Home » Barmer Köpfe » Gerda Alexander

Gerda Alexander

100 Jahre Gerda Alexander
Geburtsstadt Wuppertal entdeckt die Gründerin der Eutonie

Wuppertal ist auf dem Weg, eine Tochter der Stadt neu zu entdecken, die lange aus dem öffentlichen Bewusstsein gerückt war – die am 15. Februar 1908 in Barmen geborene Gerda Alexander. Ein Symposium unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Peter Jung in der Historischen Stadthalle am 1. November 2008 soll sie und die von ihr entwickelte Eutonie gebührend würdigen. Die Methode, die sich klar von Esoterik abgrenzt, vermittelt ein tiefes Körperbewusstsein und führt zu ökonomischer Bewegung, sie weckt eigene Heilkräfte und fördert die soziale Kontaktfähigkeit.
Veranstalter sind u.a. der Berufsverband und die Deutsche Eutonie-Gesellschaft Gerda Alexander. Eingeladen wird in den Mendelssohn Saal ab 10.30 Uhr. Auf dem Programm stehen u.a. ein Vortrag zum Thema „Heilkunst und Gesellschaft“ von Dr. Ellis Huber, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Präventologen, eine Präsentation der Eutonie in der Praxis, Probierkurse und eine Infobörse. Die Wuppertaler Filmemacherin und Literaturkritikerin Anne Linsel moderiert den Dialogpart.
Karin Schaefer, ausgebildet bei Gerda Alexander, ihre langjährige Assistentin und Gründerin der Ausbildungsstätte in Deutschland, wird deren Leben und Werk vorstellen. Karin Schaefer ist begeistert von der positiven Resonanz und dem Interesse in der Stadt: „Wir denken schon über den 1. November hinaus. Ein Eutonie-Zentrum für Wuppertal ist mein Traum. Dafür möchten wir die Initiative ergreifen und mit Partnern in der Stadt gemeinsam an der Verwirklichung arbeiten.“
Weitere Informationen zum Symposium und Anmeldung unter http://www.eutonie.de
Ein soziales Vermächtnis für Heilkunst und Pädagogik
Gerda Alexander wurde in ihrer Jugend von ihren Eltern und durch die Kunst fördernde Stadt Wuppertal in ihrer Begabung für Musik und Tanz unterstützt. Ihre Ausbildung durch den Wuppertaler Pädagogen Otto Blensdorf in der Jaques-Dalcroze-Rhythmik und der Einfluss der Reformpädagogik von Prof. Peter Petersen in Jena bildeten das Fundament ihrer künstlerischen Arbeit.
Aus politischen Gründen ging sie 1933 nach Skandinavien. Der Machtantritt der Nationalsozialisten machte ihr Engagement als Regieassistentin bei Leopold Jessner, dem damaligen Direktor des Berliner Staatstheaters, zunichte. Jessner war Jude und musste das Theater verlassen.
Die Bühnenlaufbahn als Tänzerin blieb Gerda Alexander aus gesundheitlichen Gründen verwehrt. Aber in ihrer künstlerischen Arbeit als Choreographin an skandinavischen Opernhäusern und in ihrer pädagogischen Arbeit gelang es ihr, den einzelnen Menschen über die Rampe hinaus zu berühren und zu bewegen.
Gerda Alexanders pädagogische Arbeit in der New-Education-Fellowship und ihre Beteiligung in einem skandinavischen Solidaritätsnetzwerk, das vielen Menschen bei der Flucht vor der Verfolgung durch die Nazis half, blieben in Deutschland weitgehend unbekannt. Dagegen wurde sie in Europa, Israel, USA und Argentinien als fachliche Autorität geschätzt durch ihren Einsatz für eine internationale Erziehung. International bekannt wurde sie durch Vorträge an Universitäten und bei Konferenzen und durch ihre praxisorientierten Kurse.
Nach dem Krieg gründete Gerda Alexander in Kopenhagen ihre eigene Schule und entwickelte ihre somatopsychische Methode, für die sie ab 1957 den Begriff Eutonie wählte. 1959 organisierte sie mit Unterstützung des dänischen Gesundheitsministeriums den ersten „Internationalen Kongress für Entspannung und natürliche Bewegung“ in Kopenhagen, an dem u.a. Moshé Feldenkrais teilnahm.
Praxis und Bedeutung der Methode heute
Nicht zu verwechseln mit der Alexander-Technik oder Eurythmie ist Eutonie Gerda Alexander® (aus dem Griechischen eu = gut, angemessen und tonos = Spannung). Die Methode leitet zu praktischer Körperarbeit an und verzichtet ausdrücklich auf jede Form der Suggestion oder gar Manipulation.
Es ist ruhig und warm im Raum. Menschen liegen auf Wolldecken. „Suchen Sie sich eine bequeme Rückenlage und legen Sie Ihr rechtes Bein lang ab. Wo liegt es am Boden auf? – Rollen Sie Ihr Bein einige Male achtsam nach rechts und links… und beobachten Sie die Auflagefläche… an der Ferse, im Unter- und Oberschenkelbereich. Anschließend Loslassen und Nachspüren. Vergleichen Sie Ihre Beine – gibt es einen Unterschied?“ Wo nach einer Übung solche Fragen gestellt werden, da wird Eutonie gemacht.
Häufiger Auslöser für die Entscheidung, Eutonie auszuprobieren, sind Verspannungen, vegetative und psychosomatische Beeinträchtigungen, rheumatische Beschwerden, Unruhe oder Schlafstörungen, denen entgegenwirkt bzw. vorbeugt werden soll. Der Wunsch, den Herausforderungen der Arbeitswelt und des Alltags mit ausgewogenem Tonus begegnen zu können, ist nur allzu verständlich.
Aus ihrer künstlerischen Arbeit heraus entwickelte Gerda Alexander eine praxisorientierte Methode, die heute von einer wachsenden Zahl von Menschen, darunter auch Künstlern, als Hilfe im Alltag genutzt wird. Im Mittelpunkt stand für sie die Erkenntnis:
„Das ist ungefähr das Schlechteste was man machen kann: Macht über einen Menschen gewinnen zu wollen. Man kann jemanden helfen, einen Weg zu entdecken, man kann ihm verschiedene Übungen empfehlen, die ihm dabei helfen können. Aber es ist nicht der richtige Weg zu sagen, das muss so oder so sein. Dann imitiert der Mensch das nur und hat gar kein wirkliches Erlebnis.“ (aus „Vor Freude Tanzen, vor Jammer halb in Stücke gehen“ S. 57 Dr. Hadassa Moscovici, Luchterhand-Verlag)
Der humanistische und sozial orientierte Ansatz war prägend für Gerda Alexander. Elitäres Denken war ihre Sache nicht. Wegen ihres hohen Anspruchs an sich selbst lehnte sie die zweimalige Einladung durch C. G. Jung zum Gespräch ab, da sie sich nicht ausreichend belesen fühlte, um ihn ganz zu verstehen.
„Den Menschen in die Lage zu versetzen, sich auf die Wirklichkeit des Augenblicks einstellen zu können“, war Gerda Alexanders erklärtes Ziel. Ihre Methode, entwickelt in den 1950er Jahren, scheint für Zeiten rasanter Veränderungen, wie wir sie heute erleben, wie geschaffen, hochaktuell und dem Bedürfnis vieler Menschen entsprechend.

Ergänzende Informationen und Quellen:

Programm Symposium zum Download: http://www.eutonie.de/symposium

Veranstalter Symposium:
DEGGA Deutsche Eutonie Gesellschaft Gerda Alexander e.V., DEBEGA – Deutscher Berufsverband für Eutonie Gerda Alexander e.V. und Gerda-Alexander-Schule e.V.

Gesprächspartner für Interviews:
u.a. Karin Schaefer (Straßburg), Ausbildung bei Gerda Alexander in Kopenhagen, ihre langjährige Assistentin, Gründerin der Gerda-Alexander-Schule in Deutschland

Bildmaterial Gerda Alexander:
Bilder aus dem Familienarchiv, Rechte bei der DEGGA, können zur Verfügung gestellt werden
3 Bilder im Anhang: Gerda Alexander bei der Arbeit in jungen Jahren, Porträtfoto ca. 1975, Gerda Alexander mit Carl Orff 1981

Filmmaterial:
Aufnahmen von 1964 aus der Gerda-Alexander-Schule in Kopenhagen
„Vom Liegen über das Sitzen und Stehen zum Gehen“ 1995

Angebot zur Live-Demonstration der Methode: z.B. Gerda-Alexander-Schule in Offenburg oder nach Vereinbarung

Referenzen zur Methode:
Mediziner u.a.: Prof. Dr. med. Helmut Milz, Facharzt für psychtherapeutische Medizin und Allgemeinmedizin, Dr. med. J. Ch. Kingreen, Facharzt für Dermatologie und Allergologie, Leitender Arzt des akademischen Lehrkrankenhauses der Ruhr-Universität Bochum, Abt. für Dermatologie und Allergologie

Künstler/Pädagogen u.a.: Regina Baumgart, Tanzpädagogin, Heidelberg, Frauke Behrens-Wolff, Musikpädagogin, Lübeck

Literaturliste (Auswahl):
Neu: Herausgeberin Helene Roitinger (AT) „Gerda Alexander: Impulse und Eindrücke“, zu beziehen über Berufsverband DEBEGA
Alexander, Gerda „Eutonie – Ein Weg der körperlichen Selbsterfahrung“ München: Kösel 1999
Bobinger, Elisabeth „Eutonie – Kinder ?nden zu sich selbst“ München: Don Bosco 1998
Hemsy de Gainza, Violeta „Gespräche mit Gerda Alexander – Annäherung an die Eutonie“ 2003
Kjellrup, Mariann „Eutonie – Bewusst mit dem Körper leben“ München: Ehrenwirth 2000
Maschwitz, Rüdiger „Hellwach und entspannt – Eutoniegeschichten für Kinder“ München: Kösel 2001
Schaefer, Karin „Die Eutonie Gerda Alexander“ in: W. Steinmüller, K. Schaefer. M. Fortwängler (Hrsg.), Gesundheit – Lernen – Kreativität, Bern/Göttingen/ …: 2001
Steinmüller, W. u.a. „Gesundheit – Lernen – Kreativität, Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somatopsychischer Lernprozesse“ Bern/Göttingen/…: Huber 2001
Schaefer, Karin/ „Eutonie Gerda Alexander“ in: Neuber, Marianne Ralf Dornieden „Wege zum Körperbewusstsein“ München, Berlin…:P?aum 2002
Windels, Jenny Eutonie mit Kindern, München: Kösel: 1984

Pressekontakt:
Tamara Tschikowani (für PR und Öffentlichkeitsarbeit)
c/o BUFE MarketingServices – Max-Brauer-Allee 218 – 22769 Hamburg
Tel. 040 – 87 97 66 – 44
Fax 040 – 87 97 66 – 31
tts@bufe-marketing.de

Kontakt Veranstalter:
Gisela Fuchs (für die Veranstalter)
c/o Gerda-Alexander-Schule
Philosophenweg 27
77654 Offenburg
Tel. und Fax: 0781 – 22 22 5
eutonieG.A.ausbildung@t-online.de