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Archiv der Kategorie: Barmer Köpfe

Wolfgang Killing

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller

Zwar wurde Wolfgang Killing am 12. Februar 1953 in Radevormwald geboren und hat seitdem in Rem-lingrade seinen Lebensmittelpunkt, doch seine sportliche Heimat ist der Barmer Turnverein, für den er als aktiver Hochspringer gestartet und dessen 1. Vorsitzender er heute ist.

Die sportliche Bilanz von Wolfgang Killing kann sich sehen lassen:
1971, Westdeutscher Jugendmeister im Hochsprung
1975, 2. Platz bei den Deutschen Meisterschaften, Länderkampfsieger Deutschland-USA-Afrika
1976, 2. Platz bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Hochsprung
1978, Mitglied der Europaauswahl, Europarekord in der Halle, 3. Platz bei den Halleneuropameisterschaf-ten

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal zählte zu den Höhepunkten seiner sportli-chen Laufbahn. Leider scheiterte Wolfgang Killing in der Qualifikation mit 2,05 m und erreichte nicht den Endkampf. Insgesamt absolvierte er für den Barmer TV sechs Leichtathletikländerkämpfe. 1978 steigerte er viermal den Deutschen Hochsprungrekord in der Halle.

Nach entsprechender Trainerausbildung wurde Wolfgang Killing Trainer beim Barmer TV. Er ist Trainer vieler Bergischer, Nordrhein- und Westdeutscher Meister, sowie einer Reihe von Endkampfteilnehmern bei Deutschen Meisterschaften. Von 1982 bis 1988 war er Landestrainer im Leichtathletikverband Nordrhein. Hochsprungtrainer des Deutschen Leichtathletikverbandes ist er seit 1987. Ab 1990 ist er hauptamtlicher Bundestrainer im Hochsprung, ab 1998 hauptamtlicher, beruflicher Teamleiter Hochsprung für Damen und Herren.

Die Stadt Wuppertal ehrte den erfolgreichen Sportler und Trainer 1992 mit einer Ehrenplakette, zeichnete ihn als „Trainer des Jahres“ aus.

Ansehen und Erfolg des Internationalen Hochsprungmeetings in Wuppertal sind untrennbar mit Wolfgang Killing verbunden. Seinen Kontakten ist zu verdanken, dass ab 1988 über Jahre Springerinnen und Sprin-ger der Weltklasse an der Wupper ihre Visite abgegeben hat. Nach 20 erfolgreichen Jahren hat er die Or-ganisation in andere Hände gelegt.

Wolfgang Killing hat zahlreiche sportwissenschaftliche Veröffentlichungen auch in seinem Spezialgebiet, dem Leichtathletik-Hochsprung, veröffentlicht. Ein in Fachkreisen anerkanntes Buch trägt den beziehungs-reichen Titel „Gekonnt nach Oben, vom Anfänger zum Spitzenkönner im Hochsprung“.

Von 1973 bis 1980 studierte Wolfgang Killing an der Uni Bonn Agrarwissenschaften. Von 1983 bis 1987 schloss sich ein Studium der Sozialwissenschaften an der Bergischen Universität an. Von 1987 bis 1992 promovierte er zum Thema Sportwissenschaften an der Sporthochschule Köln mit dem Thema „Soziale Betreuung im Hochleistungssport“. 1994 begann er mit der Habilitationsschrift zum Thema „Trainings- und Bewegungslehre des Hochsprungs“.

Im Millenniumsjahr 2000 wurde Wolfgang Killing in den Vorstand des Barmer Turnvereins gewählt und am-tiert ab 2005 als Vorsitzender. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter.

Ted Power

Bürgerlicher Name: Horst Daum

Angefangen hat eigentlich alles, wie so oft, mit einer Band. Bereits in den 60er Jahren gründete Ted Power eine eigene Band Black Dandy, deren Leadsänger er war. Die Musiker waren schon bald weit über das Bergische Land, wo ihre Wurzeln sind, hinaus bekannt. Man spielte in vielen Städten in Deutschland und feierte große Erfolge. Bei den damals üblichen Beat-Meisterschaften landete diese Formation fast immer auf Spitzenplätzen.

Es dauerte nicht lange, da wurde ein Musikverlag auf Ted Power aufmerksam. Schon bald wurde die erste Soloproduktion veröffentlicht. Ungezählte Rundfunkeinsätze folgen. Auch im Fernsehen war Ted Power mit seiner ersten Single, ebenso wie bei großen Live-Auftritten, z.B. Mercatorhalle Duisburg
oder beim Hafenkonzert vom WDR, vertreten.

Seine Schlagerproduktionen z.B: “Ich kann dich nicht vergessen Caroline”. “Ich bin immer für dich da” waren weit mehr als Achtungserfolge und platzierten sich in zahlreichen Funkhitparaden auf Spitzenplätzen.

Ted Power – seine Ausstrahlung, seine Stimme verbunden mit seiner langjährigen Bühnenerfahrung begeistert immer wieder sein Publikum.

Wenn Ted Power durch ein großes Abendprogramm führt, schlägt der sympathische Sänger in seiner unnachahmlichen Art als Moderator eine Brücke zwischen den teilnehmenden Künstlern und dem Publikum.

Trudi Fehl

(kgc). Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang Fehl wurde Trudi Fehl 1988 mit dem damals von der „Westdeutschen Zeitung“ verliehenen „Wuppertaler“ ausgezeichnet. Gewürdigt wurden die gemeinsamen Aktivitäten in der Kantorei Barmen-Gemarke und im und für den Trägerverein Immanuelskirche. Darüber hinaus verdient Trudi Fehl eine eigene Würdigung – stellvertretend für viele unbekannte Frauen, die ehrenamtlich engagierten Männern in Haus und Familie den Rücken freigehalten haben. Wie treffend ist doch das Sprichwort: Hinter einem starken Mann steht immer eine starke Frau! Die zweite Reihe wird wie ein zweiter Platz in einem Wettbewerb oft unterbewertet.
 
Über seine Frau erzählt Wolfgang Fehl voller Stolz:
„Viele Jahre haben wir gemeinsam in der Kantorei Barmen-Gemarke gesungen. Doch dann hat Trudi vor einigen Jahren Zugunsten von Tochter und Schwiegersohn das Singen aufgegeben und Babysitter-Dienste übernommen. So konnten die jungen Leute unseren traditionsreichen Chor verstärken.
Als ich vor mehreren Jahrzehnten einen Teil der Organisation, Kartenverkauf, Abonnements-Einführung und Werbung für die Kantorei Barmen-Gemarke übernommen habe, blieb die damit verbundene Tagesarbeit naturgemäß an meiner Frau hängen. Als wir 1983 den Trägerverein Immanuelskirche gegründet und 1984 Verwaltung und Management von Immanuelskirche und Obendiekhaus übernommen haben, war ich noch voll berufstätig. Meine Frau stand dann ebenfalls parat und hat von Zuhause ais Telefondienste übernommen, mich bei Kirchenführungen vertreten und vieles mehr. Unser damals vorhandener Zweitwagen lief in dieser Zeit ausschließlich für die Immanuelskirche.
Summa summarum: ohne meine Frau hätte ich diese ehrenamtlichen Aufgaben  für Kantorei und Immanuelskirche nicht leisten können. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt und zur verdienten Mitauszeichnung mit dem „Wuppertaler“ geführt.“
 
Siehe auch Wolfgang Fehl. mehr
 

Udo Wiebel

Udo Wiebel wurde 1953 in Wuppertal geboren und wuchs bis zu seinem 12. Lebensjahr in Wichlinghausen auf. Er besuchte von 1959 bis 1965 die Volksschule in der Liegnitzer Straße. Nach einem Umzug wechselte er 1965 in die Gemeinschaftsschule Bornscheuerstraße. Mit dem Hauptschulabschluss wurde eine dreieinhalbjährige Lehre als Goldschmied (in der Goldschmiedewerkstatt Arhelger) in Angriff genommen. Nach Abschluss der Ausbildung war Udo Wiebel noch rund zwei Jahre als Goldschmied in Solingen tätig, um dann ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Er fing im Januar 1973 als ungelernte Kraft im Fernmeldeamt der Deutschen Bundespost als Fernmelder an, wo er mit der Zeit alle notwendigen Prüfungen ablegte, um schließlich auch in diesem Beruf einen Gesellenbrief in Händen zu halten.
Neben der beruflichen Tätigkeit und seinem Familienleben mit mittlerweile zwei erwachsenen Töchtern wurde mit Udo Wiebel 1991 die Interessengemeinschaft Reichsstraße ins Leben gerufen. Mit dem Zusammenschluss von Bürgern, die zwischen Heckinghauser Straße und Wupper in der einen und zwischen Bartholomäusstraße und Heidter Berg in der anderen Richtung wohnen, wurde und wird für eine Verkehrsberuhigung und vor allen Dingen auf eine Wohnumfeldverbesserung hin gearbeitet.
Als weitere Aufgabe kam 1992 die Arbeit in der Initiative für krebskranke Kinder e.V. Wuppertal hinzu. Und an diese Arbeit kam er, wie er selbst sagt, wie die Jungfrau an ein Kind. Er selbst, also seine Kinder, waren nie betroffen. Die ersten Kontakte zur Initiative hatte er durch die Eltern einer an Leukämie erkrankten Klassenkameradin seiner Tochter. Diese traten 1992, sechs Jahre nach Gründung des Vereins, an Udo Wiebels Gattin Gabriele heran. Es ging um die Besetzung eines neu einzurichtenden Büros für die Initiative, um eine Anlaufstelle für betroffene Familien zu haben. Da seine Frau eine gelernte Kauffrau ist und ihr dieses Angebot – vor allem der Umgang mit Kindern – sehr gefiel, nahm sie es gerne an. Dadurch lernte Udo Wiebel den Verein und vor allen Dingen die wichtige Arbeit kennen. Schließlich kam es wie es kommen musste. Ende 1992 wurde er Mitglied, im Mai 1993 zum zweiten Vorsitzenden und im September 1995 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Seither führt er als 1. Vorsitzender gemeinsam mit den aktiven Mitgliedern die Geschicke des Vereins.

Initiative für krebskranke Kinder e.V. Wuppertal:

Krebs bei Kindern ist, trotz beeindruckender Fortschritte der medizinischen Forschung und Therapie, auch heute noch für jede betroffene Familie eine harte Bewährungsprobe. Die Kinder und ihre Familien benötigen Unterstützung, um die Krankheit zu verarbeiten, ihre Gefühle im Gespräch und im Spiel auszudrücken, Hilfe bei dem langen Weg durch das Krankenhaus, bei der Umorganisation des Alltages und bei allen praktischen und sozialrechtlichen Fragen.

Als Zusammenschluss betroffener Eltern und Kinderkrankenschwestern hat sich die Initiative für krebskranke Kinder e.V. Wuppertal vor über zwanzig Jahren die Aufgabe gestellt, die Öffentlichkeit auf die schwierige Situation krebskranker Kinder aufmerksam zu machen und bei der Verwirklichung folgender Ziele zu helfen:

  • Unterstützung betroffener Familien bei der Bewältigung ihrer Probleme; in extremen Fällen auch finanzielle Unterstützung bei Notlagen, die in der Erkrankung der Kinder ihre Ursache haben.
  • Verbesserung der materiellen und personellen Ausstattung auf der onkologischen Station der Kinderklinik in Wuppertal, u.a. durch die finanzielle Hilfe bei der Beschaffung dringend benötigter medizinischer Geräte sowie Spielmaterial und, ganz wichtig, durch die Einrichtung weiterer Personalstellen beim Ärzte- und Pflegepersonal.
  • In notwendigen Fällen die Organisation und Finanzierung von Typisierungsaktionen, um für ein erkranktes Kind einen geeigneten Knochenmark- bzw. Stammzellspender zu finden.
Im Bereich der stationären Behandlung der Kinder wurden seit Gründung der Initiative im April 1986 in der alten und neuen Kinderklinik einige Verbesserungen erzielt:
  • Erweiterung des Behandlungszentrums für krebskranke Kinder in der Kinderklinik Wuppertal; dadurch wurde in vielen Fällen eine Therapie in Heimatnähe möglich.
  • Umbau der alten onkologischen Station; durch Schaffung von Eltern-Kind-Zimmern und Aufenthaltsräumen war es den Eltern nun möglich, während des stationären Aufenthaltes bei ihren Kindern zu bleiben.
  • Erweiterung des Stellenplanes der onkologischen Station mit finanzieller Beteiligung der Initiative, wie z.B. die Teilfinanzierung eines Arzthonorars.
  • Erweiterung des psychotherapeutischen Angebotes bei gleichzeitiger Kostenübernahme durch die Initiative zur Begleitung der Familien durch die Erkrankung des Kindes.
  • Finanzierung und Vermittlung bei Neuanschaffung medizinischer Geräte und Mobiliar, Beteiligung an Personalkosten durch die Initiative in Höhe von mittlerweile rund 275.000,– €.
Im April 1994 wurde in der alten, mittlerweile abgerissenen Kinderklinik Wuppertal der Betrieb in den Räumen der onkologischen Ambulanz aufgenommen. Bei diesem Projekt beteiligte sich die Initiative sowohl an der Planung als auch finanziell mit weiteren rund 150.000 €.
Auch bei der Neugestaltung der neuen Kinderklinik hat sich die Initiative zum Wohl der kleinen Patienten einbringen können. Sei dies durch Gespräche, Anschaffung von dringend benötigtem medizinischem Gerät oder finanziellen Zuwendungen.

Bei zwei durchgeführten Typisierungsaktionen in den Jahren 1996 und 2002 konnte die Initiative in Zusammenarbeit mit den heutigen Helios-Kliniken in Wuppertal, der Knochenmarkspenderzentrale der Heinrich-Heine-Universitätsklinik in Düsseldorf und vielen niedergelassenen Ärzten aus Wuppertal fast 5.000 potentielle Spender erfassen. Dies war mit einem Kostenaufwand von rund 240.000 € für die Initiative verbunden.

Wenn man die drei im letzten Abschnitt aufgeführten Positionen addiert, kommt man schon auf einen Betrag von weit über einer halben Millionen Euro. Hinzu kommen noch Aufwendungen für Reha-Maßnahmen, Therapien, Ferienwohnungen und direkte Zuwendungen bei den Familien. Über alle Maßnahmen hinweg hat die Initiative mittlerweile einen Betrag von über zwei Millionen Euro in die zu verrichtende Arbeit investiert.

Dieser Bericht umreißt in groben Zügen die Arbeit der Initiative. Sollten mehr Informationen gewünscht werden, so kann man auf der Homepage der Initiative mehr erfahren.
www.initiative-fuer-krebskranke-kinder-ev-wuppertal.org

Gerne sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu einem persönlichen Gespräch bereit. Hierzu sollte vorher ein Termin abgesprochen werden.

Ursula Ernestus

(kgc). War es Zufall? Just am 22. Oktober, an ihrem Geburtstag verlieh im Barmer Engelshaus der Land-tagsabgeordnete und Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland Winfried Schittges den Rhein-landtaler an Ursula Ernestus. Er dankte für ihr ehrenamtliches Engagement auf dem Gebiet der bergischen Familienforschung als Teil der bergischen Heimatforschung. Ursula Huffert wurde am 22. Oktober 1932 als Tochter des Grafikers und Exlibris-Künstlers Hermann Huffert in Hanau geboren. Nach dem Abitur folgte das dreijährige Studium am Bibliothekar-Lehrinstitut in Köln, das sie 1956 mit dem Diplom als Bibliothekarin für den Dienst an Öffentlichen Bibliotheken abschloss. Im gleichen Jahr heiratete sie den Berliner Bibliothe-kar Horst Ernestus. Bis 1960 und zur Geburt des ersten Sohnes Christopher war die junge Frau in der Stadtbücherei von Berlin-Reinickendorf tätig. 1972 zog die Familie nach der Berufung des Ehemanns zum Direktor der Stadtbibliothek nach Wuppertal. Ursula Ernestus betreut zeitweise die Mediathek des Selbst-lernzentrum der Volkshochschule und lange Jahre die Bibliothek des Wuppertaler Uhrenmuseums.
Zwar arbeitete Ursula Ernestus an zahlreichen bibliothekarischen Veröffentlichungen, Buchbesprechungen, Übersetzungen von Fachbeiträgen und am Standardwerk „Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland“ ihres Mann mit, doch der ehrenamtliche Schwerpunkt war die eigene, selbstständige bergi-sche Familienforschung. Am Anfang stand die eigene Familie – der Name „Ernestus“ leitet sich von „Ernst“ ab – mit den Wurzeln in Marburg und Wuppertal. Diese geradezu detektivische Recherche war für Mutter und Sohn Christopher der Grundstein für eine drei Jahrzehnte währende Arbeit. Der Ergebnisband trägt den Titel „Ernst, Ernesti, Ernestus“. Die Nachforschungen führten zu engen Kontakten mit dem Bergischen Verein für Familienkunde, dessen stellvertretende Vorsitzende Frau Ernestus seit vielen Jahren ist. Winfried Schittges: „Diese Erwähnung allein vermittelt keine Vorstellung vom hohen persönlichen und wissenschaft-lichen Engagement. Jeder, der in einem Verein Funktionen ausübt, kann bestätigen, dass die anfallenden Anfragen, die Beratungs- und Fachgespräche gar nicht ausreichend gewürdigt werden können.“
Die Familienforschung trägt auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten Früchte. Viele Jahre wurde an der Edition von Wuppertaler Ortfamilienbüchern gearbeitet, denn kirchliche Archive sind unerschöpfliche Quellen für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte einer Stadt wie Wuppertal. Insbesondere die Kirchenbü-cher, die Taufen, Heiraten und Beerdigungen verzeichnen, waren und sind bis etwa 1810 dem Jahr der Einführung der Standesämtern im Rheinland weitgehend verlässliche Bewahrer von Daten über die Famili-en einer Gemeinde. Es handelt sich um eine Quellengattung, deren Wert für die orts- und regionalhistori-sche Forschung immer mehr erkannt wird. Zur Auswertung gehören Fähigkeit und Wissen, alte Handschrif-ten zu entziffern. Nur bei schonendem Umgang bleiben die Originale der Nachwelt möglichst lange erhal-ten. Fachleute loben die „hervorragende landeskundliche und genealogische Arbeit“ von Ursula Ernestus. Worte wie Wissen, Energie, Ausdauer, Akribie und Disziplin sind einige Pluspunkte. Die lautlose unspekta-kuläre Arbeitsweise und das optimale Ergebnis waren der Landschaftsversammlung einen Rheinlandtaler für Frau Ernestus wert.
1994 erschien das vom Bergischen Verein für Familienkunde herausgegebene zweibändige Werk „Die Familien der evangelisch-reformierten Gemeinde Barmen-Gemarke 1702-1809“. Ursula Ernestus arbeitete an diesem Gemeinschaftsprojekt maßgeblich mit und übernahm die Redaktion der Veröffentlichung. Weite-re Ortsfamilienbüchern, so das der evangelischen Gemeinde Wichlinghausen, der evangelisch-lutherischen Gemeinde Wupperfeld, der reformierten, evangelisch-lutherischen und katholischen Gemeinden Ronsdorfs, wurden von ihr alleine bearbeitet. Nachfolgend fiel der Blick auf die reformierte Gemeinde in Elberfeld, de-ren Kirchenbücher bereits 1582 beginnen. Eine fast übermenschliche Aufgabe, Energie kostend und Zeit raubend. Ursula Ernestus: „Über den genealogischen Aspekt hinaus ergeben sich auch Gelegenheiten, Geschichten berühmter Familien zu ergänzen oder auch richtig zu stellen. Ziel und Antrieb ist die Erfor-schung der Stadtgeschichte.“ Neue Medien und der Computereinsatz ermöglichen in der praktischen For-schung Arbeits- und Zeitersparnis und sind unverzichtbare Hilfen beim Suchen und Ordnen der Ergebnisse.
Die aus der Arbeit entstandenen und entstehenden Ortsfamilienbücher, früher Ortssippenbücher genannt, sind eine wertvolle Hilfe bei der Erforschung der eigenen Familie in einem bestimmten Zeit- und Ortsrah-men. Daraus erwächst in der Regel eine hohe Identifikation mit dem heimatlichen Raum, mit der Stadt Wuppertal und dem Bergischen Land.

28.12.2007

Vincent Paul Sonderland

(kgc). Dr. Vincent Paul Sonderland wurde am 18. September 1785 in Kaiserswerth geboren und ist 77-jährig am 12. Januar 1862 in Barmen gestorben. Begraben ist er auf dem Unterbarmer Friedhof.
Nach dem medizinischen Studium in Heidelberg hat Vincent Paul Sonderland 1808 zum Doktor der Medizin promoviert und sich als praktischer Arzt in Ratingen niedergelassen. Dort erreichte ihn 1814 die Berufung als Kantons-Physikus – Kreisarzt der Stadt – nach Barmen. Tüchtige fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten, Gemeinsinn und eine angenehme Umgangsart erwarben ihm schnell das Vertrauen seiner Mitbürger und Vorgesetzen. Schon 1816 wurde er Stadtrat, wenig später Bezirksarzt des ganzen Kreises Elberfeld-Mettmann. Als er in den Ruhestand trat, wurde er zum Geheimen Sanitätsrat ernannt.
Seine Bedeutung für die Heimat seiner Wahl erwarb sich Dr. Sonderland weit über seine Lebenszeit hinaus durch die „Geschichte von Barmen“, die er 1821 drucken ließ. Sonderland gehörte zu den Menschen, die sich für die Fragen ihres Berufes auch mit der Feder des Journalisten einsetzen. So gab er sich gleich nach seinem Beginn in Barmen an die Bearbeitung einer „medizinischen Topographie von Barmen“, wie er es nennt, also wohl einer Übersicht über die gesundheitlichen Fragen seines Stadtbezirks. Das Werk ist wohl nicht erhalten geblieben. Er erhielt dabei eine Fülle von allgemeinen Nachrichten aus der Vergangenheit der noch jungen Stadt Barmen. Er wusste, dass er mit der Zusammenstellung einer Barmer Geschichte eine Lücke im Schrifttum ausfüllen würde. Ihn drängte aber auch sein Sinn für systematische Vollständigkeit dahin, die leeren Stellen, die in dem inzwischen gewonnenen Bild von der Ortsgeschichte noch blieben, auf Grund mündlicher Berichte und schriftlicher Quellen zu ergänzen.
Als Geschichtsforscher oder als Geschichtsschreiber von hohem Rang kann man Sonderland nicht bezeichnen. Dazu fehlte ihm die Fachbildung. Aber sein in der Medizin und Naturforschung geschulter wissenschaftlicher Sinn für Tatsachen hielt ihn in dem Rahmen, der ihm als Laien am besten anstand: nur das zu schreiben, was nach sorgfältiger Untersuchung und Befragung dem kritischen Urteil genügte.
Wenn man bedenkt, wie wenig noch seine Zeitgenossen, auch die Historiker vom Fach, das Mittelalter kannten, und dass ihm für den mittelalterlichen Anfang seiner Erzählung nur die damals eben erschienenen „Akademischen Beiträge“ von Kremer zur Verfügung standen, dass er überhaupt nur wenig historische Handbücher benutzen konnte, wird man ihm ein paar Irrtümer verzeihen. Das meiste, was Sonderland erzählte, ist in den folgenden Jahrhunderten von der Geschichtsforschung bestätigt worden. Sein Stil war meistens erfreulich kurz und immer sachlich und klar.

Lesetipp:
„Die Geschichte von Barmen“, V.P. Sonderland, Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals Band 8, 1821, Born-Verlag Wuppertal 1963

Saul Wahl

(uf). Der 1797 in Pirmasens geborene und in Koblenz aufgewachsene Saul Wahl gründete 1821 die „Handlung für Kleider- und Bettwaren“ im Barmer Bruch, das Gebiet um den heutigen Engelsgarten. Zuvor machte er bei der Elberfelder Firma Leudesdorf & Enoch eine Kaufmannslehre. Interessant ist, dass er als Knabe mit napoleonischen Truppen vom deutschen Südwesten nach Nordosten mit Ziel Moskau gezogen war und sich im Wuppertal stoppen ließ.

Wahls Textilgeschäft, dessen Waren von guter Qualität und preiswert sein mussten, fand seine Kundschaft zunehmend im Kreis des Berger Bürgertums. Die alteingesessen Bürger produzierten eher die textilen Stoffe, während der Handel mit den Produkten in Wuppertal bis in die Zeit des Nationalsozialismus eine im ganzen Deutschen Reich bekannte Domäne von jüdischen Aufsteigern wurde. Saul Wahl war Jude. Sein Name findet sich in einer Liste der Oberbürgermeisterei Barmen des Jahres 1824 über hier lebende jüdischen Bürger.

1847 verlegt Saul Wahl seine Geschäftsräume nach Barmen-Gemarke in die zentral gelegene Mittelstraße, den heutigen Werth. Inzwischen war auch sein Bruder Raphael nach Barmen gekommen und in die Firma eingetreten, die sich dann „S. & R. Wahl“ nannte. Die Bedeutung Barmen als Handelszentrum neben Elberfeld war gestiegen, seit 1847 die Bergisch-Märkische Eisenbahnstrecke Elberfeld – Barmen – Schwelm eröffnet wurde.

S. & R. Wahl war in Barmen und Umgebung als reell und preiswert geschätzt. Damals gab es im Einzelhandel noch keine festen Preis, keine Garantie und kein Umtauschrecht. Die Brüder Wahl betrieben eine fortschrittliche Geschäftspolitik. Die Firma expandierte auch weiter, nachdem 1864 Hermann Wahl, das neunte Kind von Saul und Amalie Wahl, in die Geschäftsleitung eingetreten war. Ab 1852 befanden sich die Geschäftsräume in die Werther Straße 2. Die Marktbedürfnisse wurden klug eingeschätzt und die technische Entwicklung umgesetzt. Dazu zählte die Eingliederung von Teppichen und Inneneinrichtungen ins Warenangebot.

Der Pionier des Barmer Geschäftslebens, Saul Wahl, starb 1867 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Elberfelder Judenkirchhofstraße (heute: Weißenburgstraße) beigesetzt. Sohn Hermann trat in Vaters Fußstapfen.

Lesetipps:
„Die Wahls in Barmen“, ein jüdisches Familienschicksal in Briefen, Ulrich Föhse, in: Klaus Goebel (Hg.): Unter Hakenkreuz und Bombenhagel, Wuppertal 1989.

19.02.2008

Siegfried Hüsemann

(kgc). Als Siegfried Hüsemann am 24. Mai 2009 für immer seine Augen schloss, trauerte ganz Nächstebreck um einen verdienten Mitbürger. „Er hinterlässt eine tiefe und schmerzhafte Lücke“, formulierte Hermann Josef Richter in seiner Funktion als 1. Vorsitzender des Bürgervereins Nächstebreck. Die beiden Herren waren über Jahrzehnte Weggefährten, als es um Gesellschaft und Kultur im Barmer Nordosten ging.
Op Hottenstein
Siegfried Hüsemann wurde am 13. Dezember 1942 geboren und wohnte mit seiner Frau Gisela an der Wittener Straße 211, in Sichtweite der evangelischen Kirche Hottenstein, in der er oft mit dem Männergesangverein Bracken gesungen hat. Es war Hüsemann vergönnt, am 8. März 2009 noch das 100-jährige Bestehen des Chores singend im Gemeindesaal mitzuerleben.
Im Bürgerverein
Im Bürgerverein Nächstebreck diente Siegfried Hüsemann 38 Jahre lang seinen Mitbürgern treu, fleißig und zuverlässig im Vorstand. Er arbeitete in vielen Gremien engagiert mit. Im Festausschuss Nächstebrecker Heimatfest, im Schulverein Wittener Straße, als Gründungsmitglied im Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Nächstebreck, in der Dorfgemeinschaft Bracken und im MGV Bracken.
In CDU und BV
Über ein Jahrzehnt war Siegfried Hüsemann Mitglied der Bezirksvertretung Oberbarmen und vertrat im Auftrag der CDU Nächstebrecker Interessen. Auch in der Union bildeten die Freunde Hüsemann und Richter ein erfolgreiches Gespann.
100 Jahre MGV „Bracken“
Als 1909 der Männergesangverein „Bracken“ gegründet wurde, war Nächstebreck noch westfälisch orientiert und kam erst 1922 mit Langerfeld zu Barmen. Der Verein besitzt noch eine Fahne von 1929, die unmittelbar vor der Gründung Wuppertals die Inschrift „Barmen-Nächstebreck“ trägt. Im Dorf „Bracken“ befand sich früher der Haltepunkt „Nächstebreck“ an der Eisenbahnstrecke Wichlinghausen – Sprockhövel – Hattingen. In der Gaststätte von Wilhelm Oppermann schlug die Geburtsstunde des Männerchores.
In seinem Grußwort erinnerte Oberbürgermeister Peter Jung vor 300 Gästen im evangelischen Gemeindehaus Hottenstein an die vergangenen 100 Jahre, in denen die Menschen verschiedene Gesellschaftsformen, Kriege, Unglücke, Glück und Frieden erlebt haben. Verstummt sind die Sängerkehlen nur während der beiden Weltkriege. Immer gleich waren Liebe und Freude an Musik und Gesang. Schließlich ging es nicht allein um das Singen, sondern auch um Fröhlichkeit, Freund- und Kameradschaft. In persönlich schweren Zeiten fanden die Sänger in der Gemeinschaft Halt und Hilfe. Sie haben aber auch reichlich gegeben. Hermann Josef Richter lobte als Vorsitzender des Bürgervereins Nächstebreck das Miteinander und die ständige Bereitschaft der Sänger, Veranstaltungen verschiedenster Art musikalisch zu gestalten: „Nächstebreck wäre um vieles ärmer, gäbe es die „Brackener“ nicht.“
Der Stadtchef stellte fest, dass Wuppertal eine fröhliche Stadt ist, weil es so viele Chöre und eine lange Tradition gibt. Auch wenn den MGV „Bracken“, wie alle Männerchöre, Nachwuchssorgen drücken, so stellt Peter Jung doch das grundsätzliche Interesse junger Menschen an Musik fest: „Es müssen andere Formationen und Lieder probiert werden, um junge Generationen zu motivieren.“ Im Blick auf klassische und Kirchenmusik arbeiten beispielsweise Wolfgang Kläsener und die Kantorei Barmen-Gemarke mit dem Carl-Duisberg-Gymnasium zusammen und Generalmusikdirektor Kamioka war in der Max-Planck-Realschule zu Gast. Gemischten Chören geht es ohnehin besser, als Männerchören.
Den 100. Geburtstag des MGV „Bracken“, dessen jüngster Sänger immerhin 62 Lenze zählt, nutzte Peter Jung am 8. März 2009 zu Lob und Dank an die vielen ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder, die Verantwortung übernommen und sich für ihre Mitmenschen engagiert haben. Gegenwärtiger Vorsitzender ist seit 1993 Gerd Kipp. Gegenwärtig zählt er 23 Singfreunde.

Siegfried Palm

Ein Meister und „Pavarotti“ des Violoncellos

(kgc). Als Siegfried Palm am 25. April 1927 geboren wurde, gab es im Fischertal noch eine Frauenklinik. Seine Familie wohnte in der Sedanstraße und der Junge wuchs gleich neben dem Realgymnasium auf, das er nach der Volksschule Viktorstraße besuchte. Von seinem Vater gleichen Vornamens hatte Palm das musikalische Talent geerbt. Sein Vorbild war Violoncellist im Städtischen Orchester. Zum 415. Geburtstag seiner Schule kam Prof. Siegfried Palm wieder einmal ins Tal und musizierte gemeinsam mit Prof. Dr. Joachim Dorfmüller. Er gehörte zu den Menschen aus dem Tal, die in der Fremde berühmt geworden sind, wie auf andere Art Harald Leipnitz, Horst Tappert und Rita Süßmuth.

Bereits mit 15 Jahren spielte Siegfried Palm im Orchester des Stadttheaters Barmen, weil er das Violoncello souverän und perfekt spielte. Drei Jahre später folgte ein Engagement als Solovioloncellist im Städtischen Orchester Lübeck. 1947 kam der Barmer zum Symphonieorchester des NWDR in Hamburg. Von 195 bis 1953 war er Meisterschüler von Enrico Mainardi und spielte bis 1962 im Hamann-Quartett. Die folgende Station hieß bis 1968 Rundfunk-Sinfonie-Orchester Köln. Der Umzug nach dort wurde auch deshalb zum Erfolg, weil Palm die Professur und Leitung einer Violoncellomeisterklasse an der Kölner Musikhochschule übernahm, zu dessen Direktor er 1972 avancierte. 1976 wurde er Generalintendant der Deutschen Oper Berlin. Doch 1981 brach der Individualist entgültig durch, er zerriß die Fesseln des Amtes und reist seitdem als „freier Mensch“ durch die Welt. Es gibt kaum eine Musikmetropole, in der Palm nicht gespielt hat. Professor Palm hat die Spieltechnik des Violoncellos wesentlich weiterentwickelt und ist vor allem als Interpret der Neuen Musik bekannt geworden. Eine Reihe von Komponisten hat er zu Werken für sein Instrument angeregt. Zu besonderen Anlässen kehrte der Cello-Virtuose und Cello-Pädagoge gerne in seine Vaterstadt zurück, ob zum Stadtjubiläum oder zur Eröffnung der Uni-Halle. Anläßlich des 415. Geburtstages seines Sedan-Gymnasiums führte Professor Palm mit dem Organisten Professor Dorfmüller in der Immanuelskirche die „Duo-Fantasie“ urauf, die aus der Feder von Christian Gerhard, einem Sedan-Abiturienten des Jahres 1930, stammt.

Professor Siegfried Palm zählte den früheren NRW-Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten Johannes Rau (1931-2006) zu seinen Freunden, den er aus „Sedan-Tagen“ kannte. Als der 16-jährige Palm die Leitung des Schulorchesters übernahm, spielte kein Geringerer als „Bruder Johannes“ die Violine.

Mit Siegfried Palm starb am 6. Juni 2005 in Frechen bei Köln eine kulturelle Leit- und Vaterfigur der deutschen Musikszene des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Interpret widmeten ihm die wichtigsten Komponisten der zeitgenössischen Musik Solosonaten: Bernd Alois Zimmermann, Yannis Xenakis, Mauricio Kagel, Krzystov Penderecki, Wolfgang Rihm und viele andere. Palm hat sie lebendig gemacht und weitergetragen.

Als Pädagoge sorgte er für eine qualitätvolle Ausrichtung musikpädagogischen Wirkens weit über die Bundesrepublik Deutschland hinaus. Der Kulturpolitiker Siegfried Palm war kompromisslos um Verständigung zwischen Ideologien, Staaten, Menschen bemüht. Als Pädagoge und Kulturpolitiker hat sich Palm besondere Verdienste erworben. Er war immer ein Hardliner in Sachen Qualität, ein liebevoller Vater in der Behandlung seiner Schülerinnen und Schüler, ein kluger Kopf in der Betrachtung zeitgenössischen Musiklebens.

Siegfried Palm hat als Präsident der Gesellschaft für neue Musik (GNM), als Präsident des deutschen Tonkünstlerverbandes (DTKV) und als Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrates und der European String-Teatchers-Association (ESTA) nie funktionärsmäßig, sondern immer als Künstler, gewirkt. In seiner Funktion als Intendant der Deutschen Oper Berlin, als Präsident und Ehrenpräsident des Deutsch-Französischen Kulturrates hat er sich ebenso einen Namen gemacht wie als Interpret und Musikpädagoge. Im ConBrio-Verlag erschien eine Gesprächsbiographie unter dem Titel „Capriccio für Siegfried Palm“.

Sonja Priester

Dem Verschönerungsverein ein Gesicht gegeben

(kgc). Wenn heute die über 140-jährige wechselvolle, spannende Geschichte des Barmer Verschönerungsvereins und seiner Anlagen nachlesbar ist und sich die Menschen im Barmer Süden an der Tradition erfreuen können, dann hat Sonja Priester großen Anteil, weil sie in ihrer Freizeit in ungezählten Stunden das Vereinsarchiv durchforstet, die Chronik rekonstruiert und nieder geschrieben hat. Die ehemalige Geschäftsführerin, die am 30. Dezember 2006 im Alter von 80 Jahren gestorben ist, hat weit über die Verwaltungsarbeiten hinaus den Verein geprägt, als sie die Nachfolge von „Fräulein Kugel“ antrat.
Sonja Priester wurde am 14. August 1926 geboren und wuchs auf dem so genannten Wollberg in Unterbarmen auf. Nach dem Staatsexamen in Sachen Hauswirtschaft verließ sie beruflich das Tal und zeigte Hausfrauen, wie Wäsche richtig weiß wird. Der Weg von der Station Buchhalterin bis zum Start beim Barmer Verschönerungsverein am 1. Dezember 1969 war nicht weit, lag der Arbeitsschwerpunkt wegen der wöchentlichen Lohnzahlungen auf diesem Gebiet. Als sie im Bewerbungsgespräch gefragt wurde, was sie alles kann, antwortete Sonja Priester: „Ich kann vieles, vieles aber auch nicht.“ Die weitere Frage des damaligen Vorsitzenden Ernst Günther Plutte, ob sie sieben Sachen gleichzeitig denken kann, hat Frau Priester Jahrzehnte lang praktisch beantwortet. Ob Grundstücksangelegenheiten, Vermietungen, Korrespondenzen, Beitragskassierung, Aufhängen von Wegeschildern, Ausrichtung von Parkrallyes, Parkführungen von Gruppen oder Mitgliedswerbung, die BVV-Geschäftsführerin war buchstäblich „Mädchen für alles“. Sonja Priester hat sich um junge Mitglieder bemüht und das zurückhaltende Image des Vereins verändert. 1978 hat sie einen Arbeitskreis zur Betreuung des Aussichtsturms gegründet, der seither von Ostern bis Herbst die sonntägliche Öffnung besorgt. Höhepunkte ihres Wirkens waren der 125. Geburtstag des Verschönerungsvereins und die Wiedereröffnung des sanierten Toelleturms.
Anlässlich ihres 65. Geburtstages und Eintritt in den Ruhestand wurden nicht nur Engagement, Durchsetzungsvermögen und „menschliche Eigenschaften“ gelobt, sondern Sonja Priester als „standfest wie der Toelleturm“ bezeichnet. 1991 trug sie einen Sticker mit dem Titel „rassige Rentnerin“. Aus dem Leben verabschiedete sich Sonja Priester mit einer eigenen Anzeige: „Auch ich ging fort, doch wollte ich mich noch verabschieden, von all den Menschen, die mir viel bedeuteten, die mir Freundschaft, Liebe und Wohlwollen entgegenbrachten. Leider ging es mir in den letzten Jahren nicht gut. Umso dankbarer war ich für menschliche Zuwendung und Unvergessensein. Euch und Ihnen allen, die mir in dieser Weise verbunden waren, sage ich danke.“