Home » 2010 » Februar » 11 (Seite 4)

Archiv für den Tag: 11. Februar 2010

Rudolf Herzog

Schriftsteller, Dichter und Erzähler
geboren 6. Dezember 1869 in Wuppertal-Barmen
gestorben am 3. Februar 1943 in Rheinbreitbach

 

Zur Darstellung seines Lebens hier einige Zeitungsartikel:
(mit Vorsicht zu genießen und im Hinblick auf die damalige Zeit!)

6. Dezember 1929

Der 60jährige Rudolf Herzog

(wjb) Am 6. Dezember wird Rudolf Herzog, der als rheinischer Schriftsteller und Dichter allgemein und über Rheinland und Westfalen hinaus bekannt ist, 60 Jahre alt. Herzog ist in Barmen 1869 geboren und lebt nun auf seiner "oberen Burg" bei Rheinbreitbach (bei Honnef) am Rhein.

Da Herzogs Schriftstellertum und Dichten seine besondere Note hat, ist es ungerecht, wenn man auch bei ihm immer mit den ewigen Vergleichen mit anderen kommt und sowohl grundfalsch als auch unanständig, wenn ein Literaturhistoriker schreibt, er sehe billig ab von dem künstlerischbelanglosen "Vordertreppenroman", d. i. der seichten Unterhaltungsware: Repräsentant etwa Richard Voß und später Rudolf Herzog. Man darf behaupten, so etwas zu äußern ist in bezug auf unseren rheinischen und deutschen Rudolf Herzog mehr als geschmacklos! Es ist gemein-unanständig und höchst dumm zugleich! Aber wie der bekannte Dichter und Schriftsteller Max Geißler schreibt: "es gehört nun mal zur Kritik der Zeit, d. h. schon um 1910, Talente wie Herzog einseitig zu entwerten. Das Leserpublikum widersetzt sich aber diesen Anschauungen und wendet solchen Schriftstellern sein Interesse zu. Es darf nicht verkannt werden, daß das Volk sich auch zu den wahren Dichtern findet, in denen ein volkserzieherischer Wert liegt. Den hat auch Rudolf Herzog, der der Schöpfer charaktervoller Unterhaltungsliteratur ist, es ist zu betonen: charaktervoller, erfüllt mit deutschem Geiste.

Eine solche Bedeutung darf man nicht einfach wegtheoretisieren, wie das die Gepflogenheit der Literaturgeschichtsschreibung aus artistischem Geiste ist. Der guten Unterhaltungsliteratur die eigentümlich deutschen Eigenschaften zu verleihen, das ist ein künstlerisches Ziel, zu dessen Erreichung Herzog wesentlich beiträgt.

Und gesunde Lebensfreudigkeit, vornehme Einfachheit, warme Vaterlandsliebe und Nationalstolz, das sind Eigenschaften, die man nicht ohne weiteres unter den Tisch fallen lassen soll bei der Beurteilung des Dichters und Schriftstellers Herzog.

Man hat diesen trefflichen Ausführungen Geißlers kaum etwas hinzuzufügen. Von den Werken Herzogs, die viele, sehr viele kennen, seien genannt die Romane Nur eine Schauspielerin, Der Graf von Gleichen, Die vom Niederrhein, Die Wiskottens, Hanseaten, Die Burgkinder, Das große Heimweh, Die Stoltenbergs und ihre Frauen, Die Buben der Frau Opferberg, Wieland der Schmied; ferner die Novellen: Es gibt ein Glück, dann auch die Dramen: Condottieri, Herrgottsmusikanten und Stromübergang, weiter eine große Ausgabe "Nibelungen", Preußens Geschichte und schließlich die Gedichtsammlungen seit 1903, denen wie viele Dichtungen Herzogs aus dieser Zeit des Weltkriegs 1915 die Sammlung "Ritter, Tod und Teufel" und 1916 eine solche mit dem Titel "Vom Stürmen, Sterben, Auferstehen" sich anfügte.

Wir wollen uns der Hoffnung hingeben, daß uns die dichterische und schriftstellerische Schaffenskraft Rudolf Herzogs, unseres rheinischen Landsmannes, noch auf Jahre hinaus erhalten bleiben möge zu Wohl und Frommen unseres rheinischen und deutschen Volkes! In diesem Sinne Rudolf Herzog an seinem 60. die besten Wünsche für alle Zukunft!

 


6. Dezember 1934

Rudolf Herzog

Zum 65. Geburtstag am 6. Dezember 1934 (Köln-Zeitung 6.12.1934)

 
Der erfolgreiche Romanschriftsteller und Dichter Rudolf Herzog gehört zu den seltenen Menschen, deren innere Spannkraft und Beschwingtheit mit den Jahren um nichts abgenommen haben. Seinen vielgelesenen Romanen aus der Welt rheinischen und hanseatischen Bürgertums – Die vom Niederrhein, Das Lebenslied, Die Wiskottens, Der Abenteurer, Die Hanseaten, Die Burgkinder, Die Stoltenkamps und ihre Frauen und viele andre – folgten in neuerer Zeit einige Werke, die eine ruhmvolle deutsche Vergangenheit und das deutsche Land zum Vorwand nehmen, dem deutschen Volk seine Heimat und Geschichte besonders nahezubringen. Es sei u. a. an das mit 200 Kupfertiefdruckbildern geschmückte Buch Deutschland, mein Deutschland erinnert, ein Lobgesang auf die Schönheiten unserer Heimat. Behandelt sein Roman Horridoh Lützow! einen Teilausschnitt aus dem gewaltigen Geschehen der preußischen Freiheitskämpfe, gesehen an der heldischen Gestalt des vor nunmehr 100 Jahren verstorbenen Führers der "wilden Jagd", so hat Herzog in seiner jüngst erschienenen Geschichte des Deutschen Volkes und seiner Führer ein Werk geschaffen, daß alle Eigenschaft besitzt, ein echtes, rechtes Volksbuch zu werden. Dasselbe gilt für die Nibelungen, eine mitreißende Nachdichtung des berufenen Heldenliedes.

 


Rudolf Herzog 65 Jahre alt

Am morgigen Tag vollendet Rudolf Herzog auf seinem Wohnsitz in Rheinbreitbach sein 65. Lebensjahr. Als Künder rheinischer Art und meisterhafter Schilderer rheinischen Lebens und rheinischer Menschen ist sein Name weit über Deutschlands Grenze hinaus durch seine Romane bekannt geworden. Wir nennen hier nur die bekanntesten: "Die Wiskottens", "Die Stoltenkamps und ihre Frauen", "Die vom Niederrhein", "Hanseaten", "Wieland, der Schmied" und "Das  ähnlein der Versprengten". In allen kommt die starke Eigenart des Dichters, das unerschütterliche und feste Eintreten für deutsches Wesen zur Geltung. Und wie in seinen Schriften, so ist auch Rudolf Herzog im öffentlichen Leben tapfer für sein Deutschtum in die Bresche gesprungen, so besonders in den Jahren, als der rheinische Separatismus unter dem Schutz französischer und belgischer Bajonette in dem schwergeprüften rheinischen Heimatland sich austoben konnte. Den Gedichten und Theaterstücken "Protektion" und "Herrenmoral", sowie dem Kriegsdrama "Stromübergang" war, wie seinen Romanen gleichfalls ein großer Erfolg beschieden.

 


6. Dezember 1939

Rudolf Herzog siebzig Jahre

Von Hermann Müller, Neuwied (Nationalblatt 2.12.1939)

Am 6. Dezember wird Rudolf Herzog, der seit Jahrzehnten dem deutschen Volke manches wertvolle Buch schenkte, siebzig Jahre alt. Vielen unserer Leser durch seine Romane und Novellen bekannt, wissen doch manche nicht, daß ihr Lieblingsschriftsteller ein Heimatgenosse ist; denn seit Jahren hat er seinen Wohnsitz auf der Oberen Burg bei Rheinbreitbach.    Die Sehnsucht nach dem Rhein bewegte den 1869 in Wuppertal geborenen Rudolf Herzog schon als Jungen. Doch sollte es noch eine lange harte Fahrt durch deutsche Städte und fremde Länder werden, bis er heimfand an den Rhein. Der Jugendwunsch, Maler zu werden, mußte der junge Herzog zurückstellen. Die drei Lehrjahre in einem Drogen- und Chemikalienhause zu Düsseldorf schenkten neben harter Arbeit sichere Kunde ferner Länder und Meere, ihrer Erzeugnisse und Besonderheiten.

Bei den Elberfelder Farbenfabriken erwarb sich Herzog weitere kaufmännische und farbentechnische Kenntnisse. Doch das Künstlerblut drängte immer wieder nach dem angeborenen Beruf, und so reiste an dem Tag seiner Großjährigkeit der junge Herzog nach Berlin, um die schönen Künste zu studieren und in der Literatur sattelfest zu werden. Aber die Literaturgewaltigen in Berlin hatten für die Erstlingswerke nur Ablehnung. Von Frankfurt am Main aus eroberte sich Herzog mit dem Roman "Frau Kunst" und dem Schauspiel "Protektion" die ersten Stiegen zum literarischen Range. Als Hauptschriftleiter der "Hamburger Neuesten Nachrichten" blieb Herzog weiterhin bei den Schreibenden, kleinere Erzählungen und einige Dramen ebneten den literarischen Weg, bis endlich mit dem Eintritt in die Schriftleitung der "Berliner Neuesten Nachrichten" sich der lange gehegte Wunsch, in der Reichshauptstadt zu wirken, erfüllte. Die ersten größeren Romane formten sich, trotz harter Berufsarbeit. Dem "Graf von Gleichen" folgte "Die vom Niederrhein". Mit "Die Wiskottens" zeichnete Herzog das Wirken der eigenen Wuppertaler Sippe. Als Frucht einer Reise nach Italien erwuchsen "Die Condottieri", ein Schauspiel, das über viele Bühnen Deutschlands, Europas und Amerikas ging. Die Erinnerungen an die Hamburger Zeit  zeitigten den Roman "Die Hanseaten".    Die wachsende Familie – drei Jungen schenkte dem Dichter die blonde Frau, und ein Mädel sollte dazukommen – weckte den Wunsch nach eigener Scholle, die dann im Burghaus zu Rheinbreitbach gefunden wurde. In dem Roman "Die Burgkinder" erblüht dieses Familienglück wieder. Reisen durch Europa, Nordafrika und die Vereinigten Staaten von Amerika weiteten den Blick des Dichters für das Auslandsdeutschtum, und so entstand der Roman "Das große Heimweh".

Während des Weltkriegs rief General Litzmann Rudolf Herzog zu sich; mit diesem kühnen Haudegen zog der Dichter durch Belgien, Frankreich und Rußland, um schließlich dem Generalstab des Feldheeres in der Abteilung "Feldpressestelle" zugeteilt zu werden. In den Liedern von "Ritter, Tod und Teufel", "Vom Stürmen, Sterben, Auferstehn" und dem Roman "Die Stoltenkamps und ihre Frauen" klingt diese Kriegszeit auf.

In das neue deutsche Werden der Nachkriegszeit greift Rudolf Herzog ein mit dem politischen Roman "Die Buben der Frau Opterberg", dem Siedlungsroman "Kameraden" und dem Roman "Wieland der Schmied", in dem der Ruf zu vertrauendem Gehorsam zu einer starken Führung aufklingt. Die Wahnsinnszeiten des rheinischen Separatismus riefen Rudolf Herzog ganz in die politische Front; die Führung des separatistengegnerischen "Rheinischen Heimatbundes" lag in Herzogs Händen, die Obere Burg wurde Zentrale des Abwehrkampfes, dem der Dichter noch sein Opfer mit dem Hinscheiden der geliebten Lebenskameradin bringen mußte. "Das Fähnlein der Versprengten" bringt Gedanken aus dem deutschen Tun des Dichters, und der Roman "Der Freiherr und die Altstadt" zeigt den Weg von der Kleinbürgerei zur Volksgemeinschaft. Dazwischen erwachsen die ganz im Menschlichen wurzelnden Romane "Kornelius Vanderwelts Gefährtin" und "Die Tänzerin und ihre Schwestern". In "Horridoh Lützow" setzt der Dichter dem
unsterblichen Reitergeist ein Denkmal.

1932 tritt Rudolf Herzog im Meinungsstreit des Wahlkampfes durch einen Aufruf im "Völkischen Beobachter" für den Führer Adolf Hitler ein. Den Roman "Elisabeth Welsers Weggenossen", ein Hoheslied auf Deutschlands Weltgeltung und koloniale Betätigung, schenkt Rudolf Herzog dem Großdeutschland Adolf Hitlers.

Siebzig Jahre: ein langer Weg, erfüllt von hartem Ringen und Streben. Doch wer Rudolf Herzog einmal in das jugendfeurige Auge geschaut hat, weiß: Sein von ihm heißgeliebtes deutsches Volk darf von ihm noch manche wertvolle Buchgabe erwarten. Und zum rüstigen Schaffen wünscht die Heimat dem Siebzigjährigen das Allerbeste: Gesundheit und tapferen Geist.

 


Rudolf Herzog erhielt die Goethe-Medaille

Zahlreiche Glückwünsche zu des Dichters 70. Geburtstag (Nationalblatt 7.12.1939)

eb. Rheinbreitbach, 7. Dez. Wie wir auf der ersten Seite unserer heutigen Ausgabe melden, wurde dem in Rheinbreitbach wohnhaften Dichter und Schriftsteller Rudolf Herzog anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres durch Kreisleiter Pg. Detlef Dern die vom Führer verliehene Goethe-Medaille überreicht. Neben dieser wurden dem Dichter noch zahlreiche andere Glückwünsche zuteil, in denen das schriftstellerische Lebenswerk Rudolf Herzogs seine Ehrung und Anerkennung findet.

Das in Rheinbreitbach befindliche Landjahrlager bereitete dem Jubilar an seinem Ehrentag eine besondere Freude, indem es vor der Wohnung Rudolf Herzogs in zackiger Ordnung aufmarschierte und ein musikalisches Ständchen brachte. Bei dieser Gelegenheit übermittelte Bezirkslandjahrführer Pg. Wältermann (Koblenz) dem Dichter die besten Glückwünsche. Rudolf Herzog, von dieser überraschenden Ehrung sichtlich berührt, dankte den Jungen für ihren musikalischen Gruß und prägte in seinen kurzen Dankesworten den Satz: "Jung sein ist keine Kunst, jung bleiben, das ist die Kunst! Und das wünsche ich euch!"

24. Februar 1999

Rudolf Ziersch

Ruth Meyer-Kahrweg

(kgc). „Duden“ und „Brockhaus“ sind als Standardliteratur untrennbar mit den Personen verbunden, die sie geschaffen haben. Im Bereich der Heimatliteratur hat Ruth Meyer-Kahrweg mit dem zweibändigen Werk „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ eine ähnliche Dokumentation erarbeitet, die bis zum Erscheinen 1991 im Born-Verlag, Vollständigkeit repräsentiert. In städtischen Fachämtern gibt es längst die Mundart „der Meyer-Kahrweg“. Als weiteren Beitrag zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals nach der an das Stadtarchiv übergebenen Dokumentation von Treppen strebte die Langerfelderin ein Architek-ten-Lexikon an, doch die Forschungsarbeiten überforderten Frau Meyer-Kahrweg gesundheitlich – die Au-gen spielten nicht mehr mit.
Suchen, lesen, sammeln, aufbereiten und organisieren, diese Tätigkeiten hat Ruth Meyer-Kahrweg in drei Jahrzehnten ausgeführt, seit sie aktiv in den Bergischen Geschichtsverein eingetreten ist, Vorträge organi-sierte und sich zur „Grande Dame“ entwickelte. Triebfeder für die Heimatforschung war stets die Freude an der Suche, bei der sie viele Hilfe erfahren hat, vor allem im Stadtarchiv. „Pausen waren immer Zeitver-schwendung,“ hat Archivdirektor Dr. Uwe Eckardt beobachtet. Spätestens mit dem ersten Vortrag über Wuppertaler Denkmäler und einem im Frohn-Verlag erschienen Buch über Elberfelder Denkmäler (aktuali-siertes Reprint von Otto Schell, 1904) in 1975 hatte Ruth Meyer-Kahrweg Feuer gefangen. Ausgestattet mit einer übergroßen Portion Ordentlichkeit ging sie ans Forschungswerk. Galt es doch, überkommene Zeugen der Vergangenheit sichern zu helfen, Wissen zu bündeln und für die Nachwelt zu erhalten. „Wir dürfen Altes nicht einfach aufgeben,“ meint Frau Meyer-Kahrweg, die das negative Image des Denkmalschutzes bedau-ert und hinzu fügt: „Wir sollten Freude am Denkmal zulassen.“
Für ihr Lebenswerk auf den Feldern der Regional-, Baugeschichte und Kulturpflege ist Ruth Meyer-Kahrweg am 17. August 2002 im Engels-Haus vom Landschaftsverband Rheinland mit dem „Rheinlandta-ler“ ausgezeichnet worden. In ihrer Laudatio erwähnte Ursula Schiefer, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, einen weitere Grund: „Frau Meyer-Kahrweg hat das kulturelle Leben in Wuppertal wesentlich mit geprägt.“ Gemeint war damit die Organisation der Vortragsreihe des Bergi-schen Geschichtsvereins. Weitere Themen: Straßenumbenennungen in Wuppertal als Demonstration nati-onalsozialistischen Geistes im so genannten „Dritten Reich“. Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in Wup-pertal von 1939 bis 1945. Meyer-Kahrwegs Liste aller damals beteiligten Wuppertaler Firmen ist ein wichti-ger Beitrag zur Aufarbeitung der Nazizeit und hat über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden.
Die zeitaufwendige intensive Forschungstätigkeit war ihr nur möglich, weil sie von ihrer Familie freigestellt worden ist. „Was ich getan habe, habe ich gerne gemacht, zumal steingewordene Denkmäler uns zu den Wurzeln der Stadtgeschichte führen,“ war ihre Reaktion auf die zahlreichen lobenden Worte, beispielsweise des damaligen BGV-Abteilungsvorsitzenden Professor Volkmar Wittmütz. Er bestätigte Meyer-Kahrweg‘s Ruf als „wissenschaftliche Autorität“, er lobte die akribische Sammelleidenschaft („Typisch Frau!“), erwähn-te auch ein anderes frühes Thema, das erst später aktuell wurde und von anderen Forschern aufgegriffen worden ist: Fremd- (Zwangs-) Arbeiter und Kriegsgefangene in Wuppertal. Die agile Frau beteiligte sich an der Spurensuche nach den Von der Heydts, der vielleicht bekanntesten Wuppertaler Familie aus Elberfeld. Ruth Meyer-Kahrweg ist das beste Beispiel für ehrenamtliches Engagement, für das weder ein Amt not-wendig und für das großes Lob nicht zu erwarten ist. Typisch Mensch ist leider auch, dass zeitaufwendige Forschungen leicht ein Menschenleben überfordern. Dann ist es wichtig, dass die Suchkette nicht abreißt.

28.12.2007

Paul Budde

Stadtteile in eigenen Liedern

(kgc). Paul Budde hat dafür gesorgt, dass „Barmen live“ ein eigenes Lied bekommen hat. „Fest mit alles“ (Refrain: „Barmen live dat Fest mit alles, der Hit in jedem Jahr, Barmen live dat Fest mit alles ist toff – dat ist doch klar“) ist der logische Titel und für den in Heckinghausen wohnenden Barmer eine Herzensangelegenheit. Natürlich ist seit 2001 auch diesem Stadtteil ein Lied gewidmet: „Schönes Heckinghausen“. Eine Strophe gefällig: Wo der Gaskessel, an der Wupper, viele Wünsche hat geweckt, vom „Deisemanns Kopp“ der Wanderer ein schönes Bild entdeckt, der Murmelbach ganz leise rauscht, wo „Kikuths Kaffee“ stand, ja da liegt Heckinghausen, was vielen ist bekannt.“

Als die Westdeutsche Zeitung 1997 ihre Leser aufgerufen hatte, Gedichte mit den Wünschen für das kommende Jahr zu schreiben, griff Paul Budde erstmals zur Feder. Plötzlich entdeckte er seine literarische Ader und aus einem Gedicht wurden viele. Thematisch beschäftigt sich Paul Budde mit Wuppertal und seinen Stadtteilen, aber auch mit Themen wie Fremdenhass: „Fremde als Freunde“. Einige Texte hat er für die „Wuppertaler Originale“ geschrieben.

Bühnenerfahrung hat Paul Budde mit der Musikgruppe „ZWAR-Singers“ aus Dortmund gesammelt. Obwohl er niemals zuvor in einem Chor gesungen oder ein Instrument gespielt hat, fielen ihm Melodien zu seinen Texten ein. Er nimmt die gesungene Version mit dem Kassettenrekorder auf. Ralf Füchsel unterlegt diese Melodien mit dem Keyboard. Gemeinsam feilen die Herren an Melodie und Text, bis das neue Lied bühnenreif ist. Den Erlös für Einnahmen aus CD-Verkäufen lässt Budde den SOS-Kinderdörfern zukommen.

Für ein Internet-Projekt der Deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik zur Bewahrung der persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse älterer Menschen hat Paul Budde 2004 seine „Wuppertaler Geschichte“ in Versen geschrieben. „Dabei ist das bei weitem nicht das erste, was ich zu Papier gebracht habe,“ lächelte der damals 67-jährige. Ein Erlebnisbericht über seine Kindheit in Südoldenburg gehört zu den Anfangswerken. „Der Zug des Lebens“ heißt ein anderes Werk.

Die Kreativität ist Paul Budde in die Wiege gelegt worden, die am 28. April 1936 im Oldenburgischen Molbergen gestanden hat. Nach der Schule ließ er sich zum Schneider ausbilden und siedelte wegen der Arbeitslosigkeit in seiner norddeutschen Heimat an die Wupper um. Er fand eine Anstellung bei den Wuppertaler Bühnen und hat sogar Kostüme für Pina Bauschs Tanztheater genäht, war mit der Truppe in Avignon, Paris und Venedig. „Eine tolle Zeit“, erinnert sich Budde: „Wenn in letzter Minute eine Umbesetzung notwendig wurde und der Ersatzmann eine ganz andere Figur hatte.“ Der Schneider sorgte in aller Eile für ein einwandfreies Kostüm – von Außen gesehen. Er gestaltete die großen Zeiten der Wuppertaler Bühnen mit!

Die Familie ist sein starker Rückhalt. Rund 45 Jahre lebt Paul Budde mit seiner Frau Brigitte zusammen, die ihm Tochter Andrea und Sohn Christian schenkte. Seiner Enkelin Jana hat er ein Lied gewidmet: „Meine Freundin“.

Seit 2006 sind Brigitte und Paul Budde Vorlesepaten in der Barmer Stadtteilbibliothek und in der Tagesstätte Hühnerstraße und leisten so einen wertvollen Beitrag im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements „(M)eine Stunde für Wuppertal“.

Online-Informationen im Internet:
http://www.das-ist-mein-leben.de; E-Mail: budde@das-ist-mein-leben.de

Barmen live
Autor: Paul Budde, 2004

Bunte Buden stehen in den Straßen, alle Händler sind op Draht,
verkopen Kunst und Spezialitäten, för jeden hantze wat.
Dat Publikum ist froh gelaunt, manches Bierken wird gezappt.
I: Auf den Bühnen ist echt wat los, – toffe Musik bringt alle auf Trab.:I

Refrain
„Barmen live“, dat Fest mit Alles, der Hit in jedem Jahr,
„Barmen live“, dat Fest mit Alles, ist toff – dat ist doch klar.

Auch die Köttels haben ihren Spaß, -Karussells dreh’n sich im Kreis,
eten Pommes – Mayo – Schokolad, ok Vanille – oder Erdbeer-Eis.
Die Ommas und Oppas sind dabei, Mutti kümmert seck öm dat Blag,
I: Dä Vatter ist schon lange unterwegs, hä schlappt den ganzen Tag.:I

Refrain

Schnell ist die Stimmung riesengroß, fast alle haben einen Lauf
bei „Barmen live“ ist richtig wat los, viele machen heute einen drauf.
Dat Fest, voll Power und Gesang, das spürt doch jeder bald,
I: „Barmen live“, vier Tage lang, ist beliebt bei Jung und Alt.:I

Refrain


Der Toelleturm
Autor: Paul Budde, 2004

Auf Barmer Höh’n, am Toelleturm, da ist es wunderschön.
Nimm Dir die Zeit, das anzuseh’n, und zum Spazierengeh’n.
Ob Sommerzeit, ob Winterzeit, Du triffst die richt’ge Wahl,
ob Herbst, ob Frühling, das ist gleich, schaue hinab ins Tal.

Gehst Du dann in den schönen Park, siehst dort den Tieren zu,
such‘ eine alte Bank Dir aus, gönn‘ Dir ein Stündchen Ruh‘.
Genieße diese heile Welt, dann kannst Du weitergeh’n,
das Herz schlägt jetzt vor Freude Dir, weil Du das Glück geseh’n.

Wenn dann im schönen Monat Mai, die Amsel singt ein Lied,
der Murmelbach ganz leise rauscht, der Rhododendron blüht,
ein Vogel dann im Mondenschein, ein Ständchen Dir noch bringt,
dann spürst Du, dass ein Glücksgefühl in Deine Seele dringt.

Steigst Du dann auf den Toelleturm, und drehst Dich dort im Kreis,
entdeckst Du was, was mancher hier in Wuppertal nicht weiß.
Du siehst den bunten Barmer Wald, vielleicht auch noch den Rhein,
viel schöner kann auch anderswo die Welt doch gar nicht sein.

Der Toelleturm in Barmen, der ist so wunderschön.
Am Toelleturm in Barmen, da gibt es viel zu seh’n.
Als Treffpunkt, in der Nähe, beliebt bei jung und alt,
steht stolz er auf der Höhe, ganz nah am Barmer Wald.


De Lütt vam Rott
Autor: Paul Budde, 2000

Zwischen Landgericht und Ollen Matt, da liegt der Barmer Rott.
Die Leute, die hier wohnen, sind sehr aktiv und flott.
Stehst Du als Fremder suchend dort, denn Straßen gibt’s hier viel,
sprich einen Rotter Bürger an, dann findest Du Dein Ziel.

Refrain
Jo, jo, die Lütt vam Rott, jo, jo, de Lütt vam Rott,
die send aktiv on flott.
Jo, jo, die Lütt vam Rott, jo, jo, de Lütt vam Rott,
die send aktiv on flott.

Als vor Jahren in der Schönebeck, das Spielhaus abgebrannt,
nahmen Rotter Bürger fottens die Zügel in die Hand.
Do woard nit lang herum gekallt, völle stonnten dann parat,
op’m Rott, do send se werklech flott, dat eß die Rotter Art.

Refrain

Die Trappe an der Eichenstroat woard ständig repariert,
man mott seck do nur wundern, dat do nit mehr passiert.
Gottes Mühlen mahlen langsam, noch langsamer die der Stadt,
do mott de Rotter Bürger draan, dann löppt ok endlech watt.

Refrain

On enn däm Rotter Sportverein, do send se ganz fidel,
se kümmern seck um de Blagen, send fast bie gedem Spoel.
Se send gewillt enn Nachwuchsarbeit völl tu investier’en,
ok wenn dat Risiko eß groat, de Besten tu verlier’en.


Rittershausen
Miteinander in Wuppertal

Autor: Paul Budde, 2003

Wo Friedrich Engels einst gelebt, wo bunte Bänder man noch webt,
dort – wo Rittershausen liegt, mit der Schwebebahn uns grüßt,
wo man gern vom Bahnhof winkt, wo man frohe Lieder singt,
wo sehr viele Menschen, trotz verschiedener Grenzen, miteinander fröhlich sind.

Refrain
Das ist Wuppertal, wo die Arkaden steh’n,
die Rathaus-Galerie, vieles gibt es hier zu seh’n,
Stadthalle und Zoo, Brauhaus und Loh,
ja, ja und Rittershausen – Multi kulti stimmt uns froh.

Wo der viele Regen fällt, wo Kinder kommen auf die Welt,
den Regenschirm schon in der Hand, schnell ist er dann aufgespannt,
wo man dann dat Schirm mal schwingt, wo man frohe Lieder singt,
wo sehr viele Menschen, trotz verschiedener Grenzen,
miteinander fröhlich sind.

Refrain

Wo die Wupper, manchmal rau, durch die grüne Rosenau,
zügig Richtung Stennert fließt, die Jugend viele Tore schießt,
aus der Färberei man winkt, wo man frohe Lieder singt,
wo sehr viele Menschen, trotz verschiedener Grenzen,
miteinander fröhlich sind.

Refrain


Schönes Heckinghausen
Autor: Paul Budde, 2001

Wo der Gaskessel an der Wupper, viele Wünsche hat geweckt,
vom „Deisemanns Kopp“ der Wanderer ein schönes Bild entdeckt,
der Murmelbach ganz leise rauscht, wo Kikuth-Kaffee“ stand,
I: ja, da liegt Heckinghausen, was vielen ist bekannt. :I

Refrain
Heckinghausen, ein Teil von unserer Stadt,
wo die aulen Heckinghuser kallen gään ens platt.
Heckinghausen, sei gegrüßt viel tausendmal,
I: du schönes Fleckchen Erde, im grünen, grünen Tal. :I

Wo hunderttausende Menschen zum Bleicherfest gern geh’n,
in aller Herrgottsfrühe an den Trödelständen steh’n,
wo gefeilscht wird, ohne Ende, bis man sein Schnäppchen macht,
I: ja, ja, in Heckinghausen wird gefeiert und gelacht. :I

Refrain

Wo die Kaufleute sehr rege, das Lazarus-Haus steht,
der Bürger stets zum Oldtimer-Treff und Westernabend geht,
vom Werleberg manch schöner Weg zum Toelleturm hinführt,
I: ja, das ist Heckinghausen, wo der Bezirksverein regiert. :I


Der Gaskessel – ein Wahrzeichen?
Autor: Paul Budde

Nah an der Wupper, in Heckinghausen,
steht ein großes Utensil.
Mancher empfindet großes Grausen,
weil man das Ding erhalten will.

Ob nun Museum oder Theater,
egal, wer dieses Spiel gewinnt,
man spürt schon jetzt den großen Kater,
wenn das den Bach hinunterrinnt.

Trägt auch das Land zum Teil die Kosten,
weil’s unter Denkmalschutz gestellt.
Man denke an die Folgekosten,
das ist doch unser aller Geld.

Nicht nur die Optik ist sehr wichtig,
man spürt es an der Stadionwand,
denn wählt man dort den Platz nicht richtig,
dann hat man bald den Schirm zur Hand.

Und g’rad in dem Kulturzylinder
will man nicht gern im Regen steh’n,
sonst kann man gleich mit Frau und Kinder
in Wuppertal spazierengeh’n.


Das Bleicherfest
Autor: Paul Budde, 2004

Bleicherfest in Heckinghausen, Bleicherfest – wie jedes Jahr,
seit langer Zeit schon, ohne Pausen, stellt es sich den Bürgern dar.
Mutter, Vater und auch Kind, warten schon seit langer Zeit,
weder Regen, noch der Wind, bringt sie in Verlegenheit.

Refrain
Bleicherfest, das ist der Hit,
Bleicherfest, das hält uns fit.
Denn das ist seit langem klar,
hier kommt sich der Bürger nah.

Bleicherfest mit den Vereinen, Bleicherfest für jung und alt,
früh sind sie schon auf den Beinen, denn das Fest lässt keinen kalt.
Trödelmarkt in vielen Straßen, Jubel, Trubel, Heiterkeit,
keiner möchte sie verpassen, die günstige Gelegenheit.

Refrain

Tausende zieh’n durch die Gassen, jeder sich sein Schnäppchen sucht,
tausendmal auch „hoch die Tassen“, mancher es auch so versucht.
Jeder dann auf seine Weise, jeder so auf seine Art,
zum Bleicherfest lohnt sich ‚ne Reise, jedes Jahr, drum „gute Fahrt!“

Refrain


Dä Held van Hekenkusen
Autor: Paul Budde, 2002

Em twentigten Johrhongert, do lewten dä Peter Held.
Hä kongelte met Allerlei, en Barmen on Elberfeld.
Dagsöwer op de Strote, et Naits woar hä em Busch,
I: on troff hä dann ens Blagen, reepen se „Husch Husch“. :I

Refrain
Hekenkusen – jo, do woar hä tu Hus,
Hekenkusen – van do kam dä Husch Husch.
Bault geden Dag, sinn Lewen lang, tröck dat Original
I: met sinnem Margarinekäsken, dörch ganz Wopperdal.:I

Hä makden schon ens Ärger, leiten seck met Schutzlütt aon,
die kreegen enn fix am Schlawitt, hä kom ent Gefängnis dann.
On woar hä wi’er druten, satt hä seck denn Schlapphot op,
I: nohm dat Kartönken ongerm Arm, on schnappten seck sinn Stock.:I

Refrain

On bault en geder Weatschaft, versöckte hä emmer wi’er,
sinne Saken tu verkoopen, dat leep soa godd nit mear.
On wenn de Lütt nix nohmen, odder hadden gakin Geld,
I: dann talften hä, ganz knaatschig, dörch Barmen on Elberfeld.:I

Refrain


Langerfeld
Autor: Paul Budde, 2004

Ganz nahe am Westfalenland, am Langerfelder Markt,
steh’n Schieferhäuser interessant, von ganz besond’rer Art.
Der Giebel, dort am Ehrenmal, lädt zum Betrachten ein,
die Wirtsleute sind sehr aktiv, servieren Bier und Wein.

Refrain
Am Langerfelder Markt ist wieder Fete,
in Langerfeld ist wieder mal was los.
Hier wird gefeiert mit und ohne Knete,
ja, in Langerfeld, da trifft sich, klein und groß,
ja, ja, in Langerfeld, da trifft sich klein und groß.

Von allen Seiten kommt man gern, freut sich auf’s Wiedersehn,
und viele frohe Gäste sind’s, die an der Theke steh’n.
Die Stimmung steigt, der Spaß ist groß, der Funke überspringt,
es wird geschunkelt und gelacht, und man dann wieder singt.

Refrain

So feiert man mit Freunden dann, bis in die tiefe Nacht.
Die Nachbarschaft, sie wird gepflegt, bis das die Bude kracht.
Wo blieb die Zeit, sich mancher dann, am nächsten Morgen fragt?
Da war ja wieder echt was los, der Nachbar zu ihm sagt.

Refrain



Beyenburg – eine Idylle im Grünen

Autor: Paul Budde, 2004

Beyenburg, ein schöner Ort, durch den die Wupper fließt,
wo vom Berg die Klosterkirche aus der Ferne grüßt.
Die Altstadt und der kleine See laden herzlich ein,
I: hier ist es schön, hier lebt man gern, egal – ob groß, ob klein.:I

Refrain
Beyenburg – wo die Klosterkirche steht,
Beyenburg – wo man gern spazieren geht.
Wo der Vogel im Wald so fröhlich singt,
der Fisch im Wasser vor Freude springt.
I: Da ist es herrlich, da ist es schön, da gibt es so viel zu seh’n.:I

Beyenburg, umrahmt von Bergen, strahlt viel Ruhe aus,
enge Gassen, schmale Treppen, die Bank vorm Fachwerkhaus.
Kommst Du in den schönen Ort, genieße den Augenblick,
I: bevor Du gehst, drehe Dich um – und schau noch mal zurück.:I

Refrain

Beyenburg, aus steiler Höh‘, sieht sehr romantisch aus,
vom Bilstein und vom Wuppersteg beeindruckt jedes Haus.
Verweile dort, dann spürst auch Du, warum der Ort bekannt,
I: als die allerschönste Perle im „Bergischen Land“.:I

Refrain


Der Traum
Autor: Paul Budde, 1998

Es war heute Nacht wie in einem Rausch,
ich träumte von Stücken von Pina Bausch.
Wie dort Tänzerinnen und Tänzer probieren,
sich selbst darzustellen und sich nicht zieren.

Dutzende Male werden Szenen gestellt,
immer noch mal, bis es Pina gefällt.
Jeder kann seine Ideen mitbringen,
Pina sorgt dann für gutes Gelingen.

Muss man auch sehr viel Kraft investieren,
es lohnt sich stets, etwas auszuprobieren.
Was am Ende dann davon übrig bleibt,
entscheidet sich im Laufe der Zeit.

Ich hätte gern gewusst, wie es weiter ging,
doch ich wurde wach, der Traum verging.
Was blieb, war die Freude auch dieses Mal,
dass Pina ja Kunst macht in Wuppertal.

Paul Decker

Paul Hartmann

(kgc). Paul Hartmann ist als letzter Oberbürgermeister der Stadt Barmen (bis 31. Juli 1929) und erster Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal (ab 1. August 1929) in die Stadtgeschichte eingegangen. Es war keineswegs selbstverständlich, dass er sich gegen seinen Elberfelder Kontrahenten und Amtsnachbarn Max Kirschbaum durchsetzen konnte.
Hückeswagen, Remscheid, Wuppertal
Paul Hartmann wurde 1869 in Hückeswagen geboren. Die Familiengeschichte wollte es so, dass er in Barmen und Wuppertal von 1912 bis 1931 und sein Bruder Walther von 1914 bis 1937 in Remscheid das gleiche politische Amt bekleideten.
Erfolge
Paul Hartmann amtierte von 1912 bis zur Aufgabe der kommunalen Selbstständigkeit Barmens 1929 als Oberbürgermeister. In seine Amtszeit fielen die Fertigstellung und Einweihung des Barmer Rathauses im Jahr 1921 und die Eingemeindung von Langerfeld und Nächstebreck 1922. Unter seiner Leitung entstand auf dem Lichtenplatz das Bergische Stadion (heute Standort der Bereitschaftspolizei an der Müngstener Straße) und Am Clef ein leistungsfähiges Fernheizkraftwerk, das Adolf Vorwerk und der Barmer Bergbahn AG abgekauft worden ist.
Nase vorn
Das erste Stadtparlament wählte Paul Hartmann am 21. Dezember 1929 zum ersten Bürger. Da der Name Wuppertal erst 1930 beschlossen wurde, trug die neue Kommune als Zusammenschluss von Barmen, Beyenburg, Cronenberg, Elberfeld und Ronsdorf zunächst den Namen Elberfeld-Barmen.
Bei der Wahl erhielt Paul Hartmann 39 Stimmen, während auf den Gegenkandidaten, den Elberfelder Oberbürgermeister Max Kirschbaum 20 Stimmen entfielen. Dieses Ergebnis entsprang keinem Zufall. Von den 76 gewählten Stadtverordneten gehörten 45 den bürgerlichen Parteien und 31 den Linken an. Sozialdemokraten und Kommunisten sahen sich außerstande, den vom katholischen Zentrum vorgeschlagenen und vom bürgerlichen Lager unterstützten Paul Hartmann zu wählen.
Unfriede
Dass die Sitzung des neuen Stadtparlaments im Elberfelder Rathaus (heute: Verwaltungshaus am Neumarkt) nicht friedlich, sondern stürmisch verlief, darüber berichtete Historiker und Journalist Kurt Schnöring in seinen Rückblicken: Die Kommunisten, mit 13 Sitzen nach den Sozialdemokraten (18 Mandate) zweitstärkste Fraktion, störten mit lautstarken Zwischenrufen die Sitzung. Nachdem die KPD-Stadtverordneten die „Internationale“ angestimmt hatten, wurde ihr Sprecher Willy Spicher nach einem Bericht des „General-Anzeigers“ von herbeigerufenen Polizeibeamten „gepackt und, da er sich auf den Boden warf und an Tischen festhält, hinausgeschleift.“ Und der KPD-Fraktionschef Otto Dattan, „der die Sozialdemokraten und das preußische Militär in verletzender Form beleidigte“, musste ebenfalls den Sitzungssaal verlassen.
Schwierige Zeit
In seinem neuen Amt als Wuppertaler Oberbürgermeister wurde Paul Hartmann mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Arbeitslosenzahl stieg auf 37.000 an. Es kam immer häufiger zu Demonstrationen und Straßenunruhen. Der 61-jährige gab auf und trat am 15. Januar 1931 zurück. Der General-Anzeiger der Stadt Wuppertal (heute: Westdeutsche Zeitung) bescheinigte dem scheidenden OB: „Charakterfest, unantastbar. In seiner Kenntnis der verwickelten örtlichen Verhältnisse war ihm die beste Gewähr gegeben, für eine ersprießliche Arbeit zum Wohle der Gesamtheit, die er unter leidenschaftlicher Berücksichtigung der einzelnen Stadtteile durchgeführt hat. Er hat vieles überbrückt und gemildert.“
Verdienste
Paul Hartmann ist 1942 73-jährig in Köln gestorben. Um die Erinnerung an den Oberbügermeister zu bewahren, wurde am Landgericht ein Weg „Hartmannufer“ benannt.

Paul Herzog

(kgc). Nachdem am 8. Mai 1904 der Heidter Bürgerverein gegründet worden war, übernahm der Mitgründer Salomon Ernst Wahl den Vorsitz und amtierte bis etwas 1914. Das genaue Datum ist nicht bekannt. Deshalb ist auch die Übernahme des Vorsitzes durch Paul Herzog nicht genau bekannt. Baunternehmer Herzog führte den Verein, bis dieser auf Druck der Nationalsozialisten noch vor dem Zweiten Weltkrieg praktisch einstellen musste.
Der am 5. November 1876 auf dem Barmer Heidt geborene Paul Herzog war in Vereinen und Organisationen des Baugewerbes start engagiert. So war er vor 1933, dem Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme, über zehn Jahre Obermeister der Baugewerksinnung. Diesen Posten musste er niederlegen, weil er den Führenden der NSDAP nicht genehm war. Von 1945 bis 1950 war Herzog erneut Obermeister, dann Ehrenobermeister. Am 4. April 1956 ist er einem Herzschlag erlegen. Hermann Josef Brester, einer von Herzogs Nachfolgern: „Für den Heidt, die Barmer Südstadt, hat er eine sehr große Bedeutung, weil der die Geschichte nicht nur erforschte und sein Wissen in Vorträgen weitergab, sondern 1911 auch in einer Broschüre publizierte und damit der Nachwelt festhielt. Alle, die nach ihm die Südstadt exakt beschreiben wollten, verdanken Paul Herzog viel!“

Lesetipp
„Der Heidt“, seine Geschichte und seine Entwicklung“, Vortrag von Paul Herzog, gehalten im Mai 1911 im Heidter Bezirksverein, Barmen 1911. Nachdruck Barmen 1979.

Paul Humburg

Als sich der Rat der Bekennenden Kirche im Rheinland 1934 gebildet hatte und für seine amtlichen Schreiben ein Siegel haben musste, schlug Pastor D. Paul Humburg ein Wort vor, das er einmal auf einem Grabstein in den Niederlanden gelesen hatte: „Teneo, quia teneor“ (Ich halte durch, weil ich gehalten werde). Dieses Wort galt nicht nur für die Bekennende Kirche in den schweren Zeiten des Kirchenkampfes im Nationalsozialismus, sondern es steht auch über dem Leben von Paul Humburg, diesem unerschrockenen und treuen Zeugen der freien Gnade Gottes. In Anerkennung seiner Ver-dienste um die „Barmer Theologische Erklärung“ ist die Straße hinter der Gemarker Kirche nach ihm benannt.

Paul Humburg wurde am 22. April 1878 in Mülheim am Rhein, heute Kölner Stadtteil, als Sohn des Fabrikanten und Kaufmanns Otto Humburg geboren. Einen wesentlichen Einfluss übte seine Mutter auf seine spätere Entwicklung aus. Mit seinem Bruder Fritz, der später als Fabrikant in Barmen tätig war und eine Zeitlang das Amt eines Kirchmeisters in der reformierten Gemeinde Gemarke versah, besuchte Paul Humburg in seiner Jugend den Jungmännerverein, dessen Vorsitzender sein Vater war. Humburg sagte von dieser Zeit: „Uns Kindern wurde von vornherein eingeprägt, dass unsere Heimat bei denen sein müsste, die den Herrn Jesus lieben.“ Im Alter von 14 Jahren erfuhr er die ent-scheidende Wende seines Lebens.

Paul Humburg studierte in Halle, Erlangen und Bonn Theologie. Als er das Stipendium Berhardinum erhielt, konnte er in Utrecht/Niederland sein Studium fortsetzen. Diese Zeit ist für ihn besonders wich-tig gewesen, da er nicht nur fleißig studierte, sondern sich auch in der damals noch jungen Deutschen Christlichen Studentenvereinigung aktiv beteiligte. Er wurde schon als Student in den Vorstand ge-wählt, wo besonders Graf Eduard von Pückler einen großen Einfluss auf ihn ausübte. In den Sommer-ferien besuchte er London, um mit dem christlichen Leben in England bekannt zu werden. Nach sei-ner Vikariatszeit in Viersen und seiner Hilfspredigerzeit an der Christuskirche in der Gemeinde Unter-barmen wurde Humburg 1906 Pastor in der Gemeinde Dhünn bei Wermelskirchen. Es war die Heimat seiner väterlichen Vorfahren. Dort blieb er bis 1909. Mit aller Klarheit und Freudigkeit verkündete er das Evangelium. Als Prediger und Seelsorger machte er sich über Ortsgrenzen hinweg einen guten Namen. 1909 wählte ihn die reformierte Gemeinde in Elberfeld zu ihrem Pastor in den 5. Bezirk an der neuen Kirche. Die wöchentlichen Bibelstunden wurden so stark besucht, dass das Gemeindehaus „Nordwest“ gebaut werden musste. Humburg kümmerte sich um Alkoholgefährdete und hatte immer offene Ohren für gestrandete Menschen, die er manchmal von der Straße nach Hause mitbrachte.
Im Ersten Weltkrieg ging Paul Humburg als freiwilliger Prediger an die Ostfront, um letztlich 250 Sol-datenheime einzurichten, damit die abgelösten Soldaten Ruhe und Erholung finden konnten. Nach Kriegsende 1918 nahm Humburg eine einflussreiche Stellung ein, die im damaligen deutschen Heer einmalig gewesen ist. Höchste Kommandostellen schenkten ihm ihr Vertrauen. Die Leitung der Deut-schen Christlichen Studentenvereinigung hielt Humburg für den richtigen Mann, der Verständnis für die akademische Jugend hatte und ihr den Weg zum Heil in Jesus Christus zeigen konnte. So wurde er 1919 zum Generalsekretär der DCSV nach Berlin berufen. Er reiste von einer Universität zur ande-ren und half jungen Akademikern. Aus familiären Gründen ließ sich Humburg 1921 zum Bundeswart des Westdeutschen Jungmännerbundes wählen und zog nach Barmen. Das Wuppertal war schon immer seine geistliche Heimat gewesen.

Am 3. August 1919 verlieh die Theologische Fakultät der Universität in Bonn Paul Humburg die Würde eines Lizentiaten der Theologie. Am 5. Juni 1928 wurde der Doktor der Theologie ehrenhalber hinzu-gefügt.

Die Evangelisch-Reformierte Gemeinde Barmen-Gemarke wählte ihn 1929 zu ihrem Pastor. 51-jährig zog er mit seiner Familie in das Pfarrhaus in der Heinrich-Janssen-Straße 16. Den Gemeindedienst nahm er mit allen Aufgaben überzeugend und gerne wahr. Nach der Machtübernahme wollten die Nationalsozialisten um Adolf Hitler 1933 auch die Kirchen wie alle anderen Organisationen im Staat gleichschalten. Für die evangelischen Kirchen sollten die „Deutschen Christen“ das trojanische Pferd sein, durch das die neue Weltanschauung in die Kirchen eindringen wollte. Sie wussten sich mit groß-artigen Versprechungen zu tarnen und behaupten und betrieben Volksmission. Bald konnten die Na-zis nicht mehr verbergen, dass sie die Macht und Posten in den Gemeinden und in der ganzen evan-gelischen Kirche haben wollten. So standen die evangelischen Christen vor der Entscheidung: wollen wir bei dem Wort Gottes und dem Bekenntnis der Gemeinde bleiben, oder folgen wir dem Mann und Diktator, der die Kirche seiner nationalsozialistischen, heidnischen Weltanschauung unterwerfen will? Paul Humburg gehörte zu den Pastoren, die sogleich klar erkannten, dass es nur eine Entscheidung für Christus und sein Wort geben konnte. In Predigten, Ansprachen und Vorträgen sagte er mit aller Deutlichkeit, dass die Gemeinde sich durch die „DC“ nicht irre machen lassen dürfe. Manche, die bis dahin für entschiedene Bekenner Jesu Christi gehalten wurden, verfielen dem Bann und der Schwär-merei dieser Sekte. Der aus einer national eingestellten Familie stammende Humburg, der sich an-fänglich noch hatte von Hitler blenden lassen, widerstand und warnte! Deshalb wollten die Nazis die-sen unbequemen Mann loswerden. Der Gauobmann der „Deutschen Christen“ beurlaubte ihn schon 1933 und drohte mit Verhaftung. Humburg ließ sich nicht einschüchtern und tat weiter seinen Dienst. Der „Meister des Wortes“ predigte und redete, schrieb Bücher und Aufsätze für Broschüren.

Die erste freie reformierte Synode, zu der Abgeordnete aus ganz Deutschland Anfang Januar 1934 nach Gemarke gekommen waren, wählte Paul Humburg zu ihrem Vorsitzenden. Was er sagte, war von geistlicher Vollmacht getragen. In der ersten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 29. bis 31. Mai 1934 in der Gemeinde Gemarke ist die weltweit bekannt gewordene „Bar-mer Theologische Erklärung“ beschlossen worden. Humburg war dabei! Dass ihm auch die Gabe der Leitung einer so großen Versammlung verliehen war, wurde von seinen Brüdern dankbar anerkannt. Auf dem Rheinisch-Westfälischen Gemeindetag „Unter dem Wort“ am 18. März 1934 in der Dortmun-der Westfalenhalle sagte er vor 25.000 Zuhörern: „Jesus hat uns diesen Kampf verordnet, und wir setzten unsere Kraft und unser Leben dafür ein, dass die Botschaft rein und lauter erhalten bleibt: Er ist für alle gestorben.“ Im August 1934 wurde Humburg von der Rheinischen Bekenntnissynode zu ihrem Präses gewählt und blieb dabei Gemarker Pastor.

Die Leitung der Bekennenden Kirche ließ ihn immer mehr ins Blickfeld von Hitlers Geheimer Staatspo-lizei rücken. Verhöre, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen musste er öfter sich ergehen lassen. Aufenthalte in Gefängnissen schwächten zwar seine Gesundheit, nicht aber seine Gewissheit, den rechten Weg zu gehen. Die aufsehenerregende Predigt vom 3. Mai 1936 in der Gemarker Kirche zur Sorge um die Jugend wurde in einer Auflage von 200.000 Exemplaren verbreitet und gilt als Mosaik-stein im Leben des Paul Humburg. Otto Dibelius, späterer Bischof von Berlin dazu: „Wir hatten ein unbegrenztes Vertrauen zu seiner seelsorgerlichen Vollmacht.“ Humburg zum geforderten bedin-gungslosen Bekenntnis der Hitlerjugend für ihren Führer: „Das Versprechen, ganz in der nationalso-zialistischen Bewegung aufzugehen , dem Führer und Reichsjugendführer Treue zu halten, unbeding-ten Gehorsam zu leisten und nie von Führer und Fahne abzufallen – eine solche Massenverpflichtung unmündiger Kinder ist eine Herabwürdigung des Eides und zugleich eine Vergewaltigung der Kinder. Das ist Knospenfrevel!“ Für diese Rede sollte Paul Humburg gerichtlich belangt werden. Er profitierte von einem Freund der Bekennenden Kirche im Reichsjustizministerium, der den Vorgang im Akten-berg immer wieder von oben nach unten legte.

Am Ende seines Leben rechnete Paul Humburg aus, dass er 38 Jahre im Wuppertal Dienst getan habe. Hier wuchsen seine Kinder heran, drei Söhne und drei Töchter. Eine vierte Tochter war bald nach ihrer Geburt in Berlin gestorben. Von seinen vielen Dienstreisen, während der er jungen Men-schen die frohe Botschaft bezeugte, kehrte er immer wieder glücklich in die familiären Arme zurück. In Barmen konnte er ausruhen und neue Kräfte sammeln. Oft zitierte er das Wort: „Ein ganzes Schiff voll jungen Lebens ist wohl ein altes Leben wert.“

Krankheit überschattete die letzten Lebensjahre. Paul Humburg musste am 1. Januar 1943 in den Ruhestand treten. Mit dem von einem Fliegerangriff am 30. Mai 1943 in Asche gelegten Pfarrhaus verlor er nicht nur seine persönliche Habe, sondern auch Manuskripte und Schriftwechsel. Auch seine Gemeinde Gemarke wurde schrecklich zerbombt. Er fand zunächst in Süddeutschland ein Unterkom-men und nahm wehmütig Ende August noch einmal Abschied vom Tal. Er reiste nach Ostfriesland, doch schließlich nahm ihn das Diakonissenmutterhaus in Detmold auf. Zu den schweren Leiden ge-hörte die Amputation des linken Beines und der Verlust des Augenlichtes. Schließlich verstarb er am 21. Mai 1945 und wurde am 31. Mai auf dem Friedhof an der Hugostraße beigesetzt. Bischof Hanns Lilje würdigte Dr. Paul Humburg so: „Er war ein Mann mit einer einzigartigen Verbindung von völlig natürlicher, freundlicher und fröhlicher Menschlichkeit mit einem biblischen Ernst, der vor Gottes An-gesicht wandelte.“

Literaturhinweis:
„Wuppertaler Biographien“, 13. Folge, Paul Humburg, Autor Robert Steiner, Born-Verlag, Wuppertal, 1977.

Paul Peter Muckenhaupt

Als Sohn eines Wuppertaler Industriellen wurde Peter Muckenhaupt am 28. Februar 1950 geboren. Ab 1956 besuchte er die (Hoch-)Barmer Grundschule Marper Schulweg, die sich in der Nähe seines Elternhauses befand. Er ging im Anschluss auf das noch heute renommierte Carl-Duisberg-Gymnasium in Wuppertal-Oberbarmen. Schon dort machten sich seine Ambitionen deutlich, sich für andere einzusetzen und zu engagieren. Von der Mittelstufe bis zum Abitur war er als Schulsprecher und im Schulparlament tätig. Zu seinem Abitur im Jahre 1969 wurde er von Direktor Dr. Klemm wegen seiner außergewöhnlichen Verdienste als Schulsprecher und der Tätigkeit im Schulparlament geehrt.
Im Anschluss begann Peter Muckenhaupt mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sein Ziel war, in das mittelständische Familienunternehmen Muckenhaupt & Nusselt einzusteigen.
Familie
Nachdem er 1974 sein Studium als Diplomkaufmann abgeschlossen hatte, heiratete er im Januar 1975 seine Frau Ute Muckenhaupt. Für seine beiden Töchter und seinen Sohn, war Peter Muckenhaupt stets ein vorbildlicher und fürsorglicher Vater.
Familienunternehmen
Um Berufserfahrungen außerhalb des Kabelwerkes Muckenhaupt & Nusselt zu sammeln, arbeitete Peter Muckenhaupt zwei Jahre bei der Firma Merck Telefonbau GmbH, für die er sich schon während seines Studiums interessierte.
Am 1. März 1977 trat Peter Muckenhaupt in der nunmehr dritten Generation in die eigene Firma ein und wurde am 1. Januar 1982 zum Geschäftsführer der Muckenhaupt & Nusselt GmbH & Co. KG bestellt.
Mitmensch
Peter Muckenhaupt war ein äußerst verantwortungsvoller Unternehmer, der sich für die Region, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Verbreitung des Leitbildes nachhaltigen Wirtschaftens über sein Unternehmen hinaus eingesetzt hat.
Er hat in vorbildlicher Weise einen „Unternehmer-Typ“ verkörpert, für den unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft einen hohen Stellenwert hatte. Dies bezieht sich vor allem auf die Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie den hohen Stellenwert von betrieblichem Umweltschutz und nachhaltigem Wirtschaften.
Bereits seit Anfang der 90er Jahre hat er die Zusammenarbeit mit Studenten, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen unterstützt. Dabei ging es ihm nicht nur um die Unterstützung der Studenten, sondern immer auch um die Suche nach innovativen Lösungen und einer Entwicklungsperspektive für das Unternehmen. Die Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie hat ihn besonders gereizt.
Verdienste
Die Verdienste Muckenhaupts sind zahlreich: In Sachen Umweltschutz war er mit vielen Projekten Pionier, die Firma zählte zu denjenigen 160, die zur ersten Woche der Umwelt 2000 ins Schloss Bellevue eingeladen wurden. Die Wuppertaler Umweltinitiative, die Agenda 21, überhaupt das Thema Nachhaltigkeit, prägten auch das unternehmerische Wirken.
Muckenhaupt ist mit dem Preis „Lebendige Unternehmenskultur“ ausgezeichnet worden. Im Jahr 2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Das Land würdigte das Langerfelder Unternehmen für das vorbildliche Engagement im Jahre 2005 mit dem Preis „corporate citizenship – NRW“.
Vielfältiges Interesse
Paul Peter Muckenhaupt zählte zu den Gründungsmitgliedern des Technologiezentrums Wuppertal, W-tec. Sein soziales, kulturelles und gesellschaftliches Engagement galt unter anderem der Hospizstiftung, dem Barmer Verschönerungsverein, dem Lions-Club und dem Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus.
Rückblick
Wer ihn kannte, der lernte schnell seine offene Art schätzen. Peter Muckenhaupt hörte sich die Dinge immer erst in Ruhe an, traf dann seine Entscheidung und war dabei sehr häufig gleichzeitig Wegbereiter für neue Pfade.
Kurzes Leben
Am 3. Januar 2006 starb Paul Peter Muckenhaupt im Alter von nur 55 Jahren völlig unerwartet an Herzversagen. Seine Familie, seine Freunde und Mitarbeiter trauern um ihn und behalten ihn in guter Erinnerung.

Viagra gibt es im Grunde genommen schon seit Ewigkeiten: Im März 1998 wurde es als erstes orales Medikament zur Behandlung der erektilen Dysfunktion in der Schweiz zugelassen. Noch im selben Jahr wurde das Produkt dann zum Verkauf angeboten. Aber bevor Sie dieses Wundermittel einnehmen, um Ihr Glücksbringermojo wiederzuerlangen, sollten Sie einige Dinge beachten, bevor Sie dieses Medikament einnehmen und online bei https://potenzmittelonlineschweiz.com/viagra-original-rezeptfrei-kaufen ohne Rezept kaufen.

Paul Schlurmann

(kgc). Paul Schlurmann ist 1920 Mitglied des Barmer Turnvereins geworden. Er spielte Handball, Fußball, Schlagball, war guter Turner, Schwimmer, Bergsteiger und Skifahrer. Seine besondere Leidenschaft galt der Leichtathletik. Die entsprechende BTV-Abteilung hatte Christian Busch 1905 ins Leben gerufen. In Sprint und Weitsprung brachte er hervorragende Leistungen. Als Weitspringer zählte er zur deutschen Spit-zenklasse. Wirklich unverzichtbar war jedoch der Organisator (Multifunktionär) Paul Schlurmann! Sein Lehrmeister und Vorgänger war Christian Busch. Wegen seiner Beharrlichkeit erhielt Schlurmann zuweilen das Prädikat „penetrant“. Er sorgte auch dafür, dass in Wochenendaktionen Aschenbahnen geebnet und Unkraut entfernt wurde. Wettkämpfe brauchten freiwillige Helfer, Ansager, Schreibkräfte und Kampfrichter. Solche Menschen sind schon damals nicht vom Himmel gefallen, sondern wollten rekrutiert und motiviert werden.

Nach seiner Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg baute Paul Schlurmann schnell wieder den BTV-Übungsbetrieb auf. 1959/60 begleitete er aktiv den Bau der großen Sporthalle an der Heckinghauser Stra-ße, die vom BTV maßgeblich mit finanziert wurde und noch heute neben dem Sportplatz Oberbergische Straße Hauptsportstätte ist.

Die örtliche Leichtathletik-Szene wurde Ende der 1940er Jahre vom Barmer TV und dem SSV 04 Wupper-tal geprägt. Vor allem der Männersport war Domäne des BTV. Der BTV muss die Nummer eins werden“, forderte Paul Schlurmann, der bekannte „Mann mit der Stoppuhr“, der, zuvor Sonderschullehrer, 1949 zum Leiter des städtischen Sportamtes berufen wurde und damit Beruf und Hobby in sich vereinigte.

Die legendären 13 Wuppertaler Abendsportfeste (Premiere am 22. Juli 1950) fanden zwar im Elberfelder Stadion am Zoo statt, doch Ausrichter war der Barmer Turnverein von 1846 durch seinen Oberturnwart Paul Schlurmann, der bereits mit den Barmer Waldfesten (insgesamt mehr als 41) im 1924 erbauten Bar-mer Stadion auf dem Lichtenplatz viel Erfahrung gesammelt hatte. Die Leichtathletik-Weltklasse kam an die Wupper und spulte vor 35.000 Zuschauern Rekorde und Bestleistungen ab. Heute würde man von Events der besonderen Art sprechen: einmal (1956) gab es festliche Musik und in bengalischem Lichtzauber er-strahlten die fünf olympischen Ringe vor dem Dunkel des Boltenberger Hangs. Der berühmte Läufer Heinz Fütterer sagte einmal in Übereinstimmung mit den Kölner Sprintstars Martin Lauer und Manfred Germar: „Wenn Paul Schlurmann uns ansprach, war das für mich und viele Kollegen ein absoluter Pflichttermin.“ Nicht immer kamen die Stars gerne, manchmal mussten sie von Schlurmann mit Sammeltassen, Sport-schuhen, Textilien, Staubsauger und guten Speisen gelockt werden. Die Stadtsparkasse hat sich schon in damaliger Zeit als Sponsor Verdienste erworben. Die Verpflichtung des weltbesten Langestreckenläufers Emil Zatopek aus der Tschechoslowakei als Gegner für den BTVer Herbert Schade scheiterte dennoch. Nach dem 12. Abendsportfest am 20. September 1960 gab es eine 10-jährige Pause und ein letztes Revi-val am 24. September 1970. Die Zeiten hatten sich verändert, Sportler und Zuschauer anders orientiert.

Paul Schlurmann war mit seiner Familie Am Bilden in Wichlinghausen zuhause, doch seine Frau Irmgard sah ihn eher selten. Sie war daheim als zuverlässige Schreibkraft unverzichtbar. Heute würde man sie als Assistentin aufwerten. Nach dem Motto „Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe des Trainings“, besuchte der „Macher“ an Wochenenden die Meisterschaften und Sportfeste mit seinen Schützlingen zur Erfolgskon-trolle.

Zur Lebens- und Leistungsbilanz zählen 40 Jahre (1932-1972) als Oberturnwart, BTV-Vorstand, Pressewart der Wuppertaler Leichtathleten, Sportwart im Westdeutschen bzw. Rheinischen Leichtathletikverband.

Ausdruck der Wertschätzung für seine Arbeit waren: Ehrenbrief des Rheinischen Turnerbundes (1949), Goldene Ehrennadel des Deutschen Leichtathletikverbandes (1950), Silberne Ehrennadel des Westdeut-schen Handballverbandes (1956), Ehrenbrief des Deutschen Turnerbundes (1959), Ehrenmitgliedschaft im Barmer TV (1959), Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen (1965), Bundesverdienstkreuz (1979), Verdienter Förderer der Leichtathletik (1986).

Seinen 85. Geburtstag hat Paul Schlurmann am und auf dem Toelleturm gefeiert und übte sich als Turm-wächter und Billett-Abreißer für seine Gäste. Als er im Frühjahr 1988 gestorben ist, war Paul Schlurmann 65 Jahre Leichtathletik-Abteilungsleiter im Barmer Turnverein – eine beinahe unvorstellbare Amtsdauer. Der BTV-Vorsitzende Oscar Seeling in seinem Nachruf: „Mit Staunen über so viele Energie und in Bewun-derung seiner Leistung verneigen wir uns vor ihm in Ehrfurcht und Dankbarkeit.

Literaturtipp:
* „Spitzensport in Wuppertal“, Jürgen Eschmann und Wolfgang Killing (Herausgeber), 2002