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Bernhard Letterhaus

„Ihr sollt meine Zeugen sein“

(kgc). Am 14. November 1999 jährte sich zum 55. Male der Todestag von Bernhard Letterhaus, einem Barmer Jungen, der als Gewerkschafter, Politiker und Widerstandskämpfer Teil der Wuppertaler, vor allem der Barmer, Geschichte geworden ist. In Berlin ist 1944 das Urteil des Volksgerichtshofes unter Roland Freisler vollstreckt worden, das Letterhaus zu den Beteiligten am gescheiterten Hitler-Attentat rechnete. Weil 1999 auch der 105. Geburtstag zu registrieren war, ludt die Katholische Kirchengemeinde St. Johann Baptist, in der Letterhaus am 23. Juli 1894 getauft worden ist, am 14. November 1999 zu einer Festmesse mit dem Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Bernhard Antony aus Köln, ein. Anschließend wurde im benachbarten Johanneshaus an der Normannenstraße 74 a eine Ausstellung eröffnet. In der Nähe der Taufkapelle der Oberbarmer Kirche wurde bereits am 6. November 1999 durch Weihbischof Dr. Klaus Dick eine Gedenktafel enthüllt, die Beleg sein soll, für die Kraft eines lebendigen Glaubens in gottloser Zeit.

Bernhard Letterhaus wurde am 10. Juli 1894 in Heckinghausen geboren und wuchs in einem Haus auf dem Rott auf, das auf dem Grundstück Tannenstraße 136 stand. Neben seiner Lehre als Bandwirker bildete er sich weiter und musste als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Als junger Mann reiste er durch Deutschland und England, mit den Zielen eigener Fortbildung und Schulung der Arbeiter in lohn- und gesellschaftlichen Fragen. Da er beschlossen hatte, seine ganze Kraft in den Dienst der christlichen Arbeiterschaft zu stellen, übernahm Letterhaus 1927 die Aufgabe des Verbandssekretärs der Katholischen Arbeiterbewegung. Ein Jahr später stieg er für die Zentrumspartei in den Preußischen Landtag ein. Schon früh erkannte der Barmer die vom Nationalsozialismus ausgehende Gefahr und nahm als Nachrichtenoffizier im Zweiten Weltkrieg Beziehungen zu verschiedenen Widerstandsgruppen auf, um des Führers wahnsinnigen Bestrebungen ein Ende zu bereiten. Daran erinnerte sich einmal Adele Letterhaus: „Ich wußte sehr früh, daß er im Widerstand war.“ Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte und ein Spitzel sorgte dafür dass man Letterhaus, der in der „Nach-Hitler-Zeit“ als Arbeitsminister vorgesehen war, damit in Verbindung brachte. Er wurde vom Volksgerichtshof schuldig gesprochen und am 14. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Das Leben von Bernhard Letterhaus hat Heinz Wolff in der 8. Folge der im Born-Verlag erschienenen „Wuppertaler Biographien“ detailliert beschrieben. Der damalige Letterhaus-Schulleiter Hans Joachim Osse hat 1994 die bisher umfangreichste Dokumentation unter dem Titel „Nur aus Standhaftigkeit wird die Welt gerettet“ veröffentlicht, die in der Letterhaus-Schule erhältlich ist. Ruth Meyer-Kahrweg liefert dankenswerterweise in dem Standardwerk „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ nicht nur Auszüge, sondern zeigt uns Spuren, die andere hinterlassen haben und uns an Bernhard Letterhaus erinnern sollen. Am 14. November 1984 ist am Haus in der Tannenstraße eine Gedenktafel feierlich enthüllt worden und schon am 14. November 1965 wurde ein Stein zwischen Konrad-Adenauer-Straße und Am Deckershäuschen niedergelegt, wo eine Siedlung nach dem unermüdlichen Mahner für Frieden und Freiheit benannt wurde. Noch früher, 1957/58, erhielt die neue Straße westlich der Barmer St. Antonius-Kirche (im Relief der ersten Kreuzwegstation ist der ehemalige Messdiener abgebildet) den Namen Bernhard-Letterhaus-Straße. Seit dem 21. Juni 1986 ist eine besondere Patenschaft augenfällig, als am Eingang zum vorletzten Erweiterungsbau der Städtischen Katholischen Hauptschule Carnaper Straße ein Bronzerelief enthüllt wurde. Nach einem von Schulvertretern mit dem Künstler erstellten Konzept schuf Ernst Gerd Jentgens das elfteilige Relief, das in Kreuzform auf einer Haupttafel und zehn kleinen Tafeln das Leben des Märtyrers nachzeichnet. Konsequenterweise folgte 1993 die Umbenennung der Hauptschule in Bernhard-Letterhaus-Schule. Bleibt sein Ausspruch zu erwähnen, der bis in die Gegenwart aktuell geblieben zu sein scheint: „Wenn nur die Arbeiterschaft am Denken bleibt!“ Papst Johannes Paul II. stellte Bernhard Letterhaus während eines Deutschland-Besuches in die Reihe der „Männer aus der Welt der Arbeit“, die „ihr Leben für ihren Glauben und ihre Kirche hingegeben haben.“

03.11.1999