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Archiv für den Monat: Februar 2010

Bürgersinn schafft soziale Tat!

Aufsatz aus Zeitschrift „Unser Wald“ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Ausgabe März 1960, zum 96-jährigen Bestehen des Barmer Verschönerungsvereins, Autor unbekannt:
Bürgersinn schafft soziale Tat!
Wuppertal-Barmen gab ein nachahmenswertes Beispiel
Wie jedes Jahrhundert sein eigenes Gesicht prägt, so brachte das 19. Jahrhundert, insbesondere in seiner zweiten Hälfte, grundlegende und entscheidende Änderungen: die Industrialisierung trat ihren Siegeszug an und brachte eine Umgestaltungswelle, die nicht nur den einzelnen Menschen erfasste, sondern insbesondere Besitz ergriff von Natur und Landschaft. Auch Barmen, diese idyllisch an der Wupper gelegene, im Jahr 1808 mit Stadtrechten ausgezeichnete Stadt der Bleicher und Färber, kam bei der damals sprunghaften Ausdehnung mit seiner Talniederung zu beiden Seiten der Wupper nicht mehr aus. Die Bleicherwiesen entlang des Flusses mussten Fabriken, Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden weichen, und so schob sich die Besiedlung aus dem engen Tal auch an den beiderseitigen Hängen hinauf, wo sie die landwirtschaftlichen Höfe allmählich verdrängte.
Mitten in dieser Aufwärtsentwicklung erkannte ein Kreis vorausschauender Barmer Bürger die Notwendigkeit, rechtzeitig entsprechende Gebiete als Grünflächen und Erholungsgebiete zu sichern. Bereits am 8. Dezember 1864 wurde durch Stiftung einiger Barmer Fabrikanten die erste Keimzelle des heute nahezu 100 Jahre bestehenden Barmer Verschönerungsvereins am Rande des so genannten Barmer Waldes geschaffen. Diese anerkennenswerten Bestrebungen einer freien Bürgerschaft fanden bald auch die Unterstützung des damaligen ersten Oberbürgermeisters der Stadt Barmen, Geheimrat August Bredt. Den gemeinsamen Bemühungen gelang es, weitere Kreise für diese gute Sache zu interessieren. Mit Hilfe erstaunlich großzügiger Spenden und Stiftungen, vornehmlich aus der Industrie und der Wirtschaft, konnte diese erste Keimzelle bald durch Erwerb und Stiftung weiteren Geländes ausgeweitet und im stadtnahen Gebiet durch die Schaffung der heutigen unteren Anlagen und durch die Ausgestaltung des reizvollen Ringeltales bereichert werden. Wenig später kamen dann im Fischertal sehr schöne Grün-Anlagen mit großen Spielplätzen hinzu, die sich der besonderen Topographie sehr glücklich anpassten. Die landschaftlich großzügige und weiträumige Gestaltung dieser „Barmer Anlagen“ wird auch heute von ersten Landschaftsgestaltern und Gartenarchitekten noch als vorbildlich betrachtet.
Wie dankbar die Schaffung eines derartigen gepflegten, landschaftlich einzigartigen und stadtnahen Erholungsgebietes damals anerkannt und aufgenommen wurde, zeigte die Spenden- und Förderungsfreudigkeit der gesamten Bevölkerung. Schon im Jahr 1889, bei seinem 25-jährigen Jubiläum, konnte der Barmer Verschönerungsverein mit einem von Industrie und Besiedlung unangetasteten, der Bevölkerung uneingeschränkt offen stehenden Besitz von nahezu 300 Morgen eigenen Park- und Waldflächen einen Erfolg aufweisen, der, lediglich gestützt auf die Liebe der Bevölkerung zu ihrer Heimat und zur Erhaltung ihrer Natur und Landschaft, in dieser Art wohl seinesgleichen suchen kann.
Die sich bis auf die Barmer Südhöhen und darüber hinaus bis in das landschaftlich reizvolle Murmelbachtal ausdehnenden Anlagen und Waldungen fanden ihre Krönung durch den 1886 gestifteten, 1887 erbauten und 1888 eröffneten Toelleturm, von dem aus man einen eindrucksvollen Rundblick nicht nur über das Wupper-Tal, sondern ins Westfälische, in das Bergische Land, hinüber zum Rhein und in das anschließende Ruhrgebiet hat.
Im Laufe der Jahre stellte der Barmer Verschönerungsverein immer wieder sein Gelände den öffentlichen Interessen zur Verfügung. So fanden zahlreiche Kriegerdenkmäler und Denkmäler verdienter Bürger der Stadt dort einen würdigen Platz und Rahmen. 1881 begann der Verein mit dem Bau einer Restauration als Vorläufer der 1897 eröffneten Barmer Stadthalle, die der geselligen Zusammenkunft der Bürger diente. 1890 folgte das sich in die Landschaft glücklich einfügende Schwarzwaldhaus „Meierei Fischertal“. 1891 stellte der Verein einen Geländestreifen für die Verwirklichung einer ebenfalls aus den Kreisen des Barmer Verschönerungsvereins stammenden Idee des Baus einer Bergbahn zum bequemen Erreichen des Toelleturm und der Südhöhen zur Verfügung. Diese wurde dann als erste elektrisch betriebene Zahnradbahn Deutschlands als „Barmer Bergbahn“ am 16. April 1894 in Betrieb genommen. Sie war mit ihrer Kraftzentrale die Keimzelle der späteren elektrischen Straßenbahnen Barmens. Die Bergbahn überwand den Höhenunterschied von ca. 150 Metern zwischen der Talsohle Am Clef und den Südhöhen in bequemster Weise. Durch die herrlichen Anlagen und Waldpartien des Verschönerungsvereins führte sie, immer wieder neue Eindrücke bietend, ihre Fahrgäste von nah und fern in wenigen Minuten direkt zum Aussichtsturm. Am 4. Juli 1959 wurde die Zahnradbahn trotz heftiger Proteste der Bevölkerung auf Beschluss der Wuppertaler Stadtwerke AG, wegen betriebsgefährdeten Zustandes vorläufig stillgelegt, nachdem sie 65 Jahre lang bis zuletzt mit ihren ersten, ursprünglichen Wagen jahraus jahrein stets pünktlich und zuverlässig, auch im Winter bei Eis und Schnee, ihre Aufgaben im Dienst der Allgemeinheit erfüllt hatte.
Die Wunden des Zweiten Weltkrieges sind verheilt
Der günstigen Verkehrsverbindung zwischen der Talsohle und den Südhöhen verdanken auch den Bau der endgültigen Stadthalle des Barmer Verschönerungsvereins, sowie dieser gegenüber, ebenfalls auf Vereinsgelände, 1926 die Platzierung des Planetariums, wie auch nach der Zerstörung dieser Baulichkeiten durch den Zweiten Weltkrieg ab 1956 der Barmer Ersatzkasse (ab 2002 Wupperverband) an dieser Stelle ihre Begründung.
Die einerseits bis in die dicht bebaute Stadt einmündenden Anlagen gehen nach den Südhöhen zu mehr und mehr in Waldungen über. Inmitten dieses Waldes liegt ebenfalls auf Vereinsgelände der Barmer Ehrenfriedhof, der für die Opfer des Ersten Weltkrieges angelegt, eine der schönsten und eindrucksvollsten Anlagen dieser Art in der ganzen Bundesrepublik Deutschland darstellen dürfte. Hohe, rauschende Bäume wahren den Frieden dieser würdigen und weihevollen Ruhestätte.
Der Zweite Weltkrieg richtete ungeheure Zerstörungen an. Fast alle Gebäude auf dem Areal des Verschönerungsvereins wurden vernichtet. Das Erschütternste aber war die verheerende Wirkung der Bombenangriffe am 30. Mai 1943 in den Anlagen und Wäldern. So mancher alte Baumbestand ging unwiederbringlich verloren! Was in den Wäldern des Vereins nicht vom Bombenhagel vernichtet wurde, fiel bei der zunehmenden Not mehr und mehr dem Brennstoffmangel zum Opfer. Als man sich nach dem Krieg anschickte, die Verwüstungen zu beseitigen, galt es zunächst, die Wege wieder begehbar zu machen, überall Trümmer zu entfernen und in erster Linie die stadtnahen Parkanlagen allmählich wieder in einen gepflegten Zustand zu versetzen. Nach und nach konnte man sich auch der Aufräumung der Waldungen zuwenden. Da, wo noch gewisse Bestände vorhanden waren oder sich als Wildwuchs wieder heran bildeten, suchte man durch Durchforstung und Durchlichtung Ordnung zu schaffen und hier und da auch Neuanpflanzungen vorzunehmen. Leider musste noch mancher schöne, stattliche Baum, der auf den ersten Blick verschont geblieben war, geopfert werden. Um so größere Liebe und Sorgfalt ließ man in den Folgejahren den übrig gebliebenen seltenen Parkbäumen zuteil werden, unter denen sich auch wertvolle exotische Exemplare befinden. Manche Verwundungen versuchte man durch sorgfältige Behandlung, durch Plombierungen und „Prothesen“ zu heilen, um das Leben angeschlagener, ehrwürdiger Parkveteranen wenigstens noch um einige Jahre zu verlängern.
Da das Areal des Barmer Verschönerungsvereins bis in die Nachkriegszeit noch von vielen Fremdparzellen, die zum Teil Eigentum der Stadt waren, durchzogen war, war das Bestreben des Vereins klar, sein Gelände, schon der einheitlichen Pflege und Beaufsichtigung wegen, zu arrondieren. Im Jahr 1955 gelang es durch Tausch mit der Stadt Wuppertal, sowie Kauf und durch Umlegungen, den Besitz großzügig abzurunden, so dass dieser freie Bürgerverein heute über einen zusammenhängenden und kaum noch durch Fremdparzellen beeinträchtigten Eigenbesitz von ca. 320 Morgen = 80 Hektar verfügt, der im Mittelpunkt des Weichbildes der heutigen Stadt Wuppertal liegt und, wie früher, den Hauptanziehungspunkt für die erholungssuchende Bevölkerung bildet. Inmitten einer Großstadt von rund 420.000 Einwohnern dürfte dieser Besitz eines Bürgervereins mit seinen in der Hauptsache aus Mitgliedsbeiträgen, Zuwendungen und Stiftungen unterhaltenen vorbildlichen Anlagen und Waldungen heute wohl im ganzen Bundesgebiet einzig in seiner Art dastehen.
Barmer Beispiel machte Schule
Durch seine verkehrsmäßig günstige Lage zur bergischen Autobahn A 1 wird dieses außerordentlich reizvolle Erholungsgebiet auch als Ausgangspunkt für weitere Wanderungen sicherlich noch mehr als bisher von auswärtigen Erholungssuchenden und Naturliebenden besucht. Das Wahrzeichen des Barmer Verschönerungsvereins, der von der Familie Toelle gestiftete Aussichtsturm ist von der A-1-Ausfahrt Wuppertal-Ronsdorf in wenigen Minuten erreichbar, von wo aus dann die schönsten Wanderwege um ganz Wuppertal mit seinen landschaftlichen Reizen und vielseitigen Anziehungspunkten jedem Geschmack gerecht werden. In diesem Sinne erfüllt auch die Barmer Jugendherberge an der Oberen Lichtenplatzer Straße, die ebenfalls auf vom Verschönerungsverein aus seinem Besitz gestifteten Grund und Boden errichtet wurde, in ganz besonders glücklicher Weise ihre schöne Funktion.
Zahlreiche gestiftete Ruhebänke und Schutzhütten laden zum Verweilen ein, die aber leider immer wieder unbedachten, wenn nicht gar zerstörungswütigen Elementen Gelegenheit geben, ihre Kraft daran auszulassen. Es bedarf der Mithilfe aller, diese der Allgemeinheit dienenden Anlagen und Waldungen auch vor Verunstaltung durch gedankenloses Fortwerfen von Papier und Abfall, und auch aus Unachtsamkeit verursachten Waldbränden, zu schützen. In diesem Sinne ergibt sich für die Schulen und ihre Lehrkräfte eine dankbare Aufgabe, zusammen mit den Eltern und den Älteren von uns in der Jugend die Ehrfurcht vor der Natur und ihrer Flora und Fauna zu wecken.
Bei aller Anerkennung der Bedeutung der Erhaltung und Pflege der großen Naturschutz-Reservate innerhalb des Bundesgebietes verdienen die stadtnahen Erholungsgebiete, die für die arbeitende Bevölkerung in einer eng zusammen gedrängten Großstadt so lebenswichtig und dringendste Voraussetzung für deren Gesundheit und Erholung sind, nicht vernachlässigt werden. Gerade mit nur kurzen Anmarschwegen mühelos und ohne Aufwendung besonderer Kosten auch während der Arbeitspausen und nach Feierabend bequem zu erreichende Grünanlagen helfen mit, den großstadtgehetzten Menschen die notwendige Entspannung für die Erhaltung ihrer Leistungsfähigkeit zu gewähren.
Nr. 1 unter den Verschönerungsvereinen
Dem Beispiel des Barmer Verschönerungsvereins folgend, haben sich auch in anderen Stadtteilen, insbesondere im Nordteil Barmens (Nordstädter Bürgerverein), in Elberfeld (1870 gegründeter, nicht mehr existenter Elberfelder Verschönerungsverein) und in Ronsdorf (Ronsdorfer Verschönerungsverein, gegründet 1869), freie Bürgervereine zum Schutz und zur Erhaltung von Park- und Waldanlagen gebildet, die die Bedeutung dieser Frage ebenfalls erkannt und sie mit beispielhafter Initiative und Opferfreudigkeit mit gutem Erfolg zu ihrer Sache gemacht haben.
All diesen Bestrebungen zur Erhaltung und Schaffung von grünen Lungen inmitten und in nächster Nähe der Großstädte sollte noch viel ernstere Beachtung und Aufmerksamkeit geschenkt werden. Kein mit noch so großen Mitteln gefördertes soziales Werk, gleichviel welcher Art, hat eine auch nur annähernd so weite Streuung seiner Wirkung wie gerade derartige weiträumige Erholungsgebiete, in denen die gesamte Bevölkerung aller Schichten und Altersklassen in der freien Natur und in frischer Luft Herz und Lunge stärken und sich an den Wundern der Schöpfung erfreuen kann.

Barmer Anlagen: Wahrzeichen echten Bürgersinns

Sonderdruck als Stiftung durch Fr. Staats GmbH, W.-Barmen, „Wuppertaler Stadt-Anzeiger“, Herausgeber und Autor unbekannt, 1953:
Barmer Anlagen: Wahrzeichen echten Bürgersinns
Geschaffen aus Allgemeinsinn, Naturfreude und Opferbereitschaft von Barmer Bürgern
Es wird wohl niemand in Wuppertal geben, jedenfalls nicht unter denen, die sich noch Sinn für die Natur und ihre Schönheiten bewahrt haben, der nicht den Plan von Stadtverwaltung und Stadtvertretung begrüßen würde, aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Stadt Wuppertal die Hardt zu einer beispielhaften Grünanlage, zu einem „Jubiläumspark“ auszugestalten. Inzwischen sind Einzelheiten über das Projekt, das von Gartenbaudirektor Balke mit Energie und Sachkunde vorangetrieben wird, bekannt geworden, die die Hoffnung zulassen, dass sich Wuppertal hier auf der Mitte zwischen Barmen und Elberfeld eine Grünanlage schaffen wird, die von allen Bürgern als wirkliches Jubiläumsgeschenk von bleibendem Wert angesehen werden kann.
Uns ist bekannt, dass ursprünglich nicht die Hardt für dieses Werk vorgesehen war, obwohl man vor allem in der Stadtverwaltung von Anfang an gerne einen Platz finden wollte, der weder „zu sehr“ in Barmen, aber auch nicht in Elberfeld, liegen sollte. Wir, die wir immer wieder die Forderung nach kommunalpolitischer Gerechtigkeit erheben, haben für diese Sorgen ein gewisses Verständnis, hätten uns jedoch auch vorstellen können, dass die Platzwahl für den „Jubiläumspark“ auf die Barmer Anlagen gefallen wäre, wo geradezu ideale Voraussetzungen für ein solches Vorhaben gegeben sind. Andererseits müssen wir anerkennen, dass der Barmer Verschönerungsverein, der im kommenden Jahr auf 90 Jahre erfolgreicher und beispielloser Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit zurück blicken kann, nicht bereit sein kann, seinen Bereich ohne weiteres in die Regie der Stadt zu übertragen. In einer Zeit, in der immer wieder mit Recht über mangelnde Initiative und auch Opferbereitschaft der Bürgerschaft geklagt wird, in der immer wieder der Ruf nach der „Hilfe von oben“ laut wird, sollte jede Einrichtung begrüßt und gefördert werden, in der der Bürgersinn noch lebendig ist wie in den Barmer Anlagen des Verschönerungsvereins.
So möchten wir (wer?) denn angesichts des Vorhabens auf der Hardt alle Verantwortlichen bitten, über diesen Plänen weder den Respekt vor der Leistung des Barmer Verschönerungsvereins, noch die Notwendigkeit der Förderung der Barmer Anlagen zu vergessen. Wir freuen uns, dass uns Gartenbaudirektor Balke ausdrücklich bestätigt hat, dass ihm die Barmer Anlagen immer besonders am Herzen liegen werden, wie sich denn auch die Stadt in den letzten Jahren zu einer Steigerung ihres Beitrages für diese große Erholungsstätte der Bevölkerung verstanden hat.

Die Gedanken, die der Dichter Emil Rittershaus formulierte, waren schon bei der Gründung des Barmer Verschönerungsvereins 1864 für alle Beteiligten richtungsweisend. Nachdem die ersten Zeichnungen zur Gründung eines Verschönerungsvereins für die Stadt Barmen ungefähr 1.200 Taler erreicht hatten, berief der provisorische Vorstand auf den 08.12.1864 eine Generalversammlung aller interessierten Mitbürger ein. Es erschienen u.a.: Oberbürgermeister Bredt, Wilhelm Werle´, August Engels, Johann Wilhelm Fischer, Carl Theodor Rübel, Friedrich von Eynern, Robert Barthels, Emil Blank, Oskar Schuchard und Friedrich Wilhelm Ostermann. Dem ersten Vorstand gehörten die Herren Werle´, Blank, Fischer, Barthels, Schlieper, Wemhöner und Wolff an, ferner als Ehrenmitglieder Oberbürgermeister Bredt und Stadtbaumeister Fischer. Vom 1. Januar 1866 ab bewilligte die Barmer Stadtvertretung einen jährlichen Zuschuss von 300 Talern. Zur Beschaffung der Mittel für den Grundstückserwerb fand am 05.10.1869 eine Verlosung statt, um die sich besonders Kassierer Otto Schüller verdient gemacht hat. Sie erbrachte eine Netto-Überschuss von mehr als 66.000 Mark. Gartenbaudirektor Joseph Clemens Weyhe aus Düsseldorf konnte so die unteren Anlagen anlegen. 1876 erwarb ein von Bankdirektor Hinsberg geleitetes Konsortium das Gut Fischertal. Und so ging es noch Jahr um Jahr weiter. Als 1880 Ludwig Ringel starb, vermachte er dem Verein 100.000 Mark als „Ludwig-Ringel-Stiftung“, deren Zinsen für die Zwecke des Verschönerungsvereins verwendet werden sollten. Die Stadt dankte ihrem Ehrenbürger 1886 durch den Bau des Ringeldenkmals im gleichnamigen Tal. 60.000 Mark der Stiftung, die die Stadt in Staatspapieren angelegt hatte, sind inzwischen verloren gegangen. 1886 stiftete die Familie Toelle den bekannten Aussichtsturm auf den Südhöhen. 1889 und 1890 wurden weitere Grundstücke erworben. 1891 aber überließ der Verein Gelände für den Bau der Bergbahn. Auch der Ehrenfriedhof liegt auf Vereinsgelände. 1895 wurde der Grundstein für die Stadthalle gelegt, die dem Zweiten Weltkrieg (Angriff auf Barmen am 30.05.1943) zum Opfer gefallen ist. 1896 wurden weitere Grundstücke am Marper Bach erworben. Wie groß die Opferfreudigkeit war, beweist das Ergebnis eines 1901 in der Stadthalle abgehaltenen Basars, bei dem vor allem der Vorsitzende Robert Barthels mitwirkte: über 34.000 Mark betrug der Überschuss. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Vereins stifteten 30 Mitglieder 1914 den Alpengarten im Fischertal. In diesem Jubiläumsjahr verfügte der Verschönerungsverein über 405.000 Mark an Stiftungsgeldern, zu denen noch die Zinsen aus einer 100.000 Mark-Stiftung von Ludolph Hoesch kamen. Die Stadt Barmen erhöhte 1913 ihren jährlichen Zuschuss auf 13.000 Mark, während 2.500 Mitglieder 17.000 Mark Beiträge zahlten.
Wir haben mit Absicht die ersten 50 Jahre des nunmehr fast 90-jährigen Bestehens so ausführlich geschildert, weil heute viele unserer Mitbürger, die in den Barmer Anlagen Freude und Erholung suchen, sich zweifellos nicht mehr bewusst sind, dass sie dieses wunderschöne Fleckchen Erde vor allem den Männern jener Zeit zu verdanken haben. Mit Recht aber hat Emil Rittershaus in seinem Gedicht ausgerufen, dass es nicht nur zu schaffen, sondern auch zu erhalten und zu mehren gilt. Dieser Forderung ist der Barmer Verschönerungsverein bis heute gerecht geworden. Nie darf dabei vergessen werden, welche Schäden der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, nicht nur in den Anlagen selbst, sondern auch in den alten Barmer Familien, die traditionsgemäß dem Verschönerungsverein besonders verbunden waren. Jede Stiftung – und es sind in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg außerordentlich viele Stiftungen gemacht worden – ist heute wesentlich höher zu veranschlagen  als in längst vergangenen, glücklicheren Zeiten. Dass die Barmer Anlagen wieder ein Schmuckstück unserer Stadt sind, dessen Glanz sich in fleißiger Arbeit mehr und mehr steigert, ist vor allem das Verdienst der vielen Freunde und Förderer des Verschönerungsvereins, nicht zu vergessen aber auch die unermüdliche Arbeit der Geschäftsführerin Fräulein Kugel.
Vor allem das letzte Jahr brachte bei der Behebung von Kriegsschäden sichtbare Erfolge. So konnte mit erheblichen Kosten der untere Teich entschlammt werden. So wurden aber auch  150 Bänke und 7 neue Schutzhütten gestiftet. Wir erinnern auch an die prachtvolle Dahlienschau am Toelleturm und manche andere Bepflanzung in den Anlagen. Die Stadt will das beschädigte Ringel-Denkmal instandsetzen lassen, während die Arbeitskräfte des Verschönerungsvereins dabei sind, unterhalb des Denkmals einen neuen Promenadenweg zu schaffen, der eine herrliche Aussicht auf die Stadt bietet. Parallel zur Straßenbahn der Linie 4, im Wald längs der Lönsstraße, ist ein weiterer Promenadenweg im Bau, der einmal den Namen des verstorbenen Förderers, Direktor Schwarzschild, tragen wird.
Viele Probleme hat der Barmer Verschönerungsverein noch zu lösen, bis die Barmer Anlagen dem Idealbild entsprechen. Mehr noch als bisher sollten sich immer weitere Kreise der Bürgerschaft an diesem Werk für die Allgemeinheit beteiligen, um diesem Schmuckstück unserer Stadt zu weiterem Glanz zu verhelfen.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch die hochherzige Stiftung des Kinderspielplatzes und des Trinkbrunnens durch Wuppertaler Firmen, ferner die zahlreichen Geschenke in Gestalt von Sach- und Dienstleistungen für die Barmer Anlagen. Heute umfassen die Barmer Anlagen ein Gebiet von etwa 300 Morgen.

Barmer Bürger schufen sich ihren Park selbst

Sonderdruck der „Westdeutschen Rundschau“ zum 90-jährigen Bestehen des Barmer Verschönerungsverein im Dezember 1954:
Barmer Bürger schufen sich ihren Park selbst
90 Jahre Verschönerungsverein Barmen / Weitsichtige Planung
Wenn es nicht schon längst ein Gewohnheitsrecht wäre, dass jedermann durch die Park- und Waldanlagen des Verschönerungsvereins Barmen spazieren gehen darf, dann könnte dieser Verein rings um sein stattliches Gelände einen Zaun ziehen und an den verbleibenden Zugängen Kassenhäuschen aufstellen. Entweder müsste man dann seinen Mitgliedsausweis oder aber Eintrittsgeld zücken. Der Zaun wäre mehrere Kilometer lang. Er würde – grob skizziert – an der Ottostraße entlang laufen, die Josef-Haydn-Straße hinauf, dann bis hinab ins Murmelbachtal (am „Bunten Stein“) und jenseits schließlich wieder an der Rudolf-Ziersch-Straße hinab und dann entlang der ganzen Oberen Lichtenplatzer Straße bis zur Bergbahn. Das alles – und auch das Gelände des Barmer Ehrenfriedhofes gehört dazu – ist im Besitz des Barmer Verschönerungsvereins, eines gemeinnützigen Vereins, der in beispielloser Art dieses Riesenareal hegt und pflegt und der gesamten Bürgerschaft zur Erholung und Entspannung zur Verfügung stellt.
Aller Anfang ist schwer
Die Gründer, unter denen man Namen wie Engels, Rübel, von Eynern, Barthels, Blank, Schuchard, Ostermann, Schlieper, Wemhöner und Wolff findet, waren weitsichtige Stadtplaner. Das ist umso bemerkenswerter, als in unserer Stadt zwar vielerlei Weitsicht am Werke war – nimmt man nur die Stadtplanung und den Verkehr aus. Gerade an diesen beiden vernachlässigten Problemen haben wir heute unsere Beißprobe zu bestehen. Und gemeinhin wissen die Wuppertaler nur von der vorausschauenden Idee der von der Heydts zu berichten, die sich um unser Eisenbahnwesen verdient gemacht haben, und von der Weitsichtigkeit unserer Väter und Großväter, die eine Schwebebahn projektierten, als Barmen und Elberfeld noch durch grünes Wiesenland voneinander getrennt waren. Würdig zu diesen zwei Muster-, aber auch Ausnahmebeispielen gesellt sich die Weitsicht der Gründer des Barmer Verschönerungsvereins.
Hofgarten-Direktor hilft
Die Initiatoren des Jahres 1864 hatten mit der Wahl ihres 1. Vorsitzenden Werle´ aber auch einen mehr als guten Griff getan. Im Verein mit dem (automatisch dem Vorstand angehörenden) Barmer Oberbürgermeister Bredt, wurde es gleich von Anfang an festgelegt: man will stadtnahe (!) Erholungsgebiete für die Bevölkerung schaffen.
So kommt denn auch schon 1869 zu der „Keimzelle“ des Vereinsgeländes – das soeben vorbildlich wiederhergestellte Gelände zwischen der „Forsthausbahn“ und der heutigen Lönsstraße – das Gebiet der so genannten Unteren Anlagen hinzu. Dieses Gelände wurde von dem Düsseldorfer Hofgarten-Direktor Joseph Clemens Weyhe zu einem unübertrefflich schönen Park gestaltet, dessen Schwanenteiche seit Jahrzehnten täglich Hunderte und Tausende von Bürgern anziehen.
Die grüne Zunge
Wie eine grüne Zunge schieben sich die Anlagen hinunter zur Talsohle. Vom Alten Markt aus sind sie in wenigen Minuten erreicht. Und von diesen Unteren Anlagen aus gelangt man direkt in das prächtige Waldgelände, das sich hinauf zieht bis ins Murmelbachtal. Von dort aus kann man weiter über Wiesen und durch Wälder ins Schmalenhofer Bachtal und ins Blombacher Tal wandern und weiter ins Bergische und Oberbergische Land. Und nur die Silhouetten vom Lichtenplatz oder von Remscheid und Solingen, und ab und an ein einzelner Fabrikschornstein, der aus dem Tal ragt, erinnern daran, dass Natur und Gewerbefleiß in diesem Land so eng miteinander verflochten sind.
Die stete Entwicklung des gemeinnützigen Verschönerungsvereins zeigt sich schon daran, dass sein 1. Vorsitzender, der Präsident der Wuppertaler Industrie- und Handelskammer, Wilhelm Vorwerk, nur fünf Vorgänger gehabt hat: Wilhelm Werle´, Otto Schüller, Robert Barthels, Otto Budde, Paul Neumann (oft und später ganz von Rudolf Lundt vertreten). Soeben erst fand ein wichtiger Punkt in der Grünflächenpolitik des Vereins seinen Abschluss, in dem städtische Enklaven innerhalb des Vereinsgebietes gegen Enklaven des Vereins in städtischen Gebieten ausgetauscht wurden. Diese Bereinigung ermöglicht es, ein weit gestecktes Ziel des Vereins zu realisieren: die horizontale Wegeverbindung von der Bergbahnhaltestelle „Talblick“ hinüber zur Einmündung der Rudolf-Ziersch-Straße in die Obere Lichtenplatzer Straße.
Zwischen gestern und morgen
Damit ist der Anschluss an die Kothener Waldungen hergestellt, von denen man dann – am Hang entlang wandernd – über die Böhle bis hin zur Elberfelder Friedenshöhe gelangen kann, ohne nennenswerte Höhenunterschiede überwinden und Wald und Flur verlassen zu müssen.
Daneben soll die parallel zur Lichtenplatzer Straße verlaufende Promenade über die Meierei Fischertal hinaus bis zur Rudolf-Ziersch-Straße verlängert werden. Und schließlich verspricht sich der Verein einen besonderen Anziehungspunkt von einem Aussichtsplateau (später Panoramaplatz und Plutte-Platz genannt), das er in Höhe des einstigen Augusta-Viktoria-Heims anschütten möchte, um dem Besucher ein Panorama bieten zu können, das von Vohwinkel bis weit nach Schwelm reicht.
Dieses Plateau denkt sich der Verein als Ersatz für das einstige Stadthallenplateau, auf dem nunmehr die Hauptverwaltung der Barmer Ersatzkasse ihren Verwaltungsbau errichten wird. Dieses einstige Stadthallenplateau war früher der Ort, wo die Bürgerschaft glanzvolle Feste feierte. Die „Stadthalle“ selbst hätte richtiger „Bürgerhalle“ heißen sollen, denn ihre Bauherrin war nicht die Stadt Barmen, sondern der Verschönerungsverein. 600.000 Goldmark kostete sie und war 1897 – Stolz der Barmer! – drei Jahre vor der städtisch erbauten Elberfelder Stadthalle fertig.
Was sind in der Stadthalle und auf ihrem Plateau einst für tolle Feste gefeiert worden! Vor wie nach ihrer Erbauung! 1872 brachte eine einzige Tombola 54.000 Goldmark in die Vereinskasse. Drei Jahre zuvor waren es gar 66.000 Goldmark! Es gehörte damals einfach zum so genannten guten Ton, Mitglied des Vereins zu sein. Jeder halbwegs wohlhabende Bürger vermachte ihm testamentarisch ein stattliches Sümmchen, wobei Ludwig Ringel, der unter anderem auch die Christuskirche in Unterbarmen und den Kindergarten in der Gronaustraße stiftete, mit einem Betrag von 100.000 Mark den Vogel abschoss. Ihm zu Dank und Ehren wurde das Formetal in Ringeltal umbenannt und dort ein stattliches Denkmal errichtet.
Das war immer eine Herzenssache
Man sieht: die Vereinskasse war gut gefüllt. Und da das laufend anwachsende Kapital jeweils zur Hälfte in Grund und Boden angelegt wurde, kam im Laufe verhältnismäßig weniger Jahre ein stattliches Areal zusammen.
Der Zweite Weltkrieg fügte dem Vereinsbesitz schwere Einbußen zu. Es ist eine imponierende Sache, wie trotzdem im Lauf der Jahre alles wieder in Schuss kommt. Als es gilt, den Toelleturm wieder so herzurichten, dass ihn die Baupolizei zum Besteigen freigeben kann, stiftet ein Handwerker die Tür, ein anderer das Treppengeländer, ein dritter das Zinkblech für den Ausstieg hoch oben, ein vierter das Glas für die Fenster, und die Werbegemeinschaft Wuppertal spendet noch einen Geldbetrag hinzu.
Eine steht fest: wenn es in unserer Stadt einen Bürgerverein gibt, dessen Wirken arm und reich, jung und alt, Gesunden und Kränklichen nützt, dann ist es der Barmer Verschönerungsverein. Zu welcher Tageszeit man auch durch die Anlagen geht, ob im Frühjahr, wenn das erste Grün sprießt, im Sommer, wenn Blumen, Sträucher und Bäume in voller Pracht stehen, oder jetzt, in dieser (Dezember 1954) Jahreszeit, wenn die bizarren Silhouetten der Äste gegen den Himmel stehen und am Abend das Gefunkel und Geflimmer der „Licht- und Märchenstadt“ das Tal in eine Kette aus Flitter verwandelt – immer ist es schön und erholsam, still und gut in den Barmer Anlagen. Und selbst an Sonntagen, wo die Städter zu vielen Hunderten hinaus pilgern, liegen die abseitigeren Waldwege einsam da. Und das alles hat ein Teil der Bürgerschaft für die ganze Bürgerschaft gemacht und pflegt es tagaus, tagein.
Am Ringeldenkmal sind ganz neue Wegeverhältnisse geschaffen worden. Auch eine neue Schutzhütte steht dort. Der Weiher im Ringeltal ist entschlammt. Längs des Durchstichs der Straßenbahn durch den Wald, zwischen Forsthaus und Ehrenfriedhof, hat der Verein die vorbildliche Promenade, den Schwarzschildweg angelegt. Gleich darunter ist noch eine schmale lange Senke im Waldboden: die alte Kohlenstraße. Kein Stück aus der Römerzeit, aber eben doch ein Stück Historie. Und das lässt man ebenso. Denn, wenn auch Barmens Geschichte nicht gar so alt ist – man hält auf sie und die Vergangenheit ebenso wie auf sich.
Es gab einmal eine Zeit, da waren auch die wenigen grünen Flecken in der Barmer Innenstadt dem Verein in Obhut gegeben: der Platz an der Ruhmeshalle (heute: Haus der Jugend), der kleine Garten vor der Badeanstalt (heute. Brauhaus) in der Kleinen Flurstraße, die paar Bäume, die damals am Wupperfelder Markt standen. Und so ist in dieser Stadt, die in wenigen Jahren so über alle Maßen gewachsen ist, oft ohne jede Überlegung und Planung, die aktive Liebe zur Natur immer eine Herzenssache der Bürgerschaft gewesen.

Gedicht von Emil Rittershaus

Gedicht von Emil Rittershaus, 1889 dem Barmer Verschönerungsverein zum 25-jährigen Bestehen

Zu schönem Werke eins gewesen
ist reich und arm und alt und jung,
hier sucht der Kranke sein Genesen,
hier holt das Herz sich neuen Schwung,
hier schöpft der Müde neuen Odem,
hier kehrt die Lebensfreude ein.
Und über Rauch und Nebelbrodem,
lacht golden uns der Sonnenschein.

Dank, allen Dank, die treuverbunden,
geschafft, was allen dient und frommt!
Wie hat es Ehr‘ und Preis gefunden.
Bei jedem, der von draußen kommt!
Nicht nur nach flüchtigem Gewinne
zu ringen sind wir hier bedacht –
sagt, wer in echtem Bürgersinne
uns unsern Kranz noch streitig macht!

Viel schuf Gemeinsinns wack’res Walten –
doch nicht zu ruh‘n die Pflicht gebeut!
Nicht nur zu schaffen, zu erhalten,
zu mehren gilt’s, was heut uns freut.
Wir wollen gern die Gaben spenden,
für unsern Stadtschatz auf der Au’n.
Ein solches Werk kennt kein Vollenden,
kennt immer nur ein Weiterbau‘n!

Denkmäler und Erinnerungsstätten in den Barmer Anlagen 1914:

Denkmäler und Erinnerungsstätten in den Barmer Anlagen 1914:

  1. Kriegerdenkmal 1864/66 (Obelisk), enthüllt am 16. Juni 1869
  2. Kriegerdenkmal 1870/71, enthüllt am 18. Oktober 1874 (Turm nicht mehr erhalten)
  3. Denkmal für den 1. Vorsitzenden Wilhelm Werle´, enthüllt am 21. August 1881
  4. Ludwig-Ringel-Denkmal, erbaut 1885
  5. Toelleturm, erbaut 1887, eröffnet 1888
  6. Fehmlinde, 1894 gepflanzt, 1908 mit Gedenktafel versehen, die von Albert Heuser gestiftet wurde
  7. Denkmal für Heimatdichter Emil Rittershaus, enthüllt am 20. Juni 1900
  8. Denkmal für Vorsitzenden Otto Schüller, enthüllt am 28. April 1902 (nicht mehr erhalten)
  9. Denkmal für Friedrich Wilhelm Dörpfeld, enthüllt am 18. Juli 1903
  10. Schillerlinde, gepflanzt am 9. Mai 1905
  11. Ernst-von-Eynern-Platz, hergestellt im Juli 1907
  12. Jahrhundert-Eiche, gepflanzt am 1. April 1908
  13. Alpengarten, fertig gestellt im Mai 1914 (nicht mehr erhalten)
  14. Paulinenruhe, entstanden 1914

50 Jahre Barmer Verschönerungsverein

Aus der Festschrift des Barmer Verschönerungsvereins zum 50-jährigen Bestehen 1914:

50 Jahre Barmer Verschönerungsverein
Geschichte des Vereins
Tretet ein in dieses Waldes Räume,
Arm und Reich soll euch willkommen sein,
und dies nied’re Moos, Gesträuch und Bäume
präg‘ euch Glauben an die Allmacht ein.
Schonet darum die kleinste Pflanze,
Schonung sei der stille Dank allein,
fern sei jeder Frevel und dies ganze mög‘
die späte Nachwelt noch erfreuen!

Mit diesen Worten, diesem im Jahre 1868 von Herrn Schaberg-Frölich dem Verein gewidmeten Spruch, beginnen wir in einer Zeit, wo das gesamte waffenfähige deutsche Volk gezwungen ist, auf fremden Boden Deutschlands Ruhe und Frieden zu erkämpfen, unsere Festschrift, um unseren Mitgliedern von den Arbeiten des Friedens zu berichten, die auf die Verschönerung unserer Höhen  während der langen Zeit von 50 Jahren zu verzeichnen sind. 50 Jahre sind am 8. Dezember dieses Jahres verflossen, seit der Verschönerungsverein gegründet wurde. Aus diesem Anlass erscheint es angemessen, in gedrängten Zügen ein Bild der Entwicklung des Vereins für diese lange Spanne Zeit zu entwerfen.
Beginn der tollen Initiative „pro Grün“
Dank der Aufzeichnungen unseres langjährigen Vorsitzenden, des Herrn Robert Barthels, einer der Mitbegründer des Vereins, der leider 1913 gestorben ist, ist es dem vorstand möglich, Mitteilungen über den Werdegang des Verschönerungsvereins zur Kenntnis bringen zu können.
Nachdem die ersten Zeichnungen zur Gründung eines Verschönerungsvereins für die Stadt Barmen die Summe von ungefähr 1.200 Talern erreicht hatten, wurde vom provisorischen Vorstand auf den 8. Dezember 1864 eine Generalversammlung aller Mitbürger einberufen, welche sich bei den Bestrebungen beteiligt hatten. In dieser Versammlung waren anwesend: Oberbürgermeister August Wilhelm Bredt, Wilhelm Werle´, August Engels, Johann Wilhelm Fischer, C. Th. Rübel, Friedrich von Eynern jun., Robert Barthels, Emil Blank, Oskar Schuchard, Friedrich Wilhelm Ostermann.
Die Gründung eines Verschönerungsvereins wurde einstimmig beschlossen und als Vorstandsmitglieder wurden gewählt: Wilhelm Werle´ als Vorsitzender, Emil Blank als Stellvertreter, Johann Wilhelm Fischer als Kassierer, sowie die Herren Robert Barthels, Adolf Schlieper, Emil Wemhöner und Karl Wolff. Oberbürgermeister Bredt und Stadtbaumeister Fischer traten satzungsgemäß dem Vorstand als Ehrenmitglieder bei.
In der darauf folgenden Versammlung am 3. Januar 1865 wurde die Frage erörtert, möglichst nahe am Mittelpunkt der Stadt eine größere Anlage zu schaffen, aber zum Zweck der Erwerbung von Grundstücken nicht mehr als die Hälfte der Vereinsmittel zu verwenden. Zuerst wurden die Grundstücke Riese und Zöller zwischen der alten Kohlen- und Lichtenplatzer Straße gekauft. Das erforderliche Kapital wurde durch Aktien von je 100 Taler, welche zu 4,5 Prozent verzinst und nach und nach amortisiert werden sollten, aufgebracht. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte am 27. Februar 1866 dem Verschönerungsverein vom 1. Januar 1866 ab einen jährlichen Zuschuss von 300 Taler. Nach Tätigung der ersten Ankäufe wurde der Hofgartendirektor Joseph Clemens Weyhe in Düsseldorf mit dem Entwurf eines Planes für die Anlagen betraut. Am 6. März 1866 wurde der Vorstand durch vier weitere Mitglieder verstärkt und auf 12 Personen erhöht: Karl F. Imler, Franz Könen, Hermann von Lohr und E. W. Trappenberg. Gewählt wurden am 18. Februar 1867: Wilhelm Werle´, Emil Blank, Robert Barthels, Rudolf Greef, Karl F. Imler, Franz Könen, Hermann von Lohr, Hugo Schuchard, Otto Schüller, E. W. Trappenberg, Karl Wolff und Emil Wemhöner. An Stelle des am 19. Juni 1868 ausscheidenden Herrn Trappenberg wurde Heinrich Eisenlohr gewählt. In der Vorstandsitzung am 14. Januar 1869 wurde das so genannte Lembachsche Feld, dem Herrn Abraham Beckmann gehörend, erstanden und von Herrn Stadtbaumeister Fischer ein Projekt entworfen, welches zu den späteren Anlagen bequeme Zufahrtswege erhielt. Hierdurch entstand die jetzige Ottostraße und Augustastraße (heute: Heinrich-Janssen-Straße). Dieses beinahe 5 Hektar große Grundstück wurde zum Preise von beinahe 40.000 Mark erworben. Zur Beschaffung der nötigen Mittel fand am 5. Oktober 1869 mit Genehmigung der Behörde eine Verlosung statt, welche einen für damalige Zeiten außerordentlich hohen Netto-Überschuss von 66.258,21 Mark ergab. Speziell war an dem günstigen Abschluss der damalige Kassierer Otto Schüller beteiligt, was in der derzeitigen Vorstandssitzung besonders erwähnt worden ist. Nachdem der Vorstand in der Lage war, die Kaufsumme für das Beckmannsche Grundstück bezahlen zu können und sogar noch einen beträchtlichen Überschuss von 27.000 Mark hatte, wurden die Parkanlagen, die unteren Anlagen, durch den Düsseldorfer Gartenbaudirektor Joseph Clemens Weyhe angelegt.
Nach Ausscheiden von Karl Wolff übernahm am 27. Januar 1870 Otto Schüller die Kassengeschäfte des Vereins und konnte am 2. Oktober 1872 wiederum auf ein glänzendes Resultat bei einer Verlosung zurück blicken, die den großen Überschuss von 54.000 Mark ergab.
Hohe Ehre
Durch allerhöchsten Erlass vom 17. Mai 1873 wurden den Barmer Verschönerungsverein die Rechte einer juristischen Person verliehen. Ein Vereinsregister gab es noch nicht.
Den Bemühungen des damaligen Bankdirektors Matth. Hinsberg gelang es, die Bildung eines Konsortiums zum Zweck des Ankaufs des Gutes Fischertal zu ermöglichen. Am 18. April 1876 erwarb der Verein dieses Gut zum Preis von 36.000 Mark, nachdem das Konsortium einen Teil an die Stadtgemeinde Barmen zwecks Erbauung einer Anstalt für verlassene Kinder wieder verkauft hatte. Das Gut reichte von der Fischertaler Straße (heute: Fischertal) über die damalige große Wiese des Fischertales hinauf bis zur Kohlenstraße (heute: Lönsstraße) und bis zur jetzigen Hohenstaufenstraße. Einzelne kleine Teile desselben waren für die Anlagen wertlos, eigneten sich aber zur Bebauung und sind später für den fast dreifachen Wert des genannten Kaufpreises als Bauplätze verkauft worden. Das damalige Konsortium, das dem Verschönerungsverein ein so außerordentlich wertvolles Gelände erwerben konnte, bestand aus 14 Herren, deren Namen zur dauernden Erinnerung genannt sein müssen: Geheimrat Ph. Barthels, Ewald Caron, Kommerzienrat Friedrich von Eynern, Kommerzienrat Wilhelm von Eynern, J. P. Greef C.W. Sohn, Bankdirektor M. Hinsberg, Heinrich Hegmann, Otto Jäger, Kommerzienrat Karl Karthaus, Kommerzienrat Eduard Molineus, Hugo Schuchard, Abraham Siebel, Kommerzienrat Tillmanns und Kommerzienrat Wesenfeld.
Im Herbst 1879 schied Oberbürgermeister Geheimrat August Wilhelm Bredt, der sich um die Gründung des Vereins und um das Bestreben des BVV hervorragende Verdienste erworben hatte, infolge Verlegung seines Wohnsitzes nach Honnef aus dem Vorstand aus. Der Verein kann dem Genannten ein dankbares Andenken jederzeit bewahren. An Stelle von Geheimrat Bredt trat Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Wegner als Ehrenmitglied dem Vorstand bei.
Ludwig Ringel erwarb unter dem 2. März 1880 zwei einem Herrn P. vom Scheid gehörige, an der Lichtenplatzer Straße gelegene Wohnhäuser zum Preise von 17.000 Mark und machte sie dem Verschönerungsverein unter der Bedingung zum Geschenk, dass sie bald abgebrochen würden. Zur Erinnerung an dieses hochherzige Geschenk wurde dem dadurch vollständig aufgeschlossenen Gelände der Namen „Ringeltal“ beigelegt.
Abschiede und gute Beispiele
Am 28. August 1880 entschlief der Gründer des Verschönerungsvereins, Wilhelm Werle´, nachdem er 16 Jahre lang den Vorsitz geführt hatte. Seine volle Hingabe für die Bestrebungen, sein unermüdliches tatkräftiges Wirken sichern dem Verstorbenen in der Bürgerschaft ein bleibendes Andenken. An seine Stelle trat am 20. September 1880 Otto Schüller. Am 15. November 1880 starb der so oft bewährte Vereinsfreund Ludwig Ringel. Er vermachte dem Verein testamentarisch einen Betrag von 100.000,00 mit der Bestimmung, dass dieser Betrag als „Ludwig-Ringel-Stiftung“ verwaltet würde und das die Zinsen für die Zwecke des Verschönerungsvereins verwendet werden sollten. In dankbarer Erinnerung an den Stifter war der Vorstand einmütig der Ansicht, Ludwig Ringel als äußeres Wahrzeichen ein Denkmal zu errichten und das der geeignete Platz das Ringeltal wäre. Nach mehrfachen Verhandlungen beschloss am 18. September 1883 die Stadtverordnetenversammlung, eine größere Summe zur Verfügung zu stellen, die späterhin noch erhöht wurde. Mit der Ausführung des Denkmals wurde Baurat Carl Winchenbach beauftragt. Im Dezember 1886 stiftete die Familie Toelle zum Andenken an deren verstorbenes Familienoberhaupt Ludwig Ernst Toelle einen Aussichtsturm in den Anlagen. Derselbe wurde 1888 vollendet und hat eine Höhe von 26,25 Metern. Von der Plattform des Turmes, die durch eine steinerne Treppe von 146 Stufen erreicht wird, bietet sich eine herrliche Rundsicht auf das Wuppertal und Teile des Bergischen Landes. So wurde der Turm zum Ziel der Wanderungen aus Nah und Fern. In diesen Zeitabschnitt fällt die Loslösung des Unterbarmer Vereins vom Stammverein.
Expansion
Größere Walderwerbungen fanden 1889 statt, als der Verein von den Herren Dicke und Ibach die sämtlichen Brüninghausschen Waldungen in einer Größe von etwa 80 Morgen kaufte. 1890 erstand die Stadt Barmen am 1. Juli auf dem Heckinghauser Kopf („Deisemannskopf“), in unmittelbarem Anschluss an das Eigentum des Vereins, 27,5 Morgen Waldungen zum Preise von durchschnittlich 185 Mark pro Morgen, und wurden diese neuen Erwerbungen dem Verein unterstellt. Zum Andenken an Kaiser Wilhelm I. ist dieses Gelände „Kaiser-Wilhelm-Höhe“ genannt worden und umfassen die Anlagen am Oberheidt nunmehr ungefähr 355 Morgen. Im gleichen Jahr wurde vorgeschlagen, die Anlage eines Kinderspielplatzes und einer Meierei im Fischertal. Das im Schwarzwaldstil gehaltene Haus wurde nach den Plänen der Herren Herrmanns und Riemann gebaut. Die Meierei im engeren Sinne konnte nicht durchgeführt werden. dagegen gelang es, durch Hinzunahme eines Spielplatzes, der Jugend im Sommer und Winter Gelegenheit zur Ausübung von Sport zu geben.
Auf Antrag des Vorstandes der Barmer Bergbahn AG vom 4. Juli 1891 genehmigte der BVV-Vorstand in einer Sitzung am 13. Juli 1891 die Überlassung von Grundflächen für die Zwecke der Bergbahn (1894-1959) und deren Anlage bis zum Toelleturm.
Nachdem der Verein 1889 auf eine 25-jährige Tätigkeit zurück blicken konnte, zu welchem Feste unser heimischer Dichter Emil Rittershaus ein Gedicht gewidmet hat, konnte im Jahr 1894 mit dem 30-jährigen Bestehen Robert Barthels auf eine ebenso lange ununterbrochene Tätigkeit im Verschönerungsverein zurück blicken.
Bei der Stadthalle hatten Barmer die Nase vorn
Am 20. März 1895 wurde der Grundstein zur neuen Stadthalle gelegt, die eine bebaute Fläche von 2.600 Quadratmetern einnimmt. Die Stadthalle, die 1896 eröffnet wurde, besitzt einen großen Konzertsaal von 770 Quadratmeter Größe, umfasst einschließlich der Galerien 1.200 Quadratmeter nutzbare Grundfläche, und hat Raum für 1.800 Personen. Mit dem Abbruch des alten Restaurationsgebäudes ging ein gutes Stück Geschichte des Verschönerungsvereins zu Ende, denn was Gemütlichkeit und zweckentsprechende Einrichtung anbetraf, war das alte Restaurationsgebäude ein Schmuck unserer Anlagen und hatte sich stets eines guten Besuches erfreut. Durch die dann gebaute neue Stadthalle zog anderes Leben ein, der so genannte Großbetrieb, der infolge Saalmangels in Barmen vor der Wende zum 20. Jahrhundert erforderlich wurde. Die Ausführung des Baus lag in den Händen von Direktor Hartig und hat eine große Summe des Geldes verschlungen, die den Verschönerungsverein notgedrungen in gewisse finanzielle Schwierigkeiten brachte.
Wir erwarben im Jahr 1896 große Parzellen am Marper Bach, auf Mallack (Nordpark) und Riescheid, die indessen die Kasse des Vereins nicht stark in Anspruch nahmen. Da die Stadt Barmen 1897 ein großes, zwischen der Märkischen- und Riescheider Straße gelegenes Grundstück erwarb, wurde auf Antrag des Verschönerungsvereins eine besondere Kommission seitens der Stadtverordnetenversammlung gewählt, die neben dem Vorsitzenden des Verschönerungsvereins aus den Herren Albert Heuser, Fr. Langenbach, Rudolf Dahl, Wilhelm Schürmann, Gustav Evertsbusch, O. Tienes und W. H. Schmitz bestand. Diese Kommission hatte zur Aufgabe, das auf den nördlichen Höhenzügen gelegne Gelände, welches sich von Wichlinghausen bis an die Elberfelder Grenze hinzieht, zu verwalten. Das Gebiet, welches aus Nadel- und Laubholzwäldern, Ackern und Weideland besteht, von Wasserbächen durchzogen, ist mit schönen Aussichtspunkten und landschaftlichen Reizen ausgestattet. Es wurde unter Zuhilfenahme der städtischen Forstverwaltung eine bessernde Hand angelegt und für bequeme Zugänge und gute Wege gesorgt. Dieses Gelände hat sich inzwischen dank der Bereitwilligkeit der Stadtverwaltung zu einem reizvollen gestaltet und kann sich getrost an die Seite der südstädtischen Hauptanlage stellen, wobei nicht zum mindesten der Tätigkeit der einzelnen Mitglieder gedacht werden muss.
Am 8. Juli 1898 verstarb Geheimrat Oberbürgermeister Wegner, welcher neunzehn Jahre lang dem Vorstand angehört hatte und riss sein Ableben eine empfindliche und schmerzliche Lücke. Sein unermüdliches, tatkräftiges Wirken für die Bestrebungen des Vereins und die Lauterkeit seines Charakters sichern ihm überall in Barmen ein ehrendes und dauerndes Andenken. Am 30. November 1899 verloren wir unseren langjährigen und rührigen Vorsitzenden Otto Schüller. Er war seit 1867 Mitglied des Vorstandes, führte von 1867 bis 1880 das Kassenwesen und darauf 19 Jahre lang den Vorsitz. Er hat mit großer Treue und aufopfernder Tätigkeit sein Amt verwaltet und wurden unter ihm und seiner Leitung unsere schönen Anlagen wesentlich erweitert und Ausgebaut. Zu seiner Erinnerung ist der Weg von der Lichtenplatzer Straße bis zur Kohlenstraße „Schüllerallee“ benannt worden und wird der Verein ihm ein ehrendes Andenken für alle Zeit bewahren. Nach Otto Schüllers Tod übernahm Robert Barthels, der wie eingangs erwähnt, zu den Gründern des Vereins gehörte, den für ihn wohlverdienten Posten des Vorsitzenden. Unter seiner Leitung wurde ein außerordentlich erfolgreicher Basar Mitte April 1901 in der Stadthalle abgehalten, bei welchem Robert Barthels persönlich mitwirkte. Das Gesamtergebnis einschließlich der Lotterie zeitigte einen Überschuss von 34.367 Mark, ein über alles Erwarten erfreulicher Erfolg. Es konnte aus diesen Mitteln zunächst ein neuer Musiktempel errichtet werden. Der alte hatte wegen seines massiven Baus gleich bei der Entstehung eine starke Kritik heraus gefordert. Unter  der Leitung von Professor Sauerborn von der Königlichen Baugewerbeschule entstand ein hübscher, gefälliger Musiktempel, der durch Verankerung sich dem Rahmen der Anlagen anpasst. 1901 entstand auch die erste Schutzhütte an der Wegnerhöhe, deren wir uns ja jetzt schon mehrerer erfreuen können.
Als besonderes Ereignis des Jahres 1903 möchten wir die Aufstellung eines Denkmals für Friedrich Wilhelm Dörpfeld am Ende der Eichenallee (später Budde-Allee genannt) im Ringeltal erwähnen. Seine 30-jährige Tätigkeit als Hauptlehrer der Volksschule zu Wupperfeld war Veranlassung, das Denkmal in den Anlagen zu errichten. Den genannten Platz haben wir kostenlos zur Verfügung gestellt. 1904 konnte eine Anzahl Weidestücke des ehemaligen Fischertaler Gutes verkauft werden und damit eine große Kapitalrückzahlung an die Stadt erfolgen. Am 9. Mai 1905, dem hundertjährigen Todestag Friedrich von Schillers, wurde von den vier hiesigen höheren Schulen zur dauernden Erinnerung an den großen Dichterfürsten eine Linde gepflanzt und „Schillerlinde“ getauft.
Es gelang uns im Laufe der Jahre, durch Anschüttungen einen größeren Spielplatz im Fischertal für den allgemeinen Gebrauch zu errichten, welcher namentlich von den Volks- und Jugendspielen regelmäßig benutzt wird. Der 3.500 Quadratmeter große Platz ist zu jedermanns freien Benutzung verfügbar. Das unterhalb dieses Platzes liegende Wäldchen ist durch den südstädtischen Bürgerverein 1907 auf dessen Kosten mit einer Wegeanlage versehen, in dessen ist es unser Bestreben, möglichst bald das ganze Gelände in einen guten Zustand versetzen zu können, damit die hübsche  Parzelle sich den übrigen Anlagen würdig anschließen kann.
Am 1. April 1908 pflanzten wir zur dauernden Erinnerung an das Jubiläum 100 Jahre Stadt Barmen in unserem Wald – zum Murmelbachtal hin – eine deutsche Eiche, welche bei uns gezogen ist. Dieselbe hat den Namen „Jahrhundert-Eiche“ bekommen und ist an einen Platz gepflanzt, der die schönste Fernsicht auf das Bergische Land bietet. Ebenfalls 1908 wurde am „Bunten Stein“  eine Stelle unseres Besitzes im Marper Tal (Murmelbachtal) in Ordnung gebracht, dort wo der Weg von Heckinghausen über den Bach hinüber führt. Der „Bunte Stein“, nach dem die Stelle genannt ist, lag früher als Brücke über dem Bach, während das Fuhrwerk die Fuhrt benutzen musste. Durch Anschüttung ist 1896 der Bach überwölbt worden und der betreffende Stein, welcher über 100 Jahre alt sein soll, zur Erinnerung am Waldrand aufgestellt. Gleichzeitig wurde der an der Kohlenstraße (heute Lönsstraße), in der Nähe des Forsthauses gelegene „alte Garnkasten“ in Ordnung gebracht. Dieser Garnkasten soll früher auf der Rosenau gestanden haben und wurde Ende der 1860er Jahre auf Veranlassung Rittershauser Bürger an seine jetzige Stelle geschafft und unserem Verein überwiesen, damit er zur Erinnerung an die früher bestandene 1527 gegründete „Garnnahrung“ (Privileg zur Garnbleicherei) erhalten bliebe.
1909 wurde neben der Schüllerallee eine Schlittenbahn mit einer Länge von 1.870 Metern in Ordnung gebracht, an deren Herstellungskosten sich der Verein zur Förderung der Jugend- und Volksspiele namhaft beteiligte. Zur Verbesserung der Stadthalle und seines Wirtschaftsbetriebes wurde 1910 beschlossen, die Nordseite zu verbessern. Aus dem Wettbewerb wurde der Entwurf von Professor Klotzbach  als der beste anerkannt und dem Genannten die Ausführung übertragen. Gleichzeitig wurde der Osteingang durch einen Vorbau mit Windfängen verbessert, was einen ziemlichen Kostenaufwand erforderte, wodurch aber auch die Stadthalle außerordentlich gewonnen hat.
Das Jahr 1913 brachte uns schmerzliche Verluste, da wir zwei unserer ältesten Mitglieder durch den Tod verloren. Am 9. März 1913 wurde unser hoch verehrter Vorsitzender Robert Barthels entrissen, nachdem er 13 Jahre lang ununterbrochen den Vorsitz geführt hat. Ihm ist es leider nicht vergönnt gewesen, das 50-jährige Bestehen des Vereins erleben zu können, was sein sehnlichster Wunsch war. Sein Name wird uns unvergesslich bleiben. Aber außer ihm verloren wir Rudolf Greeff, welcher seit 1867 ununterbrochen dem Vorstand angehört hatte.
50 Jahre Barmer Verschönerungsverein
Kommen wir zum Jubiläumsjahr 1914, so müssen wir zunächst die Stiftung eines Alpenvereins erwähnen, dessen Anlage von 33 Mitgliedern des Vereins durch freiwillige Gaben ermöglicht worden ist. Der Alpengarten ist von Gartenarchitekt Stüting angelegt und birgt eine große Anzahl blühender Dauergewächse, die schon im ersten Jahr große Reize auf die Besucher unserer Anlagen ausgeübt haben. Erst 1915 wird die Flora in üppigerer Fülle wie bisher erstehen. Dann wurde am 18. Juli 1914 das 50-jährige Bestehen unseres Vereins in Gestalt einer Festveranstaltung im Freien vor der Stadthalle gefeiert, unter Mitwirkung des Städtischen Orchesters und des Barmer Sängerchores. Ein Tanz im Freien auf einem errichteten Podium übte einen besonderen Reiz aus. Leider begann einige Wochen später die Kriegfackel über der ganzen Welt zu brennen (Erster Weltkrieg 1914-1918) und entzog uns die Möglichkeit, nochmals unseren Mitgliedern irgend eine festliche Veranstaltung zu bieten. Der Tod hielt in unserem Vorstand wieder Einzug, in dem wir die Herren Carl Theodor Stahl und R. Holzrichter, die beide während vieler Jahre dem Vorstand angehörten, verloren.
Bilanz
Während der 50 Jahre des Bestehens unseres Vereins hat sich vieles ereignet, wie aus dem Bericht ersichtlich ist und was mit der Geschichte Barmens im engen Zusammenhang steht. Durch die tätige Beihilfe von Inspektor Peter Schölgen und Stadtförster Baltz, die wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchten, ist Großes geschaffen worden, so dass unsere Anlagen und unsere Wälder einen Rang einnehmen, um die uns manche Stadt beneidet. Wenn man bedenkt, dass zu einem Bestand von ungefähr 150.000 Bäumen im Gründungsjahr 1864 während der ersten 25 Jahre 150.000 neue Anforstungen erfolgten und dass von 1889 bis 1913 beinahe eine halbe Million verschiedener Baumarten gepflanzt wurden, wird man die rührige Tätigkeit des Verschönerungsvereins ersehen. Die alten Fichtenbestände wurden lange Jahre weiter ausgebaut, fielen aber allmählich der Axt anheim, da sich dieses Nadelholz bei der vielen Rauchentwicklung in unserem Wupper-Tal nicht hielt. Hauptsächlich wurde der Bestand durch Laubhölzer ergänzt, so dass wir mit der Reihe der Jahre auf hübsche Buchenbestände kommen werden. Alle möglichen Arten von Laub- und Nadelhölzern befinden sich in unseren Anlagen und Wäldern. Wir erwähnen den Ahorn, die Rattanne, die amerikanische Eiche, die sich besonders gut eingeführt hat, Linde, Akazie, Fichte, Wehmutskiefer, Lärche, Eiche, Buche mit ihren Abarten, Kastanie, Rot- und Weißerle, Hollunder, Traubenkirsche, Zürbel-, Bank- und Schwarzkiefer, sowie Nussbäume.
Unser Gelände umfasst eine Fläche von 77 Hektar, zu welchen noch die der Stadt gehörenden zu unserer Verwaltung hinzukommenden 212 Hektar gerechnet werden müssen, so dass ungefähr 300 Hektar unter der Verwaltung des Verschönerungsvereins stehen. Während  wir 1877 9.000 Mark Stiftungsgelder bekamen, können wir heute auf eine Gesamtsumme von rund 405.000 Mark hinweisen. Ein Zeichen, in welcher hochherzigen Weise den Bestrebungen des Verschönerungsvereins gedacht worden ist. Wenn wir die Summe von 100.000 Mark hinzu rechnen, die uns 1912 beim Ableben von Ludolf Hoesch testamentarisch zufielen, die wir aber nicht zur festen Kapitalanlage besitzen, sondern von denen uns nur die jährlichen Zinsen seitens der Stadtgemeinde überwiesen werden, so zeigt das Stiftungskonto nach 50 Jahren den großen Betrag von mehr als eine halbe Million Mark. Die Zinsen, die uns aus diesen Kapitalien zufließen, betragen heute die runde Summe von 20.000 Mark.
Die Stadt Barmen, die uns 1866 mit 300 Talern unterstützte, hat diesen Zuschuss von 1913 ab, einschließlich 8.000 Mark für den Nordpark, auf 21.000 Mark erhöht, was von uns dankbarst erwähnt wird. Die Schulden, die der Verein mit jährlicher Abtragung hat, können mit dem Jahre 1877 zunächst erwähnt werden und betrugen damals 85.971 Mark. Durch Aufnahme weiterer Darlehen, die insbesondere beim Bau der Stadthalle erforderlich waren, sind heute auf 688.000 Mark angewachsen, werden aber jährlich satzungsgemäß vermindert.
Der Verschönerungsverein hatte 1865 580 Mitglieder, die Beiträge von 3.960 Mark zahlten. Die Zahl schwankte während der vergangenen 50 Jahre in aufsteigender und absteigender Linie und hat 1912 einen größeren Aufschwung genommen. 2.500 Mitglieder zahlten 17.000 Mark Beiträge. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl der Stadt Barmen und angesichts der außerordentlichen Lasten und der Bestrebungen, unsere Anlagen immer schöner zu gestalten, ist die Mitgliederzahl viel zu gering. Wir möchten gerade in unserem Jubiläumsjahr 1914 die Mitglieder herzlich bitten, bei Bekannten und Freunden für unsere Sache zu werben. Die Barmer Anlagen dienen zur Erholung und können nur dank guter Pflege attraktiv bleiben. Dazu muss die Bürgerschaft unserer Stadt helfen und uns finanziell in die Lage versetzen, das Bestehende zu erhalten und Neues zu schaffen.
Die jährlichen Ein- und Ausgaben betrugen im Jahr 1865 ungefähr 3.600 Taler und haben heute die Summe von 158.000 Mark erreicht. Im Laufe der 50 Jahre sind durch die Kasse nach den vorhandenen Zusammenstellungen 3.500.000 Mark geflossen.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Stadtbaurat hat der Verein in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste Geheimrat Carl Winchenbach zum Ehrenmitglied des Vorstandes ernannt und freuen wir uns, ihn in Frische und Rüstigkeit bei unseren Beratungen in unserer Mitte zu sehen.
Wir kommen zum Schluss und danken vor allem der Barmer Bürgerschaft, die uns zu dem bisherigen glänzenden Erfolg verholfen hat. Herzlichen Dank auch der Stadtverwaltung und den Stadtverordneten, die uns alle Zeit so bereitwillig unterstützt haben. Herzlichen Dank allen Freunden des Vereins, die durch Bargeschenke oder sonstige Zuwendungen unser Unternehmen gefördert haben.
Mögen unsere Anlagen in ihrem Wachstum, mit ihren herrlichen Baumgruppen und mit dem saftigen Grün ihrer Rasenteppiche das Gemeingut der ganzen Einwohnerschaft bleiben. Möge jeder, der darin Erholung sucht, zugleich ein Beschützer und Beförderer sein und möchten dem prächtigen Schmuck unserer Stadt immer mehr Freunde erstehen, zur weiteren gedeihlichen Entfaltung.

Der Vorstand des Barmer Verschönerungsvereins

Otto Budde, Vorsitzender
Heinrich Overbeck, stellvertretender Vorsitzender
Paul Schuchard, Kassierer
Oberbürgermeister Dr. Paul Hartmann
Paul Neumann
Albert Heuser
Stadtbaurat Köhler
Kommerzienrat Theodor Hinsberg
August Lekebusch
Rudolf Lundt
Geheimer Kommerzienrat Albert Molineus
Kommerzienrat Albert Ursprung

Barmer Verschönerungsverein


Übersicht
50 Jahre Barmer Verschönerungsverein mehr
Denkmäler und Erinnerungsstätten in den Barmer Anlagen 1914 mehr
Gedicht von Emil Rittershaus, 1889 dem Barmer Verschönerungsverein zum 25-jährigen Bestehen mehr
Barmer Bürger schufen sich ihren Park selbst mehr
Barmer Anlagen: Wahrzeichen echten Bürgersinns mehr
Bürgersinn schafft soziale Tat! mehr
Oberbürgermeister Gottfried Gurland im Oktober 1983 zum 120-jährigen Bestehen des Barmer Verschönerungsvereins 1984 in den „Bergischen Blättern“ (Sonderheft 90 Jahre Barmer Bergbahn) mehr


Die 1. Vorsitzenden des Barmer Verschönerungsvereins von 1864 bis 2006

Nr. Vorname, Name von bis Ehrung
1 Wilhelm Werle´ 1864 1880 Denkmal
2 Otto Schüller 1880 1899 Denkmal entfernt, Allee
3 Robert Barthels 1899 1913 Weg
4 Otto Budde 1913 1932 Allee
5 Paul Neumann 1932 1945 Weg
6 Wilhelm Vorwerk 1945 1967 Gedenkstätte
7 Ernst Günter Plutte 1967 1992 Weg, Platz
8 Dr. Dieter Jung 1992    


Barmer Erklärung

Die Thesen:

1. Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh 14,6).
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden. (Joh 10,1.9).

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

2. Durch Gott seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. (1.Kor 1,30).
Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.

3. Laßt uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist. (Eph 4,15.16).
Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, daß sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.

4. Jesus Christus spricht: Ihr wißt, daß die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener. (Mt 20,25.26).
Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben oder geben lassen.

5. Fürchtet Gott, ehrt den König. (1.Petr 2,17)
Die Schrift sagt uns, daß der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.

6. Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28,20)
Gottes Wort ist nicht gebunden. (2.Tim 2,9)Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.

Die Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche erklärt, daß sie in der Anerkennung dieser Wahrheiten und in der Verwerfung dieser Irrtümer die unumgängliche theologische Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche als eines Bundes der Bekenntniskirchen sieht. Sie fordert alle, die sich ihrer Erklärung anschließen können, auf, bei ihren kirchenpolitischen Entscheidungen dieser theologischen Erkenntnisse eingedenk zu sein. Sie bittet alle, die es angeht, in die Einheit des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung zurückzukehren. Verbum Dei manet in aeternum.

Barmer Stadthalle

Barmer Stadthalle wurde 1897 eingeweiht

Barmer hatten die Nase vorn – aber die Elberfelder haben ihre Stadthalle noch immer
Schauplatz der Geschichte: Festspiele, Konzerte, Kongresse, Basare, Synoden, Kundgebungen und Demonstrationen

(kgc). Nur wenige ältere Mitbürger erinnern sich noch daran, wie gut Barmen mit traditionsreichen Kulturstätten ausgestattet war. Das waren auf den Südhöhen das Luftkurhaus vis-a-vis vom Toelleturm, das Planetarium, dem 1997 ein Gedenkstein gesetzt wurde, und an der Unteren Lichtenplatzer Straße gegenüber, auf dem Grundstück der Barmer Ersatzkasse bzw. des Wupperverbandes, die Stadthalle. Auf dem heutigen Gelände der Polizei auf dem Lichtenplatz (nicht Lichtscheid) hatten die Barmer sogar ihr eigenes Stadion.

Der Barmer Verschönerungsverein ist 1864 gegründet worden und begann wenig später mit dem Erwerb von Grundstücken, um an den Südhängen der Stadt Barmen einen Park zu schaffen. 1872 errichtete er auf dem sogenannten "Plateau" ein hölzernes Restaurationsgebäude. Pavillon und Freifläche wurden Schauplatz flotter Konzerte. Als zusätzliche Attraktion kam ein Aussichtsturm hinzu, von dem man einen weiten Blick auf das Wuppertal mit seiner wachsenden Industrie hatte. Am 15. Oktober 1874 war er als Ehrenmal für 77 gefallene Barmer Soldaten des Krieges 1870/71 eingeweiht worden. Die Restauration wurde schon nach wenigen Jahren zu klein. Der Verschönerungsverein wagte einen mutigen Schritt und beschloß den Bau eines Konzerthauses. Der Grundstein zur Barmer Stadthalle wurde 1895 gelegt. 1896 wurde sie eröffnet, doch erst am 22. September 1897 feierlich eingeweiht.

Es gab Ärger um die Finanzierung, als aus den kalkulierten Baukosten von 350.000 Mark schließlich 700.000 Mark wurden. Dafür konnten 1.800 Personen gleichzeitig beköstigt werden, hatten der Konzertsaal 770 und die Nebenräume 430 Quadratmeter Nutzfläche. Der Saalmangel in Barmen warn behoben! In den ersten zehn Jahren wurden 126 Abonnementskonzerte mit 250.000 Besuchern durchgeführt. Das Städtische Orchester spielte häufig. Einmal gab es einen Beethoven-Abend mit dem Wichlinghauser Sängerchor und dem Frauen- und Mädchenchor "Vorwärts", ein anderes Mal, am 22. Mai 1898, führte der Städtische Singverein vor begeistertem Publikum das Chorwerk "Gustav Adolf" von Max Bruch erstmals auf. 1904 gab es Festspiele "zum Besten des Theater-Neubaus", 1911 das 20. Bundesfest des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes. Kirchengemeinden, Schulen, Vereine und Soldatenverbände waren weitere Nutzer. Nach einem Basar des Verschönerungsvereins Mitte April 1901 berichtete Vorsitzender Robert Barthels stolz, dass aus Verkauf und Lotterie über 34.000 Mark erlöst wurden, die der Verein zum Bau eines neuen Musiktempels aufwandte. Dessen Spuren waren später noch auf dem Deisemannskopf, hoch über Heckinghausen, auszumachen.

In den 1930er Jahren wurde die Stadthalle vermehrt zum Schauplatz von Kundgebungen unterschiedlichster Art. Einerseits waren Nationalsozialisten die Veranstalter, andererseits die Bekennende Kirche, die einen Rheinisch-Westfälischen Gemeindetag zum Abschluß der Reichssynode am 31. Mai 1934 durchführte. Tausende Menschen trafen sich in und vor der Stadthalle. Unter dem Eindruck der Versuche Hitlers, die Kirche "gleichzuschalten", sagte Pastor von Sauberzweig aus Salzwedel, es sei eine Anmaßung, wenn man glaube, durch "volkshaftes" Predigen den Geist Gottes herbeizwingen zu können. Auch Landesbischof Wurm aus Stuttgart sprach.
Die Anbindung der Stadthalle an das Stadtzentrum besorgte die Bergbahn, die von 1894 bis 1959 zwischen Clef und Toelleturm verkehrende erste zweigleisige elektrische Zahnradbahn der Welt. Der Angriff auf Barmen in der Nacht zum 30. Mai 1943 ließ die gesellige Stätte in Schutt und Asche versinken. Ein Wiederaufbau stand nicht zur Diskussion, da die Stadtväter der 1929 entstandenen Kommune Wuppertal die etwas jüngere Elberfelder Stadthalle auf dem Johannisberg erhalten wollten. Nachdem im Herbst 1951 die Ruine abgerissen und im November der Aussichtsturm gesprengt worden war, wurde der historische Schauplatz neu belebt. Die Barmer Ersatzkasse, kriegsfolgenbedingt von Berlin nach Nieheim in Ostwestfalen umgesiedelt, bezog einen Neubau mit 350 Mitarbeitern. Der der Straße An der Bergbahn zugewandte Anbau entstand in den siebziger Jahren etwa an der Stelle, wo einst das Kriegerdenkmal seinen Platz hatte. Den schönen Blick auf das Tal haben die Mitarbeiter der BEK-Hauptverwaltung 2002 an die Mitmenschen vom Wupperverband abgetreten, denn die BARMER konzentrierten ihre Zentrale auf Lichtscheid.
Mehr über die Barmer Stadthalle und ihre Umgebung ist im von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter herausgegebenen Buch über "die Barmer Südstadt" zu lesen, das im Verlag Müller & Busmann erschienen ist. Ebenfalls im Buchhandel erhältlich ist Klaus Goebels im Born-Verlag erschienenes Buch "Historische Schauplätze in Wuppertal, Solingen und Remscheid", in dem 66 Schauplätze vorgestellt werden und dem vorliegender Text entnommen wurde.

Ein Barmer gründete die BARMER in Barmen
Über Jahrzehnte ist im Volksmund der Barmer Ersatzkasse der Standort ihrer Hauptverwaltung auf der Fläche der früheren Barmer Stadthalle geneidet worden. Dabei sprachen wirtschaftliche und emotionale Gründe für diese Entscheidung. Ein Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadthalle schien den Stadtvätern nicht sinnvoll, weil man sich für den Erhaltung der Elberfelder Halle entschieden hatte und Konkurrenz vermeiden wollte. Derweil benötigte die BEK für die Rück("Heim")kehr in die Heimat nach den Stationen Berlin, Bad Hermannsborn und Nieheim ein erweiterungsfähiges Grundstück. Es wurde mit dem Plateau inmitten der Barmer Anlagen gefunden und in nahezu vier Jahrzehnten hat Deutschlands größte Krankenkasse rund 1.000 Arbeitsplätze an der Lichtenplatzer Straße und ab 1986 an der Lichtscheider Straße geschaffen. Mit dem Umzug 1955/56 wurde auch der Wohnungsbau auf dem Heidt stark angekurbelt. Offiziell hat die BARMER zu Beginn des Jahres 2002 ihren Sitz entgültig nach Lichtscheid verlegt, doch noch einige Jahre dient das Gebäude An der Bergbahn der Kasse als Projekthaus. Seit 2002 nutzt der Wupperverband die Gebäude aus den 1950er Jahren als Hauptverwaltung.

Die Wuppertaler Wurzeln der Barmer Ersatzkasse sind im "Kaufmännischen Verein von 1867" zu finden, der am 1. Januar 1904 die "Krankenkasse für Handelsangestellte in Barmen" gegründet hat. Als "Tatort" ist das Hotel Schützenhaus am Alten Markt dokumentiert. Initiator und erster Vorsitzender war Ernst Vesper (1879-1949), der mit einem bestimmten Personenkreis, Angestellte, vorerst räumlich auf Barmen und das Amt Langerfeld beschränkt, und 1.660 Mitgliedern startete. Erstes Domizil war ein Gebäude in der Lindenstraße 6. Hintergründe waren soziale Sicherung, Ablehnung staatlichen Zwangs, Befreiung von der gesetzlichen AOK-Pflichtmitgliedschaft und eigenverantwortliches Gestalten des eigenen Schicksals. "Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung", so formulierte Vesper seine Devise. Er ist als markante Persönlichkeit mit den Talenten Arbeitseifer, Optimismus, Ausdauer, Sparsamkeit, Organisationsgeschick und Weisungsfähigkeit in die Geschichte eingegangen. Umsichtig leitete er die Kasse bis 1925 (Zwischenstand: 286.441 Mitglieder) und auch die privaten "Barmenia" Versicherungen entsprangen seiner Idee. Mit der frühzeitig begonnen Verbandsarbeit sorgte der Unterbarmer und Barmer Stadtverordnete Ernst Vesper, für eine weitere Absicherung der berufsständischen sozialen Krankenversicherung.

Vereine und Hilfskassen sind im 19. Jahrhundert im gewerbereichen Tal gegründet worden, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Ohne Unterstützungseinrichtungen bedrohten Arbeitslosigkeit, Krankheit und Tod die ganze Familie. Deshalb wurde der "Unterstützungsverein der Handlungsgehülfen in Barmen" ins Leben gerufen. Einem Reichsgesetz aus 1904 folgend entwickelte sich daraus die BEK, wie die Kasse kurz und bündig genannt wird. Dem Zusammenschluß mit vielen kleinen Kassen und der 1884 gegründeten Görlitzer Kasse ("Mutterkasse", Basis für Jubiläumsdaten) folgte 1914 die amtliche Zulassung als "Ersatzkasse". Der Erste Weltkrieg ließ die Mitgliederzahl von 20.000 (1914) auf 8.900 (1918) sinken. Die Entwicklung wurde stets von einem Kampf um den Bestand begleitet, weil Berufskassen den Ortskrankenkassen immer ein Dorn im Auge waren. Beim ständigen Wettstreit übernahm die BEK 1931 den Titel der größten deutschen Krankenkasse. Ihre Hauptverwaltung hatte sie seit den zwanziger Jahren in der Carnaper Straße. Auf "Druck der Notwendigkeiten" wurde 1932 die Umsiedlung nach Berlin notwendig. Als mutige Entscheidung galt der Bau einer eigenen Kureinrichtung in Bad Hermannsborn bei Bad Driburg. 1940 gehörten im Reich eine Million Menschen zur Barmer, die während der NS-Zeit zur Körperschaft des öffentlichen Rechts geworden war. Ausgegrenzte Mitglieder wurden im privaten Barmer/Berliner Verein aufgenommen. Die Neuzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Verlust der Ostgebiete und Sitz in Berlin, begann für die Selbstverwaltung 1953. Aus den ersten Sozialwahlen ging die Vertreterversammlung hervor, die, stets durch Wahlen geprüft und inzwischen Verwaltungsrat genannt, die Geschicke der BARMER bestimmt. Wurden 1950 knapp 900.000 Mitglieder betreut, konnte 1970 die 3-Millionen-Grenze überschritten werden. Nach der Wiedervereinigung betreuten 1994 rund 20.000 Mitarbeiter(innen) in etwa 1.500 Geschäftsstellen über neun Millionen Versicherte. Der Wettbewerb hat inzwischen zu einer Reduzierung von Mitgliedern, Mitarbeitern und Geschäftsstellen geführt. Der von Ernst Vesper beschworene BEK-Geist ("Angestellte für Angestellte", "Betreuen, nicht verwalten") und die Erhaltung der Maxime "dem Mitglied nahe sein", ist bis in die heutige Zeit aktuell und Arbeitsgrundlage geblieben.

Die starken Bindungen zwischen Wuppertal und der Barmer hat 1984 Heinz Reistenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung, anläßlich des 100jährigen Jubiläums so formuliert: "…Verbindungen in vielerlei Hinsicht. Ein großes Unternehmen auf bergischem Fundament!" Die Pensionskasse für die BEK-Angestellten stiftete im gleichen Jahr das Bergbahn-Denkmal.

Bauliche Akzente hat die Barmer Ersatzkasse an einigen Stellen im Tal und auf den Höhen gesetzt. Die Geschäftstellen Barmen, am Geschwister-Scholl-Platz (seit 1930), und Elberfeld, am Karlsplatz befinden sich in Neubauten von 1990 und 1986. Auch die BEK-Zentrale mußte aus Platzgründen vergrößert werden. Dem 1956 fertiggestellten Komplex für 350 Mitarbeiter(innen) an der Unteren Lichtenplatzer Straße wurde 1970 ein neues Gebäude an der Straße An der Bergbahn angefügt. Dort hat einmal das Kriegerdenkmal 1870/71 in Form eines Aussichtsturmes gestanden. Wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten folgte 1985 die Einweihung der Hauptverwaltung 2 in Sichtweite des Lichtscheider Wasserturmes. 1993 wurde das nach modernsten Sicherheitsaspekten konzipierte Rechenzentrum in Betrieb genommen und Ende 2001 folgte der Umzug auf den höchsten Punkt Wuppertals.

„Wasserportal“ ziert Vorplatz des Wupperverbandes
Zu Beginn des Jahres 2002 hat der 1930 gegründete Wupperverband, zuvor an der Schafbrücke in Barmen Zuhause, von der Barmer Ersatzkasse die am 14. Juli 1956 eingeweihten Gebäudeteile an der Unteren Lichtenplatzer Straße 100 (ohne Gebäude An der Bergbahn) übernommen und eine umfangreiche Sanierung eingeleitet. Mit einem Tag der offenen Tür für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die überwiegend in Außenstellen tätig sind, und deren Familienangehörigen, weihte der Wupperverband seine neue Hauptverwaltung am 25. Mai 2003 ein.
Der Wupperverband bewirtschaftet Talsperren im Bergischen Land, die Wupper mit ihren Nebenflüssen, und sorgt für Hochwasserschutz und ökologische Entwässerung. Flussläufe werden im Gegensatz zu früheren Aktivitäten ökologisch ausgebaut. Nachhaltiger Einsatz für die Zukunft ist eine Investition für kommende Generationen und lebenswerte Welt. Bei diesem Ziel sucht der Wupperverband Partnerschaften mit anderen Institutionen und Organisationen.
Am Ort der heutigen Hauptverwaltung hatte der Barmer Verschönerungsverein einige Jahre nach seiner Gründung 1864 und der Gestaltung der Barmer Anlagen eine Restauration errichtet, aus der sich die 1897 in Betrieb genommene und am 30. Mai 1943 zerstörte Barmer Stadthalle entwickelte. Auf dem benachbarten Grundstück an der Ecke Lichtenplatzer Straße/An der Bergbahn (früher Louisenstraße) war 1874 ein Siegerdenkmal in Form eines Aussichtsturmes entstanden. Nachdem die Ruine 1951 gesprengt worden war, erwarb die Barmer Ersatzkasse das Grundstück, um nach Wuppertal zurück zu kehren und mit ihrer Hauptverwaltung einen Neuanfang zu machen. Am 14. Juli 1956 wurde das nach Plänen von Professor Dustmann erbaute Verwaltungsgebäude eingeweiht. Der Architekt hat den siebengeschossigen Hochbau in Nord-Süd-Richtung gestellt, um Blicke aus den Barmer Anlagen von Süden nach Norden und umgekehrt möglichst wenig zu verstellen. Außerdem gelang es ihm so, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laufe des Tages viel Sonnenlicht empfangen konnten. Bernd Wille: „Die auch in der Verwaltung hart arbeitenden Menschen konnten, und können noch heute teilweise, den Lauf der Sonne spüren – eine kluge Konzeption.“
Zum Tag der offenen Tür gehörte, die Besucher über Aufgaben und Ziel zu informieren und die Bedeutung von Be- und Entwässerung aufzuzeigen. Den Erlös aus Speisen- und Getränkeverkauf stiftete der Wupperverband für die Trinkwasserversorgung im kriegszerstörten Irak.
Verbunden mit der feierlichen Inbetriebnahme der Hauptverwaltung präsentierte der Wupperverband ein neues Kunstwerk, das den Vorplatz des Haupteingangs und bisherige Parkplatz ziert. Frank Breidenbruch hat eine Brunnenskulptur geschaffen, die den Titel „Wasserportal“ trägt und den 123 Kilometer langen Weg des Wupperwassers von der Quelle bis zur Mündung symbolisch dar stellt.
Der Aufstellung vorausgegangen war ein Ideenwettbewerb, in dem der Wupperverband-Slogan „für Wasser, Mensch und Umwelt“ umgesetzt werden sollte. Vorstandsvorsitzender Bernd Wille: „Wie in der Arbeit des Wupperverbandes ist auch in dem Kunstwerk Breidenbruchs Wasser das zentrale Element. Das Wasserportal ist eingebettet in eine Landschaft, die einen stilisierten Flusslauf unseres heimatlichen Flusses symbolisiert, der unser Arbeitsgebiet mit 2.000 Kilometer Gewässerlänge umfasst.“
Frank Breidenbruch wurde 1963 in Wuppertal geboren und hat unter anderem die Brunnenskulptur im Nordpark geschaffen. In der Barmer Südstadt ist das „Wasserportal“ ein Sinnbild für ein Tor zu einer anderen Welt. Der Betrachter findet sich „vor seinem eigenen Spiegelbild und wird gedanklich aufgefordert, durch sich selbst zu gehen, um auf die andere Seite zu gelangen,“ so die Idee des Künstlers. Das Portal bietet Möglichkeiten der Begegnung und Raumwechsel. Wasser ist ein Element für Leben und ständige Erneuerung. Die Idee der auf einem Stein „sitzenden Null“ brachte Breidenbruch aus Indien mit, wo für ihn die Frage an Bedeutung gewonnen hat: „Woher kommen wir, wohin gehen wir?“ Ein Leuchtstein aus lichtdurchlässigem Marmor trägt zwei variable Buchstaben: ON oder NO. Wieder einmal lädt ein neues Kunstobjekt ein: denk mal, ein Denkmal!

Barmer Ersatzkasse

Ein Barmer gründete die BARMER in Barmen

(kgc). Über Jahrzehnte ist im Volksmund der Barmer Ersatzkasse der Standort ihrer Hauptverwaltung auf der Fläche der früheren Barmer Stadthalle geneidet worden. Dabei sprachen wirtschaftliche und emotionale Gründe für diese Entscheidung. Ein Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadthalle schien den Stadtvätern nicht sinnvoll, weil man sich für den Erhaltung der Elberfelder Halle entschieden hatte und Konkurrenz vermeiden wollte. Derweil benötigte die BEK für die Rück(„Heim“)kehr in die Heimat nach den Stationen Berlin, Bad Hermannsborn und Nieheim ein erweiterungsfähiges Grundstück. Es wurde mit dem Plateau inmitten der Barmer Anlagen gefunden und in nahezu vier Jahrzehnten hat Deutschlands größte Krankenkasse rund 1.000 Arbeitsplätze an der Lichtenplatzer Straße und ab 1986 an der Lichtscheider Straße geschaffen. Mit dem Umzug 1955/56 wurde auch der Wohnungsbau auf dem Heidt stark angekurbelt. Offiziell hat die BARMER zu Beginn des Jahres 2002 ihren Sitz entgültig nach Lichtscheid verlegt, doch noch einige Jahre dient das Gebäude An der Bergbahn der Kasse als Projekthaus. Seit 2002 nutzt der Wupperverband die Gebäude aus den 1950er Jahren als Hauptverwaltung.

Die Wuppertaler Wurzeln der Barmer Ersatzkasse sind im „Kaufmännischen Verein von 1867“ zu finden, der am 1. Januar 1904 die „Krankenkasse für Handelsangestellte in Barmen“ gegründet hat. Als „Tatort“ ist das Hotel Schützenhaus am Alten Markt dokumentiert. Initiator und erster Vorsitzender war Ernst Vesper (1879-1949), der mit einem bestimmten Personenkreis, Angestellte, vorerst räumlich auf Barmen und das Amt Langerfeld beschränkt, und 1.660 Mitgliedern startete. Erstes Domizil war ein Gebäude in der Lindenstraße 6. Hintergründe waren soziale Sicherung, Ablehnung staatlichen Zwangs, Befreiung von der gesetzlichen AOK-Pflichtmitgliedschaft und eigenverantwortliches Gestalten des eigenen Schicksals. „Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung“, so formulierte Vesper seine Devise. Er ist als markante Persönlichkeit mit den Talenten Arbeitseifer, Optimismus, Ausdauer, Sparsamkeit, Organisationsgeschick und Weisungsfähigkeit in die Geschichte eingegangen. Umsichtig leitete er die Kasse bis 1925 (Zwischenstand: 286.441 Mitglieder) und auch die privaten „Barmenia“ Versicherungen entsprangen seiner Idee. Mit der frühzeitig begonnen Verbandsarbeit sorgte der Unterbarmer und Barmer Stadtverordnete Ernst Vesper, für eine weitere Absicherung der berufsständischen sozialen Krankenversicherung.

Vereine und Hilfskassen sind im 19. Jahrhundert im gewerbereichen Tal gegründet worden, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Ohne Unterstützungseinrichtungen bedrohten Arbeitslosigkeit, Krankheit und Tod die ganze Familie. Deshalb wurde der „Unterstützungsverein der Handlungsgehülfen in Barmen“ ins Leben gerufen. Einem Reichsgesetz aus 1904 folgend entwickelte sich daraus die BEK, wie die Kasse kurz und bündig genannt wird. Dem Zusammenschluß mit vielen kleinen Kassen und der 1884 gegründeten Görlitzer Kasse („Mutterkasse“, Basis für Jubiläumsdaten) folgte 1914 die amtliche Zulassung als „Ersatzkasse“. Der Erste Weltkrieg ließ die Mitgliederzahl von 20.000 (1914) auf 8.900 (1918) sinken. Die Entwicklung wurde stets von einem Kampf um den Bestand begleitet, weil Berufskassen den Ortskrankenkassen immer ein Dorn im Auge waren. Beim ständigen Wettstreit übernahm die BEK 1931 den Titel der größten deutschen Krankenkasse. Ihre Hauptverwaltung hatte sie seit den zwanziger Jahren in der Carnaper Straße. Auf „Druck der Notwendigkeiten“ wurde 1932 die Umsiedlung nach Berlin notwendig. Als mutige Entscheidung galt der Bau einer eigenen Kureinrichtung in Bad Hermannsborn bei Bad Driburg. 1940 gehörten im Reich eine Million Menschen zur Barmer, die während der NS-Zeit zur Körperschaft des öffentlichen Rechts geworden war. Ausgegrenzte Mitglieder wurden im privaten Barmer/Berliner Verein aufgenommen. Die Neuzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Verlust der Ostgebiete und Sitz in Berlin, begann für die Selbstverwaltung 1953. Aus den ersten Sozialwahlen ging die Vertreterversammlung hervor, die, stets durch Wahlen geprüft und inzwischen Verwaltungsrat genannt, die Geschicke der BARMER bestimmt. Wurden 1950 knapp 900.000 Mitglieder betreut, konnte 1970 die 3-Millionen-Grenze überschritten werden. Nach der Wiedervereinigung betreuten 1994 rund 20.000 Mitarbeiter(innen) in etwa 1.500 Geschäftsstellen über neun Millionen Versicherte. Der Wettbewerb hat inzwischen zu einer Reduzierung von Mitgliedern, Mitarbeitern und Geschäftsstellen geführt. Der von Ernst Vesper beschworene BEK-Geist („Angestellte für Angestellte“, „Betreuen, nicht verwalten“) und die Erhaltung der Maxime „dem Mitglied nahe sein“, ist bis in die heutige Zeit aktuell und Arbeitsgrundlage geblieben.

Die starken Bindungen zwischen Wuppertal und der Barmer hat 1984 Heinz Reistenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung, anläßlich des 100jährigen Jubiläums so formuliert: „…Verbindungen in vielerlei Hinsicht. Ein großes Unternehmen auf bergischem Fundament!“ Die Pensionskasse für die BEK-Angestellten stiftete im gleichen Jahr das Bergbahn-Denkmal.

Bauliche Akzente hat die Barmer Ersatzkasse an einigen Stellen im Tal und auf den Höhen gesetzt. Die Geschäftstellen Barmen, am Geschwister-Scholl-Platz (seit 1930), und Elberfeld, am Karlsplatz befinden sich in Neubauten von 1990 und 1986. Auch die BEK-Zentrale mußte aus Platzgründen vergrößert werden. Dem 1956 fertiggestellten Komplex für 350 Mitarbeiter(innen) an der Unteren Lichtenplatzer Straße wurde 1970 ein neues Gebäude an der Straße An der Bergbahn angefügt. Dort hat einmal das Kriegerdenkmal 1870/71 in Form eines Aussichtsturmes gestanden. Wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten folgte 1985 die Einweihung der Hauptverwaltung 2 in Sichtweite des Lichtscheider Wasserturmes. 1993 wurde das nach modernsten Sicherheitsaspekten konzipierte Rechenzentrum in Betrieb genommen und Ende 2001 folgte der Umzug auf den höchsten Punkt Wuppertals.