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Paul Schlurmann

(kgc). Paul Schlurmann ist 1920 Mitglied des Barmer Turnvereins geworden. Er spielte Handball, Fußball, Schlagball, war guter Turner, Schwimmer, Bergsteiger und Skifahrer. Seine besondere Leidenschaft galt der Leichtathletik. Die entsprechende BTV-Abteilung hatte Christian Busch 1905 ins Leben gerufen. In Sprint und Weitsprung brachte er hervorragende Leistungen. Als Weitspringer zählte er zur deutschen Spit-zenklasse. Wirklich unverzichtbar war jedoch der Organisator (Multifunktionär) Paul Schlurmann! Sein Lehrmeister und Vorgänger war Christian Busch. Wegen seiner Beharrlichkeit erhielt Schlurmann zuweilen das Prädikat „penetrant“. Er sorgte auch dafür, dass in Wochenendaktionen Aschenbahnen geebnet und Unkraut entfernt wurde. Wettkämpfe brauchten freiwillige Helfer, Ansager, Schreibkräfte und Kampfrichter. Solche Menschen sind schon damals nicht vom Himmel gefallen, sondern wollten rekrutiert und motiviert werden.

Nach seiner Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg baute Paul Schlurmann schnell wieder den BTV-Übungsbetrieb auf. 1959/60 begleitete er aktiv den Bau der großen Sporthalle an der Heckinghauser Stra-ße, die vom BTV maßgeblich mit finanziert wurde und noch heute neben dem Sportplatz Oberbergische Straße Hauptsportstätte ist.

Die örtliche Leichtathletik-Szene wurde Ende der 1940er Jahre vom Barmer TV und dem SSV 04 Wupper-tal geprägt. Vor allem der Männersport war Domäne des BTV. Der BTV muss die Nummer eins werden“, forderte Paul Schlurmann, der bekannte „Mann mit der Stoppuhr“, der, zuvor Sonderschullehrer, 1949 zum Leiter des städtischen Sportamtes berufen wurde und damit Beruf und Hobby in sich vereinigte.

Die legendären 13 Wuppertaler Abendsportfeste (Premiere am 22. Juli 1950) fanden zwar im Elberfelder Stadion am Zoo statt, doch Ausrichter war der Barmer Turnverein von 1846 durch seinen Oberturnwart Paul Schlurmann, der bereits mit den Barmer Waldfesten (insgesamt mehr als 41) im 1924 erbauten Bar-mer Stadion auf dem Lichtenplatz viel Erfahrung gesammelt hatte. Die Leichtathletik-Weltklasse kam an die Wupper und spulte vor 35.000 Zuschauern Rekorde und Bestleistungen ab. Heute würde man von Events der besonderen Art sprechen: einmal (1956) gab es festliche Musik und in bengalischem Lichtzauber er-strahlten die fünf olympischen Ringe vor dem Dunkel des Boltenberger Hangs. Der berühmte Läufer Heinz Fütterer sagte einmal in Übereinstimmung mit den Kölner Sprintstars Martin Lauer und Manfred Germar: „Wenn Paul Schlurmann uns ansprach, war das für mich und viele Kollegen ein absoluter Pflichttermin.“ Nicht immer kamen die Stars gerne, manchmal mussten sie von Schlurmann mit Sammeltassen, Sport-schuhen, Textilien, Staubsauger und guten Speisen gelockt werden. Die Stadtsparkasse hat sich schon in damaliger Zeit als Sponsor Verdienste erworben. Die Verpflichtung des weltbesten Langestreckenläufers Emil Zatopek aus der Tschechoslowakei als Gegner für den BTVer Herbert Schade scheiterte dennoch. Nach dem 12. Abendsportfest am 20. September 1960 gab es eine 10-jährige Pause und ein letztes Revi-val am 24. September 1970. Die Zeiten hatten sich verändert, Sportler und Zuschauer anders orientiert.

Paul Schlurmann war mit seiner Familie Am Bilden in Wichlinghausen zuhause, doch seine Frau Irmgard sah ihn eher selten. Sie war daheim als zuverlässige Schreibkraft unverzichtbar. Heute würde man sie als Assistentin aufwerten. Nach dem Motto „Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe des Trainings“, besuchte der „Macher“ an Wochenenden die Meisterschaften und Sportfeste mit seinen Schützlingen zur Erfolgskon-trolle.

Zur Lebens- und Leistungsbilanz zählen 40 Jahre (1932-1972) als Oberturnwart, BTV-Vorstand, Pressewart der Wuppertaler Leichtathleten, Sportwart im Westdeutschen bzw. Rheinischen Leichtathletikverband.

Ausdruck der Wertschätzung für seine Arbeit waren: Ehrenbrief des Rheinischen Turnerbundes (1949), Goldene Ehrennadel des Deutschen Leichtathletikverbandes (1950), Silberne Ehrennadel des Westdeut-schen Handballverbandes (1956), Ehrenbrief des Deutschen Turnerbundes (1959), Ehrenmitgliedschaft im Barmer TV (1959), Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen (1965), Bundesverdienstkreuz (1979), Verdienter Förderer der Leichtathletik (1986).

Seinen 85. Geburtstag hat Paul Schlurmann am und auf dem Toelleturm gefeiert und übte sich als Turm-wächter und Billett-Abreißer für seine Gäste. Als er im Frühjahr 1988 gestorben ist, war Paul Schlurmann 65 Jahre Leichtathletik-Abteilungsleiter im Barmer Turnverein – eine beinahe unvorstellbare Amtsdauer. Der BTV-Vorsitzende Oscar Seeling in seinem Nachruf: „Mit Staunen über so viele Energie und in Bewun-derung seiner Leistung verneigen wir uns vor ihm in Ehrfurcht und Dankbarkeit.

Literaturtipp:
* „Spitzensport in Wuppertal“, Jürgen Eschmann und Wolfgang Killing (Herausgeber), 2002