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Rainer Widmann

Fast 40 Jahre lebt der gebürtige Schwabe (1949 in Kirchheim/Teck geboren) bereits im Bergischen Land, wo er seit seinem Studienabschluss als Diplom-Ingenieur Verkehrstechnik 1973 als Verkehrsplaner bei der Stadt Wuppertal tätig ist. Als stellvertretender Leiter der Abteilung Verkehrsplanung ist Rainer Widmann nicht nur Projektleiter für Großprojekte wie den Ausbau der L 419 auf Lichtscheid und die Umwandlung der Nordbahntrasse in einen Freizeitweg, sondern auch Fußgängerbeauftragter. Neben den vielen Konzepten, deren Umsetzung Widmann in seinen 35 Berufsjahren koordinierte, arbeitete er verantwortlich in verschiedenen Arbeitskreisen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) mit, zudem gehen etliche Fachveröffentlichungen auf sein professionelles Konto.

Barmen
Von 1973 bis 1987 hat Rainer Widmann auf dem Rott in der Graudenzer Straße gewohnt, bevor er einen 13-jährigen Abstecher ins westliche Ausland Elberfeld machte. Seit 2000 wohnt er im Waldhof. Der Rott hatte ihn wieder!

Musikalische Berufung
Neben seinem Beruf pflegt Widmann eine zweite, durchaus auch bewegende, nämlich musikalische Beru-fung: Was in den 1960er Jahren mit einer bis heute ungebrochenen Sammelleidenschaft für Schallplatten englischer Rock- und Beatbands und amerikanischer Undergroundkünstler wie Jimi Hendrix, Velvet Un-derground, Captain Beefheart oder Frank Zappa begann, mündete über eine Tätigkeit als Discjockey En-de der 1960er Jahre in ein zunehmendes Interesse für den Jazz: „Zunächst war es der Jazzrock, wie Mi-les Davis, Soft Machine oder John McLaughlin ihn spielten, später lernte ich vor allem die Avantgarde und den Free Jazz schätzen.“ Dass die vitale Wuppertaler Szene dazu einen Beitrag geleistet hat, liegt auf der Hand. Und es dauerte nicht lange, bis Widmann begann, sich hier einzumischen.

Nie abklingendes Jazzfieber
„Aus Interesse an einer besseren Konzertkoordination suchte ich Kontakt zu den Programmmachern in der Börse und traf dort 1973 auf Dieter Fränzel, von dem ich 1975 die Planung und Gestaltung der Jazz-konzerte übernahm.“ Fortan war Widmann bis in die 1980er Jahre hinein Jazzprogrammverantwortlicher und als solcher auch Vorsitzender des Kommunikationszentrum Wuppertal e. V. „die börse“. Der 1979 von ihm mitgegründeten JAZZ AGe WUPPERTAL e. V., die pro Jahr rund 20 bis 40 Konzerte vorwiegend mit frei improvisierter Musik und Avantgardejazz veranstaltet, ist Widmann bis heute als 1. Vorsitzender treu geblieben und holte neben lokalen Bands und Musikern auch eine Vielzahl internationaler Jazzstars nach Wuppertal: „Persönliche Highlights waren die Konzerte mit Carla Bley 1981, den Einstürzenden Neubau-ten 1985, mit Sun Ra und dem Art Ensemble of Chicago 1990.“

Mann des klingenden Worts
Als freier Musikredakteur bei der Westdeutschen Zeitung und der Wuppertaler Rundschau („Jazz & Pop News“), dem JAZZPODIUM und der von ihm mitbegründeten JAZZTHETIK setzte sich Widmann in den 1980er Jahren ebenso für die Förderung „seiner“ Musik ein, wie mit einer einmal monatlich auf Radio Wuppertal ausgestrahlten Jazzradiosendung. Auch das 328 Seiten starke Buch zur Wuppertaler Jazzge-schichte „Sounds like Whoopataal – Wuppertal in der Welt des Jazz“ (Klartextverlag Essen), dessen Mit-herausgeber er ist, enthält Beiträge von Widmann. Und was in Wuppertal kaum jemand weiß, der nicht selbst dabei war: Auch das iTALien-Magazin hat er 1983 aus der Taufe gehoben.

Energischer Festivalmotor
Nachdem er sich 20 Jahre zuvor schon als Mitinitiator der Wuppertaler „Grenzüberschreitungen“ hervor-getan hatte, knüpfte Widmann 2003 mit dem „Wuppertaler Jazzmeeting“ an diese Erfahrungen an, das am 19. Oktober zum fünften Mal lokale Bands und Projekte auf zwei Bühnen im Café Ada an der Wiesenstra-ße präsentiert: „Die lokale Szene zu fördern, liegt mir mittlerweile sehr am Herzen. Besonders interessant finde ich die große Bandbreite der auftretenden Künstler, die zu harten Schnitten im Programm führt. Da steht aktueller Jazz neben Blues, Experimentelles neben Bop, und es ist sehr schön zu beobachten, wenn Hardcorefans einer bestimmten Richtung sich plötzlich öffnen für Musik, die ihnen eigentlich völlig fremd ist. So etwas liebe ich. Insofern freue ich mich aktuell besonders auf das Konzert von Ralf Falk, in dessen Bluesband dies Jahr zwei junge Musiker aus der Rockszene mitspielen. Diesem Potenzial eine Plattform zu geben, ist eine sehr schöne Aufgabe.“

Nach wie vor viele Träume
Wovon träumt einer, der schon insgesamt über 700 Konzerte mit einigen Tausend Musikern auf die Beine gestellt hat? „ Ich bin ein Freund von großen Stars in kleinen Räumen. Wenn es finanziell möglich wäre, würde ich Brian Eno gern in die Galerie Epikur holen, den ‚elektrischen’ John McLaughlin in der Börse und Robert Wyatt im Café Ada präsentieren.“ Da es dazu wohl nicht kommen wird, setzt Widmann lieber seine machbaren Träume in die Tat um: „Zum Jazzmeeting werden wir zukünftig auch internationale Künstler einladen, als Gäste mit Wuppertaler Musikern zusammen zu spielen, um so einen Austausch mit den Szenen anderer Städte wie Berlin und New York zu initiieren.“

Katrin Ann Kunze für die Monatsschrift „Engels“ im Oktober 2007.
Foto Rainer Widmann: Andreas Schmitz.

Infos zum Jazzmeeting:
www.jazzage.de, www.cafeada.de (hier auch Onlineticketbestellung)

Rheinlandtaler
Am 23. September 2008 erhält Rainer Widmann für seine ehrenamtlichen Verdienste um die Kultur im Rheinland, insbesondere um die regionale Jazz-Szene, von der Landschaftsversammlung Rheinland im Cafe´ ADA den beliebten Rheinlandtaler.


Rheinlandtaler
Am 23. September 2008 hat Rainer Widmann für seine ehrenamtlichen Verdienste um die Kultur im Rheinland, insbesondere um die regionale Jazz-Szene, von der Landschaftsversammlung Rheinland im Cafe´ ADA den beliebten Rheinlandtaler erhalten. Zur Überreichung führte Corinna Beck, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland aus:
Kulturförderung
Mit dem Rheinlandtaler zeichnet der Landschaftsverband Rheinland seit über 30 Jahren ehrenamtliche Leistungen in der Denkmalpflege, Landes- und Sprachgeschichte, sowie in der Volkskunde, aus. Die Träger des Rheinlandtalers haben sich um diese Auszeichnung verdient gemacht, durch hervorragende Leistungen, die auch überörtlich Beachtung fanden. Ich freue mich, dass sich der Kreis der Trägerinnen und Träger heute um Herrn Widmann erweitert.
Das Ehrenamt ist und bleibt eine der tragenden Säulen unserer Kulturarbeit: Amt und Ehrenamt müssen einander ergänzen, und wirkliches Engagement kommt aus dem Herzen und reißt andere mit. Wie sähe das kulturelle Leben, auch speziell in Wuppertal, sonst aus? Es muss Menschen wie Rainer Widmann geben, die sein Engagement in der Musik, im Jazz, als wunderbare Bereicherung empfinden!
Am 25. August 1949 wurde Rainer Widmann in Kirchheim-Teck in Schwaben geboren, Er begann 1969 ein Studium der Architektur. 1973 kam der junge Mann zum Studium der Verkehrsplanung und –technik nach Wuppertal.
Die Verkehrsplanung hat es Rainer Widmann seit Kindertagen, so formuliert er es selbst, angetan. Bis heute ist er dieser Profession treu geblieben. Und wie kann es in Wuppertal für einen Verkehrsplanung anders sein: die Wuppertaler Schwebebahn lässt das Herz von Rainer Widmann höher schlagen. Nicht zuletzt haben aber auch ehrenamtliche Aufgaben dazu geführt, dass der Schwabe im Bergischen „hängen geblieben“ ist. Und das zur Freude vieler Menschen, die Musik lieben!
Aus London an die Wupper
Schon Ende der 1960er Jahre sah Rainer Widmann ein Vorbild in den Londoner Musik-Clubs, die es in dieser Form in Deutschland noch gar nicht gab. Er wuchs mit den Beatles, Rolling Stones, Jimmy Hendrix und Frank Zappa auf. Heute sind es Legenden. Und er kam mit dem Jazz in Kontakt.
Dabei hatte die Wuppertaler „Börse“ als Jazz- und Musikclub eine wichtige Funktion. Zuvor gab es das „Impuls“, den Szene-Club am Döppersberg, seit 1970 am Viehhof, der dann in die „Börse“ übergeleitet wurde. Dort wurde Rainer Widmann aktiv. Er suchte zunächst zu den Programmmachern der „Börse“ Kontakt, um sich für eine bessere Koordination der Jazz-Konzerte einzusetzen. Und wie es so gehen kann, wenn jemand Interesse bekundet: schon von 1975 bis in die 1980er Jahre hinein war er Programmverantwortlicher für Jazz im Kommunikationszentrum „Die Börse“ und Vorsitzender des Vereins Kommunikationszentrum Wuppertal e.V. Widmann etablierte als Disc-Jockey die „Jazz-O-Thek“, die im Jahr 2004 im Cafe´ ADA an der Wiesenstraße für einige Monate wieder belebt werden konnte. Auf die maßgebliche Initiative von Rainer Widmann hin wurde 1979 die Jazz Age Wuppertal e.V. gegründet. Bis heute ist der Vorsitzender dieser Arbeitsgemeinschaft.
Zwischen 20 und 40 Konzerte pro Jahr veranstaltet diese Jazz Age an unterschiedlichen Orten im Tal. Dabei geht es um frei improvisierte Musik und Avantgarde-Jazz. Dank der Beziehungen von Rainer Widmann ist es gelungen, neben den wichtigen lokalen Bands eine Vielzahl internationaler Jazzstars nach Wuppertal zu holen: Ensemble of Chicago, Carla Bley, Klaus Doldingers Passport, Jan Garbarek, Albert Mangelsdorff, um nur einige zu nennen. In der Summe sind es über 700 Konzerte mit einigen Tausend Musikern. Und auch das ist ein Befund: Wuppertal ist eine wichtige Heimat des Free Jazz und die experimentelle Musik – dies dürften wohl nur Insider wissen – und das seit den 1920er Jahren.
Noch ´ne Initiative
Rainer Widmann hat 1983 Mitinitiator des Wuppertaler Projekts „Grenzüberschreitungen“ und 1985 Mitbegründer und Namensgeber der deutschen Jazz-Zeitschrift „Jazzthetik“. Seit 2002 wird im Hause Widmann der Wuppertaler Jazz-Newsletter zusammen gestellt.
Das „Wuppertaler Jazzmeeting“ ist ebenso der Initiative von Rainer Widmann zu verdanken. Er ist der eigentliche Motor dieser Veranstaltung, bei der alljährlich im Cafe´ ADA bis zu zwölf Bands auf zwei Bühnen präsentiert werden. Als besonderer Höhepunkt kann das Erscheinen des 328 Seiten umfassenden Buches zur Wuppertaler Jazzgeschichte „Sounds like Whoopataal – Wuppertal in der Welt des Jazz“ im Jahr 2006 gelten. Dieses Werk hat Handbuchcharakter und dokumentiert den Rang der Jazzmusik für Wuppertal und das Bergische Land eindrucksvoll. Herr Widmann ist Mitautor und Mitherausgeber.
Ausgleich zum Berufsstress
Die Jazzmusik war für Rainer Widmann immer ein Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit als Verkehrsplaner und Beauftragter für den ruhenden Verkehr. In seiner Freizeit hat er nie nach Geld gefragt und eigentlich alles aus „Spaß an der Freud“ gemacht. Mit seinem Einsatz für die Musik, den freien, dem experimentellen Jazz, hat er das kulturelle Leben von Stadt und Region bereichert. Sein Einsatz galt und gilt den Menschen. Wir brauchen in unserer Gesellschaft Mitstreiter, wie Rainer Widmann.
So weit die Ausführungen von Corinna Beck.
Glanz für „Whoopataal“
In seinem Grußwort freute sich Oberbürgermeister Peter Jung nicht nur über die Auszeichnung für einen seiner fleißigen, engagierten und zuverlässigen Mitarbeiter, sondern auch, „weil so auch etwas Ruhm für unsere Stadt abfällt!“ „Ich bin froh, dass der Rheinlandtaler Sie getroffen hat“, strahlte Jung. Versprochen hat der Stadtchef, gemeinsam mit Widmann über die künftige „Trasse“ radeln zu wollen.
Dank
Rainer Widmann hat sich über die „wunderschöne Verleihung“ im Kreise von Familie, Freunden und Bekannten (Ingrid Schuh, Uli Armbruster, Anna Tykwer) gefreut. Im Cafe´ ADA dankte er den Wegbegleitern der vergangenen Jahrzehnte für ihre Unterstützung. Beispielsweise Dieter Fränzel ist bereits seit den 1950er Jahren in Wuppertal aktiv. Widmann fand die Börsenzeit spannend und abenteuerlich. In den „wilden Zeiten“ ging es nach dem Brand am Viehhof um den Wiederaufbau. Widmann: „Wichtig war und ist, dass sich alle Gleichgesinnten zusammen raufen. Ein Ergebnis der Kulturkooperative war die Zeitschrift „Italien“, durch die es gelungen ist, die freie Szene gemeinsam zu fördern.“ Rainer Widmann hat die Verleihung des Rheinlandtalers an ihn als Würdigung der freien Jazz-Szene verstanden.

Wuppertaler Rundschau, 08.10.2008
Er hat den Jazz im Blut
Rainer Widmann wurde mit dem Rheinlandtaler geehrt
(kgc). Rainer Widmann hat für seine ehrenamtlichen Verdienste um die Kultur im Rheinland, insbesondere um die regionale Jazz-Szene, von der Landschaftsversammlung Rheinland den seit über 30 Jahren verliehenen Rheinlandtaler erhalten. Zur Überreichung kam Corinna Beck, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung, ins Cafe‘ ADA und bestätigte: „Das Ehrenamt ist und bleibt eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft. Wirkliches Engagement kommt aus dem Herzen und reißt andere mit. Wie sähe das kulturelle Leben sonst aus? Es muss Menschen wie Rainer Widmann geben, die sein Engagement in der Musik, im Jazz, als wunderbare Bereicherung empfinden!“
Aus London an die Wupper
Ende der 1960er Jahre sah der 1949 in Schwaben geborene Rainer Widmann ein Vorbild in den Londoner Musik-Clubs, die es in dieser Form in Deutschland noch gar nicht gab. Er wuchs mit den heutigen Legenden Beatles, Rolling Stones, Jimmy Hendrix und Frank Zappa auf. Und er kam mit dem Jazz in Kontakt. Dabei hatte die „Börse“ als Jazz- und Musikclub und Nachfolgerin des Döppersberger (ab 1970 am Viehhof) Szeneclubs „Impuls“ eine wichtige Funktion. Rainer Widmann setzte sich für eine bessere Koordination der Jazz-Konzerte ein. Von 1975 bis in die 1980er Jahre war er Programmverantwortlicher für Jazz im Kommunikationszentrum „Die Börse“ und Vorsitzender des Vereins Kommunikationszentrum Wuppertal e.V. Widmann etablierte als Disc-Jockey die „Jazz-O-Thek“, die im Jahr 2004 im Cafe´ ADA an der Wiesenstraße für einige Monate wieder belebt wurde. Seiner Initiative entstammte 1979 die Gründung der Jazz Age, deren Vorsitzender er noch heute ist.
20 bis 40 Konzerte veranstaltet die Jazz Age pro Jahr an unterschiedlichen Orten im Tal. Dabei geht es um frei improvisierte Musik und Avantgarde-Jazz. Dank der Beziehungen von Rainer Widmann ist es gelungen, neben den wichtigen lokalen Bands eine Vielzahl internationaler Jazzstars nach Wuppertal zu holen: Ensemble of Chicago, Carla Bley, Klaus Doldingers Passport, Jan Garbarek, Albert Mangelsdorff. Summiert sind es über 700 Konzerte mit einigen Tausend Musikern. Insider wissen: Wuppertal ist seit den 1920er Jahren eine wichtige Heimat des Free Jazz und die experimentelle Musik.
Viele Initiativen
Rainer Widmann hat 1983 Mitinitiator des Wuppertaler Projekts „Grenzüberschreitungen“ und 1985 Mitbegründer und Namensgeber der deutschen Jazz-Zeitschrift „Jazzthetik“. Seit 2002 wird im Hause Widmann im Waldhof der Wuppertaler Jazz-Newsletter zusammen gestellt.
Das „Wuppertaler Jazzmeeting“ ist ebenso der Initiative von Rainer Widmann zu verdanken. Er ist der eigentliche Motor dieser Veranstaltung, bei der alljährlich im Cafe´ ADA bis zu zwölf Bands auf zwei Bühnen präsentiert werden. Höhepunkt war 2006 das Erscheinen des 328 Seiten umfassenden Buches zur Wuppertaler Jazzgeschichte „Sounds like Whoopataal – Wuppertal in der Welt des Jazz“. Dieses von Widmann mit Dieter Fränzel und anderen herausgegebene Werk hat Handbuchcharakter und dokumentiert den Rang der Jazzmusik für Wuppertal eindrucksvoll.
Ausgleich vom Berufsstress
Die Jazzmusik war für Rainer Widmann immer ein Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit als Verkehrsplaner, Beauftragter für den ruhenden Verkehr und Projektleiter der „Trasse“ (Nordbahn). In seiner Freizeit hat er nie nach Geld gefragt und eigentlich alles aus „Spaß an der Freud“ gemacht. Mit seinem Einsatz für die Musik, den freien, experimentellen Jazz, hat er das kulturelle Leben von Stadt und Region bereichert. Er ist lebender Beweis, was ein Mensch leisten kann, wenn er von einer Sache überzeugt ist. Fremdmotivation ist nicht notwendig, wohl aber Worte der Dankbarkeit.
Teamarbeit
Rainer Widmann hat sich über die „wunderschöne Verleihung“ im Kreise von Familie, Freunden und Bekannten (Ingrid Schuh, Uli Armbruster, Anna Tykwer) gefreut. Im Cafe´ ADA dankte er den Wegbegleitern der vergangenen Jahrzehnte für ihre Unterstützung. Beispielsweise E. Dieter Fränzel ist bereits seit den 1950er Jahren in Wuppertal aktiv. Widmann fand die Börsenzeit spannend und abenteuerlich. In den „wilden Zeiten“ ging es nach dem Brand am Viehhof um den Wiederaufbau. Widmann: „Wichtig war und ist, dass sich alle Gleichgesinnten zusammen raufen.“ Er hat die Verleihung des Rheinlandtalers an ihn als Würdigung der freien Jazz-Szene verstanden.
Rainer Widmann mit dem Rheinlandtaler. In der Rundschau zeichnete er jahrelang für die Jazz- & Pop-News verantwortlich.
Foto: Conrads

Reinhard Jansen

(WeZi). Vielen Wuppertalern ist Dr. Reinhard Jansen als früherer Lehrer bekannt. In der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius und weit darüber hinaus lernten ihn zahlreiche Menschen als Begleiter der von ihm begonnenen und bescheiden „Heimatfahrten“ genannten Exkursionen.
Weltbewegend
Dr. Reinhard Jansen wurde am 10. April 1929 in Essen geboren und wuchs in Duisburg-Hamborn und – kriegsbedingt – in Sigmaringen auf, gemeinsam mit zwei jüngeren Geschwistern. Nach Abitur und Studium in Geschichte war er in Bonn und (Essen-) Kettwig tätig. Während des Studiums und danach arbeitete er als Reiseleiter, wo er Erfahrungen im Organisieren und Begleiten von Gruppen machte, was später bei den Heimatfahrten genutzt wurde. Damals lernte er auch seine Frau Hildegard kennen, die sich seit vielen Jahren im Sozialdienst Katholischer Frauen engagiert. 1960 bis 1965 war er in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon im Schuldienst. Dann wurde er Wuppertaler. Bis 1970 unterrichtete er am städtischen Gymnasium Sedanstraße. Nächste Station war bis 1974 die Schulleitung in Rio de Janeiro/Brasilien. Dann zog er endgültig wieder nach Wuppertal und lehrte an der St.-Anna-Schule. 1993 kam der Ruhestand, der ihm allerdings 1995 bis 1997 den Vorsitz im Pfarrgemeinderat von St. Antonius in Barmen ein brachte.
Heimatfahrten
Im April 1995 fand die erste „Heimatfahrt“ ins Adenauerhaus nach Rhöndorf statt. Die Idee konnte verwirklicht werden, weil damals die Bundesbahn ihr neues Ticket „Schönes Wochenende“ einführte. Dadurch waren preiswerte Fahrmöglichkeiten entstanden. Dr. Reinhard Jansen wollte damit „vielen Leuten in Gesellschaft aus allen Bildungsschichten und unabhängig vom Taufschein“ die Möglichkeit zu Reisen ermöglichen. Zu jeder Fahrt machte er eine Vortour, erkundete preiswerte Gaststätten und wichtige „Örtchen“, plante genau die Wege und Zeiten, so dass sich immer mehr Menschen diesen Fahrten anschlossen. Bis zu 80 Personen fuhren mit. Sie wussten, dass sie unter guter Leitung sicher ans Ziel und wieder zurückkamen. Weiteste Ziele der Tagesfahrten waren Osnabrück, Kassel, Mainz, Trier und Maastricht.
Die Teilnahme an der Schiffswallfahrt nach Remagen am 2. August 2009 war die 250. Heimatfahrt. Zu seinem 80. Geburtstag hatte Reinhard Jansen die Teilnehmer der Heimatfahrten nach Velbert eingeladen, wo er nach dem Besuch des Schloss- und Beschlägemuseums zum Kaffee geladen hatte. Dabei dankten ihm alle für die vielen schönen Reisen.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Werner Zimmermann zum 80. Geburtstag am 10. April 2009 im Pfarrbrief der Gemeinde: „Wir schließen uns dem Dank an: Dank für allen Einsatz in unserer Pfarrgemeinde, Dank für die Heimatfahrten, Dank für alle guten Ratschläge, Anregungen und Tipps. Unser Wunsch für ihn ist die Unterstützung dessen, was er selber sagte: „Frieden mit Gott und Hoffnung, die Fahrten noch einige Zeit weiterzuführen“. In diesem Sinn, lieber Reinhard Jansen, ad multos annos – und Danke!

Robert-Wolfgang Schnell

Rüdiger Hofmann

(kgc). Rüdiger Hofmanns seit 1979 andauernde Mitgliedschaft im Barmer Verschönerungsverein (BVV) wäre nichts Besonderes, hätte nicht schon kurze Zeit später die aktive Mitarbeit und Gründung des Arbeitskreises zur Betreuung des Toelleturms begonnen.
Seinerzeit war der Aussichtsturm auf der Barmer Südhöhe nach zehnjährigem „Dornröschenschlaf“ wegen Baufälligkeit und umfänglicher Renovierung, die sich schon ein Jahrzehnt später als Misserfolg herausstellte, wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Seither koordiniert Hofmann die Einsatzzeiten der Freiwilligen, die ermöglichen, dass bei trockenem Wetter und klarer Sicht der Turm sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist.
Toelleturmbetreuung
Da der Verschönerungsverein als Turmbesitzer kein Wachpersonal einstellen konnte, fanden sich einige BVV-Mitglieder bereit, das Wahrzeichen zu öffnen und dafür ihre Freizeit zu opfern. 1980 übernahm Rüdiger Hofmann den noch 2008 funktionierenden Arbeitskreis und schaltete sich in die Mitgliedswerbung ein, denn naturgemäß leidet der Verein, der sich seit seiner Gründung 1864 um die Pflege der Barmer Anlagen kümmert, unter der Alterspyramide. Ab und zu führt Hofmann interessierte Gruppen durch den attraktiven Park, der durch die „Regionale 2006“ eine neue Aufwertung erfahren hat: Umfeld Toelleturm, Emil-Röhrig-Platz (frühere Bergbahn-Haltestelle Talblick), Aussichtsplateau, Rotunde, Kinderspielplatz. Die historische Bergbahntrasse wurde wieder erlebbar gemacht.
Arbeitskreis
In früheren Jahren wurden Wanderrallys für die ganze Familie durch den Park organisiert, zum Familientreff auf dem Spielplatz eingeladen, hölzerne Wegeschilder restauriert, ein Wanderplan und Infoblätter erarbeitet und der Jahrhundertmarkt rund um den 100-jährigen Toelleturm mitgestaltet. 2007 hat Rüdiger Hofmann eine Initiative zur Sanierung des Obelisken in den oberen Anlagen gestartet. Starke Risse und Abspaltungen durch Witterungseinflüsse, verbunden mit dem Eindringen von Regenwasser bis tief in den Sandstein, gehören zur Bestandsaufnahme. 2008 fand die Sanierung in Form des Säuberns des Steins, Schließen der vielen Risse, Verputzen zerstörter Flächen, Wiederherstellen der Verzierungen, Imprägnieren des Steins und Lasieren des gesamten Denkmals, statt. Dank der großen Spendenbereitschaft von BVV-Mitgliedern konnte Rüdiger Hofmann ein zweites Objekt auf den Sanierungsweg bringen, das Ringel-Denkmal im gleichnamigen Tal.
Sein rühriges Engagement trug dazu bei, dass er 1987 in den erweiterten BVV-Vorstand gewählt worden ist. Das ist eine Ehre an sich!
Zielbeschreibung
Eine Idee versucht Rüdiger Hofmann noch immer auf den Weg zu bringen: die Barmer Anlagen und der Barmer Wald bieten sich hervorragend an, nicht nur in Fotos abgelichtet zu werden, sondern auch für bewegte Bilder „Im Wandel der Jahreszeiten“. Rüdiger Hofmann, ein Barmer Junge, denkt an Flora und Fauna, aber auch an die vielen Denkmäler, spielende Kinder und ausruhende Senioren. Gesucht werden Videofilmer, die einzeln oder im Team nach einem Konzept einen Film gestalten.
Praktisches Geschenk
Der berufliche Ruhestand veranlasste Rüdiger Hofmann 1998, nach 35-stündiger Arbeit den Besuchern der Barmer Anlagen ein neues Entenhaus zu schenken. Das sofort nach der Aufstellung bezogene Haus aus wasserfester Siebdruckplatte und mit Fassadenfarbe geschützt, hat eine Grundfläche von einem Quadratmeter, ist 95 Zentimeter hoch und als achteckiger Pavillon mit zwei Eingängen gestaltet.
Persönliches
Rüdiger Hofmann wurde am 13. April 1935 in Wuppertal geboren. Die Volksschule besuchte er kriegsbedingt von 1941 bis 1944 in Berlin, später von 1946 bis 1947 in Wuppertal. Der Besuch des Gymnasiums schloss sich von 1947 bis 1955 an. Bei der Remscheider Firma KHL (König & Hohmann & Otto Lübeck) hat er als Betriebsleiter bis zum Eintritt in den Ruhestand, 1999, gearbeitet.

Rudolf Herzog

Schriftsteller, Dichter und Erzähler
geboren 6. Dezember 1869 in Wuppertal-Barmen
gestorben am 3. Februar 1943 in Rheinbreitbach

 

Zur Darstellung seines Lebens hier einige Zeitungsartikel:
(mit Vorsicht zu genießen und im Hinblick auf die damalige Zeit!)

6. Dezember 1929

Der 60jährige Rudolf Herzog

(wjb) Am 6. Dezember wird Rudolf Herzog, der als rheinischer Schriftsteller und Dichter allgemein und über Rheinland und Westfalen hinaus bekannt ist, 60 Jahre alt. Herzog ist in Barmen 1869 geboren und lebt nun auf seiner "oberen Burg" bei Rheinbreitbach (bei Honnef) am Rhein.

Da Herzogs Schriftstellertum und Dichten seine besondere Note hat, ist es ungerecht, wenn man auch bei ihm immer mit den ewigen Vergleichen mit anderen kommt und sowohl grundfalsch als auch unanständig, wenn ein Literaturhistoriker schreibt, er sehe billig ab von dem künstlerischbelanglosen "Vordertreppenroman", d. i. der seichten Unterhaltungsware: Repräsentant etwa Richard Voß und später Rudolf Herzog. Man darf behaupten, so etwas zu äußern ist in bezug auf unseren rheinischen und deutschen Rudolf Herzog mehr als geschmacklos! Es ist gemein-unanständig und höchst dumm zugleich! Aber wie der bekannte Dichter und Schriftsteller Max Geißler schreibt: "es gehört nun mal zur Kritik der Zeit, d. h. schon um 1910, Talente wie Herzog einseitig zu entwerten. Das Leserpublikum widersetzt sich aber diesen Anschauungen und wendet solchen Schriftstellern sein Interesse zu. Es darf nicht verkannt werden, daß das Volk sich auch zu den wahren Dichtern findet, in denen ein volkserzieherischer Wert liegt. Den hat auch Rudolf Herzog, der der Schöpfer charaktervoller Unterhaltungsliteratur ist, es ist zu betonen: charaktervoller, erfüllt mit deutschem Geiste.

Eine solche Bedeutung darf man nicht einfach wegtheoretisieren, wie das die Gepflogenheit der Literaturgeschichtsschreibung aus artistischem Geiste ist. Der guten Unterhaltungsliteratur die eigentümlich deutschen Eigenschaften zu verleihen, das ist ein künstlerisches Ziel, zu dessen Erreichung Herzog wesentlich beiträgt.

Und gesunde Lebensfreudigkeit, vornehme Einfachheit, warme Vaterlandsliebe und Nationalstolz, das sind Eigenschaften, die man nicht ohne weiteres unter den Tisch fallen lassen soll bei der Beurteilung des Dichters und Schriftstellers Herzog.

Man hat diesen trefflichen Ausführungen Geißlers kaum etwas hinzuzufügen. Von den Werken Herzogs, die viele, sehr viele kennen, seien genannt die Romane Nur eine Schauspielerin, Der Graf von Gleichen, Die vom Niederrhein, Die Wiskottens, Hanseaten, Die Burgkinder, Das große Heimweh, Die Stoltenbergs und ihre Frauen, Die Buben der Frau Opferberg, Wieland der Schmied; ferner die Novellen: Es gibt ein Glück, dann auch die Dramen: Condottieri, Herrgottsmusikanten und Stromübergang, weiter eine große Ausgabe "Nibelungen", Preußens Geschichte und schließlich die Gedichtsammlungen seit 1903, denen wie viele Dichtungen Herzogs aus dieser Zeit des Weltkriegs 1915 die Sammlung "Ritter, Tod und Teufel" und 1916 eine solche mit dem Titel "Vom Stürmen, Sterben, Auferstehen" sich anfügte.

Wir wollen uns der Hoffnung hingeben, daß uns die dichterische und schriftstellerische Schaffenskraft Rudolf Herzogs, unseres rheinischen Landsmannes, noch auf Jahre hinaus erhalten bleiben möge zu Wohl und Frommen unseres rheinischen und deutschen Volkes! In diesem Sinne Rudolf Herzog an seinem 60. die besten Wünsche für alle Zukunft!

 


6. Dezember 1934

Rudolf Herzog

Zum 65. Geburtstag am 6. Dezember 1934 (Köln-Zeitung 6.12.1934)

 
Der erfolgreiche Romanschriftsteller und Dichter Rudolf Herzog gehört zu den seltenen Menschen, deren innere Spannkraft und Beschwingtheit mit den Jahren um nichts abgenommen haben. Seinen vielgelesenen Romanen aus der Welt rheinischen und hanseatischen Bürgertums – Die vom Niederrhein, Das Lebenslied, Die Wiskottens, Der Abenteurer, Die Hanseaten, Die Burgkinder, Die Stoltenkamps und ihre Frauen und viele andre – folgten in neuerer Zeit einige Werke, die eine ruhmvolle deutsche Vergangenheit und das deutsche Land zum Vorwand nehmen, dem deutschen Volk seine Heimat und Geschichte besonders nahezubringen. Es sei u. a. an das mit 200 Kupfertiefdruckbildern geschmückte Buch Deutschland, mein Deutschland erinnert, ein Lobgesang auf die Schönheiten unserer Heimat. Behandelt sein Roman Horridoh Lützow! einen Teilausschnitt aus dem gewaltigen Geschehen der preußischen Freiheitskämpfe, gesehen an der heldischen Gestalt des vor nunmehr 100 Jahren verstorbenen Führers der "wilden Jagd", so hat Herzog in seiner jüngst erschienenen Geschichte des Deutschen Volkes und seiner Führer ein Werk geschaffen, daß alle Eigenschaft besitzt, ein echtes, rechtes Volksbuch zu werden. Dasselbe gilt für die Nibelungen, eine mitreißende Nachdichtung des berufenen Heldenliedes.

 


Rudolf Herzog 65 Jahre alt

Am morgigen Tag vollendet Rudolf Herzog auf seinem Wohnsitz in Rheinbreitbach sein 65. Lebensjahr. Als Künder rheinischer Art und meisterhafter Schilderer rheinischen Lebens und rheinischer Menschen ist sein Name weit über Deutschlands Grenze hinaus durch seine Romane bekannt geworden. Wir nennen hier nur die bekanntesten: "Die Wiskottens", "Die Stoltenkamps und ihre Frauen", "Die vom Niederrhein", "Hanseaten", "Wieland, der Schmied" und "Das  ähnlein der Versprengten". In allen kommt die starke Eigenart des Dichters, das unerschütterliche und feste Eintreten für deutsches Wesen zur Geltung. Und wie in seinen Schriften, so ist auch Rudolf Herzog im öffentlichen Leben tapfer für sein Deutschtum in die Bresche gesprungen, so besonders in den Jahren, als der rheinische Separatismus unter dem Schutz französischer und belgischer Bajonette in dem schwergeprüften rheinischen Heimatland sich austoben konnte. Den Gedichten und Theaterstücken "Protektion" und "Herrenmoral", sowie dem Kriegsdrama "Stromübergang" war, wie seinen Romanen gleichfalls ein großer Erfolg beschieden.

 


6. Dezember 1939

Rudolf Herzog siebzig Jahre

Von Hermann Müller, Neuwied (Nationalblatt 2.12.1939)

Am 6. Dezember wird Rudolf Herzog, der seit Jahrzehnten dem deutschen Volke manches wertvolle Buch schenkte, siebzig Jahre alt. Vielen unserer Leser durch seine Romane und Novellen bekannt, wissen doch manche nicht, daß ihr Lieblingsschriftsteller ein Heimatgenosse ist; denn seit Jahren hat er seinen Wohnsitz auf der Oberen Burg bei Rheinbreitbach.    Die Sehnsucht nach dem Rhein bewegte den 1869 in Wuppertal geborenen Rudolf Herzog schon als Jungen. Doch sollte es noch eine lange harte Fahrt durch deutsche Städte und fremde Länder werden, bis er heimfand an den Rhein. Der Jugendwunsch, Maler zu werden, mußte der junge Herzog zurückstellen. Die drei Lehrjahre in einem Drogen- und Chemikalienhause zu Düsseldorf schenkten neben harter Arbeit sichere Kunde ferner Länder und Meere, ihrer Erzeugnisse und Besonderheiten.

Bei den Elberfelder Farbenfabriken erwarb sich Herzog weitere kaufmännische und farbentechnische Kenntnisse. Doch das Künstlerblut drängte immer wieder nach dem angeborenen Beruf, und so reiste an dem Tag seiner Großjährigkeit der junge Herzog nach Berlin, um die schönen Künste zu studieren und in der Literatur sattelfest zu werden. Aber die Literaturgewaltigen in Berlin hatten für die Erstlingswerke nur Ablehnung. Von Frankfurt am Main aus eroberte sich Herzog mit dem Roman "Frau Kunst" und dem Schauspiel "Protektion" die ersten Stiegen zum literarischen Range. Als Hauptschriftleiter der "Hamburger Neuesten Nachrichten" blieb Herzog weiterhin bei den Schreibenden, kleinere Erzählungen und einige Dramen ebneten den literarischen Weg, bis endlich mit dem Eintritt in die Schriftleitung der "Berliner Neuesten Nachrichten" sich der lange gehegte Wunsch, in der Reichshauptstadt zu wirken, erfüllte. Die ersten größeren Romane formten sich, trotz harter Berufsarbeit. Dem "Graf von Gleichen" folgte "Die vom Niederrhein". Mit "Die Wiskottens" zeichnete Herzog das Wirken der eigenen Wuppertaler Sippe. Als Frucht einer Reise nach Italien erwuchsen "Die Condottieri", ein Schauspiel, das über viele Bühnen Deutschlands, Europas und Amerikas ging. Die Erinnerungen an die Hamburger Zeit  zeitigten den Roman "Die Hanseaten".    Die wachsende Familie – drei Jungen schenkte dem Dichter die blonde Frau, und ein Mädel sollte dazukommen – weckte den Wunsch nach eigener Scholle, die dann im Burghaus zu Rheinbreitbach gefunden wurde. In dem Roman "Die Burgkinder" erblüht dieses Familienglück wieder. Reisen durch Europa, Nordafrika und die Vereinigten Staaten von Amerika weiteten den Blick des Dichters für das Auslandsdeutschtum, und so entstand der Roman "Das große Heimweh".

Während des Weltkriegs rief General Litzmann Rudolf Herzog zu sich; mit diesem kühnen Haudegen zog der Dichter durch Belgien, Frankreich und Rußland, um schließlich dem Generalstab des Feldheeres in der Abteilung "Feldpressestelle" zugeteilt zu werden. In den Liedern von "Ritter, Tod und Teufel", "Vom Stürmen, Sterben, Auferstehn" und dem Roman "Die Stoltenkamps und ihre Frauen" klingt diese Kriegszeit auf.

In das neue deutsche Werden der Nachkriegszeit greift Rudolf Herzog ein mit dem politischen Roman "Die Buben der Frau Opterberg", dem Siedlungsroman "Kameraden" und dem Roman "Wieland der Schmied", in dem der Ruf zu vertrauendem Gehorsam zu einer starken Führung aufklingt. Die Wahnsinnszeiten des rheinischen Separatismus riefen Rudolf Herzog ganz in die politische Front; die Führung des separatistengegnerischen "Rheinischen Heimatbundes" lag in Herzogs Händen, die Obere Burg wurde Zentrale des Abwehrkampfes, dem der Dichter noch sein Opfer mit dem Hinscheiden der geliebten Lebenskameradin bringen mußte. "Das Fähnlein der Versprengten" bringt Gedanken aus dem deutschen Tun des Dichters, und der Roman "Der Freiherr und die Altstadt" zeigt den Weg von der Kleinbürgerei zur Volksgemeinschaft. Dazwischen erwachsen die ganz im Menschlichen wurzelnden Romane "Kornelius Vanderwelts Gefährtin" und "Die Tänzerin und ihre Schwestern". In "Horridoh Lützow" setzt der Dichter dem
unsterblichen Reitergeist ein Denkmal.

1932 tritt Rudolf Herzog im Meinungsstreit des Wahlkampfes durch einen Aufruf im "Völkischen Beobachter" für den Führer Adolf Hitler ein. Den Roman "Elisabeth Welsers Weggenossen", ein Hoheslied auf Deutschlands Weltgeltung und koloniale Betätigung, schenkt Rudolf Herzog dem Großdeutschland Adolf Hitlers.

Siebzig Jahre: ein langer Weg, erfüllt von hartem Ringen und Streben. Doch wer Rudolf Herzog einmal in das jugendfeurige Auge geschaut hat, weiß: Sein von ihm heißgeliebtes deutsches Volk darf von ihm noch manche wertvolle Buchgabe erwarten. Und zum rüstigen Schaffen wünscht die Heimat dem Siebzigjährigen das Allerbeste: Gesundheit und tapferen Geist.

 


Rudolf Herzog erhielt die Goethe-Medaille

Zahlreiche Glückwünsche zu des Dichters 70. Geburtstag (Nationalblatt 7.12.1939)

eb. Rheinbreitbach, 7. Dez. Wie wir auf der ersten Seite unserer heutigen Ausgabe melden, wurde dem in Rheinbreitbach wohnhaften Dichter und Schriftsteller Rudolf Herzog anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres durch Kreisleiter Pg. Detlef Dern die vom Führer verliehene Goethe-Medaille überreicht. Neben dieser wurden dem Dichter noch zahlreiche andere Glückwünsche zuteil, in denen das schriftstellerische Lebenswerk Rudolf Herzogs seine Ehrung und Anerkennung findet.

Das in Rheinbreitbach befindliche Landjahrlager bereitete dem Jubilar an seinem Ehrentag eine besondere Freude, indem es vor der Wohnung Rudolf Herzogs in zackiger Ordnung aufmarschierte und ein musikalisches Ständchen brachte. Bei dieser Gelegenheit übermittelte Bezirkslandjahrführer Pg. Wältermann (Koblenz) dem Dichter die besten Glückwünsche. Rudolf Herzog, von dieser überraschenden Ehrung sichtlich berührt, dankte den Jungen für ihren musikalischen Gruß und prägte in seinen kurzen Dankesworten den Satz: "Jung sein ist keine Kunst, jung bleiben, das ist die Kunst! Und das wünsche ich euch!"

24. Februar 1999

Rudolf Ziersch

Ruth Meyer-Kahrweg

(kgc). „Duden“ und „Brockhaus“ sind als Standardliteratur untrennbar mit den Personen verbunden, die sie geschaffen haben. Im Bereich der Heimatliteratur hat Ruth Meyer-Kahrweg mit dem zweibändigen Werk „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ eine ähnliche Dokumentation erarbeitet, die bis zum Erscheinen 1991 im Born-Verlag, Vollständigkeit repräsentiert. In städtischen Fachämtern gibt es längst die Mundart „der Meyer-Kahrweg“. Als weiteren Beitrag zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals nach der an das Stadtarchiv übergebenen Dokumentation von Treppen strebte die Langerfelderin ein Architek-ten-Lexikon an, doch die Forschungsarbeiten überforderten Frau Meyer-Kahrweg gesundheitlich – die Au-gen spielten nicht mehr mit.
Suchen, lesen, sammeln, aufbereiten und organisieren, diese Tätigkeiten hat Ruth Meyer-Kahrweg in drei Jahrzehnten ausgeführt, seit sie aktiv in den Bergischen Geschichtsverein eingetreten ist, Vorträge organi-sierte und sich zur „Grande Dame“ entwickelte. Triebfeder für die Heimatforschung war stets die Freude an der Suche, bei der sie viele Hilfe erfahren hat, vor allem im Stadtarchiv. „Pausen waren immer Zeitver-schwendung,“ hat Archivdirektor Dr. Uwe Eckardt beobachtet. Spätestens mit dem ersten Vortrag über Wuppertaler Denkmäler und einem im Frohn-Verlag erschienen Buch über Elberfelder Denkmäler (aktuali-siertes Reprint von Otto Schell, 1904) in 1975 hatte Ruth Meyer-Kahrweg Feuer gefangen. Ausgestattet mit einer übergroßen Portion Ordentlichkeit ging sie ans Forschungswerk. Galt es doch, überkommene Zeugen der Vergangenheit sichern zu helfen, Wissen zu bündeln und für die Nachwelt zu erhalten. „Wir dürfen Altes nicht einfach aufgeben,“ meint Frau Meyer-Kahrweg, die das negative Image des Denkmalschutzes bedau-ert und hinzu fügt: „Wir sollten Freude am Denkmal zulassen.“
Für ihr Lebenswerk auf den Feldern der Regional-, Baugeschichte und Kulturpflege ist Ruth Meyer-Kahrweg am 17. August 2002 im Engels-Haus vom Landschaftsverband Rheinland mit dem „Rheinlandta-ler“ ausgezeichnet worden. In ihrer Laudatio erwähnte Ursula Schiefer, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, einen weitere Grund: „Frau Meyer-Kahrweg hat das kulturelle Leben in Wuppertal wesentlich mit geprägt.“ Gemeint war damit die Organisation der Vortragsreihe des Bergi-schen Geschichtsvereins. Weitere Themen: Straßenumbenennungen in Wuppertal als Demonstration nati-onalsozialistischen Geistes im so genannten „Dritten Reich“. Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in Wup-pertal von 1939 bis 1945. Meyer-Kahrwegs Liste aller damals beteiligten Wuppertaler Firmen ist ein wichti-ger Beitrag zur Aufarbeitung der Nazizeit und hat über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden.
Die zeitaufwendige intensive Forschungstätigkeit war ihr nur möglich, weil sie von ihrer Familie freigestellt worden ist. „Was ich getan habe, habe ich gerne gemacht, zumal steingewordene Denkmäler uns zu den Wurzeln der Stadtgeschichte führen,“ war ihre Reaktion auf die zahlreichen lobenden Worte, beispielsweise des damaligen BGV-Abteilungsvorsitzenden Professor Volkmar Wittmütz. Er bestätigte Meyer-Kahrweg‘s Ruf als „wissenschaftliche Autorität“, er lobte die akribische Sammelleidenschaft („Typisch Frau!“), erwähn-te auch ein anderes frühes Thema, das erst später aktuell wurde und von anderen Forschern aufgegriffen worden ist: Fremd- (Zwangs-) Arbeiter und Kriegsgefangene in Wuppertal. Die agile Frau beteiligte sich an der Spurensuche nach den Von der Heydts, der vielleicht bekanntesten Wuppertaler Familie aus Elberfeld. Ruth Meyer-Kahrweg ist das beste Beispiel für ehrenamtliches Engagement, für das weder ein Amt not-wendig und für das großes Lob nicht zu erwarten ist. Typisch Mensch ist leider auch, dass zeitaufwendige Forschungen leicht ein Menschenleben überfordern. Dann ist es wichtig, dass die Suchkette nicht abreißt.

28.12.2007

Paul Budde

Stadtteile in eigenen Liedern

(kgc). Paul Budde hat dafür gesorgt, dass „Barmen live“ ein eigenes Lied bekommen hat. „Fest mit alles“ (Refrain: „Barmen live dat Fest mit alles, der Hit in jedem Jahr, Barmen live dat Fest mit alles ist toff – dat ist doch klar“) ist der logische Titel und für den in Heckinghausen wohnenden Barmer eine Herzensangelegenheit. Natürlich ist seit 2001 auch diesem Stadtteil ein Lied gewidmet: „Schönes Heckinghausen“. Eine Strophe gefällig: Wo der Gaskessel, an der Wupper, viele Wünsche hat geweckt, vom „Deisemanns Kopp“ der Wanderer ein schönes Bild entdeckt, der Murmelbach ganz leise rauscht, wo „Kikuths Kaffee“ stand, ja da liegt Heckinghausen, was vielen ist bekannt.“

Als die Westdeutsche Zeitung 1997 ihre Leser aufgerufen hatte, Gedichte mit den Wünschen für das kommende Jahr zu schreiben, griff Paul Budde erstmals zur Feder. Plötzlich entdeckte er seine literarische Ader und aus einem Gedicht wurden viele. Thematisch beschäftigt sich Paul Budde mit Wuppertal und seinen Stadtteilen, aber auch mit Themen wie Fremdenhass: „Fremde als Freunde“. Einige Texte hat er für die „Wuppertaler Originale“ geschrieben.

Bühnenerfahrung hat Paul Budde mit der Musikgruppe „ZWAR-Singers“ aus Dortmund gesammelt. Obwohl er niemals zuvor in einem Chor gesungen oder ein Instrument gespielt hat, fielen ihm Melodien zu seinen Texten ein. Er nimmt die gesungene Version mit dem Kassettenrekorder auf. Ralf Füchsel unterlegt diese Melodien mit dem Keyboard. Gemeinsam feilen die Herren an Melodie und Text, bis das neue Lied bühnenreif ist. Den Erlös für Einnahmen aus CD-Verkäufen lässt Budde den SOS-Kinderdörfern zukommen.

Für ein Internet-Projekt der Deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik zur Bewahrung der persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse älterer Menschen hat Paul Budde 2004 seine „Wuppertaler Geschichte“ in Versen geschrieben. „Dabei ist das bei weitem nicht das erste, was ich zu Papier gebracht habe,“ lächelte der damals 67-jährige. Ein Erlebnisbericht über seine Kindheit in Südoldenburg gehört zu den Anfangswerken. „Der Zug des Lebens“ heißt ein anderes Werk.

Die Kreativität ist Paul Budde in die Wiege gelegt worden, die am 28. April 1936 im Oldenburgischen Molbergen gestanden hat. Nach der Schule ließ er sich zum Schneider ausbilden und siedelte wegen der Arbeitslosigkeit in seiner norddeutschen Heimat an die Wupper um. Er fand eine Anstellung bei den Wuppertaler Bühnen und hat sogar Kostüme für Pina Bauschs Tanztheater genäht, war mit der Truppe in Avignon, Paris und Venedig. „Eine tolle Zeit“, erinnert sich Budde: „Wenn in letzter Minute eine Umbesetzung notwendig wurde und der Ersatzmann eine ganz andere Figur hatte.“ Der Schneider sorgte in aller Eile für ein einwandfreies Kostüm – von Außen gesehen. Er gestaltete die großen Zeiten der Wuppertaler Bühnen mit!

Die Familie ist sein starker Rückhalt. Rund 45 Jahre lebt Paul Budde mit seiner Frau Brigitte zusammen, die ihm Tochter Andrea und Sohn Christian schenkte. Seiner Enkelin Jana hat er ein Lied gewidmet: „Meine Freundin“.

Seit 2006 sind Brigitte und Paul Budde Vorlesepaten in der Barmer Stadtteilbibliothek und in der Tagesstätte Hühnerstraße und leisten so einen wertvollen Beitrag im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements „(M)eine Stunde für Wuppertal“.

Online-Informationen im Internet:
http://www.das-ist-mein-leben.de; E-Mail: budde@das-ist-mein-leben.de

Barmen live
Autor: Paul Budde, 2004

Bunte Buden stehen in den Straßen, alle Händler sind op Draht,
verkopen Kunst und Spezialitäten, för jeden hantze wat.
Dat Publikum ist froh gelaunt, manches Bierken wird gezappt.
I: Auf den Bühnen ist echt wat los, – toffe Musik bringt alle auf Trab.:I

Refrain
„Barmen live“, dat Fest mit Alles, der Hit in jedem Jahr,
„Barmen live“, dat Fest mit Alles, ist toff – dat ist doch klar.

Auch die Köttels haben ihren Spaß, -Karussells dreh’n sich im Kreis,
eten Pommes – Mayo – Schokolad, ok Vanille – oder Erdbeer-Eis.
Die Ommas und Oppas sind dabei, Mutti kümmert seck öm dat Blag,
I: Dä Vatter ist schon lange unterwegs, hä schlappt den ganzen Tag.:I

Refrain

Schnell ist die Stimmung riesengroß, fast alle haben einen Lauf
bei „Barmen live“ ist richtig wat los, viele machen heute einen drauf.
Dat Fest, voll Power und Gesang, das spürt doch jeder bald,
I: „Barmen live“, vier Tage lang, ist beliebt bei Jung und Alt.:I

Refrain


Der Toelleturm
Autor: Paul Budde, 2004

Auf Barmer Höh’n, am Toelleturm, da ist es wunderschön.
Nimm Dir die Zeit, das anzuseh’n, und zum Spazierengeh’n.
Ob Sommerzeit, ob Winterzeit, Du triffst die richt’ge Wahl,
ob Herbst, ob Frühling, das ist gleich, schaue hinab ins Tal.

Gehst Du dann in den schönen Park, siehst dort den Tieren zu,
such‘ eine alte Bank Dir aus, gönn‘ Dir ein Stündchen Ruh‘.
Genieße diese heile Welt, dann kannst Du weitergeh’n,
das Herz schlägt jetzt vor Freude Dir, weil Du das Glück geseh’n.

Wenn dann im schönen Monat Mai, die Amsel singt ein Lied,
der Murmelbach ganz leise rauscht, der Rhododendron blüht,
ein Vogel dann im Mondenschein, ein Ständchen Dir noch bringt,
dann spürst Du, dass ein Glücksgefühl in Deine Seele dringt.

Steigst Du dann auf den Toelleturm, und drehst Dich dort im Kreis,
entdeckst Du was, was mancher hier in Wuppertal nicht weiß.
Du siehst den bunten Barmer Wald, vielleicht auch noch den Rhein,
viel schöner kann auch anderswo die Welt doch gar nicht sein.

Der Toelleturm in Barmen, der ist so wunderschön.
Am Toelleturm in Barmen, da gibt es viel zu seh’n.
Als Treffpunkt, in der Nähe, beliebt bei jung und alt,
steht stolz er auf der Höhe, ganz nah am Barmer Wald.


De Lütt vam Rott
Autor: Paul Budde, 2000

Zwischen Landgericht und Ollen Matt, da liegt der Barmer Rott.
Die Leute, die hier wohnen, sind sehr aktiv und flott.
Stehst Du als Fremder suchend dort, denn Straßen gibt’s hier viel,
sprich einen Rotter Bürger an, dann findest Du Dein Ziel.

Refrain
Jo, jo, die Lütt vam Rott, jo, jo, de Lütt vam Rott,
die send aktiv on flott.
Jo, jo, die Lütt vam Rott, jo, jo, de Lütt vam Rott,
die send aktiv on flott.

Als vor Jahren in der Schönebeck, das Spielhaus abgebrannt,
nahmen Rotter Bürger fottens die Zügel in die Hand.
Do woard nit lang herum gekallt, völle stonnten dann parat,
op’m Rott, do send se werklech flott, dat eß die Rotter Art.

Refrain

Die Trappe an der Eichenstroat woard ständig repariert,
man mott seck do nur wundern, dat do nit mehr passiert.
Gottes Mühlen mahlen langsam, noch langsamer die der Stadt,
do mott de Rotter Bürger draan, dann löppt ok endlech watt.

Refrain

On enn däm Rotter Sportverein, do send se ganz fidel,
se kümmern seck um de Blagen, send fast bie gedem Spoel.
Se send gewillt enn Nachwuchsarbeit völl tu investier’en,
ok wenn dat Risiko eß groat, de Besten tu verlier’en.


Rittershausen
Miteinander in Wuppertal

Autor: Paul Budde, 2003

Wo Friedrich Engels einst gelebt, wo bunte Bänder man noch webt,
dort – wo Rittershausen liegt, mit der Schwebebahn uns grüßt,
wo man gern vom Bahnhof winkt, wo man frohe Lieder singt,
wo sehr viele Menschen, trotz verschiedener Grenzen, miteinander fröhlich sind.

Refrain
Das ist Wuppertal, wo die Arkaden steh’n,
die Rathaus-Galerie, vieles gibt es hier zu seh’n,
Stadthalle und Zoo, Brauhaus und Loh,
ja, ja und Rittershausen – Multi kulti stimmt uns froh.

Wo der viele Regen fällt, wo Kinder kommen auf die Welt,
den Regenschirm schon in der Hand, schnell ist er dann aufgespannt,
wo man dann dat Schirm mal schwingt, wo man frohe Lieder singt,
wo sehr viele Menschen, trotz verschiedener Grenzen,
miteinander fröhlich sind.

Refrain

Wo die Wupper, manchmal rau, durch die grüne Rosenau,
zügig Richtung Stennert fließt, die Jugend viele Tore schießt,
aus der Färberei man winkt, wo man frohe Lieder singt,
wo sehr viele Menschen, trotz verschiedener Grenzen,
miteinander fröhlich sind.

Refrain


Schönes Heckinghausen
Autor: Paul Budde, 2001

Wo der Gaskessel an der Wupper, viele Wünsche hat geweckt,
vom „Deisemanns Kopp“ der Wanderer ein schönes Bild entdeckt,
der Murmelbach ganz leise rauscht, wo Kikuth-Kaffee“ stand,
I: ja, da liegt Heckinghausen, was vielen ist bekannt. :I

Refrain
Heckinghausen, ein Teil von unserer Stadt,
wo die aulen Heckinghuser kallen gään ens platt.
Heckinghausen, sei gegrüßt viel tausendmal,
I: du schönes Fleckchen Erde, im grünen, grünen Tal. :I

Wo hunderttausende Menschen zum Bleicherfest gern geh’n,
in aller Herrgottsfrühe an den Trödelständen steh’n,
wo gefeilscht wird, ohne Ende, bis man sein Schnäppchen macht,
I: ja, ja, in Heckinghausen wird gefeiert und gelacht. :I

Refrain

Wo die Kaufleute sehr rege, das Lazarus-Haus steht,
der Bürger stets zum Oldtimer-Treff und Westernabend geht,
vom Werleberg manch schöner Weg zum Toelleturm hinführt,
I: ja, das ist Heckinghausen, wo der Bezirksverein regiert. :I


Der Gaskessel – ein Wahrzeichen?
Autor: Paul Budde

Nah an der Wupper, in Heckinghausen,
steht ein großes Utensil.
Mancher empfindet großes Grausen,
weil man das Ding erhalten will.

Ob nun Museum oder Theater,
egal, wer dieses Spiel gewinnt,
man spürt schon jetzt den großen Kater,
wenn das den Bach hinunterrinnt.

Trägt auch das Land zum Teil die Kosten,
weil’s unter Denkmalschutz gestellt.
Man denke an die Folgekosten,
das ist doch unser aller Geld.

Nicht nur die Optik ist sehr wichtig,
man spürt es an der Stadionwand,
denn wählt man dort den Platz nicht richtig,
dann hat man bald den Schirm zur Hand.

Und g’rad in dem Kulturzylinder
will man nicht gern im Regen steh’n,
sonst kann man gleich mit Frau und Kinder
in Wuppertal spazierengeh’n.


Das Bleicherfest
Autor: Paul Budde, 2004

Bleicherfest in Heckinghausen, Bleicherfest – wie jedes Jahr,
seit langer Zeit schon, ohne Pausen, stellt es sich den Bürgern dar.
Mutter, Vater und auch Kind, warten schon seit langer Zeit,
weder Regen, noch der Wind, bringt sie in Verlegenheit.

Refrain
Bleicherfest, das ist der Hit,
Bleicherfest, das hält uns fit.
Denn das ist seit langem klar,
hier kommt sich der Bürger nah.

Bleicherfest mit den Vereinen, Bleicherfest für jung und alt,
früh sind sie schon auf den Beinen, denn das Fest lässt keinen kalt.
Trödelmarkt in vielen Straßen, Jubel, Trubel, Heiterkeit,
keiner möchte sie verpassen, die günstige Gelegenheit.

Refrain

Tausende zieh’n durch die Gassen, jeder sich sein Schnäppchen sucht,
tausendmal auch „hoch die Tassen“, mancher es auch so versucht.
Jeder dann auf seine Weise, jeder so auf seine Art,
zum Bleicherfest lohnt sich ‚ne Reise, jedes Jahr, drum „gute Fahrt!“

Refrain


Dä Held van Hekenkusen
Autor: Paul Budde, 2002

Em twentigten Johrhongert, do lewten dä Peter Held.
Hä kongelte met Allerlei, en Barmen on Elberfeld.
Dagsöwer op de Strote, et Naits woar hä em Busch,
I: on troff hä dann ens Blagen, reepen se „Husch Husch“. :I

Refrain
Hekenkusen – jo, do woar hä tu Hus,
Hekenkusen – van do kam dä Husch Husch.
Bault geden Dag, sinn Lewen lang, tröck dat Original
I: met sinnem Margarinekäsken, dörch ganz Wopperdal.:I

Hä makden schon ens Ärger, leiten seck met Schutzlütt aon,
die kreegen enn fix am Schlawitt, hä kom ent Gefängnis dann.
On woar hä wi’er druten, satt hä seck denn Schlapphot op,
I: nohm dat Kartönken ongerm Arm, on schnappten seck sinn Stock.:I

Refrain

On bault en geder Weatschaft, versöckte hä emmer wi’er,
sinne Saken tu verkoopen, dat leep soa godd nit mear.
On wenn de Lütt nix nohmen, odder hadden gakin Geld,
I: dann talften hä, ganz knaatschig, dörch Barmen on Elberfeld.:I

Refrain


Langerfeld
Autor: Paul Budde, 2004

Ganz nahe am Westfalenland, am Langerfelder Markt,
steh’n Schieferhäuser interessant, von ganz besond’rer Art.
Der Giebel, dort am Ehrenmal, lädt zum Betrachten ein,
die Wirtsleute sind sehr aktiv, servieren Bier und Wein.

Refrain
Am Langerfelder Markt ist wieder Fete,
in Langerfeld ist wieder mal was los.
Hier wird gefeiert mit und ohne Knete,
ja, in Langerfeld, da trifft sich, klein und groß,
ja, ja, in Langerfeld, da trifft sich klein und groß.

Von allen Seiten kommt man gern, freut sich auf’s Wiedersehn,
und viele frohe Gäste sind’s, die an der Theke steh’n.
Die Stimmung steigt, der Spaß ist groß, der Funke überspringt,
es wird geschunkelt und gelacht, und man dann wieder singt.

Refrain

So feiert man mit Freunden dann, bis in die tiefe Nacht.
Die Nachbarschaft, sie wird gepflegt, bis das die Bude kracht.
Wo blieb die Zeit, sich mancher dann, am nächsten Morgen fragt?
Da war ja wieder echt was los, der Nachbar zu ihm sagt.

Refrain



Beyenburg – eine Idylle im Grünen

Autor: Paul Budde, 2004

Beyenburg, ein schöner Ort, durch den die Wupper fließt,
wo vom Berg die Klosterkirche aus der Ferne grüßt.
Die Altstadt und der kleine See laden herzlich ein,
I: hier ist es schön, hier lebt man gern, egal – ob groß, ob klein.:I

Refrain
Beyenburg – wo die Klosterkirche steht,
Beyenburg – wo man gern spazieren geht.
Wo der Vogel im Wald so fröhlich singt,
der Fisch im Wasser vor Freude springt.
I: Da ist es herrlich, da ist es schön, da gibt es so viel zu seh’n.:I

Beyenburg, umrahmt von Bergen, strahlt viel Ruhe aus,
enge Gassen, schmale Treppen, die Bank vorm Fachwerkhaus.
Kommst Du in den schönen Ort, genieße den Augenblick,
I: bevor Du gehst, drehe Dich um – und schau noch mal zurück.:I

Refrain

Beyenburg, aus steiler Höh‘, sieht sehr romantisch aus,
vom Bilstein und vom Wuppersteg beeindruckt jedes Haus.
Verweile dort, dann spürst auch Du, warum der Ort bekannt,
I: als die allerschönste Perle im „Bergischen Land“.:I

Refrain


Der Traum
Autor: Paul Budde, 1998

Es war heute Nacht wie in einem Rausch,
ich träumte von Stücken von Pina Bausch.
Wie dort Tänzerinnen und Tänzer probieren,
sich selbst darzustellen und sich nicht zieren.

Dutzende Male werden Szenen gestellt,
immer noch mal, bis es Pina gefällt.
Jeder kann seine Ideen mitbringen,
Pina sorgt dann für gutes Gelingen.

Muss man auch sehr viel Kraft investieren,
es lohnt sich stets, etwas auszuprobieren.
Was am Ende dann davon übrig bleibt,
entscheidet sich im Laufe der Zeit.

Ich hätte gern gewusst, wie es weiter ging,
doch ich wurde wach, der Traum verging.
Was blieb, war die Freude auch dieses Mal,
dass Pina ja Kunst macht in Wuppertal.

Paul Decker

Paul Hartmann

(kgc). Paul Hartmann ist als letzter Oberbürgermeister der Stadt Barmen (bis 31. Juli 1929) und erster Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal (ab 1. August 1929) in die Stadtgeschichte eingegangen. Es war keineswegs selbstverständlich, dass er sich gegen seinen Elberfelder Kontrahenten und Amtsnachbarn Max Kirschbaum durchsetzen konnte.
Hückeswagen, Remscheid, Wuppertal
Paul Hartmann wurde 1869 in Hückeswagen geboren. Die Familiengeschichte wollte es so, dass er in Barmen und Wuppertal von 1912 bis 1931 und sein Bruder Walther von 1914 bis 1937 in Remscheid das gleiche politische Amt bekleideten.
Erfolge
Paul Hartmann amtierte von 1912 bis zur Aufgabe der kommunalen Selbstständigkeit Barmens 1929 als Oberbürgermeister. In seine Amtszeit fielen die Fertigstellung und Einweihung des Barmer Rathauses im Jahr 1921 und die Eingemeindung von Langerfeld und Nächstebreck 1922. Unter seiner Leitung entstand auf dem Lichtenplatz das Bergische Stadion (heute Standort der Bereitschaftspolizei an der Müngstener Straße) und Am Clef ein leistungsfähiges Fernheizkraftwerk, das Adolf Vorwerk und der Barmer Bergbahn AG abgekauft worden ist.
Nase vorn
Das erste Stadtparlament wählte Paul Hartmann am 21. Dezember 1929 zum ersten Bürger. Da der Name Wuppertal erst 1930 beschlossen wurde, trug die neue Kommune als Zusammenschluss von Barmen, Beyenburg, Cronenberg, Elberfeld und Ronsdorf zunächst den Namen Elberfeld-Barmen.
Bei der Wahl erhielt Paul Hartmann 39 Stimmen, während auf den Gegenkandidaten, den Elberfelder Oberbürgermeister Max Kirschbaum 20 Stimmen entfielen. Dieses Ergebnis entsprang keinem Zufall. Von den 76 gewählten Stadtverordneten gehörten 45 den bürgerlichen Parteien und 31 den Linken an. Sozialdemokraten und Kommunisten sahen sich außerstande, den vom katholischen Zentrum vorgeschlagenen und vom bürgerlichen Lager unterstützten Paul Hartmann zu wählen.
Unfriede
Dass die Sitzung des neuen Stadtparlaments im Elberfelder Rathaus (heute: Verwaltungshaus am Neumarkt) nicht friedlich, sondern stürmisch verlief, darüber berichtete Historiker und Journalist Kurt Schnöring in seinen Rückblicken: Die Kommunisten, mit 13 Sitzen nach den Sozialdemokraten (18 Mandate) zweitstärkste Fraktion, störten mit lautstarken Zwischenrufen die Sitzung. Nachdem die KPD-Stadtverordneten die „Internationale“ angestimmt hatten, wurde ihr Sprecher Willy Spicher nach einem Bericht des „General-Anzeigers“ von herbeigerufenen Polizeibeamten „gepackt und, da er sich auf den Boden warf und an Tischen festhält, hinausgeschleift.“ Und der KPD-Fraktionschef Otto Dattan, „der die Sozialdemokraten und das preußische Militär in verletzender Form beleidigte“, musste ebenfalls den Sitzungssaal verlassen.
Schwierige Zeit
In seinem neuen Amt als Wuppertaler Oberbürgermeister wurde Paul Hartmann mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Arbeitslosenzahl stieg auf 37.000 an. Es kam immer häufiger zu Demonstrationen und Straßenunruhen. Der 61-jährige gab auf und trat am 15. Januar 1931 zurück. Der General-Anzeiger der Stadt Wuppertal (heute: Westdeutsche Zeitung) bescheinigte dem scheidenden OB: „Charakterfest, unantastbar. In seiner Kenntnis der verwickelten örtlichen Verhältnisse war ihm die beste Gewähr gegeben, für eine ersprießliche Arbeit zum Wohle der Gesamtheit, die er unter leidenschaftlicher Berücksichtigung der einzelnen Stadtteile durchgeführt hat. Er hat vieles überbrückt und gemildert.“
Verdienste
Paul Hartmann ist 1942 73-jährig in Köln gestorben. Um die Erinnerung an den Oberbügermeister zu bewahren, wurde am Landgericht ein Weg „Hartmannufer“ benannt.