geboren 6. Dezember 1869 in Wuppertal-Barmen
gestorben am 3. Februar 1943 in Rheinbreitbach
(mit Vorsicht zu genießen und im Hinblick auf die damalige Zeit!)
6. Dezember 1929
Der 60jährige Rudolf Herzog
Da Herzogs Schriftstellertum und Dichten seine besondere Note hat, ist es ungerecht, wenn man auch bei ihm immer mit den ewigen Vergleichen mit anderen kommt und sowohl grundfalsch als auch unanständig, wenn ein Literaturhistoriker schreibt, er sehe billig ab von dem künstlerischbelanglosen "Vordertreppenroman", d. i. der seichten Unterhaltungsware: Repräsentant etwa Richard Voß und später Rudolf Herzog. Man darf behaupten, so etwas zu äußern ist in bezug auf unseren rheinischen und deutschen Rudolf Herzog mehr als geschmacklos! Es ist gemein-unanständig und höchst dumm zugleich! Aber wie der bekannte Dichter und Schriftsteller Max Geißler schreibt: "es gehört nun mal zur Kritik der Zeit, d. h. schon um 1910, Talente wie Herzog einseitig zu entwerten. Das Leserpublikum widersetzt sich aber diesen Anschauungen und wendet solchen Schriftstellern sein Interesse zu. Es darf nicht verkannt werden, daß das Volk sich auch zu den wahren Dichtern findet, in denen ein volkserzieherischer Wert liegt. Den hat auch Rudolf Herzog, der der Schöpfer charaktervoller Unterhaltungsliteratur ist, es ist zu betonen: charaktervoller, erfüllt mit deutschem Geiste.
Eine solche Bedeutung darf man nicht einfach wegtheoretisieren, wie das die Gepflogenheit der Literaturgeschichtsschreibung aus artistischem Geiste ist. Der guten Unterhaltungsliteratur die eigentümlich deutschen Eigenschaften zu verleihen, das ist ein künstlerisches Ziel, zu dessen Erreichung Herzog wesentlich beiträgt.
Und gesunde Lebensfreudigkeit, vornehme Einfachheit, warme Vaterlandsliebe und Nationalstolz, das sind Eigenschaften, die man nicht ohne weiteres unter den Tisch fallen lassen soll bei der Beurteilung des Dichters und Schriftstellers Herzog.
Man hat diesen trefflichen Ausführungen Geißlers kaum etwas hinzuzufügen. Von den Werken Herzogs, die viele, sehr viele kennen, seien genannt die Romane Nur eine Schauspielerin, Der Graf von Gleichen, Die vom Niederrhein, Die Wiskottens, Hanseaten, Die Burgkinder, Das große Heimweh, Die Stoltenbergs und ihre Frauen, Die Buben der Frau Opferberg, Wieland der Schmied; ferner die Novellen: Es gibt ein Glück, dann auch die Dramen: Condottieri, Herrgottsmusikanten und Stromübergang, weiter eine große Ausgabe "Nibelungen", Preußens Geschichte und schließlich die Gedichtsammlungen seit 1903, denen wie viele Dichtungen Herzogs aus dieser Zeit des Weltkriegs 1915 die Sammlung "Ritter, Tod und Teufel" und 1916 eine solche mit dem Titel "Vom Stürmen, Sterben, Auferstehen" sich anfügte.
Wir wollen uns der Hoffnung hingeben, daß uns die dichterische und schriftstellerische Schaffenskraft Rudolf Herzogs, unseres rheinischen Landsmannes, noch auf Jahre hinaus erhalten bleiben möge zu Wohl und Frommen unseres rheinischen und deutschen Volkes! In diesem Sinne Rudolf Herzog an seinem 60. die besten Wünsche für alle Zukunft!
6. Dezember 1934
Rudolf Herzog
Zum 65. Geburtstag am 6. Dezember 1934 (Köln-Zeitung 6.12.1934)
Rudolf Herzog 65 Jahre alt
6. Dezember 1939
Rudolf Herzog siebzig Jahre
Von Hermann Müller, Neuwied (Nationalblatt 2.12.1939)
Bei den Elberfelder Farbenfabriken erwarb sich Herzog weitere kaufmännische und farbentechnische Kenntnisse. Doch das Künstlerblut drängte immer wieder nach dem angeborenen Beruf, und so reiste an dem Tag seiner Großjährigkeit der junge Herzog nach Berlin, um die schönen Künste zu studieren und in der Literatur sattelfest zu werden. Aber die Literaturgewaltigen in Berlin hatten für die Erstlingswerke nur Ablehnung. Von Frankfurt am Main aus eroberte sich Herzog mit dem Roman "Frau Kunst" und dem Schauspiel "Protektion" die ersten Stiegen zum literarischen Range. Als Hauptschriftleiter der "Hamburger Neuesten Nachrichten" blieb Herzog weiterhin bei den Schreibenden, kleinere Erzählungen und einige Dramen ebneten den literarischen Weg, bis endlich mit dem Eintritt in die Schriftleitung der "Berliner Neuesten Nachrichten" sich der lange gehegte Wunsch, in der Reichshauptstadt zu wirken, erfüllte. Die ersten größeren Romane formten sich, trotz harter Berufsarbeit. Dem "Graf von Gleichen" folgte "Die vom Niederrhein". Mit "Die Wiskottens" zeichnete Herzog das Wirken der eigenen Wuppertaler Sippe. Als Frucht einer Reise nach Italien erwuchsen "Die Condottieri", ein Schauspiel, das über viele Bühnen Deutschlands, Europas und Amerikas ging. Die Erinnerungen an die Hamburger Zeit zeitigten den Roman "Die Hanseaten". Die wachsende Familie – drei Jungen schenkte dem Dichter die blonde Frau, und ein Mädel sollte dazukommen – weckte den Wunsch nach eigener Scholle, die dann im Burghaus zu Rheinbreitbach gefunden wurde. In dem Roman "Die Burgkinder" erblüht dieses Familienglück wieder. Reisen durch Europa, Nordafrika und die Vereinigten Staaten von Amerika weiteten den Blick des Dichters für das Auslandsdeutschtum, und so entstand der Roman "Das große Heimweh".
Während des Weltkriegs rief General Litzmann Rudolf Herzog zu sich; mit diesem kühnen Haudegen zog der Dichter durch Belgien, Frankreich und Rußland, um schließlich dem Generalstab des Feldheeres in der Abteilung "Feldpressestelle" zugeteilt zu werden. In den Liedern von "Ritter, Tod und Teufel", "Vom Stürmen, Sterben, Auferstehn" und dem Roman "Die Stoltenkamps und ihre Frauen" klingt diese Kriegszeit auf.
In das neue deutsche Werden der Nachkriegszeit greift Rudolf Herzog ein mit dem politischen Roman "Die Buben der Frau Opterberg", dem Siedlungsroman "Kameraden" und dem Roman "Wieland der Schmied", in dem der Ruf zu vertrauendem Gehorsam zu einer starken Führung aufklingt. Die Wahnsinnszeiten des rheinischen Separatismus riefen Rudolf Herzog ganz in die politische Front; die Führung des separatistengegnerischen "Rheinischen Heimatbundes" lag in Herzogs Händen, die Obere Burg wurde Zentrale des Abwehrkampfes, dem der Dichter noch sein Opfer mit dem Hinscheiden der geliebten Lebenskameradin bringen mußte. "Das Fähnlein der Versprengten" bringt Gedanken aus dem deutschen Tun des Dichters, und der Roman "Der Freiherr und die Altstadt" zeigt den Weg von der Kleinbürgerei zur Volksgemeinschaft. Dazwischen erwachsen die ganz im Menschlichen wurzelnden Romane "Kornelius Vanderwelts Gefährtin" und "Die Tänzerin und ihre Schwestern". In "Horridoh Lützow" setzt der Dichter dem
unsterblichen Reitergeist ein Denkmal.
1932 tritt Rudolf Herzog im Meinungsstreit des Wahlkampfes durch einen Aufruf im "Völkischen Beobachter" für den Führer Adolf Hitler ein. Den Roman "Elisabeth Welsers Weggenossen", ein Hoheslied auf Deutschlands Weltgeltung und koloniale Betätigung, schenkt Rudolf Herzog dem Großdeutschland Adolf Hitlers.
Siebzig Jahre: ein langer Weg, erfüllt von hartem Ringen und Streben. Doch wer Rudolf Herzog einmal in das jugendfeurige Auge geschaut hat, weiß: Sein von ihm heißgeliebtes deutsches Volk darf von ihm noch manche wertvolle Buchgabe erwarten. Und zum rüstigen Schaffen wünscht die Heimat dem Siebzigjährigen das Allerbeste: Gesundheit und tapferen Geist.
Rudolf Herzog erhielt die Goethe-Medaille
Zahlreiche Glückwünsche zu des Dichters 70. Geburtstag (Nationalblatt 7.12.1939)
Das in Rheinbreitbach befindliche Landjahrlager bereitete dem Jubilar an seinem Ehrentag eine besondere Freude, indem es vor der Wohnung Rudolf Herzogs in zackiger Ordnung aufmarschierte und ein musikalisches Ständchen brachte. Bei dieser Gelegenheit übermittelte Bezirkslandjahrführer Pg. Wältermann (Koblenz) dem Dichter die besten Glückwünsche. Rudolf Herzog, von dieser überraschenden Ehrung sichtlich berührt, dankte den Jungen für ihren musikalischen Gruß und prägte in seinen kurzen Dankesworten den Satz: "Jung sein ist keine Kunst, jung bleiben, das ist die Kunst! Und das wünsche ich euch!"
24. Februar 1999