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Archiv für den Tag: 11. Februar 2010

Werner Baecker

(kgc). Er hat das Amerika-Bild der Deutschen in den 1960/70er Jahren maßgeblich geprägt. Werner Baecker war bekanntester deutscher Fernsehreporter in New York und den USA! Seine bergische Heimat hat er, der von Wichlinghausen über Remscheid in die „neue Welt“ aufbrach, nie verleugnet, sich mit ihr zeitlebens verbunden gefühlt.
Werner Baecker wurde am 17. Oktober 1917, der Zeit des Ersten Weltkrieges, im Haus Wiescher Straße 6 geboren und war damit echter „Wichelkuser“. Getauft wurde er auf den Namen Konrad Werner Gustav Bäcker. Siebenjährig, also relativ kurz nach Einschulung in der Kreuzstraße, zog der Sohn eines Werkmeisters, der die Geburt wegen eines Fronteinsatzes in Flandern nicht live erleben konnte, mit seiner Familie nach Remscheid-Lennep. Anlässlich eines Besuches zum 70. Geburtstag in seiner alten Heimat erinnerte sich Baecker an die ihn liebende und deswegen fast erdrückende Mutter und den viel zu strengen, unzugänglichen Vater, „der fast wie ein Fremder durch mein Leben ging“. Nach dem Schulbesuch wurde er Soldat, geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. In den USA studierte Baecker an der angesehenen Universität von Oregon Publizistik. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Mitarbeiter des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Hamburg. 1957 rief Werner Baecker die Sendereihe „Schaubude“ ins Leben.
Als die ARD ihm 1960 die Position eines Amerika-Korrespondenten anbot, hielt Werner Baecker nichts mehr in Deutschland. Der Zirkusfan wechselte vom NDR-Funkhaus an der Elbe in das Fernsehstudio am East River. New York wurde schließlich seine zweite Heimat. Bekannt und beliebt wurde der renommierte Journalist vor allem durch seine unterhaltsam-eleganten Kulturreportagen aus der neuen Welt. Über ein Vierteljahrhundert lang berichtete Baecker aus dem „Big Apple“, wie man heute sagt. Der „Mister New York“ genannte ARD-Korrespondent wurde vor allem durch seine Serien „Treffpunkt New York“ und „New York, New York“ populär. Die journalistische Arbeit des TV-Moderators ist mit dem Adolf-Grimme-Preis, der Goldenen Kamera und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Im Alter von 76 Jahren ist Werner Baecker 1994 an Leberkrebs in einer Klinik am Starnberger See gestorben.

11.03.2008

Werner Hefter

(kgc). „Ich möchte keine Minute meines Lebens missen“, wer kann diese Aussage im stolzen Alter von 81 Jahren machen und dabei glaubwürdig klingen? „Der alte Hefter“, wie er sich selbst nannte, stand auch im fortgeschrittenen Alter noch „mitten im Leben“, das für ihn so abenteuerlich und erleb-nisreich war. Er hatte noch so viel vor, dass die Zeit immer knapp war. Eckpunkte gab es für den forschen Rentner trotzdem. Es waren die Fernsehnachrichten am Morgen und Abend, dazu Zeitun-gen unterschiedlicher Couleur. „Man muß schließlich wissen, was los ist“, meinte er einmal dazu.
Werner Hefter, der spätere Flieger und Unternehmer, wurde am 1. Dezember 1915 in Neusulz an der Oder geboren. 1928 zog die Familie nach Potsdam, wo er das Gymnasium besuchte. Während seine Mitschüler büffelten, beurlaubte sich der junge Hefter selbst und verdiente erstes eigenes Geld als Komparse in den Babelsberger UFA-Filmstudios. Ein Streifen hieß „Mädchen zum Heiraten“, andere „Das Ekel“ und „Gräfin von Monte Christo“. Nach dem Rausschmiß aus der Schule kurz vor dem Abitur begann der Wissbegierige 1933 eine Lehre im Eisenwarenhandel. Es kam die Zeit, als Hitler mit festen Programmen gegen die Arbeitslosigkeit von sechs Millionen Menschen ankämpfte und insbesondere die Jugend in seinen Bann zog. Hefter gehörte zu den vielen, die einen Auto- oder Flugführerschein kostenlos erwerben konnten und wirkte im NSFK mit. Er betonte, dass eine Partei-mitgliedschaft nicht Bedingung war. Zwar war ihm zweifelhaft, dass so wenige Zeitgenossen zu ihrer damaligen Überzeugung standen, doch sah er andererseits Vergleiche zur Gegenwart, wo die Ju-gend besonders im Osten Deutschlands wegen fehlender Ausbildung und Beschäftigung die Verlie-rer der Einheit zu sein scheinen.
Im Deutschen Luftsportverband hatte Werner Hefter das Fliegen aller Maschinentypen erlernt, ab 1933 Segelflug, von 1935 an Motorflug. In Rangsdorf bei Berlin leitete er die Flugbereitschaft und lernte Beate Uhse kennen, deren Name später für Furore im Sexartikelhandel sorgen sollte. Das gemeinsame Fliegen ließ eine lange, echte Freundschaft entstehen. Hefter flog beispielsweise die legendäre Junkers Typ Ju 52 und die Fliegerschar hieß „Roter Adler“. Es wurden Sportfliegerschulen eingerichtet und man konnte Maschinen mieten. Aus den Wettbewerben, an denen sich der begeis-terte Flieger beteiligte, ragte der Deutschland-Flug heraus, der ihn in die „letzten Ecken“ des Reiches fliegen ließ. Typisch ist für Werner Hefter, dass er auch seine Schleppflüge bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin noch Jahrzehnte später minutiös belegen konnte, ergänzt durch Zeugnisse der Medaillengewinner. Als Flieger-Double kehrte Hefter zum Film zurück. Beim „Kongo-Express“ waren Willi Birgel und Rene Deltgen die Stars, beim „Lied der Wüste“ Zarah Leander und Gustav Knuth. Ältere Kinogänger werden sich gerne an die rasanten Flüge erinnern, für die die Stars ihr Leben nicht aufs Spiel setzen mußten.
Zuvor mit Militär und Waffen nicht in Berührung gekommen, wurde Werner Hefter im September 1939 zur Luftwaffe und in die Kampffliegerschule eingezogen. Zum Jahresende 1939 galt es, „in Krakau das Vaterland zu verteidigen“. Der nach der Verlegung nach Kitzingen/Main deutlich werden-de fliegerische Fleiß hinterließ die Titulierung „fluggeil“. Im Frankreich-Krieg ging es ans Eingemach-te. Erfolgreichen Flügen standen zwei Abschüsse in Dünkirchen und der Themse-Mündung am 27. Mai und 31. August 1940 gegenüber. Hefter konnte seinen zweiten Geburtstag feiern, denn diese und andere Abstürze wegen technischer Defekte hat er ohne ernsthafte Verletzungen überstanden. Gerne gestand er deshalb später, „dass ich viel Glück gehabt habe, dem lieben Gott näher war als viele andere, und dankbar bin!“ Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde Hefter für Kurierflüge, bei-spielsweise von Jüterbog bei Berlin nach Oslo, eingesetzt. Während er, längst zum Offizier befördert („um Schwächen wegen der fehlenden Grundausbildung zu verschleiern“), sich von Ranghöheren nicht beeindrucken ließ, zeigte er gegenüber Infanteristen, deren Heimaturlaub bevorstand, viel Herz. „Es gab manch nette Episode“, schmunzelte Hefter im Interview, der dann von Rostock aus Überfüh-rungsflüge für die Flugzeugwerke Heinkel, anschließend von Riga für M. Espenlaub, und schließlich von Wismar aus für Dornier ausführte.
Nach Kriegsende kehrte Werner Hefter mit seiner Frau Ilse, die er 1943 in Riga kennengelernt und schon vier Wochen später in der Potsdamer Garnisonskirche geheiratet hatte, in deren Heimatstadt Wuppertal zurück. Da Fliegen verboten war, suchten die Hefters nach einer neuen Existenzgrundla-ge. „Kitten, Kleben und Leimen“ hieß die Devise, und gefertigt wurden Haushaltsgegenstände und Spielwaren in einem Langerfelder Luftschutzkeller. Der Start gelang ohne Kapitaleinsatz, „doch mit Hilfe meiner Gattin“, vergaß Hefter nicht zu erwähnen. Zwar hatte der Jungunternehmer, für den Qualität, Zuverlässigkeit und solide Preise Grundprinzipien waren, keine Teller gewaschen, aber stattdessen Uhren gereinigt und Scalenantriebe für Rundfunkgeräte repariert. Zeitweise wurde eine Bandwebdruckerei betrieben. Frau Hefter spulte. Nach mehreren Stationen in Langerfeld wurde am 1. Januar 1946 der Betrieb an der Heckinghauser Straße aufgenommen und die Automobilindustrie bevorzugtes Betätigungsfeld. Die Leichtmetallverarbeitung reichte vom Kühlergitter des BMW bis zu Dachgalerien; das Verformen von Aluminium war ein Erfolgsrezept bis in die Gegenwart. Erst die Rezession zeigte die gespannte Lage abhängiger Zulieferer deutlich. Die Verantwortung hatte Wer-ner Hefter längst an seinen Sohn Dieter übertragen, „weil nur einer bestimmen kann“. Dass die Hef-ters wahrhaft eine Fliegerfamilie sind, beweisen auch Sohn, Schwiegersohn und Enkel, die mit gro-ßen Erfolgen und freudig in die Lüfte gehen.
Dass Werner Hefter nicht ohne die Fliegerei leben konnte, war klar. Deshalb gründete er 1950 ge-meinsam mit Gottlob Espenlaub den Luftsportclub Wuppertal. Kaum zu glauben, dass dort, wo heute Metro und Real ihre Waren verkaufen, Flugzeuge starteten und landeten. Da es mit einem Flugplatz auf den Marscheider Höhen nicht geklappt hat, wurde 1963 der Flugplatz in Radevormwald-Leye in Betrieb genommen. 1983 nahm Ehrenmitglied Hefter seinen Abschied von der aktiven Fliegerei. Im Club war er immer ein Vorbild, hatte für alle ein offenes Ohr. „Onkel Werner“, sagte nicht nur Regina Reczko, die viel von ihm gelernt hat. Später vertiefte sich „der alte Hefter“ noch manches Mal in alte Fotoalben, Bücher und archivierte… Seine Frau ließ ihm die eigenen vier Wände und die regelmäßi-gen Stammtischbesuche. Hefters Interesse galt bis zuletzt den LTV-Handballern – ebenso wie dem Heidter Bezirksverein, der ihn zum Ehrenmitglied ernannt hat. Gesundheitlich hatte er einen Schlag-anfall zunächst so gut überstanden, dass keine Lähmungen zurückgeblieben sind. Und was sein Herz anging, so hat er die Vorhersagen aus ärztlichem Munde einige Jahre übertroffen. Werner Hef-ter starb am 28. Oktober 2002 in seinem letzten Wohnsitz Mönchengladbach. Begraben ist er auf dem Unterbarmer Friedhof.

18.02.2008, kgc/hjb

Werner Spannagel

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller:

Werner Spannagel wurde am 6. Oktober 1909 in Barmen geboren. Als Boxer gehörte er der Sport- und Spielvereinigung Barmen an. 1929 wurde er erstmals Gaumeister. Er war eine der Hauptattraktionen der ersten öffentlichen Kampfveranstaltung in der ausverkauften Wuppertaler Stadthalle am Johannisberg.

1930 und 1932 errang Werner Spannagel Westdeutsche Meistertitel, außerdem erkämpfte er Ostern 1932 den Titel des Deutschen Meisters im Bantamgewicht. Auch 1933 und 1934 sicherte er sich diesen Titel.

Vor Beginn der Olympischen Spiele 1932 in Los Angeles kämpfte er in Amerika und gewann im Länder-kampf gegen die USA den von der größten amerikanischen Zeitung gestifteten Gürtel mit brilliantener Goldschnalle. Beim Olympischen Turnier trat Spannagel im Fliegengewicht an. Zwar schlug er in der Aus-scheidungsrunde den Argentinier J. Tvillo, doch scheiterte er in der nächsten Runde am Amerikaner Salica, dem späteren Bronzemedaillengewinner. Für den Wuppertaler war die Olympiade trotz des frühen Aus-scheidens ein großartiges Ereignis.

Am 23. Dezember 1943 wurde bekannt, dass der namhafte deutsche Nationalboxer Werner Spannagel im Alter von nur 34 Jahren an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg gefallen ist.

Werner Zanner

(nas/kgc). Der Name – und mit ihr natürlich die Person – Werner Zanner stand beispielhaft für bürgerschaftliches Engagement im besten Sinne! Als Textilfabrikant hat er seinen Lebensunterhalt verdient, sich eine ehrliche Liebe zur Heimat bewahrt, und den Menschen gedient. So war denn die vom Nordstädter Bürgerverein Barmen am 17. April 2008 zum 80. Geburtstag Werner Zanners in der Gesellschaft Concordia ausgerichtete Geburtstagsfeier der richtige Zeitpunkt und passender Ort für einen Rückblick. Die Feier war auch Vermächtnis, denn Werner Zanner hat am 2. Januar 2009 für immer die Augen geschlossen.
Viel Ehre
Die große Schar der Gratulanten, Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft, Verwandte, Freunde und Bekannte, dazu Vorstände benachbarter Vereine, bildeten einen würdigen Rahmen. Schließlich war Werner Zanner nicht nur 25 Jahre Vorsitzender und zuletzt Ehrenvorsitzender und „elder president“ des Nordstädter Bürgervereins, geschäftsführender Vorstand im Stadtverband der Bürger- und Bezirksvereine, sondern auch Vorstandsmitglied in der Veranstaltergemeinschaft Lokalfunk von Radio Wuppertal. Er war Gründungsmitglied der Radio-Hilfsinitiative „Kindertal“, der Allianz für Sicherheit im Bergischen Land und über 20 Jahre Förderer der Opferschutzorganisation „Weißer Ring“. Ein erfülltes neben- und nachberufliches Leben!
Lebensbeginn
Werner Zanner wurde am 17. April 1928 in Barmen geboren, denn Wuppertal ist erst 1929 entstanden. Nach der Zerstörung des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums besuchte Zanner ab 1943 das Humanistische Gymnasium in Gera. Das Notabitur gelangt 1944. Der Einzug als Soldat in den Zweiten Weltkrieg blieb ihm erspart. 1945 begann er eine kaufmännische Lehre und schloss ein Studium zum Diplom-Ingenieur an.
Beruf
Werner Zanner war ein sehr erfolgreicher Textilunternehmer, dessen Betrieb sich an der Königsberger Straße 2 befand. Noch heute hat der Nordstädter Bürgerverein Barmen dort seine postalische Heimat. Der 1889 von Friedrich Zanner mit klassischen „Barmer Artikeln“ gegründete Betrieb wurde 1974 getrennt. Werner Zanner kümmerte sich bis 2002 um Konfektionen, während Vetter Harro das Stammangebot pflegte und sein Unternehmen bis 2007 existierte. Dem textilen Wuppertaler Industriezweig war nach großem Höhenflug ein anhaltender Niedergang beschieden.
Vorbild
Oberbürgermeister Peter Jung dankte Werner Zanner für die Stadt Wuppertal für das herausragende Engagement in mehreren Jahrzehnten: „Mit Fug und recht kann ich sagen: Sie sind ein wirkliches Vorbild!“ Jung lobte, dass für Zanner die Menschen und ihre Anliegen immer im Vordergrund gestanden haben und er sich nach Kräften für seine Nachbarn eingesetzt hat. Der Stadtchef weiter: „Sie selbst haben sich fast immer bescheiden zurück genommen und wenig Aufsehen um Ihre Person gemacht. Das macht Sie besonders sympathisch! Mit Ihrer ruhigen Art, der Fähigkeit zuzuhören und – wenn es sein muss – auch mit Ihrer Hartnäckigkeit haben Sie so manches durchgesetzt und möglich gemacht. Menschen wie Sie, lieber Herr Zanner, die sich für andere einsetzen, die Ideen haben und andere begeistern können, brauchen wir, braucht diese Stadt.“
Ewiges Leben
Professor Dr. Wolfgang Baumann, Vorsitzender des Wuppertaler Stadtverbandes der Bürger- und Bezirksvereine, erinnerte in seiner Geburtstagsrede, „dass man mit 80 Jahren doch schon ewig gelebt hat.“ Er meinte das Erleben der Weimarer Republik, der Nazizeit, den Zweiten Weltkrieg mit dem Bombenangriff auf Barmen, den Wiederaufbau, die Bonner Bundesrepublik, die Wiedervereinigung Deutschlands und die Berliner Bundesrepublik.
Aufbruch
Als Werner Zanner im Bürgerverein und Stadtverband Verantwortung übernahm, war das Ansehen der Bürgervereine infolge der gesellschaftlichen Umbrüche der Nach-1968er-Generation beschädigt. Verachtung des Alten, Begriffe wie Klein- und Spießbürgertum oder Kirchturmspolitik diskriminierten die berechtigten Anliegen der Bürgervereine. Auch der Beharrlichkeit und Unbeirrtheit eines Werner Zanner ist es zu verdanken, dass das bürgerschaftliche Engagement in den Bürgervereinen heute in dieser Stadt wieder anerkannt wird. Baumann sieht die Bürgervereine als in positivem Sinne konservativ, „weil wir das Erhaltenswerte bewahren wollen.“
Für den Stadtverband der Bürger- und Bezirksvereine hat Werner Zanner nicht nur die Geschäfte geführt, sondern war Mitglied des Ehrenausschusses und Schriftleiter der Zeitschrift „Stadtecho“. Wichlinghauser Interessen vertrat er in der Geschichtswerkstatt des Bergischen Geschichtsvereins, als es um eine Route durch den Stadtteil ging.
Professor Baumann lobte: „Sie haben dem Wohl unseres Gemeinwesens in hohem Maße gedient. In Anerkennung Ihrer Verdienste hat Ihnen der damalige Bundespräsident vor über zehn Jahren das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Ihre Ehrenämter und Aufgaben, nach denen Sie sich nie gedrängt haben, haben Sie mit großer Gewissenhaftigkeit ausgefüllt.“
Perfektes Wesen
Pfarrer Thomas Kroemer von der Evangelischen Kirchengemeinde Wichlinghausen-Nächstebreck versuchte in seiner Laudatio Hinweise auf besondere Merkmale: „Herr Zanner ist diskret, humorvoll und nachhaltig. Mit nachhaltig meine ich, dass er ein Ziel, dass er sich gesteckt hat, nicht aus den Augen verliert. Manchmal bemerkt seine Umgebung solche Ziele gar nicht. Sein Tun hat er nie an die berühmte große Glocke gehängt, sondern sein ganzes Wirken, Fleiß und Verantwortungsgefühl, für seine selbstverständliche Christenpflicht gehalten.“ Kroemer lobte auch Zanners sprichwörtliche Pünktlichkeit: „10 Minuten vor der Zeit ist des Herrn Zanners Pünktlichkeit.“ Selbstverständlich war und ist für den ehemaligen Textilfabrikanten die korrekte und gute Kleidung. Saloppes Outfit leistet sich Zanner bestenfalls beim Wichlinghauser Straßenfest in Form einer Lederjacke und Kappe.
Geschichtswerkstatt
Weil er die industrielle Geschichte seiner Heimatstadt als touristisches Highlight betrachtete, engagierte sich Werner Zanner in den vergangenen Jahren in der dezentralen Geschichtswerkstatt, die 13 Routen unter dem Titel „Fäden, Farben, Wasser, Dampf – das Industriezeitalter im Wuppertal“ entwickelte. Route 6 durch Wichlinghausen ist mit dem Titel „Barmer Artikel – Spitzen, Litzen und Bänder in alle Welt“ für den Textilfabrikanten Zanner maßgeschneidert.
Vom Norden in den Süden – aber immer Barmen
In Wichlinghausen tief verwurzelt, wohnte der am 17. April 1928 geborene Werner Zanner in einem Haus an der Hubert-Pfeiffer-Straße auf dem Heidt in der Barmer Südstadt. Dort hat er sich bei seinen Gästen als guter Koch, Bäcker und ausgezeichneter Gastgeber einen guten Ruf erworben. Selbst gebackene Plätzchen und Christstollen brachte er regelmäßig zu den Treffen des Radiovorstandes mit.

Am Tag nach seinem Tod berichtete Claudia Kasemann in der WZ vom 3. Januar 2009:

Tiefe Trauer um Werner Zanner
„Ich weiß noch gar nicht, was ich sagen soll – es ist schrecklich.“ Erika Unterlehberg, stellvertretende Vorsitzende des Nordstädter Bürgervereins Barmen (NBV), fasste mit diesen Worten am treffendsten zusammen, was viele Wichlinghauser empfunden haben. Trauer und Bestürzung herrschte im Stadtteil, den Werner Zanner als langjähriger Vorsitzender wie kein Zweiter mit geprägt hat.
Überall im Wuppertaler Osten hat Werner Zanner Spuren hinterlassen. Der Nordpark wurde unter seiner Regie gepflegt und gestaltet. Das Wichlinghauser Straßenfest entstand auf seine Initiative. Jedes Jahr freuen sich Familien auf das Kinderfest im Nordpark.
Mehr als 25 Jahre war Werner Zanner im Vorstand des Vereins aktiv und kümmerte sich besonders um Jugendliche und die Integration von Wichlinghausern ausländischer Herkunft. 2008 hatte er noch von Oberbürgermeister Peter Jung als Gratulanten zu seinem 80. Geburtstag gehört: „Sie sind ein großer Wuppertaler und verstehen es, Menschen zu begeistern, haben sich um Ihre und unsere Stadt verdient gemacht.“

Wilhelm August Bredt

Edler Sinn, humanes Wesen und vielseitige Leistungen

(kgc). Nur Großstädte haben einen Oberbürgermeister! Der erste Barmer Oberbürgermeister hieß Wilhelm August Bredt. Trotz seiner recht langen Amtszeit von 1857 bis 1879 fand sich scheinbar in seinem Wirkungsort keine Straße, die an ihn erinnert. Lediglich der Barmer Verschönerungsverein benannte einen Platz am Höhenweg im Barmer Wald nach dem Ehrenbürger: Bredthöhe.

Einzelheiten über Leben und Wirken Bredts haben wir einer Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins zu verdanken, die 1905 veröffentlicht, heute noch im Stadtarchiv einsehbar ist. Zu den Männern im Bergischen Land, die sich zu wichtigen Zielen bekannten, mit eigenen Kräften Neues zu schaffen, Vorhandenes fortzusetzen und zu verbessern, aber auch trotz starkem Tatendrang das Führen von Menschen nicht vergaßen, wird Geheimrat Bredt gezählt. Wilhelm August Bredt enstammte einer schon seit Jahrhunderten in Barmen ansässigen Familie, die ihren Namen von dem Hofe „in der Bredde“ herleitet. Sie hatte fast nur Kaufleute in ihren Reihen gehabt. Aber auch mütterlicherseits bekam der am 16. März 1817 geborene Wilhelm August Tradition mit auf den Weg; Johanne Charlotte war eine geborene Rübel, ein hierzulande wohlklingender Name mit Wohnsitz auf dem Gebiet des einstigen Dörner Hofes. Unter- und Oberdörnen sind Straßennamen, die noch an vergangene Zeiten erinnern. Die ersten Lebensjahre verbrachte der junge Bredt mit seinen drei Geschwistern im Haus Bredt-Rübel, das Richtung Wupper von Bleichen umgeben war. Nach persönlichem Unterricht durch Großmutter Rübel besuchte der Knabe neunjährig die Barmer Stadt- und Realschule. Alte Sprachen waren seine Liebe, die im Privatstudium gepflegt wurde, bis 1833 die Erlaubnis zum Besuch eines Bielefelder Gymnasiums kam. Das Abiturexamen gelang Bredt 1836 und in Bonn studierte er Jura. Zwischendurch zog er nach Berlin um und bestand 1840 beim Kammergericht sein Examen. Dem Dienst am Kriminal- und Landgericht folgte Referendarprüfung und 1842 die Ernennung zum Königlichen Kammergerichtsreferendar. Doch stattdessen ließ sich August Bredt in den preußischen Verwaltungsdienst übernehmen. Bei einem Aufenthalt in der Heimat wohnte er am 27./28. August 1842 dem Besuch des preußischen Königspaares im Hause Bredt-Rübel bei. Beruflich wechselte er zur Regierung nach Koblenz und dann nach Düsseldorf. 1847 wurde der 30jährige Assessor Bredt zum interimistischen Landrätlichen Kommissar des Kreises Elberfeld ernannt. 1848 war ein Jahr politischer Wirren. In Barmen und Elberfeld war es schwer, Kandidaten bzw. Abgeordnete für ein Parlament zu finden, die beiden Städten angenehm waren. Bredt war einer, der durch Tüchtigkeit Ansehen und Vertrauen erworben hatte. Es drückte sich im Wahlergebnis aus: von 238 abgegebenen Stimmen erhielt Bredt 216. In der Nationalversammlung arbeitete der Abgeordnete des „Rechten Zentrums“, etwa bei Gesetzentwürfen und Petitionen, aktiv mit. Nach allerhand Trubel trat Bredt am 1. Dezember 1848 zurück und August von der Heydt erhielt sein Mandat. Am 13. Dezember 1848 wurde Bredt seines Landratsamtes enthoben und nach Koblenz versetzt. Nach den Stationen Sigmaringen, Düsseldorf und Krefeld, wo er Amalie v.d.Leyen kennen und lieben lernte (Hochzeit am 4. Mai 1854), kehrte August Bredt in sein Heimattal zurück. Am 9. Dezember 1854 wählte ihn der Barmer Stadtrat zum Bürgermeister, doch Bredt trat die Stelle zunächst nur provisorisch an, um seinen Posten in Berlin nicht zu verlieren. Am 2. Oktober 1855 wurde er dann doch, als Nachfolger von Bürgermeister Windhorn, in sein Amt eingeführt, aber erst zwei Jahre später zum Regierungsrat und Oberbürgermeister ernannt. Unter Bredts Regie entwickelte sich Barmen von einer Land- zur Fabrikstadt; die Frühindustrialisierung stand in voller Blüte und die Bevölkerungszahl explodierte. 1855 hatte Barmen, das sich mehr und mehr von der Kreisstadt Elberfeld löste 41.000 Einwohner, 1879 schon 95.000. In Bauwerken drückte sich der Fortschritt aus: neues Rathaus (1873-76), Stadttheater (1874), Johannis- und Wichlinghauser Kirche (1866), Immanuelskirche (1867), Friedenskirche (1869). Die vereinigte „Latein- und Realschule“ erhielt 1861 ein neues Gebäude am Bahnhof; Gymnasial- und Realunterricht wurden getrennt und die Wupperfelder Realschule 1875 errichtet. Große Bemühungen Bredts galten der Errichtung einer Handwerker- bzw. „Gewerbeschule“, die schließlich 1863 eröffnet wurde. Volksschulen widmete der Oberbürgermeister seine besondere Fürsorge. Er formte das ganze Schulwesen mit. Einfluß hatte Bredt auch auf die verkehrliche Entwicklungen, von der Eisenbahn bis zur Pferdestraßenbahn. Arbeiterschutz, Armenhilfe, Landschaftsschutz (Gründung des Barmer Verschönerungsvereins), Musik (Konzertgesellschaft), Kunst (Kunstverein) und Wissenschaft (Verein) waren weitere Aufgabenfelder. 1866 arbeitete der OB beim Kampf gegen die Cholera-Epidemie mit. Der Krieg von 1870/71 sah auch Bredt mit an der Front.

Für sein Wirken im Interesse Barmens erhielt August Bredt Anerkennung von Bürgerschaft, Regierung und König. Die Ernennung zum Geheimen Regierungsrat war so ein Zeichen. Als die zweite, zwölfjährige Amtsperiode ablief, entschloß sich der Oberbürgermeister zum Eintritt in den Ruhestand. Am 30. September 1879 verabschiedete er sich von Stadtrat und Bevölkerung. Er erhielt die Ehrenbürgerwürde und zog nach Honnef am Rhein um, wo er am 23. März 1895 starb. Zuvor hatte er jedoch noch Ämter im Siebengebirgsverein und Honnefer Verschönerungsverein übernommen, gründete eine Lungenheilanstalt und wurde gar „Vater des Siebengebirges“ genannt. Seine letzte Ruhe hat er in der Familiengruft des Unterbarmer Friedhofes gefunden.

Wilhelm Dörpfeld

Als Archäologe auf Heinrich Schliemanns Spuren

Aus „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“, Ruth Meyer-Kahrweg, Born-Verlag 1991:

Am Dienstagvormittag, dem 18. August 1936, kurz nach Beendigung der Olympischen Spiele in Berlin, fand in Anwesenheit von Professor Wilhelm Dörpfeld, der in Berlin Ehrengast der Spiele gewesen war, die Enthüllung der Gedenktafel für den „Meister der Spatenforschung“ statt. Zahlreiche Vertreter der Stadt, allen voran Oberbürgermeister Friedrich, Abordnungen wissenschaftlicher, künstlerischer und sportlicher Korporationen, darunter eine Gruppe olympischer Frauen, nahmen an der Feierstunde teil.
Die Gedenktafel aus Muschelkalk hatte der Barmer Bildhauer Schluckebier geschaffen. Ihre Inschrift in Bronzebuchstaben lautete: „Der Meister der Spatenforschung. Prof. Wilh. Dörpfeld wurde am 26. Dezember 1853 als Sohn des Rektors F.W. Dörpfeld in diesem Hause geboren.“ Haus und Tafel wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Wilhelm Dörpfeld wuchs in der Lehrerwohnung neben der Alten Wupperfelder Kirche in der Bredde auf. Er besucht die Volksschule seines Vaters, war einige Jahre Zögling des auch von seinem Vater besuchten Erziehungsinstituts von Direktor Zahn bei Moers und wechselte dann zum Barmer Gymnasium über, an dem er Ostern 1872 sein Abitur machte. Da er den Wunsch hatte, Baumeister zu werden, erwarb er erste praktische Kenntnisse auf dem städtischen Bauamt in Barmen unter Stadtbaumeister August Fischer. Von Herbst 1873 bis 1876 studierte er an der Berliner Bauakademie. Während seiner Semesterferien arbeitete er am Bau der Rheinischen Eisenbahnstrecke Barmen – Mettmann mit und leitete den Bau von Fabrikanlagen seines Onkels Albert Keller in Hammerstein bei Lennep.
Im Herbst 1876 legte er sein Bauführer-Examen bei Professor F. Adler in Berlin mit hervorragenden Kenntnissen über die Propyläen von Athen ab. Im Januar 1877 trat er in Adlers Baubüro ein. Hier begann er, sich mit den Ausgrabungen von Olympia zu beschäftigen, da Professor Adler gemeinsam mit Professor Curtius die Oberleitung über dieses deutsche Projekt erhalten hatte.
Im Herbst 1877 reiste Dörpfeld zum erstenmal als Assistent des leitenden Baumeisters nach Griechenland und erhielt die technische und architektonische Leitung der Ausgrabungen bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1881. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland war er Anfang 1882 wieder zurück in Griechenland. Diesmal als Architekt des Deutschen Archäologischen Zentralinstituts in Athen. Gleichzeitig half er Heinrich Schliemann bei dessen Ausgrabungen in Troja, Mykene und Tiryns und unterstützte die Grabungen der Griechen auf der Akropolis von Athen, in Eleusis, Epidaurus und Oropos.
1887 wurde Dörpfeld von der deutschen Regierung zum 1. Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen ernannt. Nach Schliemanns Tod (1890) setzte er dessen Ausgrabungen fort und suchte auf den Spuren Homers nach der Heimat Odysseus‘, die er auf der Insel Leukas zu finden glaubte. Ausgedehnte Reisen durch Griechenland und Kleinasien zu Ausgrabungsstätten aller Nationen schlossen sich an.
1937 berichtete Wilhelm Dörpfeld dem General-Anzeiger der Stadt Wuppertal von seinem Leben und schloss seine Ausführungen mit den Worten: „So bin ich durch die Propyläen von Athen Altertumsforscher geworden, ohne doch Archäologie studiert zu haben, und durfte als solcher 60 Jahre lang in Griechenland als Ausgräber und Lehrer wirken.“
Wilhelm Dörpfeld starb am 25. April 1940 auf der Insel Leukas, seinem antiken Ithaka, wo er auch begraben wurde. Das Wuppertaler Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld, das seine Wurzeln auf das Barmer Gymnasium zurück führt, erinnert noch heute mit seinem Namen an seinen ehemaligen Abiturienten von 1872.
Anlässlich seines 50. Todestages zeigte das Deutsche Archäologische Institut in Athen im April 1990 eine Gedächtnisausstellung, zu deren Gelingen auch das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal beitrugen. Die Ausstellung kam anschließend nach Wuppertal und wurde am 14. August 1990 mit einem Vortrag von Dipl.-Ing. Klaus Herrmann, Athen eröffnet.
Am 21. Mai 2006 beging das deutsche Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Athen mit 2.000 Gästen im „Megaro Musikis Athina“ sein 110-jähriges Bestehen mit einem Festkonzert. Die von etwa 1.000 griechischen und deutschen Schülern besuchte Schule wurde 1896 mit entscheidender Unterstützung des Archäologen Wilhelm Dörpfeld gegründet. Der aus Barmen stammende Dörpfeld leitete bis 1912 das Deutsche Archäologische Institut in Athen und kam als Ausgräber von Troja, Olympia, Pergamon, Tiryns und Mykene zu Weltruhm.

Wilhelm Hedtmann

In den 1880er Jahren gründete der aus Wetter/Ruhr stammende Wilhelm Hedtmann (1840-1914) in Langerfeld eine Schmiede und Maschinenfabrik. Er entwickelte mit unermüdlichem Fleiß und viel Erfindergeist aus den manuell betriebenen Flechtmaschinen eine Spitzenflechtmaschine, die maschinell angetrieben wurde. 1877 war es geschafft: In der damaligen Firma Alb. & E. Henkels in Langerfeld wurden die ersten Versuche durchgeführt, die bereits gute Ergebnisse brachten. Hedtmann verkaufte sein Patent an die Firma Henkels, in der die Maschine ständig weiter verbessert wurde. 1878 nahm man die Produktion mit dieser Flecht- und Spitzenmaschine auf, bei der einzelne oder ein Teil der Klöppel vorübergehend kurzfristig zum Stillstand gebracht werden konnten. Die so produzierten Spitzen zeichneten sich durch Präzision und Vielfältigkeit der Muster aus.
Wilhelm Hedtmann erfand auch ein System, mit dem man dem ständigen Wassermangel in Langerfeld begegnete. Er ließ tiefe Stollen und Gänge in den Hedtberg treiben. Durch diese Stollen wurde das Wasser in Staubecken geleitet, gefiltert und durch weitere Leitungen entweder direkt in die umliegenden Häuser oder zu den Wasserholstellen in der Ortsmitte geleitet. Auf Grund der so gesicherten Wasserversorgung konnte sich danach dort auch Industrie ansiedeln, die für ihre Dampfmaschinen darauf angewiesen war.
Die Straße, in der Wilhelm Hedtmann lebte, arbeitete und starb, wurde später nach ihm benannt.

Wilhelm Klugmann

(kgc). Dr. med. Wilhelm Klugmann lebte vom 3. Juni 1898 bis 6. Juni 1975. Er wohnte in Oberbarmen, gegenüber der katholischen Kirche St. Johann Baptist, an der Normannenstraße und hatte rund 50 Jahre im gleichen Haus neben der jetzt nach ihm benannten Treppe seine hausärztliche Praxis. Er war auch Geburtshelfer. Enkel Michael Grobel erinnert sich: „Mein Großvater wurde als ältestes von acht Kindern eines Volksschullehrer und einer Hausfrau geboren. Die Familie war nicht vermögend und es deshalb keineswegs selbstverständlich, dass Wilhelm Klugmann Abitur gemacht und Medizin studiert hat. Entscheidend war wohl ein Stipendium nach guten Leistungen.“ Dr. Klugmann und seine Frau Hedy (25. Januar 1900 bis 18. Oktober 1960) hatten zwei Töchter: Michael Grobels Mutter und Ärztin Hedy (9. März 1930-16. September 1996) und Eva (geb. 1931). Hedy Grobel-Klugmann führte die väterliche Praxis bis 1992 weiter. Das Familiengrab befindet sich auf dem Friedhof Liebigstraße.
Zum 75-jährigen Bestehen des Rittershauser Bezirksvereins bilanzierte der seit 1936 amtierende Dr. Wilhelm Klugmann in einer Festschrift 1961: „Im Rahmen der AG der Bürger- und Bezirksvereine Wuppertal-Ost hat der Rittershauser Bezirksverein sich für den Wiederaufbau des Opernhauses und der Ruhmeshalle (Haus der Jugend), für die Rückverlegung des Standesamtes Barmen von Elberfeld nach Barmen, sowie für die Erhaltung der Barmer Bergbahn (Stillegung 1959) eingesetzt. Als Aufgaben erwähnt der damalige Vorsitzende: grundsätzliche Existenz der Bürger- und Bezirksvereine; Behebung der Not an Krankenhausbetten; Gesamtverkehrsplan für die Stadt Wuppertal einschließlich Umgehungs-/Entlastungsstraße (B326/A 46); Flugplatzfrage (Langerfeld); Anlage von Gesundheitsparks. Zum Geburtstag wünschte sich der Verein den baldigen Ausbau der Berliner Straße zur Talstraße, den Bau eines Tunnels im Zuge der Wichlinghauser Straße von Rittershausen unter der Wupper und Eisenbahnstrecke her nach Heckinghausen und den Bau einer Realschule in Oberbarmen, der heutigen Max-Planck-Schule im Schulzentrum Ost.
Zum Schluss erinnerte Dr. Klugmann 1961 an einen bewährten Spruch: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! In wie weit die Wünsche, dass der Bezirksverein wachsen, blühen und gedeihen möge, in Erfüllung gehen, ist mangels Dokumente nicht bekannt. Die Archivunterlagen enden um 1970. Vielleicht auch deshalb, weil Dr. Wilhelm Klugmann 1975 gestorben ist. 1996 behauptete der inzwischen verstorbene Max Anton Jodokus Bönner, dass der Verein noch bestehe. In der Öffentlichkeit ist der Bezirksverein nicht mehr aufgetreten. Das 1996 nachgefolgte Bürgerforum Oberbarmen forscht nach Unterlagen und Fotos zu den früheren Bezirksvereinen in Rittershausen und Wupperfeld und zur Person Wilhelm Klugmann. Leihunterlagen nimmt Peter Hansen in der „Färberei“ am Stennert entgegen.
Als der Stadtverband der Wuppertaler Bürger- und Bezirksvereine am 5. Oktober 1997 in der Gesellschaft Concordia seinen 40. Geburtstag feierte, gedachte er seines ersten Vorsitzenden, denn nach seiner Wahl am 23. Mai 1957 vertrat der Oberbarmer Arzt und Vorsitzende des Rittershauser Bezirksvereins, Dr. Wilhelm Klugmann, die Interessen der damals 24 Vereine. Gründungsanlass war eine gemeinsame Abwehrreaktion gegen Angriffe auf ihre selbstständige Existenz durch den Hauptausschuss des Stadtrates in 1956, wonach die Ämter der Stadtverwaltung Eingaben der Vereine an die Bezirksvertretungen zur Stellungnahme weiter leiten müssen. Später wurde eine Rücknahme der Anweisung durch den Oberbürgermeister erreicht.

15.12.2006

Wilhelm Meckel

Wilhelm Petig

(kgc). Die über 50-jährige Vereinszugehörigkeit war den Mitgliedern des Oberbarmer Turner-Bundes ein Wert an sich, Wilhelm Petig zu ehren. Gegen Jahresende 1996 ließ sich auch der Deutsche Sängerbund nicht lumpen und überreichte Petig eine echt goldene Ehrennadel. In 2000 konnte der engagierte Mitbürger aus den Händen von Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl den "Wuppertaler" als Dank an Ehrenamtliche in Empfang nehmen. "Wir nehmen uns viel zu selten die Zeit, einmal Danke zu sagen, dabei nehmen sich Leute wie Wilhelm Petig viel Zeit, um aus Liebe anderen Menschen zu helfen," gestand der (damalige) Stadtchef anläßlich der zweiten Verleihungsstaffel.

Urgestein
Willi Petig trat im Januar 1946 in den OTB ein und wurde Mitglied der Gesangsabteilung. Zehn Jahre war er Notenwart. Als 1952 das Nachrichtenblatt aus der Taufe gehoben wurde, war Petig Geburtshelfer und anschließend lange Jahre Redakteur. Er erfreute die Leser mit Versen, Berichten und Kurzgeschichten. Petig gestaltete mit großer Präzision Festschriften und Reisezeitungen. 1960 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der traditionsreichen Gesangsabteilung gewählt. Zuvor ließ Hubert Hildebrand (70) keinen Zweifel an seiner Überzeugung, dass er nur unter der Bedingung für den Vorsitz kandidiert: „Du musst die Arbeit tun!“ Petig rückblickend: „Und so war’s dann auch.“ Fähigkeiten bewies der geschäftsführende Chorvorsitzende, der als Mitglied des OTB-Hauptvorstandes viele Ideen einbrachte, auch als Gesangssolist, Singspiel-Akteur, Dichter, Konzert-, Fest- und Reiseorganisator. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Petig 1972 die Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes. 1975 übernahm Willi Petig das Amt des 1. Vorsitzenden der singenden Abteilung, nach kommissarischer Übernahme im Jahr zuvor. Die Ehrenmitgliedschaft des OTB wurde dem engagierten Zeitgenossen 1986 angetragen. 1990 ließen es sich der Deutsche Sängerbund und der Sängerbund NRW nicht nehmen, für 30 Jahre Vorsitz goldene Ehrennadeln zu überreichen. Dass Willi Petig ein singender Sportler war, belegte die Tatsache, dass er längst das goldene Sportabzeichen erworben hatte.
Singe, wem Stimme gegeben
Wenn Petig gestand, dass er sein Leben lang gesungen hat und die Begeisterung in sich spürte, dann mochte man ihm wünschen, dass sich jüngere Zeitgenossen von ihm anstecken lassen … Das Hobby Singen hatte er übrigens mit seiner Frau Gerda (sie leitet seit 1983 die Sängerfrauengruppe), die er schon als Sechsjähriger in der Schule kennenlernte und später geheiratet hat, gemeinsam; sie singt allerdings in der Sängerfrauengruppe des OTB. Musikalische Ambitionen liegen den Petigs scheinbar im Blut. Wilhelms Großvater war 1877 Mitbegründer des Oberbarmer Sängerhains, Vater Wilhelm war nebenberuflicher Chorleiter und seine acht Geschwister gute Sänger; Onkel Rudolf war Konzertsänger und hauptberuflicher Chorleiter. Die Petigs bereisten gerne deutsche Lande und der begeisterte Hobby-Fotograf hielt die Exkursionen in Fotoalben fest.
Beruf und Ehrenamt
Eine gesunde Basis für ehrenamtliche Tätigkeiten ist stets ein sicherer Beruf. 1945/46 startete Wilhelm Petig, am 6. Januar 1924 im großelterlichen Hause Ackerstraße 11 geboren, im Konstruktionsbüro von Bemberg. Der Wehrdienst war von 1942 bis 1945, vorher datieren Lehre, Abendschule, Fachschulreife, Ingenieurschule. Bemberg musste 1946 die meisten Mitarbeiter entlassen, weil die Besatzungsmacht das „Permit“ (Produktionserlaubnis) verweigerten. Petig arbeitete in jenen Jahren in einer Schwelmer Kunstharzpresserei als Konstrukteur und Leiter des Werkzeugbaus. 1950 kehrte er in die Öhde zurück und arbeitete als Betriebsingenieur, später als Abteilungsleiter, in Spinnerei und Textilabteilung (Cupro und Perlon) des traditionsreichen Unternehmens, das sich über Enka zum Konzern Membrana (vorher Akzo-Nobel) entwickelt hat. Die Expansion dauerte bis 1972, als 600 Mitarbeiter auf den Lohnlisten standen. In Raten vollzog sich bis 1981 ein Rückwärtstrend. Von da an zeichnete Petig für Inhalt und Gestaltung der Werkszeitung verantwortlich. Dem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1988 ging eine reduzierte Arbeitszeit ab 1986 voraus.
Als "ruheloser Ruheständler" durfte Wilhelm Petig viele Jahre dichten, schreiben, planen und singen. Am 23. September 2008 hat sich sein Lebenskreis geschlossen.