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Archiv für den Tag: 10. Februar 2010

Hans Joachim de Bruyn-Ouboter

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Realismus

(kgc). Hans Joachim de Bruyn-Ouboter wurde 1947 in Wuppertal-Barmen geboren. Der Hobby-Historiker verdient seinen Lebensunterhalt als Lehrer (Oberstudienrat) am städtischen Gymnasium Sedanstraße. Er ist Ingeborg verheiratet und Vater der Tochter Laura, wohnt an der Heinrich-Janssen-Straße in der Barmer Südstadt.
Barmen ist mehr als nur die Gemarke
Hans Joachim de Bruyn-Ouboter ist bereits in frühen Lebensjahren ehrenamtlich für seine Heimatstadt tätig geworden und hat sich mit der Herausgabe eines Buches über die Barmer Südstadt, deren Bürgerinteressen der Heidter Bürgerverein seit 1904 vertritt, verdient gemacht. Darüber hinaus hat sich de Bruyn zum besten Kenner der Barmer Stadtgeschichte entwickelt, zahlreiche Führungen zu entsprechenden Themen durchgeführt und 1994 die Chronik für das 415 Jahre alte Barmer Gymnasium an der Sedanstraße verfasst, die bisher am umfassendsten diese Stadtgeschichte (2008: 200 Jahre Stadt Barmen) dokumentiert. Mitgewirkt hat er an der Veröffentlichung der „Oberbarmer Gemeindegeschichte“, die 2002 von Fritz Mehnert herausgegeben wurde. Das jüngste Werk aus seiner Feder hieß „Wuppertal – die bergische Metropole“. Hansjörg Finkentey, Vorsitzender des Heidter Bürgervereins: „Es zeichnet ihn aus, historische (Er-) Kenntnisse bildhaft darzustellen und sie in einen Kontext zur Gegenwart zu stellen. Dem Gestern verbunden – das Heute gestalten! Maßgeblich hat Herr de Bruyn-Ouboter die Fragen und Anregungen der Bürgerinitiative zur Unterschutzstellung der Wuppertaler Schwebebahn im BGV thematisiert und sich für den Erhalt historischer Bauteile besonders bemüht.“
Bergischer Geschichtsverein
De Bruyn-Ouboter ist seit 1993 stellvertretender Vorsitzender der Abteilung Wuppertal des Bergischen Geschichtsverein und Leiter des BGV-Hauptvereinsreferats für Denkmal- und Stadtbildpflege. Im Interesse des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Wuppertal, ist Hans Joachim de Bruyn-Ouboter seit 1995 als sachkundiger Bürger beratend im Wuppertaler Ausschuss für Denkmalpflege, jetzt Ausschuss für Stadtentwicklung usw., tätig und vertritt die Interesse der historischen Belange dieser Stadt. Für den Geschichtsverein hat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter 1993 die 17. Folge der „Wuppertaler Biographien“ herausgegeben.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Für den Rheinischen Verein hat sich Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als 2. Vorsitzender besonders zu lokalen Bezügen geäußert, z.B. zum historischen Teil der Friedrich-Ebert-Straße und der Familie Bayer, zur Cleff’schen Kornmühle, zum Erhalt von Wupperbrücken und zur Schwebebahn.
Ein Ergebnis seiner unermüdlichen Bemühungen war 1997 die nach heftigen Protesten erfolgte unter Denkmalschutz gestellte Schwebebahn. Über zehn Jahre später waren die zu erhaltenden bzw. zu rekonstruierenden Bahnhöfe Werther Brücke, Völklinger Straße, Landgericht und Wagenhalle Oberbarmen noch immer nicht dauerhaft gesichert. Kaum eine andere Person kennt das Innenleben von Stadt und Politik besser als Hans Joachim de Bruyn-Ouboter.
Bergischer Ring
Den „Bergischen Ring“, zu dessen Zielen neben der Vernetzung verkehrshistorischer und kulturgeschichtlicher Museen auch ein Nahverkehrmuseum gehört, hat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter 2000 mit anderen Gleichgesinden aus der Taufe gehoben und sich in die Vorstandspflicht nehmen lassen. Stellvertretender Vorsitzender war er von 2001 bis 2004, anschließend 1. Vorsitzender. Er koordiniert, moderiert und betreibt Marketing und Medienarbeit.
Förderverein Historische Schwebebahn
Mit Blick auf den Förderverein Historische Schwebebahn erinnert sich Mitinitiator Professor Hans Fried Schierk: „1998 hat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter die Initiative für die Errichtung eines Schwebebahnmuseums ergriffen und in unendlicher Kleinarbeit durch persönliches Engagement verschieden orientierte Vereine der Region im „Bergischen Ring“ zusammen gefasst. Eine der in jener Zeit aus dem Netzwerk hervor gegangenen Organisationen war der Förderverein Historische Schwebebahn. Für diese Vereinsentwicklung wäre eine Mitwirkung von Herrn de Bruyn-Ouboter im Vorstand wünschenswert gewesen, doch war es ob seiner Zeitkapazitäten nur möglich, ihn für den Beirat zu gewinnen. So konnte er sein persönliches Interesse für die historische Schwebebahn ausdrücken und Wissen einbringen.“
Printmedien
Von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter sind zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden zur Wuppertaler Stadtgeschichte, zur Denkmalpflege und zur Wuppertaler Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsgeschichte erschienen. Als Herausgeber zeigte er für diese wichtigen Bücher verantwortlich: „die Barmer Südstadt“, „Wuppertal – die Bergische Metropole“, und die Geschichte des Gymnasiums Sedanstraße.
Ehrungen
Am 4. September 2008 erhielt Hans Joachim de Bruyn-Ouboter aus Händen von Horst Pankatz, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, und in Anwesenheit von Oberbürgermeister Peter Jung, den vom Landschaftsverband verliehenen „Rheinlandtaler“. Die Stadt Wuppertal würdigte seine Verdienste mit dem „Wuppertaler 2008“.


04.09.2008, Pressedienst des Landschaftsverbandes Rheinland zur Verleihung des Rheinlandtalers an Hans Joachim de Bruyn-Ouboter im Rathaus der Stadt Wuppertal

Horst Pankatz, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland:
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen des Landschaftsverbandes Rheinland möchte ich Sie ganz herzlich zu dieser Feierstunde begrüßen. Ich freue mich, dass uns ein so schöner Anlass zusammen führt, nämlich die Verleihung des Rheinlandtalers an eine Person, die sich in besonderem Maße um die rheinische Geschichte und Kultur – insbesondere in Wuppertal – verdient gemacht hat. Die Rede ist von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter.

Mit dem Rheinlandtaler zeichnet der Landschaftsverband Rheinland seit 1976 ehrenamtliche Leistungen in der Denkmalpflege, Volkskunde, Landes- und Sprachgeschichte aus, um nur einige Beispiele anzuführen. Die Träger des Rheinlandtalers haben sich um die Auszeichnung verdient gemacht, durch hervorragende Leistungen, die auch überörtlich Beachtung fanden, beziehungsweise finden. Ich freue mich, dass sich der Kreise der Trägerinnen und Träger heute um Herrn de Bruyn-Ouboter erweitert.

Unsere heutige Hauptperson ist bekennender Wuppertaler! 1947 in Wuppertal geboren und aufgewachsen, hat er sich schon als Schüler für die regionale Kultur interessiert und begeistert. Dies hat sich dann auch in der Wahl seiner Studienfächer niedergeschlagen. Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Kölner Universität waren die von ihm mit Enthusiasmus betriebenen Fächer. Die Arbeitswelt betrat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte und ist heute Oberstudienrat am Gymnasium Sedanstraße in Wuppertal-Barmen.

Dass für ihn sein Beruf Berufung ist, zeigt sein überwältigendes ehrenamtliches Engagement. Sein Interesse an Geschichte endet bei Weitem nicht an der Klassentür. Dabei sind seine Interessen weit gestreut, sei es die Wuppertaler Stadtgeschichte, die Denkmal- und Stadtbildpflege oder die Wuppertaler Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsgeschichte.

Seit 1989 engagiert sich Hans Joachim de Bruyn-Ouboter in der Abteilung Wuppertal des Bergischen Geschichtsvereins, zunächst als Mitglied des Beirates, seit 1993 als Stellvertretender Vorsitzender und Leiter des Referats für Denkmal- und Stadtbildpflege. Seit 1994 stellt er sein Wissen zusätzlich dem Gesamtverein zur Verfügung und leitet dort nicht nur das gleich lautende Referat, sondern ist zugleich auch Mitglied im Beirat des Gesamtvorstandes.

Als wäre das noch nicht genug, ist er seit 1999 auch Beiratsmitglied des Ortsverbandes Wuppertal des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und zeichnet für zahlreiche Stellungnahmen verantwortlich.

Sein besonderes Interesse und herausragendes Engagement gilt dem „Bergischen Ring e.V.“. Im Jahr 2000 haben sich zwölf verkehrs- und industriehistorische Vereine aus dem Bergischen Städtedreieck Remscheid, Solingen und Wuppertal, sowie aus Erkrath-Hochdahl (Lokschuppenmuseum) und Radevormwald-Dahlerau (Textilstadt Wülfing) zum „Bergischen Ring“ zusammen geschlossen. Sie alle besitzen einerseits industriehistorisch wichtige und schöne Gebäude und Verkehrsanlagen, andererseits historische Fahrzeuge. Zweck des Vereins ist die Förderung, Pflege und Erhaltung von Kulturwerten der Heimatkunde, der Jugend- und Volksbildung. Insbesondere sollen bedeutende Bahnstrecken, historische Bahn-Fahrzeuge und damit in Zusammenhang stehende Gebäude erhalten und betrieben werden. Das Interesse am gesamten Eisenbahnwesen und Eisenbahnbetrieb, dazu das Verständnis für dessen volkswirtschaftliche, infrastrukturelle und energiepolitische Bedeutung soll geweckt und gefördert werden. Durch den Betrieb der historischen Bahnstrecken mittels der historischen Fahrzeuge sollen diese erhalten bleiben und einem breiten, insbesondere jungen Publikum bekannt gemacht werden.

Hans Joachim de Bruyn-Ouboter war von Anfang an dabei und ist einer der Gründungsväter des „Bergischen Rings“. Von 2001 bis 2004 war er Stellvertretender Vorsitzender, seit 2004 lenkt er die Geschicke des Vereins als erster Vorsitzender. Der „Bergische Ring“ ist ein Erfolgsprojekt der bekannten „Regionale 2006“. Wie hoch die Arbeit geschätzt wird, zeigen die bewilligten Fördermittel des Ministeriums für Bauen und Verkehr, z.B. für die Restaurierung historischer Busse und die Wiederinbetriebnahme der „Wupperschiene“. Das ist die über 16 Kilometer lange, wunderschöne Eisenbahnstrecke entlang der Wupper von Oberbarmen/Rauental über das altbergische Beyenburg und die „Textilstadt Wülfing“ bis zur Wuppertalsperre. Das wird eine attraktive Museumsbahn der Bergisch-Märkischen Region. Auf einmalige Weise verknüpft der „Bergische Ring“ Freizeit, Touristik und Gastronomie, lebendige Industriegeschichte und Museen, Landschaft und Kultur durch Eisenbahn und Straßenbahn, Omnibus und Oberleitungsbus.

Wer sich für Geschichte interessiert, sollte immer auch eine gute Spürnase für Quellen und Fundorte haben. So gesehen ist Hans Joachim de Bruyn-Ouboter auch ein echter Spürhund. Denn er fand die verloren geglaubten Teil des Wuppertaler Stadtmodells wieder. Diese waren während des Zweiten Weltkrieges angefertigt worden, um die Neuplanung Wuppertals, umgesetzt ab 1948, zu unterstützen. Dieses fast vollständige Modell kann heute im Historischen Zentrum an der Engelsstraße betrachtet werden.

Durch akribische Recherche gelang es ihm, die als verbrannt geglaubten Altakten des Archivs der ehemaligen Reformierten Kirchengemeinde Barmen-Gemarke – die wichtigsten frühneuzeitlichen Aktenbestände Barmen – wieder aufzuspüren. Damit ließ sich beweisen, dass das heutige Gymnasium Sedanstraße nicht erst 1823, sondern bereits 1579 als „Barmer Schule“ gegründet worden war. Welch eine Korrektur um fast 300 Jahre!

Wussten Sie, dass zwischen Unter- und Oberbarmen bis weit ins 16. Jahrhundert hinein die Rechtsgrenze zwischen der „Blutgerichtsbarkeit“ des bergischen Amtes Elberfeld und des märkischen Amtes Wetter und die kirchliche Grenze der Parochien (Kirchbezirke) Elberfeld und Schwelm verlief? Ich darf eine überzeugende Lösung verraten: Unterbarmen gehörte ursprünglich zur Fränkisch-Karolingischen Grafschaft Duisburg und zur Villikation (Hofesverband) Elberfeld. Oberbarmen war ursprünglich Teil einer westfälischen Grafschaft und der Villikation Schwelm.

Wenn man sich für Regionalgeschichte, Denkmalpflege und regionale Kultur interessiert, dann auch zwangsläufig für die Wechselwirkung mit der modernen Entwicklung, sei dies nun beispielsweise Kulturpolitik oder Stadtentwicklung. Die Leitlinien eines solchen bewussten Bürgersinns, wie ihn Hans Joachim de Bruyn-Ouboter in idealer Weise verkörpert, lassen sich mit dem Prinzip des „Erhaltens und Gestaltens“ gut umschreiben. So setzt sich de Bruyn-Ouboter schon seit mehr als zwei Jahrzehnten intensiv für die denkmalgerechte Rekonstruktion drei Schwebebahnstationen, ihrer Schwebebahn und der Wagenhalle Oberbarmen ein, sowie für die Einrichtung eines Schwebebahnmuseums der „Schwebebahnstadt Wuppertal“.

Jeder, der mit ähnlichen Projekten einmal befasst war, weiß um die Aufmerksamkeit dieser Verfahren. Doch Herr de Bruyn-Ouboter ist geprägt, von der Überzeugung, dass Denkmäler einen unverzichtbaren Beitrag zur Imagebildung und Identifikation der Bürger mit ihrer Region leisten können. Und zudem können Denkmäler in der Außenwirkung für „nachhaltige Strukturverbesserungen“ und ein neues, zukunftsfestes Städteprofil in der Bergischen Region sorgen.

Bei vielen Aktionen fällt Hans Joachim de Bruyn-Ouboter gleichermaßen als Ideengeber, Initiator und Mitglied in wichtigen Regional-, Heimat- und Geschichtsvereinen auf. Viele seiner Aktivitäten sind durch Kooperationen und Allianzen entstanden, durch die fruchtbare Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Initiativen.

Zahlreiche Publikationen zur Wuppertaler Stadtgeschichte tragen die Handschrift von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter. So die Publikation „Wuppertal – die bergische Metropole“ und „Die Barmer Südstadt“. Für den Bereich der Denkmal- und Stadtbildpflege wird auf den Beitrag in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins „120 Jahre Denkmal- und Stadtbildpflege im Bergischen Geschichtsverein“ verwiesen. Aber auch der Wuppertaler Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsgeschichte hat sich der Rheinlandtaler-Empfänger gewidmet. Ein Beispiel ist der Aufsatz in den „Beiträgen zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals“ zur Wuppertaler Stadtplanung in der Zeit zwischen Gustav Stresemann und Ludwig Erhard. Ungezählt sind die grundlegenden Ausführungen zur bereits erwähnten Wuppertaler Schwebebahn, die für de Bruyn der Inbegriff von Wuppertal, das Rückgrat der Stadt, ist.

Hans Joachim de Bruyn-Ouboter ist ein ausgemachter Lokalpatriot, der folglich zum Wohne seiner Heimatstadt auch als sachverständiger Bürger seit vielen Jahren in der Bezirksvertretung aktiv ist: seit 1993 in dem für Denkmalpflege zuständige Ausschuss, seit 2005 im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Stadtmarketing als gemeinsamer Vertreter des BGV und RVDL.

Zum Schluss seines Vortrages hat Horst Pankatz dem neuen Rheinlandtaler-Empfänger nicht nur Gesundheit und Erfolg gewünscht, sondern auch empfohlen: „Bitte bleiben Sie Ihrer Stadt Wuppertal, die Sie liebevoll als „Rheinisches Aschenputtel“ bezeichnen, treu!“ Den Rheinlandtaler empfindet der Landschaftsverband Rheinland mit Blick auf Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als Anerkennung und Motivation.

Oberbürgermeister Peter Jung
In seinem Grußwort lobte Oberbürgermeister Peter Jung im 1. Sitzungszimmer des Rathauses am Barmer Johannes-Rau-Platz neben dem herausragenden Einsatz und die erworbenen Verdienste um den Bergischen Ring und viele Denkmäler die liebenswürdige und sachliche Art von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: „Bei ihm empfindet man Symphatie füreinander und ist für das ausgeprägte Bürgerengagement dankbar.“

Reaktion auf die Laudatio
Sich selbst bezeichnet Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als „überzeugten Rheinländer“. Die Früchte seiner ehrenamtlichen Arbeit sind das Ergebnis eines Geflechtes von Personen und Beziehungen. „Mitmacher“ nutzen die Vorarbeiten und Studien vorangegangener Mitbürger, wie Michael Metschies, Gerd Helbeck und Martin Lücke, zur Fortsetzung von Themen und Vorgängen. „Dazu ist ein langer Atem notwendig“, gesteht de Bruyn ein. Längst ist der PC sein Archiv. Parteipolitik macht er, ohne Mitglied einer Partei zu sein. In den Sachen seiner Aufgabengebiete und persönlichen Überzeugungen ist er parteiisch und kämpft mit Argumenten und Worten.
Das historische Erbe in Form überkommener und zu pflegender Denkmäler ist für de Bruyn-Ouboter ein Standortfaktor! Das Wuppertaler Stadtbild ist trotz namhafter Verluste noch immer einmalig. Würde aber beispielsweise keiner der alten Schwebebahnhöfe im historischen Stil neu gebaut, bliebe ein Alleinstellungsmerkmal auf der Strecke. „Um optische Glanzpunkte erkennen und bewahren zu können, brauchen wir Bilder in unseren Köpfen“, ist de Bruyn überzeugt. Heute würde niemand mehr das sanierte Köbo-Haus am Schwebebahnhof Döppersberg in Frage stellen und am Wall sind zwei historische Fassaden sorgfältig wiederhergestellt worden. In Wuppertal gibt es sogar „Bauhäuser“, wie sie von Walter Gropius in den 1920er Jahren konzipiert wurden.
„Wir können Einmaliges anbieten, aber Marketing ist unser Problem“, gesteht Hans Joachim de Bruyn-Ouboter im Blick auf den „Bergischen Ring“, dessen Vorsitzender er ist. Zu seinen Kopfbildern zählt die Inbetriebnahme der Wuppertalbahn („Wupperschiene“) von Oberbarmen nach Wilhelmstal, bis direkt an die Wuppertalsperre. Dort soll das Projekt der „Regionale 2006“ mit der kölnischen „Regionale 2010“ verbunden werden, weil Radevormwald als Stadt im Oberbergischen Kreis Regionale-Gebiet ist. Unter de Bruyns Führung haben die Bergischen Museumsbahnen, die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Wuppertaler Stadtwerke und die Solinger Obus-Freunde von Regionale-Förderungen profitiert. Dass die Oldtimerbusse der VhAG nicht mehr nach einem festen Fahrplan rollen, sondern sich auf Sonderfahrten konzentrieren, ist eine betriebswirtschaftliche Maßnahme und damit Teil des Marketingproblems. „Das Bergische Land braucht eine Imageförderung,“ ist de Bruyn-Ouboter sicher. Ein weiteres Bild ist aus der Gründungszeit des „Bergischen Rings“ in seinem Kopf geblieben: ein Schwebebahnmuseum in einem historischen Schwebebahnhof, in Kombination mit einem Besucherzentrum. Dafür ist der Zug (fast schon) abgefahren, wenn nicht eine der Stationen Werther Brücke, Völklinger Straße oder Landgericht sorgfältig abgebaut, gelagert und wieder aufgebaut wird. Alle anderen historischen Bahnhöfe stehen auf der Verlustliste. Wieder geht etwas Einmaliges verloren!


Text für die „Wuppertaler Rundschau“
Aus Bildern im Kopf entsteht ein einmaliges Stadtbild
Rheinlandtaler an Hans Joachim de Bruyn-Ouboter
(kgc). Der Landschaftsverband Rheinland würdigt seit 1976 die Verdienste rheinischer Bürger für ehrenamtliche Leistungen in der Denkmalpflege, Stadtbildpflege, Volkskunde, Landes- und Sprachgeschichte. Über 30 Wuppertaler wurden bisher ausgezeichnet. Zu den Besitzern gehört nun auch Hans Joachim de Bruyn-Ouboter, der sich außerdem auf den „Wuppertaler 2008“ freuen darf. Von außerordentlichen Verdiensten und herausragendem Einsatz sprach auch Oberbürgermeister Peter Jung, der de Bruyn-Ouboter wegen seiner liebenswürdigen, sachlichen Art im harten Kampf um Projekte schätzt.
Allein das Jahrzehnte andauernde Engagement um Geschichtsforschung und Publikation, Bewahrung von Denkmälern und Stadtbildpflege, jeweils unter den Dächern des Bergischen Geschichtsvereins und des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, würden die Auszeichnung rechtfertigen. Doch der 1947 geborene, in Barmen wohnende Oberstudienrat und Lehrer am Gymnasium Sedanstraße hat längst den gestaltenden Part übernommen. Das Gründungsmitglied des „Bergischen Rings“ übernahm 2004 den Vorsitz und kümmert sich aktiv um Fördermittelaquisition, Fahrbetrieb und Vermarktung des Produktes, das von den Straßenbahnen der Bergischen Museumsbahnen über die Oldtimerbusse der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft bis zum Museumsbetrieb auf der „Wupperschiene“ reicht. Dabei verhehlt der Freizeithistoriker nicht das Marketingproblem von Stadt und Region, einmalige Produkte aktiv zu vermarkten. Mitunter sind von solchen Entscheidungen sogar Arbeitsplätze abhängig.
Wenn Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als geborener und bekennender Wuppertaler und Rheinländer von Bildern in seinem Kopf spricht, dann meint er Visionen, die am Anfang stehen. Betroffen sind Baudenkmäler, die erhalten und saniert werden müssen, wie das Köbo-Haus am Döppersberg und Handelshäuser am Wall, die das einmalige Wuppertaler Stadtbild prägen. „Darauf darf unsere Stadt, weil sie im Wettbewerb zu anderen Städten steht, ebenso wenig verzichten, wie auf historische Teile der Schwebebahn“, ist de Bruyn überzeugt. Deshalb kämpft er seit Jahren mit großem Zeit- und Energieaufwand, auch als sachkundiger Bittsteller und Motivationskünstler bei den politischen Parteien, um den Erhalt des Erscheinungsbildes der Bahnhöfe Werther Brücke, Völklinger Straße und Landgericht. Dabei bleibt er pragmatisch, weil es ihm weniger um die Bausubstanz als um das Aussehen (Stadtbild) geht: „Wir können Einmaliges anbieten, deshalb dürfen wir es nicht ohne Not zerstören.“ Damit meint er ein weiteres Bild in seinem Kopf: ein Schwebebahnmuseum in einem historischen Bahnhof als Besucherzentrum. Eigentlich sollte so das Zentrum des „Bergischen Rings“ aussehen, doch (fast) alle Originalbauteile wurden bisher verschrottet. „Drei Chancen haben die Verantwortlichen noch, wollen sie sich nicht den Vorwürfen gegen ihre Vorgänger aussetzen, die die Barmer Bergbahn vor 49 Jahren stillgelegt haben“, konstatiert Hans Joachim de Bruyn-Ouboter und sucht im Rathaus weiter den sachlichen Dialog. Offener Dank für diesen Einsatz und Freizeitaufwand sind „Rheinlandtaler“ und „Wuppertaler“.
Noch in diesem Jahr erscheint, passend zum Jubiläum „200 Jahre Stadt Barmen“, ein Buch mit der Barmer Geschichte, das den früheren Band „Die Barmer Südstadt“, ergänzt.


Horst Pankatz (l.) überreichte Hans Joachim de Bruyn-Ouboter (M.) den „Rheinlandtaler“ des Landschaftsverbandes Rheinland und staunte selbst über die lange Verdienstliste. Mit dem Geehrten freuten sich Frau Ingeborg (2.v.r), Tochter Laura (2.v.l.) und Oberbürgermeister Peter Jung (r.), weil etwas Glanz auch auf die Stadt Wuppertal abgefallen ist.
Foto: Conrads

Hans Dost

Aus dem Ausstellungskatalog „Wuppertaler Künstler – Landschaften: Neuhoff, Nantke, Dost
Ausstellung 09.07.-19.09.1999 in der Barmer Kunsthalle im Haus der Jugend
Text von Herbert Pogt
Die ersten Jahrzehnte
Hans Dost wurde am 3. Januar 1909 in Barmen-Wupperfeld geboren. Von 1924 bis 1927 absolvierte er eine Lehre als Schreiner und Dekorationsmaler, der sich eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Barmen bei Gustav Wiethüchter und Ludwig Fahrenkrog anschloss. Danach wurde Dost als freischaffender Künstler mit Atelier in Wupperfeld aktiv. Ins Jahr 1928 datiert seine Premierenausstellung im Folkwang-Museum in Hagen. 1930 hatte der damals Einundzwanzigjährige seine erste Einzelausstellung in Wuppertal, im Kabinett für Bergische Kunst in der Passage des Schwebebahnhofes Döppersberg.
Barmer Kunstszene
Wuppertal, speziell Barmen, wies damals eine der spannendsten Kunstszenen Deutschlands auf. Die Basis legte die 1894 in Barmen gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule, an der nicht nur Handwerker ihre Ausbildung vertieften, sondern an der auch künstlerische Techniken und Gestaltung gelehrt wurden. Die beiden prominentesten Lehrkräfte hießen Wiethüchter und Fahrenkrog, der bekannteste Schüler Jankel Adler, der im Nachbarhaus von Hans Dost auf dem Wupperfeld wohnte.
Neben der Kunstgewerbeschule war der Barmer Kunstverein der zweite wichtige Kristallisationspunkt der Barmer Kunstszene. Geleitet wurde er zwischen 1907 und 1931 von Dr. Richart Reiche. Der Aktivität unter seinem Leiter waren viele Ausstellungen expressionistischer und neusachlicher Künstler zu verdanken, die auch das Interesse des Jugendlichen Hans Dost fanden. Dazu kamen regelmäßig Ausstellungen der 1920 gegründeten Barmer Künstlergruppe „Die Wupper“ später zum „Wupperkreis“ erweitert), in der sich ehemalige Schüler von Wiethüchter zusammen schlossen. In dieses lebendige Milieu trat Ende der 1920er Jahre Hans Dost selbst als Künstler ein.
Krieg
Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) war Hans Dost in Böhmen, Russland und Ostpreußen stationiert.
Umzug
Nachdem sein Atelier in der Bredde am 30. Mai 1943 beim berühmten Barmer Angriff, wie auch das Elternhaus mit allen Unterlagen, zerstört worden war, siedelte Hans Dost nach 1945 nach Schwelm über. Es war nicht nur die Nachbarstadt, sondern auch die Heimat seiner Frau Elisabeth Becker, die er 1941 geheiratet hatte. Sie starb 1983.
Initiativen
1946 war Hans Dost Mitbegründer der Bergischen Kunstgenossenschaft, der langjähriges Vorstandsmitglied er war. Auch an der Bildung des Berufsverbandes Bildender Künstler Westfalen-Lippe war er maßgeblich beteiligt und begleitete aktiv den Wiederaufbau der Kunsthalle in Barmen, unter dem Dach des Hauses der Jugend. 1956 hat Hans Dost die Heckinghauser „Wupperbrücke“ gemalt, das sich durch Abstrahierung der Details und Konstruktion der Komposition auszeichnet. Während seines langen Künstlerlebens entfernte sich Dost weit von seinen Anfängen. Die Orientierung an der sichtbaren Natur hat er jedoch nie aufgegeben. Als eine weitere Konstante seines Werkes ist die Gedämpftheit und Schwermut anzusehen. Dost hat nach fachkundiger Meinung die typisch bergisch-märkische Mentalität und eine westfälische Grundhaltung interpretiert. Zu bevorzugten Motiven zählten Akt, Porträts, Stilleben, Tierbilder und abstrahierende Arbeiten.
In der 1950er Jahren hielt sich Hans Dost häufig in Vorarlberg/Österreich auf und wechselte 1961 ins Tessin. Heimatort war bis zu seinem Tod Schwelm.

Literatur
Heinz Wolff, „Hans Dost, Ölbilder, Zeichnungen, Holzschnitte, Von der Heydt-Museum, 1979

Hans Günter Winkler

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller. Einige Ergänzungen eingefügt.

Hans Günter Winkler wurde am 27. Juli 1926 in Barmen als Sohn eines Reitlehrers und ehemaligen her-zoglichen Stallmeisters geboren. 1934 begann er seine sportliche Laufbahn als Reiter, zunächst als Schul-junge in Dortmund, später 1938 in Frankfurt/Mein und nach dem Zweiten Weltkrieg in Kronenberg/Taunus.

Hans Günter Winkler – oder kurz HGW – gewann mehrfach das deutsche Championat im Jagdspringen, wurde mehrfacher Vizemeister im Jagdspringen, sowie Welt- und Europameister in dieser Disziplin. Dar-über hinaus war er 1955 und 1962 Sieger des Deutschen Springderbys, 1965 und 1968 Gewinner des King-George-Cups in Wembley. Er ist der erfolgreichster Springreiter aller Zeiten!

Als Reitlehrer (Berufsreiter) konnte Hans Günter Winkler 1952 nicht für die Olympischen Spiele nominiert werden. Im September 1952 ließ er sich reamateurisieren. Am 17. Juni 1956 in Stockholm bei den Reiter-spielen gewann er im Einzeljagdspringen die Goldmedaille auf seinem legendären Pferd und Wunderstute „Halla“. Dieser Erfolg zählt besonders, weil HGW mit einem Bauchmuskelriss geritten ist. Weiteres Gold mit „Halla“ (Winkler: „Das Pferd ist unserer Sportpartner und kein Sportgerät“) gab es im Mannschafts-Jagdspringen zusammen mit Alfons Lüttge-Westhus auf „Ala“ und Fritz Tiedemann auf „Meteor“. Weitere olympische Erfolge in Einzel- und Mannschaftswertungen schlossen sich bis 1976 in Montreal an.

Mit sechs Teilnahmen als aktiver Sportler an Olympischen Spielen ist Gentleman-Reiter Winkler hinter Dressurreiter Rainer Klimke (siebenmal) der zweihäufigste deutsche Olympiastarter. Die beeindruckende Bilanz: 5 Gold-, 1 Silber- und 1 Bronzemedaillen!

HGW – weltweit als Aushängeschild des deutschen Sports angesehen – absolvierte insgesamt 98 Einsätze (andere Quelle: 107, davon 42 erste, 28 zweite und 22 dritte Plätze) für Nationenpreis für Deutschland. 1986 beendete er seine aktive Laufbahn. Zwar trainierte er immer wieder Pferde, doch wechselte die Lei-denschaft zum Tennissport.

Trotz seines Lebensmittelpunktes in Warendorf, wo Hans Günter Winkler mit seiner Frau Debbie lebt und eine Sportmarketingfirma mit Schwerpunkt Reitsport besitzt, besuchte er durch die Jahrzehnte immer wie-der seine Heimatstadt. Barmen ist 1929 Teil von Wuppertal geworden. Freudig schrieb Hans Günter Wink-ler 1996 ein Grußwort für Peter Kellers Rückblick auf 100 Jahre Wuppertaler Olympiageschichte, in der 83 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewürdigt werden. Ein Teil von ihnen stammte aus Barmen, lebte in Bar-men oder startete für einen Barmer Verein.

HGW setzte sich nach Worten von Peter Keller sehr für den Erhalt der Reiterstaffel bei der Wuppertaler Polizei ein, doch blieben alle Bemühungen erfolglos. Bei der Präsentation des „Sportfotos des Jahres“ war er 2008 in der Stadthalle Ehrengast. Bekannter Originalton Winkler: „Ich bin ein „Wuppertal-Barmer!““

Hans Ludwig Friederici

(kgc). Ein Beruf, der den Mann und seine Familie ernährt, dazu den heimischen Haushalt als sicheren Hafen – dann machten Hobbys und Ehrenämter viel Freude. Hans Ludwig Friederici aus der Barmer Südstadt hat nie „nein“ gesagt, wenn seine Mitwirkung gefragt war. Das bedeutete mitunter auch, dass der Nachwuchs wenig Versuche machte, in seine großen Fußstapfen zu treten.

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Hans Neveling

Hans Neveling (* 2. April 1931) war politisch aktiv: Er war Mitglied des Stadtrates (1964 – 1980), davon drei Jahre lang Chef der CDU-Ratsfraktion, und 10 Jahre lang auch Bezirksvorsteher in Langerfeld. Der Bezirksvertretung gehört er auch heute noch an.

Aus seiner Funktion als Leiter der Unteren Denkmalbehörde und Stadtkonservator (1980 – 1996) ist er den vielen Eigentümern denkmalgeschützter Häuser in Wuppertal mit Sicherheit auch heute noch ein Begriff.

Für die Stadt Wuppertal hat er zahlreiche Stadtrundfahrten und –gänge durchgeführt, bei denen er sein umfangreiches Wissen über Geschichte und Architektur Wuppertals nutzte.

Hans Neveling war 17 Jahre lang Vorsitzender des Bürgervereins Langerfeld bevor er aus persönlichen Gründen 2001 nicht mehr für dieses Amt kandidierte. Unter seiner Führung ist der Verein immer bekannter und attraktiver geworden und auf über 1000 Mitglieder angewachsen.
Er hat in und für Langerfeld Traditionen begründet. So gehen beispielsweise die Jahresempfänge, die Weihnachtskonzerte und auch die vielen Reisen auf seine Initiative zurück. Er hat mit seinem Ideenreichtum erreicht, dass es wohl kaum einen interessierten Langerfelder gibt, der sich nicht in der einen oder anderen – oder vielleicht auch in allen – Aktivitäten des Vereins wiederfinden kann.
Er nutzte immer wieder seine zahlreichen guten Verbindungen zum Besten des Bürgervereins und des Stadtteils Langerfeld und hatte dabei das Gemeinwohl und nicht sein eigenes Wohl im Auge. Er hat immer wieder seine Stimme erhoben, wenn es galt, Langerfelder Interessen zu vertreten.

Dies alles hat den Bürgerverein veranlasst, Hans Neveling zum Ehrenvorsitzenden zu wählen. Außerdem wurde ihm die „Goldene Spule“ des Bürgervereins verliehen, die diejenigen erhalten, die sich um den Stadtteil verdient gemacht haben.

Hans-Erich Richling

(kgc). Hans-Erich Richling wurde 1942 in Wuppertal geboren und ist in der Oberbarmer Schwarzbach, gegenüber von der Seifenfabrik Luhns, aufgewachsen. Von 1948 bis 1952 besuchte er die Volksschule Liegnitzer Straße und wechselte zum Carl-Duisberg-Gymnasium, das er bis 1961 als Bildungsstätte nutzte. Eine Lehre als Kaufmann im Groß- und Außenhandel absolvierte Richling bei der Heinrich August Schulte GmbH, der damaligen Stahlhandelsgesellschaft von Thyssen. Hauptfach des von 1965 bis 1968 an der Pädagogischen Hochschule Wuppertal absolvierten Studiums war Evangelische Theologie.

1968 wurde Hans-Erich Richling Lehrer der Hauptschule Hügelstraße und 1973 zum Konrektor ernannt. 1979 wechselte der Oberbarmer in die Elberfelder Nordstadt, um bis 1985 die Hauptschule Gertrudenstraße zu leiten. Richling rückblickend: „Damals war der Ölberg noch nicht chic.“ 1985 kehrte er als Rektor in seine Heimatschule zurück und leitete sie bis zum altersbedingten Eintritt in den Ruhestand am 31. Januar 2007. Von 1985 bis 2000 setzte sich Richling elanvoll als Sprecher der Wuppertaler Hauptschulrektoren für diese vernachlässigte („Rest-“) Schulform ein. Außerdem war er ab 1990 ein Jahrzehnt beratendes Mitglied im städtischen Schulausschuss für die Schulform Hauptschule.

Manche Träne wurde von Schülerinnen vergossen, als Hans-Erich Richling am 31. Januar 2007 aus Händen von Schulamtsdirektor Alfred Kruft seine Entlassungsurkunde in Empfang genommen hatte. Mit bewegenden Aktivitäten auf dem Schulhof und in der Färberei hat sich die Hauptschule Hügelstraße von ihrem Rektor verabschiedet, der mit Erreichen der Altersgrenze die 1985 begonnene Schulleiteraufgabe beendete. Die 400 Schülerinnen und Schüler aus 15 Klassen wollten ihn nicht gehen lassen. Sie ernannten ihn zum ersten „Ehrenschüler“. Und der Lehrerchor sang: „Schön war die Zeit!“

Wie sehr Hans-Erich Richling mit Oberbarmen und seiner Hauptschule verbunden war, wurde in mehreren Reden deutlich. Aber vor allem die herausragenden Tugenden und Fähigkeiten des in der Schwarzbach groß gewordenen Pädagogen ließen aufhorchen: Lehrerberuf als Berufung empfunden, jedes anvertraute Kind ganzheitlich fördern, (wie Johannes Rau) versöhnen statt spalten, glaub- und vertrauenswürdig, ehrenhaft, verlässlich, pflichtbewusst, kompetent, sensibel, dynamisch, phantasievoll, fröhlich, glücklich und bis zum letzten Tag engagiert. Die berühmte grüne Türe mit der Nummer 7 zu seinem Zimmer stand fast immer offen, wie Malte Roß in einem Gedicht des Lehrerkollegiums beschrieb. Es war ein Willkommenssignal an Schüler, Eltern und Lehrer, die einschließlich seiner Chefs in der Aufsichtsbehörde seine „Arbeitsbedingungen“ waren. Jeder Besucher wurde ernst genommen. Richling hörte zu und unterstützte bei der Erziehung. „Ihm hat man sein Kind gerne anvertraut,“ wurde eine Mutter zitiert. Die Schulpflegschaftsvorsitzende Kornelia Heinick dankte im Namen der Eltern für alle Unterstützung.

Über die Hauptschule Oberbarmen hinaus war Richling engagierter Kämpfer für die Wuppertaler Hauptschulen, wandte sich vor 20 Jahren gegen die Schließung der Hälfte der Hauptschulen. Alfred Kruft nannte Hans-Erich Richling den „Matador“ dieser Schulform. Er war als Vorgänger von Friedhelm Sylvester ihr Sprecher. Sylvester: „Er gab denen eine Stimme, die selbst keine Stimme hatten.“ Zehn Jahre kämpfte er mit der Evangelischen Kirchengemeinde, Jugendleiter Heico Engelhardt, Schülern und Lehrern um Erhalt und Finanzierung des Schülercafe’s im Gemeindehaus neben der Schule, gerne als „Wohnzimmer“ bezeichnet. Nun müssen andere Protagonisten folgen, denn Richling und Engelhardt „sind weg“.
Der 65-jährige blickte auf ein erfülltes Lehrerleben zurück. Eine Schule ist für Hans-Erich Richling „Lebensschule“. Von ihr hat er versucht, Gewalt und Drogen fern zu halten, was bis zuletzt nicht einfach war. Er beobachtete, dass „seine“ Schülerinnen und Schüler auf dem Berliner Platz in Versuchung gebracht wurden und gefährdet waren. Erfreut reagierte er auf die große Kreativität, die zu verschiedenen Anlässen deutlich wurde. Zum Schluss lobte Richling das „Hügelstraßen-Gefühl“. Dem Kollegium dankte er für die „schöne, vertrauensvolle Zusammenarbeit“ und die Jahrzehnte, in denen „Gefühle geteilt wurden“.

Kontinuität wurde bisher in der Hauptschule Hügelstraße groß geschrieben. Hermann Schmitz leitete von 1953 bis 1969 das Bildungsinstitut. Seine Konrektorin und Nachfolgerin Ria Müller-Ackenhausen war von 1969 bis 1985 16 Jahre Schulleiterin. 6 Jahre davon, 1973 bis 1979, amtierte Hans-Erich Richling als ihr Konrektor, bevor er nach einem Abstecher zur Elberfelder Gertrudenstraße 1985 zum Rektor ernannt wurde. In den vergangenen drei Jahren war Ulrike Liedtke Konrektorin und moderierte Richlings Verabschiedung.

Hans-Erich Richling, ist seit über zehn Jahren einer der engagiertesten „Netzwerker“ in Oberbarmen und betrachtet die Begegnungsstätte „Färberei“ als „guten Geist“. Er ist stolz darauf, dass er trotz der beruflichen Belastung als Vorstandsmitglied im Bürgerforum Oberbarmen helfen durfte, die Institutionen im Stadtteil so gut zu vernetzen, dass manch anderer Wuppertaler Stadtbezirk neidisch nach Oberbarmen schaut. Wenn Richling im Blick auf seine Schule strahlt: „Wir waren ein wunderbares Netzwerk“, dann schlug in der Hügelstraße das Herz der gemeinsamen Aktivitäten. Keine Sommeraktivitäten auf dem Berliner Platz und kein Flohmarkt in Oberbarmen ohne Lehrerinnen und Lehrer. Die Begeisterung für ein Miteinander im Stadtteil teilten andere Schulen so nicht. „Eine offene Baustelle,“ stellt Richling fest, der im Bürgerforum mehr denn je seine Lebenserfahrung, Talente und Freizeit einbringen, sein Engagement ausbauen und verstärken will. Sein Vorstandsteam setzt große Hoffnungen auf ihn, zumal das Förderprogramm „Soziale Stadt“ eine einmalige Chance für Oberbarmen und Wichlinghausen bedeutet.

02.02.2007, kgc

Hans-Joachim Ossé

Hans-Joachim Ossé ist am 31. Januar 1995 aus dem aktiven Schuldienst verabschiedet worden. Wer den ehemaligen Rektor der Bernhard-Letterhaus-Schule kennt, weiß, dass er zur Garde der Pensionäre gehört, die nie Zeit haben und für die der Ruhestand ein Unruhestand ist. Dennoch hat sich der Oberbarmer Junge auf diese Zeit vorbereitet und gefreut, „weil es noch soviel Interessantes und Wichtiges zu tun gibt, ob in Gesellschaft, Kirche oder anderswo.“ So werden ihn Orts-, Kirchen- und Schulgeschichte fordern, womit er einer Bitte des Bergischen Geschichtsvereins und des Historischen Archivs des Erzbistums Köln nachkommt. Historiker und Forscher freuen sich über Mitstreiter. Für seine Verdienste hat Hans-Joachim Ossé im Juni 1995 aus den Händen von Erzbischof Joachim Kardinal Meisner Insignien und Urkunde einer Auszeichnung erhalten, für die Papst Johannes Paul II. verantwortlich ist: der päpstliche Silvesterorden! Damit sollten das Engagement des Ordensträgers für das katholische Schulwesen und die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Erzdiözese Köln, im Stadtdekanat Wuppertal und in der Oberbarmer Pfarrei St. Johann Baptist gewürdigt werden.
Nach der Geburt am 8.1.1935 wohnte der „Abendmensch“ Hans-Joachim Ossé mit seinen Eltern in der Normannenstraße. Er besuchte die katholische Volksschule Wichlinghauser Straße und erlernte den Beruf eines Kaufmanns in der Textilbranche. Eine berufliche Wende vollzog sich mit dem Besuch des Erzbischöflichen Abendgymnasiums in Neuß und anschließendem Studium der Theologie und Philosophie in Bonn, danach der Pädagogik in Köln. Ossé wurde für ein Jahr Sekretär beim katholischen Jugendamt seiner Heimatstadt. 1963 kehrte er an „seine“ Schule in der Wichlinghauser Straße zurück, diesmal als Lehrer. Bevor ihn die berufliche Laufbahn zur katholischen Hauptschule Carnaper Straße führte, rückte die Familiengründung in den Blickpunkt. Die Hochzeit mit Ruth und später die Geburten von Nicola und Isabell. Im Pfarrhaus Normannenstraße 75 fanden die Ossé s 1973 ein neues Zuhause. Nach Tätigkeit als Fachleiter für katholische Religionslehre am Bezirksseminar Wuppertal (bis 1972) und Mitglied des staatlichen Prüfungsamtes für katholische Religionslehre an der Bergischen Universität Wuppertal (bis 1995), prägte Hans-Joachim Ossé ab 1971 als Konrektor und von 1988 bis zur Pensionierung im Januar 1995 als Rektor die Geschicke der katholischen Hauptschule nicht nur 25 Jahre schulisch wesentlich mit, sondern die Umbenennung in Bernhard-Letterhaus-Schule dokumentiert auch geistige und gesellschaftspolitische Ansprüche. Bei seiner Verabschiedung am 31. Januar 1995 beschrieb Schulamtsdirektorin Waltraud Kalsbach-van Gerfsheim den Pensionär als „angenehmen, zurückhaltenden Menschen mit hohem Verantwortungsbewußtsein“. Am letzten Schultag waren auch Weihbischof Norbert Trelle aus Köln und Oberbürgermeisterin Ursula Kraus und mit ihnen viele aus Kirche, Gesellschaft und Politik erschienen. Tags zuvor hatten sich mit einer tollen dreistündigen Show im Wuppertaler Opernhaus die Mädchen und Jungen der Hauptschule von ihrem Rektor verabschiedet.
Im gesellschaftlichen Bereich ist Hans-Joachim Ossé ein Grundanliegen, dass mehr Jugendliche in politische Verantwortung kommen. Doch fehlt ihm gerade dazu die Glaubwürdigkeit der jetzt Verantwortungtragenden. „Vorbilder mit uneigennützigem Engagement fehlen, wie an anderen Stellen auch“, meint Ossé. Zur Schulpolitik der Gegenwart hat der pädagogische Fachmann eine persönliche Meinung. An der Diskussion um die 6. Gesamtschule und der Beschlussfassung durch den Wuppertaler Stadtrat mißfällt ihm nicht, dass dem Elternwillen Rechnung getragen wird – weil auch die Christen für ihre Bekenntnisschulen dieses Recht in Anspruch nehmen – sondern das massive Tempo, durch das die bestehenden Hauptschulen und auch benachbarte Realschulen in ihrer Existenz gefährdet werden. „Schlecht ist die Belastung für andere, gesund aber ein langsames Wachstum bei der pädagogischen Arbeit“, so Ossé. Der Gesamtschule-Gedanke ist ihm zu „verwaschen“ und mit „Ideologie behaftet“. In seiner Pfarrgemeinde St. Johann Baptist ist Hans-Joachim Ossé „ein Mann für alle Fälle“. Ein Zeichen dafür, dass er sich nicht aus der Verantwortung stiehlt. In seiner Kindheit- und Jugendzeit als Jugendgruppenleiter, Messdiener und Vorbeter, dann als Lektor und Kommunionhelfer, arbeitete er auch 17 Jahre im Pfarrgemeinderat mit, davon 10 Jahre als dessen Vorsitzender. Herausragende Aufgaben waren der Erhalt der katholischen Grundschule, Gemeindemissionen und 3.Welt-Projekte. Dem Kirchenvorstand gehört er seit 1973 an. Als derzeitiger geschäftsführender stellvertretender Vorsitzender nennt Ossé als Schwerpunkte die in den Jahren 1990 bis 1993 erfolgte Restaurierung der Pfarrkirche und das 1997 abgeschlossene Orgelprojekt sowie die grundlegenden Renovierungen der Kindertagesstätte und des Gemeindezentrums Johanneshaus. Abseits formaler Funktionen leitete der Lehrer 16 Jahre den Laienspielkreis der katholischen Jugend Oberbarmen, der durch seine Aufführungen mit anspruchsvoller Literatur weit über die Grenzen Wuppertal’s hinaus bekannt war und bei den Rheinischen Laienspieltagen beachtenswerte Resonanz fand. Seit 1962 singt er im Kirchenchor mit, wobei der Gregorianischen Choral einen hohen Stellenwert besitzt. Den Chorvorsitz führte er 27 Jahre. Jüngste Arbeit ist nach Aufarbeiten des gesamten Archivmaterials der Oberbarmer Pfarrei die Fertigstellung eines Findbuches über die pfarrgeschichtliche Sammlung, die für den bergischen Katholizismus in Geschichte und Forschung durch die Erschließungsarbeiten eine zentrale Bedeutung hat. Darin eingebettet sind auch die Verzeichnung der Archivalien “Bernhard Letterhaus“. Die Erschließungsarbeiten des noch jungen Pfarrarchivs der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Nächstebreck sind bei ihm in guten Händen und stehen vor dem Abschluß. Über die Oberbarmer Gemeinde hinaus wirkte Ossé auch bis zu seiner Pensionierung in Dekanatsgremien und Diözesanarbeitskreisen und Ausschüssen mit. 1972 war Ossé als Kandidat für die Wahl zum Mitglied der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg aufgestellt. Mit Blick auf die fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft und einer schwindenden Glaubenssubstanz der Christen sieht er heute aber auch viele hoffnungsvolle Ansätze christlichen Lebens, besonders bei den Jugendlichen, wie es der Weltjugendtag gezeigt hat. Nüchtern stellt er aber auch fest, dass „zunehmend immer weniger Priester immer mehr Gottesdienste feiern, die wiederum von immer weniger Gläubigen besucht werden“. Die gegenwärtigen Strukturfragen in der Kirche sieht er deshalb als notwendig, hofft dabei auf gute Lösungen, damit „die eigentlichen Aufgaben der Kirche wie Liturgie, Verkündigung und Caritas wieder in den Mittelpunkt christlichen Gemeindelebens rücken“. Trotz aller beruflichen und kirchlichen Verpflichtungen blieb noch Laune und Muße für Sport und Muse. Da war in jungen Jahren der Fußball (Jugendtorwart), später Ski-alpin und bis heute noch Bergwandern. Singen und Schauspielern gehören in die Sparte Kultur und die Fotografie zur Kunst. Mehrmals führte er als Reiseleiter des Katholischen Jugendferienwerkes junge Menschen zu den Salzburger Festspielen. Mit Schülern hat er nach Drehbuch manches Erlebnis auf Film und später Video gebannt. Landschaften, ob an der See oder in den Bergen, sind Lieblingsmotive. Bevorzugte Reiseziele sind deutsche Lande, Österreich, Italien und besonders die Schweiz. Regelmäßige Gartenarbeit ist Ausgleich und für die Entspannung nützlich.
Die katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) hat Hans-Joachim Ossé mit dem „Bergischen Löwen“ ausgezeichnet. Der 40. Träger wurde für besondere Verdienste um die Verwirklichung der christlichen Soziallehre geehrt. Ordensstifter Jürgen Abeler in seiner Laudatio: „Er hat sich massenhaft Zeit genommen, seinen Schülern zu dienen. Er ist dabei nie dem Zeitgeist nachgelaufen, hat aber seine Aufgabe fest in die Hand genommen“. Wenn Ossé versucht hat, den Jugendlichen das Menschenbild des Widerstandskämpfers und Schulnamenspatrons Bernhard Letterhaus zu vermitteln, dann auch in dem Anliegen, „die christlichen Werte im persönlichen und beruflichen Alltag umzusetzen“. Sein Vermächtnis an die Carnaper Schülerschar: „Ich wollte sie nicht nur auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten, sondern auch in christliche Werte und Ordnungen einbinden, damit sie ihr Leben sinnvoll gestalten.“ Auch nach seiner Pensionierung wird der ehemalige Lehrer und Rektor hin und wieder in seine alte Wirkungsstätte eingeladen, um den Schülern das Lebensbild des Namenspatrons der Schule aufzuzeigen. In seiner im Spätherbst 1994 herausgegebenen Dokumentation „Nur aus Standhaftigkeit wird die Welt gerettet“ hat Hauptschulrektor Hans-Joachim Ossé nicht nur die bisher umfangreichste Biografie über Bernhard Letterhaus geliefert, sondern auch eine Bilanz über die Namengebung der katholischen Hauptschule an der Carnaper Straße gezogen.

13.03.2008

Harald Müller

(kgc). Aussichtstürme leben im Schatten. So ist es mit dem Toelleturm und dem Bismarckturm. Durch Eintrittsgelder ist ihre bauliche Unterhaltung kaum zu sichern. Was wäre erst, wenn das Wachpersonal noch bezahlt werden müsste. Deshalb sind die Eigentümer, in Barmen der Verschönerungsverein und auf der Hardt die Stadt Wuppertal, auf Freiwillige angewiesen, die ihre Freizeit für die Mitmenschen opfern. Herausragendes Beispiel war über viele Jahre Harald Müller, dessen Leben beim Brand des Wohnhauses am Mühlenweg (Cafe´ Best) ein jähes Ende fand.
Auf der Hardt begrüßte Harald Müller von Frühling bis Herbst die Menschen bei ihrem Weg von der Barmer Seite (Missionsstraße, Gottfried-Gurland-Straße) zur Reichsallee. Er saß ab Mitte der 1980er Jahre vor dem Eingang zum Bismarckturm und lud zum Betreten und Besteigen seines zweiten Wohnzimmers ein. Durchschnittlich besteigen pro Jahr 10.000 Menschen den Aussichtsturm, von dem man den weiten Blick auf das Wuppertal und die Südhöhen genießen kann.
Vor 1983 war das städtische Denkmal rund zehn Jahre geschlossen. Von den sieben Rentnern, die sich auf eine Veröffentlichung in der „Wuppertaler Rundschau“ um die ehrenamtliche Tätigkeit beworben hatten, war ab Juli 1983 allein Frührentner Harald Müller übriggeblieben. Er war mit Herz und Seele bei der Sache und wurde für sein Engagement mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet.
Um seiner „Kundschaft“ mit Informationen dienen zu können, eignete sich Harald Müller stadtgeschichtliches Wissen an. Zu rund 350 Bismarcktürmen, der besonderen Denkmalform, in ganz Deutschland war er ein wandelndes Archiv. Verschiedene Archive von der ehemaligen DDR über Stuttgart bis Wuppertal haben dazu beigetragen, dass Müller wusste, welche Bauten und Geschichten sich um den Gründer des Deutschen Reiches und früheren Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck (1. April 1815 bis 30. Juli 1898) rankten. 250 Unterlagen hatte Müller zusammen getragen. Davon kann man auch nach seinem tragischen Tod berichten.
Später löste sich Harald Müller in der Turmbetreuung mit Roswitha Spiecker und Karl-Heinz Glöckner ab.
Wuppertals Bismarckturm wurde auf der ehemaligen Stadtgrenze zwischen Barmen und Elberfeld und einer Bodenhöhe von 234 Metern über dem Meeresspiegel errichtet. Die Baukosten wurden durch eine Spendenaktion gedeckt, nachdem im Juli 1904 durch die Oberbürgermeister der beiden Wupperstädte ein Aufruf erfolgt war. Der Entwurf von Professor Wilhelm Kreis trug den Titel „Götterdämmerung“ und zeichnete sich durch seine Schmucklosigkeit aus. Abweichend vom Bauplan wurde im oberen Drittel des Hochbaus das Familienwappen der Bismarcks angebracht, das der Elberfelder Bildhauer Carl Mensch geschaffen hatte. Die Oberbürgermeister Funck aus Elberfeld und Lentze aus Barmen, denen Straßen gewidmet sind, schrieben: „Darum alle, die Ihr unserem Bismarck die Treue bewahrt, welcher Partei immer Ihr angehört, helft uns, Mitbürger, dass der Bismarckturm auch hier entsteht und seine Feuer unseren Schwesterstädten leuchten!“ Das Ergebnis waren 11.000 Mark aus Barmen und 20.000 Mark aus Elberfeld. Zur Grundsteinlegung am Bismarck-Geburtstag, dem 1. April 1907, erschienen Kriegervereine, Musikzüge und Schulen. Einem Bericht des „General-Anzeigers“ vom 17. April 1907 zufolge wurde eine kupferne Kapsel mit Urkunde, 18,68 Mark und Siegestaler aus dem Grundstein gestohlen. Nach einer Bauzeit von sechs Monaten fand am 19. Oktober 1907 ab 15.30 Uhr die feierliche Einweihung statt. Geladene Festgäste trafen sich um 18 Uhr im Festsaal des Elberfelder Thalia-Theaters, an dessen Stelle sich heute das Sparkassen-Hochhaus erhebt. Die Kosten einschließlich der Eröffnungsfeierlichkeiten summierten sich letztlich auf 40.500 Mark.
Zur Besteigung wurde der Bismarckturm erst am 17. April 1908 frei gegeben. Der 22 Meter hohe Turm besteht aus stabilem Sandstein, hat seinen Standort in einer kleinen Senke des Hardtberges, der mit 239 Metern beim Missionshaus seinen höchsten Punkt erreicht, und steht seit 21. März 1991 unter Denkmalschutz. Um den Erhalt kümmert sich die Stadt Wuppertal durch entsprechende Unterhaltungsmaßnahmen.

Heinrich Eisenlohr

(kgc). Südlich des Unterbarmer Friedhofes zweigt von der Oberbergischen Straße ein Weg Richtung Gartenanlage „Waldfrieden“ ab, der von zwei Steinsäulen gesäumt wird. Beide Denkmäler auf der Kaiser-Friedrich-Höhe waren früher von Büsten gekrönt und erinnern noch heute an verdiente Barmer Bürger, die scheinbar viele Gemeinsamkeiten im unermüdlichen Einsatz für ihre Heimat- und Vaterstadt hatten: Heinrich Eisenlohr und Otto Jäger.

Heinrich Eisenlohr lebte vom 15. April 1816 bis 8. Januar 1899 und war mit Garnen handelnder Barmer Kaufmann. Er wirkte 33 Jahre in der städtischen Armenverwaltung und war 1873 Mitbegründer einer Anstalt für verlassene Kinder, für die er 23 Jahre (Vorsitz von 1871 bis 1880) aktiv war. Eisenlohr war Mitglied der Direktion des Barmer Krankenhauses im Kleinen Werth, des Kuratoriums der Unterbarmer höheren Töchterschule, der städtischen Schuldeputation und der Sanitätskommission. Er förderte den „Krieger-Hilfs-Verein“. In der Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen saß er dem Aufsichtsrat vor.

Im Barmer Verschönerungsverein (28 Jahre Vorstandsmitglied) folgte Heinrich Eisenlohr Otto Jäger im Vorsitz des Komitees zur Verschönerung der Unterbarmer Anlagen nach. Vor der Einrichtung eines Barmer Garten- und Forstamtes betreute der Verschönerungsverein die städtischen Grünflächen und war deshalb auch für Unterbarmen zuständig.

Ab dem 1. Juli des Dreikaiserjahres 1888 war Heinrich Eisenlohr Abgeordneter des Provinziallandtages. Am 14. April 1896, dem Vorabend seines 80. Geburtstages, wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Barmen ernannt, weil er ab dem 1. Januar 1854 45 Jahre ununterbrochen als Mitglied der nationalliberalen Partei der Stadtverordnetenversammlung angehörte. Als Dank wurde ihm eine Straße beim Toelleturm „geschenkt“. Für seine hervorragenden Dienste um die Verwundeten und Kranken im Jahre 1870/71 verlieh der Kaiser Eisenlohr den Kronenorden 4. Klasse mit rotem Kreuz am erinnerungsband. Im September 1893 erhielt er den Roten Adlerorden 4. Klasse.

Ein Jahr nach seinem Tod wurde ein Denkmalkomitee unter Vorsitz des Barmer Oberbürgermeisters Dr. August Lentze gebildet, das vermutlich eine Spendenaktion durchgeführt hat. Die Einweihung des Eisenlohr-Denkmals, einer grabähnlichen Anlage im Schatten eines mächtigen Baumes mit überlebensgroßer Büste auf einem etwa zwei Meter hohen Granitsockel, fand am 22. Mai 1900 statt. An das Denkmal umgebende niedrige Eisengitter erinnert heute nur noch ein Steinrahmen. Die Bronzebüste schuf ein Lehrer der Barmer Kunstgewerbeschule: Wilhelm Giesecke. 1961/62 ist das Denkmal instandgesetzt worden und die Büste danach in Verlust geraten.

Heinrich Janssen