. Diese Bürgergesellschaft hält bürgerliche Traditionen aufrecht und bietet ihren Mitgliedern und Gästen jeden Monat ein gesellschaftliches Programm auf hohem Niveau. Zu den prominenten Mitgliedern dieser Bürgergesellschaft zählte übrigens der deutsche Dichter Ferdinand von Freiligrath, als er in Barmen lebte.

Ein ähnliches Schmuckstück Barmens ist die neoklassistische Ruhmeshalle, in der wechselnde Kunstausstellungen des von-der-Heydt-Museums das Kulturleben in Barmen ebenso bereichern wie die zahllosen musikalischen Veranstaltungen im Gewölbe des Live-Clubs Barmen.

Der historische Schwebebahnhof Werther Brücke verleiht der Fahrt durch Barmen mit diesem weltweit einzigartigen Verkehrsmittel einen zusätzlichen Reiz.

Barmen ist eine kreative Künstlerstadt und kann auf eine reichhaltige künstlerische Vergangenheit verweisen. Bereits 1866 war der Barmer Kunstverein gegründet worden. 1894 wurde die Barmer Kunstgewerbeschule gegründet (in unmittelbarer Nachbarschaft der bereits 1863 gegründeten höheren Gewerbeschule für Ingenieurausbildung, aus der 1898 die Königlich-Vereinigte Maschinenbauschule Barmens hervorging). Die technische Kreativität wurde durch die 1897 gegründete Königlich Preußische Baugewerksschule, durch die 1900 gegründete Preußische Höhere Fachschule für Textilindustrie und durch die 1938 gegründete Höhere Fachschule für das Grafische Gewerbe gefördert. Die Kunstgewerbeschule (später Werkkunstschule) brachte unter ihren einflussreichen Lehrern Gustav Wiethüchter und Ernst Oberhoff (Schüler von Wiethüchter) zahlreiche renommierte Künstler (z.B. Jankel Adler, Cuno Fischer, Kurt Nantke, Richard Paling, Ewald Platte) hervor. Viele ihrer Werke wurden durch die Nationalsozialisten als entartete Kunst vernichtet.

Das Künstlerlokal „Palette Röderhaus“, heute (leider mit eingeschränkten Öffnungszeiten) betrieben von Marcel Thomas, war und ist ein bekannter Künstlertreffpunkt. Mit Wilfried Reckewitz, Georg Röder, Paul Röder, Adolf Röder, Eva Röder, Helmut Röder, Prof. Dr. Iro Sohn, Björn Ueberholz, Hermann Ueberholz und Walter Wohlfeld, erlangte der Ring bergischer Künstler internationale Anerkennung, ebenso wie die in Barmen ansässige, über 100 Jahren alte Bergische Kunstgenossenschaft, die unter ihrem Vorsitzenden Harald Nowoczin jedes Jahr zahlreiche Kunstausstellungen durchführt. Auch die angesehene Galerie Epikur in Unterbarmen bereichert das Wuppertaler Kunstleben, ebenso wie die als Hotel und Veranstaltungshaus betriebene ART FABRIK.

Zahlreiche renommierte Künstler (z.B. Hans-Jürgen Hiby, Krzysztof Juretko, Petra Leschus, Hansgünter Ley, Kurt Luhn, Enric Rabasseda, Jochen Roedszus) haben heute ihre Ateliers und Werkstätten in den Barmer Stadtteilen.

Mit der Choreographin Pina Bausch (mit ihrem genialen Interpreten Dominique Mercy) sowie dem Bildhauer Tony Cragg leben und wirken zwei Künstler von absolutem Weltrang in Barmen.

Mit Friedrich Engels (*1820), Friedrich Bayer (*1825), Wilhelm Dörpfeld (*1853), Friedrich Carl Duisberg (*1861), Ferdinand Sauerbruch (*1875) und Hans Peter Luhn (*1896) hat Barmen berühmte Söhne in den unterschiedlichsten Sparten hervorgebracht. Von den zahlreichen bekannten Sportlern aus Barmen soll hier nur Hans Günter Winkler (*1926) erwähnt werden.

Im Bewusstsein der Barmer bleibt unser ehemaliger (leider viel zu früh verstorbener) Bundespräsident D. Dr. h. c. mult. Johannes Rau allgegenwärtig. Der gebürtige und bekennende Barmer Johannes Rau (* 16. Januar 1931 in Barmen; † 19. Januar 2006 in Berlin), ehemaliger Oberbürgermeister Wuppertals (1969 – 1970), gehörte als Barmer Landtagsabgeordneter 41 Jahre (1958 – 1999) lang dem nordrhein-westfälischen Landtag an (9 mal wurde er von den Barmern direkt gewählt). Als „Landesvater“ Nordrhein-Westfalens war Johannes Rau zwanzig Jahre, von 1978 bis 1998, Ministerpräsident unseres Bundeslandes. Zweimal (1982/1983 und 1994/1995) bekleidete er das Amt des Bundesratspräsidenten. Die Kraft seiner Persönlichkeit führte ihn 1999 in das höchste deutsche Staatsamt. Bis 2004 war Johannes Rau Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Johannes Rau war durch seine tiefe Verwurzelung in Barmen geprägt. Er wuchs zwischen dem Barmer Nordpark und dem Klingelholl in der Wohnung seiner Eltern auf, blieb dort bis Ende der Siebziger-Jahre und zeichnete sich bis in das höchste Staatsamt durch seine gesellschaftlich ausgleichende Bescheidenheit aus, mit der er Gräben zwischen allen Gesellschaftsschichten überwinden konnte. Damit hat sich Johannes Rau in den unterschiedlichsten Bevölkerungskreisen höchste Anerkennung erworben. Johannes Rau hat die Vielfalt Wuppertals gefördert und dennoch zum Ausgleich der Interessengegensätze unter den vielen Stadtteilen beigetragen

Johannes Rau wurde für sein unermüdliches Wirken mit zahlreichen Ehrungen (1997 erhielt er von den Wuppertaler Bürgern als erster Bürger Wuppertals die „Goldene Schwebebahn“) und Auszeichnungen anerkannt, u.a. mit neun Ehrendoktorwürden (davon drei in Israel) und fünf deutschen Ehrenbürgerschaften.

Die Versöhnung mit dem jüdischen Volke war Johannes Rau ein herausragendes Anliegen, für das er sich immer wieder persönlich einsetzte. Als erster deutscher Politiker durfte er am 16. Februar 2000 vor der Knesset auftreten und seine Rede sogar in deutscher Sprache halten.

Von Johannes Raus Elternhaus erreichen wir in wenigen Minuten den jüdischen Friedhof Hugostraße, der uns dauerhaft an die Barmer jüdische Gemeinde in den Zeiten vor den Greueltaten der Nationalsozialisten erinnert. Barmens jüdische Gemeinde hat seit 2002 wieder eine Synagoge. Zur Grundsteinlegung hielt Johannes Rau eine bewegende, frei vorgetragene Rede von inhaltlich–thematisch großer Tiefe zum Verhältnis zwischen dem deutschen und dem jüdischen Volk.

Die Synagoge wurde im Zentrum Barmens auf historisch bedeutungsvollem Gelände errichtet, nämlich auf einer Teilfläche des Grundstücks der Gemarker Kirche. Die Eignung zur Bitte um Vergebung und zur Versöhnung der Deutschen mit dem jüdischen Volk folgt aus der Lage des Ortes. In der evangelischen Gemarker Kirche (erste Grundsteinlegung 1710) wurde die Barmer Erklärung am 31. Mai 1934 verfasst und verabschiedet. Mit ihr distanzierten sich die Mitglieder der bekennenden Kirche Deutschlands um Karl Barth vom diktatorischen System des Nationalsozialismus, während noch – das dürfen wir Wuppertaler nicht verschweigen – Adolf Hitler am 24. Juli 1932 in einem Triumphzug durch Elberfeld zum Wuppertaler Stadion von der Mehrheit der Wuppertaler begeistert empfangen worden war und mit den Novemberprogromen 1938 die schöne alte Barmer Synagoge an der Scheurenstraße durch Brandstiftung zerstört wurde.

In unmittelbare Nachbarschaft der evangelischen Gemarker Kirche befindet sich die katholische Kirche St. Antonius. Schon diese Nähe unterstreicht die in Barmen gelebte ökumenische Tradition. Leider zählt das alte katholische Gotteshaus zu den Opfern der Bomben des zweiten Weltkrieges.

Barmen hat von seinem Bürgermäzenatentum gelebt und ist durch großzügiges privates Bürgerengagement attraktiv geblieben. Der 1864 gegründete Barmer Verschönerungsverein – mit seinen derzeitigen Vorsitzenden Dr. Dieter Jung und Dr. Hans-Joachim Vits – und der 1892 gegründete Nordstädter Bürgerverein – mit seinen derzeitigen Vorsitzenden Dieter Mahler und dem Ehrenvorsitzenden Werner Zanner – haben in Barmen als Barmer Anlagen und als Barmer Nordpark mit dem Wildgehege Parklandschaften in fußläufig erreichbare Nähe des Zentrums gesetzt, wie man sie in anderen Städten als Produkte privaten Bürgermäzenatentums kaum finden wird. Engagierte Bürger pflegen bis heute mit persönlichem Einsatz und privaten Spenden diese schönen Barmer Parkanlagen.

Barmen ist, obwohl es durch den wirtschaftlichen Strukturwandel wie auch durch politisch provozierte Abwanderung viele bedeutende Wirtschaftsunternehmen an umliegende Gemeinden verloren hat, immer noch Sitz global agierender Unternehmen wie z.B. Arti, Gebrüder Becker, Coroplast, E/D/E, Erfurt, DuPont, Hühoco, Jac Products, Johnson & Johnson, Sachsenröder, Schmersal, Vorwerk & Co., Vorwerk & Sohn.

Die Wuppertaler Stadtwerke und der Wupperverband nehmen von Barmen aus regionale Aufgaben wahr, während die in Barmen ansässige „BARMER“ als größte deutsche gesetzliche Krankenkasse den Namen werbewirksam durch Deutschland trägt, ebenso wie die „Barmenia“ von Elberfeld aus für Barmen wirbt.

Vielfalt statt Einfalt in Wuppertal lautet die Devise der Barmer Bürger: Die Barmer haben trotz der herausragenden Bedeutung ihres Stadtteils die jeweiligen Eigenheiten, Schönheiten, Attraktivitäten aller anderen Wuppertaler Stadtteile wie Küllenhahn, Hahnerberg, Cronenberg, Sudberg, Ronsdorf, Frielinghausen-Wallbrecken, Herbringhausen, Linde, Heidt, Heckinghausen, Laaken-Eschensiepen, Kemna, Beyenburg, Langerfeld, Nächstebreck, Wichlinghausen, Dönberg, Hatzfeld, Rott, Uellendahl, Katernberg, Varresbeck, Sonnborn, Vohwinkel und vor allem Elberfelds immer anerkannt und gefördert.

Die Vielfalt und Schönheit Wuppertals entfaltet sich erst in den unterschiedlichen Stadtbildern mit etwa 15 gewachsenen Stadtteilzentren noch mehr Ortsteilen, wobei Wuppertal– etwas prosaisch – verwaltungstechnisch in 10 Stadtbezirke aufgegliedert ist. Einfältig wäre, diese gewachsene Vielfalt Wuppertals, die unsere Stadt in ihrer topographisch geprägten Anlage zum Solitär in Deutschland macht, zu zerstören, indem z.B. ein Stadtentwicklungskreis um ein künstlich gezogenes neues Zentrum – etwa das Wuppertaler Rathaus – gezogen würde. Die Stadtplanung in Wuppertal und alle städtisch-staatlichen Investitionen haben die Einzigartigkeit des Polyzentrismus am Band der Wupper mit den bergigen Hanglagen zu beachten. Die Wuppertaler Stadtplaner sind gefordert, einen in Deutschland vorbildlosen Weg zu finden, welcher der historischen Entwicklung unserer Stadt, mit ihrem aufgrund der gewachsenen Stadtteilzentren sprudelnden Leben, Rechnung trägt. Wie einer Zentrierung ist auch einer städteplanerischen Zerstörung der Innenstadtbereiche durch künstlich ausgelagerte Einkaufszentren eine Absage zu erteilen, wie wir sie in Stadtentwicklungen der USA beobachten konnten. Die Barmer wollen – wie alle Bürger – urbanes Leben in ihrem Stadtteil, wie beispielhaft das architektonisch beeindruckende Wuppertaler Brauhaus als attraktiver Kommunikationstreff in Barmen belegt.

Wer die Schönheiten Barmens erfahren will, der muss sie sich „erlaufen“: Auf der Südseite durch den Aufstieg Bendahl bis zur Höhe Lichtscheid, durch den Kothener Wald oder die Barmer Anlagen bis zum Toelleturm, hinab ins Murmelbachtal, hinauf zum Scharpenacken, mit Fernblicken über das bergische Land durch den Marscheider Wald bis zur Herbringhauser Talsperre oder durch die Kemna zum Ehrenberg bis nach Beyenburg oder auf der Nordseite durch den Nordpark bis ins Deilbachtal oder über den Kamm von Hatzfeld bis Uellendahl oder im Westen über die Hardt zum schönen Elberfeld führen viele Wege, die bei jedem Besucher tiefe und nachhaltige Eindrücke hinterlassen.

Wolfgang Baumann