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Vincent Paul Sonderland

(kgc). Dr. Vincent Paul Sonderland wurde am 18. September 1785 in Kaiserswerth geboren und ist 77-jährig am 12. Januar 1862 in Barmen gestorben. Begraben ist er auf dem Unterbarmer Friedhof.
Nach dem medizinischen Studium in Heidelberg hat Vincent Paul Sonderland 1808 zum Doktor der Medizin promoviert und sich als praktischer Arzt in Ratingen niedergelassen. Dort erreichte ihn 1814 die Berufung als Kantons-Physikus – Kreisarzt der Stadt – nach Barmen. Tüchtige fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten, Gemeinsinn und eine angenehme Umgangsart erwarben ihm schnell das Vertrauen seiner Mitbürger und Vorgesetzen. Schon 1816 wurde er Stadtrat, wenig später Bezirksarzt des ganzen Kreises Elberfeld-Mettmann. Als er in den Ruhestand trat, wurde er zum Geheimen Sanitätsrat ernannt.
Seine Bedeutung für die Heimat seiner Wahl erwarb sich Dr. Sonderland weit über seine Lebenszeit hinaus durch die „Geschichte von Barmen“, die er 1821 drucken ließ. Sonderland gehörte zu den Menschen, die sich für die Fragen ihres Berufes auch mit der Feder des Journalisten einsetzen. So gab er sich gleich nach seinem Beginn in Barmen an die Bearbeitung einer „medizinischen Topographie von Barmen“, wie er es nennt, also wohl einer Übersicht über die gesundheitlichen Fragen seines Stadtbezirks. Das Werk ist wohl nicht erhalten geblieben. Er erhielt dabei eine Fülle von allgemeinen Nachrichten aus der Vergangenheit der noch jungen Stadt Barmen. Er wusste, dass er mit der Zusammenstellung einer Barmer Geschichte eine Lücke im Schrifttum ausfüllen würde. Ihn drängte aber auch sein Sinn für systematische Vollständigkeit dahin, die leeren Stellen, die in dem inzwischen gewonnenen Bild von der Ortsgeschichte noch blieben, auf Grund mündlicher Berichte und schriftlicher Quellen zu ergänzen.
Als Geschichtsforscher oder als Geschichtsschreiber von hohem Rang kann man Sonderland nicht bezeichnen. Dazu fehlte ihm die Fachbildung. Aber sein in der Medizin und Naturforschung geschulter wissenschaftlicher Sinn für Tatsachen hielt ihn in dem Rahmen, der ihm als Laien am besten anstand: nur das zu schreiben, was nach sorgfältiger Untersuchung und Befragung dem kritischen Urteil genügte.
Wenn man bedenkt, wie wenig noch seine Zeitgenossen, auch die Historiker vom Fach, das Mittelalter kannten, und dass ihm für den mittelalterlichen Anfang seiner Erzählung nur die damals eben erschienenen „Akademischen Beiträge“ von Kremer zur Verfügung standen, dass er überhaupt nur wenig historische Handbücher benutzen konnte, wird man ihm ein paar Irrtümer verzeihen. Das meiste, was Sonderland erzählte, ist in den folgenden Jahrhunderten von der Geschichtsforschung bestätigt worden. Sein Stil war meistens erfreulich kurz und immer sachlich und klar.

Lesetipp:
„Die Geschichte von Barmen“, V.P. Sonderland, Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals Band 8, 1821, Born-Verlag Wuppertal 1963