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Archiv für den Tag: 10. Februar 2010

Gerhard Birker

(kgc). Für den am 24. Oktober 1985 für Verdienste um Heimat-, Familien- und Stadtgeschichte mit dem Rheinlandtaler ausgezeichneten Gerhard Birker gibt es keine zutreffenderen Beschreibungen, als dass er durch die Jahrzehnte zu den Hauptstützen der Wuppertaler Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins zählt und zu den Stillen im Lande gehört! Rosemarie Preuss, stellvertretende Vorsitzende der Landschafts-versammlung Rheinland: „Seine profunden Kenntnissen stellt er selbstlos anderen zur Verfügung und seine Hilfsbereitschaft ist sprichwörtlich! Vor allem auf dem Gebiet der Literatur über Wuppertal verfügt Gerhard Birker ungewöhnliche Kenntnisse, wie seine Veröffentlichungen in den „Wuppertaler Biographien“ gezeigt haben.“
Jahrzehnte arbeitet Gerhard Birker im Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins und führt die Kartei mit durchschnittlich mehr als 750 Mitgliedern. Das Vereinsarchiv übernahm Gerhard Birker 1983 und liefert mit seiner heimatkundlichen Arbeit die Basis für den BGV. Ungezählt sind seine Arbeitsstunden im Stadtarchiv, dessen Inneres er besser kennt, als manch einer seine berühmte Westentasche. Sprichwörtlich ist Birker durch sein persönliches Engagement die „rechte Hand“ der jeweiligen Abteilungsvorsitzenden.

28.12.2007

Gerhard August Fischer

Gerhard August Fischer wurde am 29. November 1833 in einem Dorf bei Applerbeck (Dortmund) geboren. Nach einer Maurerlehre und dem Besuch der Gewerbeschule Hagen trat er 1854 in das Büro des Barmer Stadtbaumeisters Eduard Bürkner ein. Wenig später wechselte er zu Baumeister Christian Heyden nach Unterbarmen.
1857 absolvierte G.A. Fischer eine siebenmonatige Fußwanderung durch Norddeutschland auf den Spuren gotischer Bauten. In Kassel arbeitete er ein halbes Jahr bei dem bekannten Architekten Ungewitter, 1858 als Maurerpolier, später als Bauführer, am Kirchenbau zu Gütersloh. Das Maurermeisterexamen schloss sich in Bielefeld an, bevor er an wechselnden Orten eigene Kirchen ausführte. 1866 kehrte Fischer nach Barmen zurück.
Folgt man den intensiven Forschungsergebnissen (Grundwerk „Architekten und ihre Bauten im Wuppertal“, Verlag Dr. Eike Pies, Sprockhövel, 2003) von Ruth Meyer-Kahrweg, ist ein Wettbewerb von August und Gerhard August Fischer kaum von der Hand zu weisen. Beispiele seiner Baubilanz: 1867 Bauleitung für die Erweiterung der katholischen St.-Antonius-Kirche nach Plänen von Vincenz Statz; vor 1875 Bau des eigenen Wohnhauses Gewerbeschulstraße 26 (ab 1907 Nr. 36); 1879/80 Wiederaufbau des Kirchturmes St. Joseph in Ronsdorf; 1881/82 Bauleitung zur Pauluskirche in Unterbarmen; 1880-83 Kirchturm für St.-Antonius-Kirche; 1889/90 Entwurf und Bauleitung für St. Johann Baptist in Oberbarmen; 1893/94 Entwurf und Ausführung für evangelisch-reformierten Kirchsaal Ackerstraße; 1895 Pfarrhaus der Gemeinde St. Johann Baptist in der Normannenstraße 73 und 75; 1897/99 St. Suitbertus in Elberfeld; 1903 Herz-Jesu-Kirche und Damenstift in der Hünefeldstraße 52/54. Fischer wirkte über 40 Jahre, bis zu seinem Tod am 11. November 1906 in Barmen (Beerdigung auf dem Friedhof Norrenberg) in Barmen. Er baute auch Krankenhäuser, Pfarrhäuser und Kirchen außerhalb des Wuppertals. Sein Hauptwerk war von 1889 bis 1902 der Wiederaufbau von Schloß Burg!

Gerda Alexander

100 Jahre Gerda Alexander
Geburtsstadt Wuppertal entdeckt die Gründerin der Eutonie

Wuppertal ist auf dem Weg, eine Tochter der Stadt neu zu entdecken, die lange aus dem öffentlichen Bewusstsein gerückt war – die am 15. Februar 1908 in Barmen geborene Gerda Alexander. Ein Symposium unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Peter Jung in der Historischen Stadthalle am 1. November 2008 soll sie und die von ihr entwickelte Eutonie gebührend würdigen. Die Methode, die sich klar von Esoterik abgrenzt, vermittelt ein tiefes Körperbewusstsein und führt zu ökonomischer Bewegung, sie weckt eigene Heilkräfte und fördert die soziale Kontaktfähigkeit.
Veranstalter sind u.a. der Berufsverband und die Deutsche Eutonie-Gesellschaft Gerda Alexander. Eingeladen wird in den Mendelssohn Saal ab 10.30 Uhr. Auf dem Programm stehen u.a. ein Vortrag zum Thema „Heilkunst und Gesellschaft“ von Dr. Ellis Huber, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Präventologen, eine Präsentation der Eutonie in der Praxis, Probierkurse und eine Infobörse. Die Wuppertaler Filmemacherin und Literaturkritikerin Anne Linsel moderiert den Dialogpart.
Karin Schaefer, ausgebildet bei Gerda Alexander, ihre langjährige Assistentin und Gründerin der Ausbildungsstätte in Deutschland, wird deren Leben und Werk vorstellen. Karin Schaefer ist begeistert von der positiven Resonanz und dem Interesse in der Stadt: „Wir denken schon über den 1. November hinaus. Ein Eutonie-Zentrum für Wuppertal ist mein Traum. Dafür möchten wir die Initiative ergreifen und mit Partnern in der Stadt gemeinsam an der Verwirklichung arbeiten.“
Weitere Informationen zum Symposium und Anmeldung unter http://www.eutonie.de
Ein soziales Vermächtnis für Heilkunst und Pädagogik
Gerda Alexander wurde in ihrer Jugend von ihren Eltern und durch die Kunst fördernde Stadt Wuppertal in ihrer Begabung für Musik und Tanz unterstützt. Ihre Ausbildung durch den Wuppertaler Pädagogen Otto Blensdorf in der Jaques-Dalcroze-Rhythmik und der Einfluss der Reformpädagogik von Prof. Peter Petersen in Jena bildeten das Fundament ihrer künstlerischen Arbeit.
Aus politischen Gründen ging sie 1933 nach Skandinavien. Der Machtantritt der Nationalsozialisten machte ihr Engagement als Regieassistentin bei Leopold Jessner, dem damaligen Direktor des Berliner Staatstheaters, zunichte. Jessner war Jude und musste das Theater verlassen.
Die Bühnenlaufbahn als Tänzerin blieb Gerda Alexander aus gesundheitlichen Gründen verwehrt. Aber in ihrer künstlerischen Arbeit als Choreographin an skandinavischen Opernhäusern und in ihrer pädagogischen Arbeit gelang es ihr, den einzelnen Menschen über die Rampe hinaus zu berühren und zu bewegen.
Gerda Alexanders pädagogische Arbeit in der New-Education-Fellowship und ihre Beteiligung in einem skandinavischen Solidaritätsnetzwerk, das vielen Menschen bei der Flucht vor der Verfolgung durch die Nazis half, blieben in Deutschland weitgehend unbekannt. Dagegen wurde sie in Europa, Israel, USA und Argentinien als fachliche Autorität geschätzt durch ihren Einsatz für eine internationale Erziehung. International bekannt wurde sie durch Vorträge an Universitäten und bei Konferenzen und durch ihre praxisorientierten Kurse.
Nach dem Krieg gründete Gerda Alexander in Kopenhagen ihre eigene Schule und entwickelte ihre somatopsychische Methode, für die sie ab 1957 den Begriff Eutonie wählte. 1959 organisierte sie mit Unterstützung des dänischen Gesundheitsministeriums den ersten „Internationalen Kongress für Entspannung und natürliche Bewegung“ in Kopenhagen, an dem u.a. Moshé Feldenkrais teilnahm.
Praxis und Bedeutung der Methode heute
Nicht zu verwechseln mit der Alexander-Technik oder Eurythmie ist Eutonie Gerda Alexander® (aus dem Griechischen eu = gut, angemessen und tonos = Spannung). Die Methode leitet zu praktischer Körperarbeit an und verzichtet ausdrücklich auf jede Form der Suggestion oder gar Manipulation.
Es ist ruhig und warm im Raum. Menschen liegen auf Wolldecken. „Suchen Sie sich eine bequeme Rückenlage und legen Sie Ihr rechtes Bein lang ab. Wo liegt es am Boden auf? – Rollen Sie Ihr Bein einige Male achtsam nach rechts und links… und beobachten Sie die Auflagefläche… an der Ferse, im Unter- und Oberschenkelbereich. Anschließend Loslassen und Nachspüren. Vergleichen Sie Ihre Beine – gibt es einen Unterschied?“ Wo nach einer Übung solche Fragen gestellt werden, da wird Eutonie gemacht.
Häufiger Auslöser für die Entscheidung, Eutonie auszuprobieren, sind Verspannungen, vegetative und psychosomatische Beeinträchtigungen, rheumatische Beschwerden, Unruhe oder Schlafstörungen, denen entgegenwirkt bzw. vorbeugt werden soll. Der Wunsch, den Herausforderungen der Arbeitswelt und des Alltags mit ausgewogenem Tonus begegnen zu können, ist nur allzu verständlich.
Aus ihrer künstlerischen Arbeit heraus entwickelte Gerda Alexander eine praxisorientierte Methode, die heute von einer wachsenden Zahl von Menschen, darunter auch Künstlern, als Hilfe im Alltag genutzt wird. Im Mittelpunkt stand für sie die Erkenntnis:
„Das ist ungefähr das Schlechteste was man machen kann: Macht über einen Menschen gewinnen zu wollen. Man kann jemanden helfen, einen Weg zu entdecken, man kann ihm verschiedene Übungen empfehlen, die ihm dabei helfen können. Aber es ist nicht der richtige Weg zu sagen, das muss so oder so sein. Dann imitiert der Mensch das nur und hat gar kein wirkliches Erlebnis.“ (aus „Vor Freude Tanzen, vor Jammer halb in Stücke gehen“ S. 57 Dr. Hadassa Moscovici, Luchterhand-Verlag)
Der humanistische und sozial orientierte Ansatz war prägend für Gerda Alexander. Elitäres Denken war ihre Sache nicht. Wegen ihres hohen Anspruchs an sich selbst lehnte sie die zweimalige Einladung durch C. G. Jung zum Gespräch ab, da sie sich nicht ausreichend belesen fühlte, um ihn ganz zu verstehen.
„Den Menschen in die Lage zu versetzen, sich auf die Wirklichkeit des Augenblicks einstellen zu können“, war Gerda Alexanders erklärtes Ziel. Ihre Methode, entwickelt in den 1950er Jahren, scheint für Zeiten rasanter Veränderungen, wie wir sie heute erleben, wie geschaffen, hochaktuell und dem Bedürfnis vieler Menschen entsprechend.

Ergänzende Informationen und Quellen:

Programm Symposium zum Download: http://www.eutonie.de/symposium

Veranstalter Symposium:
DEGGA Deutsche Eutonie Gesellschaft Gerda Alexander e.V., DEBEGA – Deutscher Berufsverband für Eutonie Gerda Alexander e.V. und Gerda-Alexander-Schule e.V.

Gesprächspartner für Interviews:
u.a. Karin Schaefer (Straßburg), Ausbildung bei Gerda Alexander in Kopenhagen, ihre langjährige Assistentin, Gründerin der Gerda-Alexander-Schule in Deutschland

Bildmaterial Gerda Alexander:
Bilder aus dem Familienarchiv, Rechte bei der DEGGA, können zur Verfügung gestellt werden
3 Bilder im Anhang: Gerda Alexander bei der Arbeit in jungen Jahren, Porträtfoto ca. 1975, Gerda Alexander mit Carl Orff 1981

Filmmaterial:
Aufnahmen von 1964 aus der Gerda-Alexander-Schule in Kopenhagen
„Vom Liegen über das Sitzen und Stehen zum Gehen“ 1995

Angebot zur Live-Demonstration der Methode: z.B. Gerda-Alexander-Schule in Offenburg oder nach Vereinbarung

Referenzen zur Methode:
Mediziner u.a.: Prof. Dr. med. Helmut Milz, Facharzt für psychtherapeutische Medizin und Allgemeinmedizin, Dr. med. J. Ch. Kingreen, Facharzt für Dermatologie und Allergologie, Leitender Arzt des akademischen Lehrkrankenhauses der Ruhr-Universität Bochum, Abt. für Dermatologie und Allergologie

Künstler/Pädagogen u.a.: Regina Baumgart, Tanzpädagogin, Heidelberg, Frauke Behrens-Wolff, Musikpädagogin, Lübeck

Literaturliste (Auswahl):
Neu: Herausgeberin Helene Roitinger (AT) „Gerda Alexander: Impulse und Eindrücke“, zu beziehen über Berufsverband DEBEGA
Alexander, Gerda „Eutonie – Ein Weg der körperlichen Selbsterfahrung“ München: Kösel 1999
Bobinger, Elisabeth „Eutonie – Kinder ?nden zu sich selbst“ München: Don Bosco 1998
Hemsy de Gainza, Violeta „Gespräche mit Gerda Alexander – Annäherung an die Eutonie“ 2003
Kjellrup, Mariann „Eutonie – Bewusst mit dem Körper leben“ München: Ehrenwirth 2000
Maschwitz, Rüdiger „Hellwach und entspannt – Eutoniegeschichten für Kinder“ München: Kösel 2001
Schaefer, Karin „Die Eutonie Gerda Alexander“ in: W. Steinmüller, K. Schaefer. M. Fortwängler (Hrsg.), Gesundheit – Lernen – Kreativität, Bern/Göttingen/ …: 2001
Steinmüller, W. u.a. „Gesundheit – Lernen – Kreativität, Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somatopsychischer Lernprozesse“ Bern/Göttingen/…: Huber 2001
Schaefer, Karin/ „Eutonie Gerda Alexander“ in: Neuber, Marianne Ralf Dornieden „Wege zum Körperbewusstsein“ München, Berlin…:P?aum 2002
Windels, Jenny Eutonie mit Kindern, München: Kösel: 1984

Pressekontakt:
Tamara Tschikowani (für PR und Öffentlichkeitsarbeit)
c/o BUFE MarketingServices – Max-Brauer-Allee 218 – 22769 Hamburg
Tel. 040 – 87 97 66 – 44
Fax 040 – 87 97 66 – 31
tts@bufe-marketing.de

Kontakt Veranstalter:
Gisela Fuchs (für die Veranstalter)
c/o Gerda-Alexander-Schule
Philosophenweg 27
77654 Offenburg
Tel. und Fax: 0781 – 22 22 5
eutonieG.A.ausbildung@t-online.de

Gerd Zarges

(mx/kgc). Der stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtbezirksverbandes Barmen Gerd Zarges amtierte von 1999 bis 2008 mit großem Engagement als Bezirksbürgermeister (frühere Amtsbezeichnung Bezirksvorsteher) in Barmen. Oberbürgermeister Peter Jung und der stellvertretende Bezirksbürgermeister Barmens, Manfred Mankel, würdigten ihn als „großen Politiker und beharrlichen Fürsprecher der Barmer Interessen und Projekte, der schnell und unbürokratisch geholfen hat“. Ziel war eine positive Entwicklung für den Stadtteil und seiner Menschen. Für die Belange der Jugend (Zarges: „Ich setze voll auf die Jugend“) und des Sports setzte der am 7. November 1939 in Barmen Geborene in seiner achtjährigen Tätigkeit in der Bezirksvertretung Barmen die Prioritäten. Dem Sport hatte sich Gerd Zarges schon in frühester Jugend zugewandt. Für Schwarz-Weiß Wuppertal spielte er Tischtennis, für den TSV Union bestritt er 49 Boxkämpfe als Schwergewichtler, davon gewann er 43. Es ist nie k.o. gegangen und hatte den Ruf der „Eiche vom Nordpark“. Der Boxsport blieb für den Politiker immer eine Herzensangelegenheit. In vielen Gesprächen vor Ort hatte er auch Jugendliche für die Teilnahme am Training der Boxabteilung des ASV überzeugen können.
Als Lobbyist in der BV kämpfte Gerd Zarges für die Öffnung der Schulhöfe in Barmen und für den Bau von Spiel- und Bolzplätzen. Politischen Unterricht hat der Politiker in der Hauptschule Rott zusammen mit Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig erteilt, wenn er bei den Schülern Defizite sah. „Wir haben mit Gerd Zarges ein Stück große Barmer Lebensgeschichte verloren”, beklagte der CDU-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung Barmen, Hans- Hermann Lücke, den Tod des Parteifreundes. Gerd Zarges war 33 Jahre Mitglied in der CDU. Das politische Mandat konnte der ehemalige städtische Verwaltungsangestellte erst nach seiner Frühpensionierung annehmen.
Am 25. Januar 2008 ist Gerd Zarges im Alter von 68 Jahren nach schwerer Krankheit in seiner Wohnung in der Riescheider Straße, wo er gemeinsam mit Johannes Rau aufgewachsen ist, gestorben. Bis zuletzt hat er die Arbeit für Barmen („Es muss wieder Spaß machen, nach Barmen zu kommen!“) unermüdlich fortgesetzt und Termine wahrgenommen. Seine letzte Ruhe hat er auf dem Friedhof Hugostraße gefunden.

Gerd Kohler

(kgc). Auf eine 25jährige Tätigkeit als Vorsitzender des Bezirksvereins Heckinghausen konnte Gerd Kohler 1994 zurück blicken. Das Jahr 1993 erhielt jedoch von ihm einen schwarzen Rand, wie das Jahrbuch seines Bürgervereins. Einerseits aus persönlichen Gründen, weil ein zweiter Herzinfarkt zu einer schwierigen Herzoperation zwang und er „sein“ Bleicherfest nur am Telefon erleben konnte, und andererseits die unrühmliche Schließung des Stadtbades Auf der Bleiche. Um den Erhalt hatten Kohler und seine Freunde lange gekämpft – vergeblich, wie sich Mitte 1993 zeigte.
Gerd Kohler ist ein Heckinghauser Junge. Er wurde am 24. Mai 1936 in einem kleinen Stift in der Bären-, der heutigen Mommsenstraße geboren. Nach Rückkehr aus der Evakuierung zog er mit seinen Eltern nach Elberfeld und besuchte die Realschule Neue Friedrichstraße. Nach der Mittleren Reife absolvierte Kohler jun. eine Lehre bei den Olympia-Werken in Wilhelmshaven als Büromaschinentechniker. Damit war die Nachfolgefrage geklärt, denn 1956 trat Gerd in das 1927 vom Vater gegründete Geschäft ein und übernahm es nach der Meisterprüfung (1962) 1973 als geschäftsführender Gesellschafter. Zu Beginn 1994 legte er die Verantwortung in jüngere Hände.
Den berufsständischen Mitwirkungswünschen versagte sich Gerd Kohler nicht. 1975 wurde er in den Vorstand der Mechaniker-Innung gewählt, nimmt ab 1976 Prüfungen für Bürokaufleute ab, war zeitweise Vorsitzender der praktischen Kommission. Die IHK Wuppertal zählte ebenso auf ihn, wie die Handwerkskammer Düsseldorf (vereidigter Sachverständiger). Zur Stärkung des Einzelhandels gründete er mit Jörg Fett die Werbegemeinschaft Heckinghausen, die den Weihnachtsmarkt veranstaltet. Damit sollten Interessenkonflikte zwischen Kaufleuten und der Bürgervertretung vermieden werden. Das Image des „Händlerclubs“ trifft den Bezirksverein zu Unrecht. Sehr wohl gehören für Kohler profitabler Einzelhandel und ausreichende Kundschaft eng zusammen. „Wenn ein Mann seine Hose in Heckinghausen kaufen kann, erwirbt er auch noch Hemd und Schlips vor Ort“, meinte er damals und sah so die Nahversorgung gesichert. Das immer mehr Kaufkraft in die Zentren abwandert, war für den Kaufmann eine bedrohliche Entwicklung.
Mitglied im Bezirksverein Heckinghausen wurde Gerd Kohler 1961. Bereits 1966 wurden seine Talente entdeckt und drückten sich in der Wahl zum 2. Vorsitzenden aus. Die Wahl zum 1. Vorsitzenden am 12. Februar 1968 war Ausdruck eines Generationswechsels. Eine neue Satzung, Erweiterung des Beirates und Ausschußgründungen machten neue Strukturen und frischen Wind deutlich. Für Gerd Kohler ist ein gutes Vorstandsteam wesentlich und doch sind zahlreiche Ideen in seinem Kopf gereift. Zum Zusammenschluß der Heckinghauser Vereine in einer Kooperation kam es 1972. Während es anfangs um die Ansiedlung von Fachärzten, den Schutz des Einzelhandels und gute Verkehrswege ging, folgten später der Bau der Turnhalle Ziegelstraße, die Gestaltung des Murmelbachtales und Ausrichtung von Festen und Fahrten. Dem Brückenfest (zum vermeintlichen 60. Geburtstag des Vereins) 1975 folgten viele Bleicherfeste, die Riesenfete zum 100. Geburtstag 1991, aber auch Kinder und Senioren kamen zu ihrem Recht. Die letzten Jahre standen ganz im Zeichen des Stadtbades. Unermüdlich setzten sich Kohler und seine Mannschaft für den Einbau einer Cafeteria, den Umbau der Wannenstation zu Vereinsräumen und der ehemaligen Herrenschwimmhalle zu einem Mehrzwecksaal ein. Kommunikationszentrum hieß die Zielvorstellung. Parallel kamen immer wieder Schließungspläne auf den Tisch, die es abzuwehren galt. „Wuppertals kleinster Stadtbezirk ist in vielem unterversorgt und braucht Einrichtungen für Kinder und Erwachsene“, erklärte Kohler mehrfach. In letzter Zeit sprach er öfter vom „ausbluten“, ging doch der Abschied vom Bad einher mit der Schließung der Jugendbücherei und Gefahr für den Bestand des Spielplatzhauses. Zur Verbesserung der Ausstattung hat der Verein noch vor Weihnachten 1.000 DM gestiftet, um den dringenden Bedarf von Jugendfreizeitangeboten zu unterstreichen. Diese Beispiele sprechen für das persönliche Engagement Kohlers und Begeisterung und Idealismus, mit denen er den Bürgerverein mit Leben erfüllt und seine Mitarbeiter stets aufs Neue begeisterte. Durch seine Herzkrankheit zum Nachdenken gezwungen, stand sein Vorsitz zur Disposition. „Ich tauge nicht für die zweite Reihe“, erkannte Kohler einsichtig, weil er führen und gestalten wollte. Damit sind die Heckinghauser stets gut gefahren. Ihr „heimlicher Bürgermeister“ hat die politische Bezirksvertretung stets als Partner betrachtet, aber auch für die Vereinsziele eingespannt. Politisch ließ er sich nicht in eine Partei einbinden, weil er sich mit seiner Meinung stets an der Sache orientiert. Mit seinen Ortskenntnissen wäre er sicher der beste Mann als „sachkundiger Bürger“ am BV-Tisch, doch ist die Funktion nicht zuläßig. Die Ereignisse des Jahres 1993, als Sach- und Einzelfragen des Bezirksvereins von Stadtverwaltung und verantwortlichen Parteien unbeantwortet blieben, haben zu neuen Überlegungen geführt. Die „Anstattpartei“ (Kohler wörtlich: „reizvoll!“) ist nach den Hamburger Erfahrungen keine Utopie mehr, weil es nach Kohlers Aussage im Tal zahlreiche unzufriedene Politiker und Wähler gibt, die sich von den derzeit Verantwortlichen nicht vertreten fühlen. „Einen Vertreter Heckinghauser Interessen sehe ich weit und breit nicht“, sagte er resignierend. Trotz allem Unmut rief Gerd Kohler die Bürger zur Stimmabgabe bei der Kommunalwahl auf, „weil die Weigerung nur den extremen Parteien am linken und rechten Rand nützen werden.“ Im Bezirksverein haben seine Stellvertreter Heinz W. Kurzhals und Günter Wolff ihren Vorsitzenden zeitweise gut vertreten, „aber gemeinsam sind wir am stärksten!“ war damals ihre Überzeugung. Unvergessen bleibt der 1993 verstorbene „Mitstreiter“ und Freund Heinz Wagner. „Der BZV-Vorstand ist übrigens kein geschlossener Zirkel, deshalb freuen wir uns über jeden (jungen) aktiven Nachbarn“, lud er Interessenten zum Mitmachen ein. 1991 ist Gerd Kohler, damals dienstältester Vorsitzender eines Wuppertaler Bürgervereines, für seinen ehrenamtlichen Einsatz mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Entspannung fand Gerd Kohler früher beim Tanzsport und Tennisspiel. Später setzte er sich an die Heimorgel und schaltete ein wenig ab.
Es gibt nicht Gutes – es sei denn, man tut es
Zum Silbernen Jubiläum hatten Kohlers Stellvertreter einen Empfang im Paul-Gerhardt-Haus organisiert und die Gästeschar war der Bedeutung entsprechend umfangreich. Zutreffend stellte Günter Wolff zu Beginn fest, daß man Kohlers Mutter zu danken habe, „denn ohne Mutter hätten wir den Gerd nicht!“ Kollege Heinz W. Kurzhals merkte an, dass der Bezirksverein „kein Klübken“ ist, sondern sich stets aus positiven Kräften aus der Bürgerschaft bildet und der Vorstand Tradition und Fortschritt gleichermaßen im Auge hat. Und wenn im letzten Vierteljahrhundert aus dem kleinsten Wuppertaler Bezirk einer der größten Bürgervereine gewachsen ist, dann mag sich darin auch Kohlers Engagement widerspiegeln. Der scheidende Bürgermeister Kurt Drees legte Wert auf die Feststellung, „dass wir alles Positive in unserer Stadt dem Können und Einsatzwillen der Bürger, Männer und Frauen, verdanken, von den Anlagen über das Murmelbachtal bis zur Bergbahn. Gerd Kohler hat stets das Ohr am Mund des Volkes gehabt und ungewöhnlich viel geleistet; Sachverstand und Fairneß bewiesen.“ Hermann Josef Richter, damaliger Parteivorsitzender und CDU-Kandidat für den Posten des Oberbürgermeisters, hob hervor, „dass eine Stadt nichts ohne ihre Stadtteile ist. Und ein Stadtteil Heckinghausen hätte ohne seinen Bezirksverein nicht die heutige Bedeutung.“ Das Gerd Kohler daran großen Anteil hat, war die logische Ergänzung. „Eine positive Bürgerinitiative in einer Zeit der Konfrontationen“, führte Richter aus und gab zu, daß Politiker sich oft um des Streites Willen streiten, „obwohl wir uns längst einig sind!“ Der Nachbar aus Nächstebreck gestand freimütig, dass er sich 1972, als 22jähriger 2. Vorsitzender des dortigen Bürgervereines, das Heckinghauser Jahrbuch zum Vorbild genommen hat und diesem noch immer nacheifert. „Eine bergische Eigenart bringt es mit sich, dass echte Wuppertaler stets einen Stadtteil als Herkunft nennen, ob Heckinghausen oder Wichlinghausen“, so Richter.
Als Vertreter aller Bürgervereine bedankte sich Stadtverbandsvorsitzender Dr. Wolfgang Baumann bei Frau Kohler für die vielen Stunden des Verzichtes auf Zweisamkeit und hob Leistung und Energie Gerd Kohlers hervor, der seine Gesundheit nie geschont und in mehr als 25 Jahren Frust, Niederlagen und Erfolge erlebt habe. Als zeitweiliger „Bodygard“ meldete sich der spätere 1. Vorsitzende (ab 2006) Jürgen Nasemann zu Wort und nannte die Gründung der Kooperation Heckinghauser Vereine 1972 als herausragendes Ereignis: „Unser Gerd hat Kampf und Einsatz nie gescheut.“ Die Langerfelder Garnbleicher bedankten sich, dass sie als Unbekannte eine Demonstration des historischen Gewerbes auf dem Bleicherfest zeigen durften. An eine Begebenheit erinnerte sich Pfarrer Werner Jacken, als ihn jemand auf der Straße mit Kohler bekannt machte: „Da kommt der König!“ Ihm imponierte, „dass der Bezirksvereinsvorsitzende immer nahe bei den Menschen wohnte und nicht auf die Höhen ausgewandert ist.“ Traurig erklärte der damalige Chef des „Cafe Heck-Meck“, dass der soziale Charakter in Heckinghausen rückläufig ist. Die Bürger munterte Jacken auf, den Verantwortlichen in Stadt und Land „Feuer unterm Hintern zu machen.“ Zum Schluß blickte Gerd Kohler schlaglichtartig auf 10.220 Tage Vorstandarbeit zurück, die er als Selbstverständnis und Idealismus sieht. „Ein Solist ist nichts ohne sein Team“, stellte er klar, nicht ohne herausragende Mitstreiter zu erwähnen. Adolf Hedermann als „Mann der ersten Stunde, als der Verein vor der Auflösung stand“, und Heinz Wagner waren zwei von ihnen. „Glücklicherweise ist der Vorstand auch ein Zusammenschluß von Freunden, der seine Fahrten nie aus der Vereinskasse bezahlt hat“, stellte Kohler mit Stolz fest und ließ Amtsmüdigkeit nicht erkennen.
Unbequem, unabhängig und pflichtbewußt
Ein Frühjahrsempfang bildete 2000 den äußeren Rahmen, mit dem sich der Bezirksverein Heckinghausen von seinem Vorsitzenden Gerd Kohler verabschiedete. In seiner Begrüßung erinnerte Nachfolger Günter Wolff, dass der „heimliche Bürgermeister von Heckinghausen“ bei der Jahreshauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden ist und jederzeit im Vorstand seine reichen Erfahrungen einbringen kann. 34 Jahre im Vorstand eines der größten Wuppertaler Bezirksvereine spiegelten sich im großen Auditorium aus Stadtverordneten, Bezirksvertretern, Verwaltungsmitarbeitern, Polizeibeamten, benachbarten Bürgervereinen, Mitgliedern der Heckinghauser Vereine und langjährigen Wegbegleitern wider.
Auch für Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl war die Verabschiedung Gerd Kohlers ein Anlaß zum Dank für langjährigen Einsatz und Engagement: „Er war ein Advokat von und für Heckinghausen und immer für seinen Stadtteil im Einsatz. Ab 1972 war er hartnäckiger Motor für die Zusammenarbeit der Heckinghauser Vereine durch die Schaffung einer Kooperation, der er 25 vorsaß, und hat so ein funktionierendes Netzwerk geknüpft. Gerd Kohler hat sich über einen von zehn Stadtbezirken hinaus um unsere Stadt Wuppertal verdient gemacht!“ OB Kremendahl erinnerte nicht nur an 25 Brücken- und Bleicherfeste, zu denen jeweils mehr als 100.000 Menschen nach Heckinghausen pilgerten und das aus dem Wuppertaler Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist, sondern an viele stadtteilpolitische Aktivitäten, von denen Kauf und Sanierung des Sportplatzes an der Widukindstraße und die Reaktivierung des Stadtwerkegeländes ohne Gaskessel an der Mohrenstraße aktuelle gemeinsame Ziele für Heckinghausen sind. Dr. Kremendahl: „Mit oft unerbittlichen Argumenten hat Gerd Kohler seine Wegbegleiter motiviert und Gegner herausgefordert.“ Das Ergebnis seiner Arbeit können die Bürger im Stadtbild und an der Vitalität Heckinghausens ablesen.

Meine Meinung – eine Meinung
Die Gesellschaft braucht Vorbilder
Nehmen wir uns ein Beispiel an Gerd Kohler, dem Heckinghauser Urgestein
Klaus-Günther Conrads beleuchtet das Ehrenamt und seine Möglichkeiten
Als Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl am 4. Juni 2000 im Paul-Gerhardt-Haus feststellte, dass halb Wuppertal und ganz Heckinghausen anwesend sei, um Gerd Kohler zu verabschieden, da hat er natürlich maßlos übertrieben. Unabhängig von der Menge aber hatte sich ein Querschnitt der Menschen eingefunden, die den Weg des bisherigen Vorsitzenden des Bezirksvereins Heckinghausen begleitet oder gequert hatten. Alle zollten ihm Respekt und Anerkennung für Arbeit, die nicht mehr viele Menschen zum Wohle ihrer Mitbürger leisten wollen. Deshalb steht Gerd Kohler, 2000 der dienstälteste Vorsitzende der 29 Wuppertaler Heimat- und Bürgervereine, für viele Aktive in den Vorständen der ungezählten Vereine und Organisationen im Rampenlicht.
Zwar ist Heckinghausen nicht der Nabel unserer Stadt und auch nur der kleinste der zehn mitunter zwangsweise politisch gebildeten Stadtbezirke. Da die Arbeit in allen Bürgervereinen ähnlich ist, soll Gerd Kohler als Beispiel dienen. Mehr noch als Vorbild, weil der Nachwuchs – wie auf vielen Ebenen des täglichen Lebens – Vorbilder braucht! Und weil Freiwillige immer weniger werden. 32jährig wurde Gerd Kohler Vorsitzender des Bezirksvereins Heckinghausen, der in Vorstand und Mitgliedschaft überaltert und wenig lebendig war. Den jungen Geschäftsmann reizte die Aufgabe, die ziemlich überraschend an ihn herangetragen wurde. Er scharrte Freunde und Bekannte um sich und organisierte, denn nur im Team ließ und läßt sich etwas für die Mitmenschen erreichen. Damals, in den sechziger Jahren, säumten noch manche Trümmer aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges die Heckinghauser- und andere Straßen. Galt es zunächst, die Versorgung der Menschen zu verbessern und die Infrastruktur zu entwickeln. Er munterte die Kollegen aus Handel und Gewerbe zum Mitmachen auf und war später Initiator der Werbegemeinschaft Heckinghausen. Andererseits bastelte er an der Kooperation Heckinghauser Vereine, einem noch heute, etwa bei den Bleicherfesten, funktionierenden Netzwerk. Die Zusammenarbeit aller Kräfte im Stadtteil war also schon früh das Erfolgsrezept Gerd Kohlers. Es sprudelten viele Ideen aus ihm heraus: das Heckinghauser Jahrbuch mit attraktivem Preisrätsel, an dem Handel und Konsumenten gleichermaßen partizipierten; das aus dem anläßlich des 225. Geburtstages der ältesten Wupperbrücke hervorgegangene Brücken- und spätere Bleicherfest; eine jährliche Mitgliederfahrt; die Seniorenweihnachtsfeier; die von der Werbegemeinschaft ausgerichteten Weihnachtsmärkte, und die Verteilung von Weihnachtspräsenten an Heckinghauser Bürgerinnen und Bürger in Krankenhäusern und später in benachbarten Altenheimen. Einnahmen aus dem Bleicherfest flossen in die Gestaltung des Murmelbachtales, beispielsweise durch den Kauf von Ruhebänken und Schutzhütten. Außerdem wurden Blumenkübel an der Heckinghauser Straße aufgestellt. An dieser Stelle sei auf die Trauer der Initiatoren hingewiesen, dass Zeitgenossen neue Pflanzen umgehend für den häuslichen Bereich stehlen … Damit wird das Engagement von Menschen vom Typ Gerd Kohlers quasi mit Füßen getreten!
Neben der sozialen Ader hatten Gerd Kohler und sein Team auch politische Ziele. Zwar lehnte er stets ab, dass parteipolitisch aktive Mitbürger herausragende Ämter im Vorstand eines Bürgervereines bekleiden, doch bei der Stadtteilgestaltung fühlte sich Kohler mitverantwortlich und empfand sich als Zuarbeiter für das politische Stadtteilparlament, das sich Bezirksvertretung nennt. Er kämpfte vehement gegen die Schließung des Stadtbades Auf der Bleiche und freute sich letztlich über das gelungene Werk Sankt-Lazarus-Haus, dem sogar Ruhebänke gestiftet wurden. Er empfand sich als Paten für das Erholungsgebiet Murmelbachtal. Als das Spielplatzhaus von der Schließung bedroht war, stand Kohler in der vordersten Reihe der Gegner. Sein letzter Kampf als BZV-Vorsitzender war der Einsatz um die Reaktivierung des Geländes zwischen Bleiche, Waldeck- und Mohrenstraße, das er als Filetstück für Stadtentwicklung betrachtet. Dafür war er bereit, auf das Wahrzeichen Gaskessel, vor dessen jahrzehntelanger Ruine er Angst hat, zu verzichten. Und er wandte sich bis zuletzt gegen die Ansiedlung der Feuerwache Ost auf diesem Gelände, weil dadurch Wohnungsbau für junge Familien unmöglich wurde. Aber auf diese Kaufkraft neuer Mitbürger setzte Kohler, um den Handel an der Heckinghauser Straße auf Dauer erhalten zu können. Er ist überzeugt, dass die Mitmenschen erst viel später erkennen, dass fehlende Geschäfte für die Nahversorgung, etwa am Beispiel der Barmer Südstadt (Heidt) ablesbar, auch soziokulturelle Verluste sind. Vielfalt in Handel und in der ärztlichen Versorgung waren Kohler stets Anliegen. So wie er versuchte, dass leerstehende Geschäftsräume schnell wieder geöffnet wurden, so galten seine Bemühungen auch dem Ziel, dass alle ärztlichen Disziplinen im Stadtteil verfügbar sind. Hinter jeden einzelnen Aktion standen unzählige Gedanken, Gespräche und Bemühungen. Auf diese Mosaiksteine eines bürgerschaftlichen Arbeitens muß einmal aufmerksam gemacht werden. Es steht auch fest, dass Wuppertal und seine Stadtteile kaum so lebendig wären, gäbe es nicht die unzähligen ehrenamtlichen Mitbürger!
Wenigen Menschen ist das Talent gegeben, Mitmenschen zu motivieren und zu führen, vor Kreativität nur so zu sprudeln, die Begegnung mit Menschen unterschiedlicher Ansichten, ob aus Sport- oder Kleingartenvereinen, aus Karnevalsgesellschaften, Politik und Stadtverwaltung, zu suchen und Konflikte sachlich auszutragen. Wer etwas bewirken will, kann nicht bequem, muß aber unabhängig sein. Er darf sich nicht von Erfolgen und Lobeshymnen blenden und von Rückschlägen entmutigen lassen. Wenn ein Mensch wie Gerd Kohler 32 Jahre lang Vorsitzender eines Bürgervereines war, dann ist dieser Club wahrlich zur zweiten Heimat und zu einer Herzensangelegenheit geworden. Das Heckinghauser „Urgestein“ hat viele Freunde gewonnen, die sein Leben angereichert haben. Das zählt! Als er sich in der Stunde des Abschieds bei seinen (sachlichen) Widersachern für hartes Verhandeln und mögliche Verletzungen entschuldigte, wollte Gerd Kohler den Kreis seiner ehrenamtlichen Arbeit schließen. Sein Lebenswerk, das den Namen Heckinghausen trägt, ging ihm über alles, von seiner Familie und der beruflichen Basis einmal abgesehen. Deshalb konnte er nur schwer ertragen, dass mitunter gewählte Bezirksvertreter Bürgernähe und Stadtteilkenntnis vermissen ließen, dafür aber Aufwandsentschädigungen kassieren. Für Gerd Kohler war es selbstverständlich, bei Sitzungen Getränke selbst zu bezahlen und jede Mark aus Mitgliedsbeiträgen und anderen Einnahmen in soziale Projekte zu stecken. Um so mehr treffen ihn, wie die anderen Bürger-, Heimat- und Bezirksvereine mit gleichen und ähnlichen Ansprüchen, die zweifelhaften finanziellen Transaktionen der politischen Parteien. Vielleicht ein Grund, dass relativ selten Bürgervereine und Bezirksvertretungen optimal im Netzwerk zusammen arbeiten. Für Vorbehalte gibt es durch die Nachkriegsjahrzehnte Belege, weil sich die Arbeitsgebiete überschneiden. Solche Bremsen im Miteinander haben sich bis in die Gegenwart fortgesetzt. So suchen manche Parteien die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern, die außer in Wahlkampfzeiten nur schwer zu finden ist, haben aber Scheu oder Angst, sich mit dem zuständigen Bürgerverein an einen Tisch zu setzen. Dabei liegen oftmals dort die Themen und Aufgaben abrufbereit.
Nehmen wir uns ein Beispiel an Gerd Kohler. Er weist uns den Weg, wie man Nachbarschaftshilfe leisten und sich um die Heimatstadt verdient machen kann!

14.01.1994, 15.02.2008, kgc

Gerd Helbeck

(kgc). Gerd Helbeck gehörte zu den einsatzfreudigen Laien, die in besonderem Maße geholfen haben, die Geschichte des Bergischen und Märkischen Landes neu zu entdecken. In zahlreichen Beiträgen, besonders für die „Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins“ und die „Romerike Berge“ hat er sich mit der geschichtlichen Landeskunde auseinander gesetzt. Ein Hauptwerk war die selbstständige Veröffentlichung unter dem Titel „Nächstebreck“. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung, in seiner Laudatio am 30. September 1987 im Historischen Zentrum an den Rheinlandtaler-Empfänger: „Mit dieser Arbeit haben Sie sich besonders verdient gemacht, denn durch diese Untersuchung besitz der Wuppertaler Stadtteil Nächstebreck als erster Ortsteil eine eigene Chronik, die systematisch angelegt und ausschließlich aus Quellen erarbeitet wurde und damit auch wissenschaftlichen Ansprüchen der modernen geschichtlichen Landeskunde gerecht wird.“
In seiner gesamten Forschungsarbeit, deren Erkenntnisse Gerd Helbeck in zahlreichen wissenschaftlich fundierten Vorträgen auch interessierten Bürgern vermittelt hat, hat er sich ganz besonders mit dem Bergisch-Märkischen Raum auf geographischer und historischer Ebene auseinander gesetzt und beides miteinander verbunden. Dadurch bildete die Forschungsarbeit eine Klammer zwischen der lokal- und der regionalgeschichtlichen Forschung des Rheinlandes und Westfalens, wie an der Grenze zwischen Berg und Mark in Wuppertal erstmalig überzeugend nachgewiesen wurde.
Der hauptamtliche Leiter des Schwelmer Stadtarchivs und des Stadtmuseums in Haus Martfeld mit Wohnsitz in Wuppertal-Langerfeld war nicht nur Pendler zwischen den beiden Landesteilen Rheinland und Westfalen, sondern vielmehr Repräsentant der Brückenfunktion, die Schwelm noch heute einnimmt, denn es gehörte einst zum Rheinland. Dr. Wilhelm: „In seinen Arbeiten hat Gerd Helbeck erkennen lassen, dass er den grenzübergreifenden Blick für zahlreiche Zusammenhänge besitzt. Im Museum wird sichtbar, dass politische Grenzen von alters her gewachsene Strukturen nicht einfach zerstören können.“

Georg Voigt

Georg Röder