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Michael Metschies

(kgc). Michael Metschies (26. November 1939 – 4. Juli 2000) lebte trotz seines Einsatzes für historische Gebäude und den Denkmalschutz nicht in der Vergangenheit. Ihm war wichtig, kulturelle Errungenschaften für nachfolgende Generationen zu bewahren. Dafür würdigte ihn die Landschaftsversammlung Rheinland durch ihren Vorsitzenden Dr. Jürgen Wilhelm mit der Verleihung des Rheinlandtalers am 2. November 1993 im Engelshaus. Fast 20 Jahre zuvor, 1975 hatte der LVR Michael Metschies mit dem Albert-Steeger-Stipendium ausgezeichnet, einer Auszeichnung für junge engagierte Wissenschaftler, die für die Zukunft viel erwarten lassen. Metschies hat das Vertrauen gerechtfertigt, wurde aber früh aus dem arbeitsreichen Leben abberufen.
Der in Magdeburg geborene, überzeugte, begeisternde Pädagoge und Oberstudienrat am Röntgen-Gymnasium in Remscheid, war Träger des Deutschen Preises für Denkmalschutz (Silberner Halbmond). Neben dem Rheinischen Verein würdigte der Bergische Geschichtsverein, dessen Abteilung Wuppertal Dr. Metschies von 1973 bis 1993 geleitet hat und dessen Referent für Denkmal- und Stadtbildpflege er seit 1974 war. Die Vorsitzenden Dr. Jürgen Stohlmann (Hauptverein) und Professor Dr. Volkmar Wittmütz (Ab-teilung Wuppertal): „In zahlreichen Veröffentlichungen (beispielsweise „Wuppertal wiederentdeckt“ aus 1975, „Gefährdet – gerettet – verloren“ aus 1982, „Wuppertal wiederentdeckt, zehn Jahre danach“ aus1986) und Vorträgen ist es Michael Metschies gelungen, die Bürger im Bergischen Land für die Erhaltung histori-scher Bauten zu interessieren und zu mobilisieren.“ Metschies` drei Jahrzehnte währendes Engagement als Mahner und Kritiker, würdigte Professor Dr. Klaus Goebel, Nachfolger im Vorsitz des RVDL-Ortsverbandes Wuppertal: „Er hat in den 1970er und 1980er Jahren, als großzügig flächensaniert wurde, den Abbruch bedeutender Bauwerke verhindert. Ohne seinen Einsatz wäre Wuppertal um manche historische Architek-tur ärmer. Michael Metschies war in Sachen Denkmalschutz und -pflege wie kein anderer das `Gewissen unserer Stadt`. Am Erhalt von rund 4.500 Denkmälern und der damit verbundenen Spitzenposition Wupper-tals (Nr. 2 hinter Köln) in Nordrhein-Westfalen hat Metschies einen namhaften Anteil. Wir trauern mit seiner Familie und vielen Menschen, die ihn gekannt und geschätzt haben.“
Als Dr. Michael Metschies 1993 vom Amt des Vorsitzenden der Abteilung Wuppertal des Bergischen Ge-schichtsvereins zurück trat, erinnerte der langjährige Vorsitzende des Gesamtvereins (3.700 Mitglieder in 14 Ortsabteilungen), der auch einmal der Wuppertaler Abteilung vorstand, Prof. Dr. Wolfgang Köllmann, an die Verdienste Metschies`, für dessen 20jährige Arbeit man ihm Dank schulde. „In seiner Zeit hatte sich die Mitgliederzahl verdoppelt. Er hat sich um die Stadt Wuppertal und das Bergische Land verdient gemacht und mit der Übernahme der Aufgabe des Referates für Denkmalschutz und Stadtbildpflege im Hauptverein diese Tätigkeitsfelder in das allgemeine Bewusstsein gehoben“, resümierte Köllmann, und erinnerte an Buch und Ausstellung „Wuppertal wiederentdeckt“. Aber auch Vorträge und Publikationen, wie die beliebte Postkartenserie, seien eng mit Dr. Metschies verbunden, war zu hören. Köllmann weiter: „Er ist zwar nicht hier geboren, doch mittlerweile ist er ein Bergischer Dickkopf, wie er im Buche steht, geworden, für den die zwei Jahrzehnte stets auch Kämpfe für die Sache waren, wo er keine Rücksicht auf seine Gesundheit nahm. Sein Nachfolger tritt in große Schuhe“. 2004 trat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als BGV-Referent für Stadtbildpflege im Bergischen Land die Nachfolge an, nachdem er 12 Jahre Metschies‘ Wegbegleiter war. De Bruyn 2006: „Denkmalpflege und Stadtbilderhaltung sind wichtiger den je!“
Nochmals in die gesellschaftliche Pflicht ließ sich Dr. Michael Metschies 1997 nehmen, als es um den Er-halt von möglichst viel originaler Substanz und die Unterschutzstellung der Schwebebahn ging. Er gründete gemeinsam mit seinem langjährigen Wegbegleiter Professor Dr. Klaus Goebel eine Bürgerinitiative, die beide in den neuen Ortsverband des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz mün-den ließen. Dr. Metschies übernahm den Vorsitz und engagierte sich in gewohnt kämpferischer Weise. Eine schwere Krankheit setzte seinen Bemühungen früh ein jähes Ende. Bei der Mitgliederversammlung des RVDL kandidierte er nicht mehr, wurde aber einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Nachfolger Pro-fessor Dr. Klaus Goebel erwähnte Metschies` große Verdienste um Stadtbild- und Landschaftspflege im Bergischen Land! Ob im BGV oder im RVDL: für Dr. Metschies war Stadt- und Landesgeschichte immer auch Heimatgeschichte. 1993 formulierte er: „das Heimatgefühl ist uns unverzichtbar, denn es verwandelt das Land zu unserem Land, die Stadt zu unserer Stadt. Die gefühlsmäßige Bindung ist die Voraussetzung für Identifikation, abstrakte Einsichten sind sekundär. Persönliche Betroffenheit ist auch die beste Voraus-setzung für das Engagement in einem Bürger- oder Geschichtsverein; Mitarbeit ist selbstloser Dienst an der Heimat und für die Mitbürger. Geschichte besitzt eine bedeutsame politische Dimension. Das gilt auf lokaler und regionaler Ebene. Nur wer die Vergangenheit kennt, wird die Gegenwart verstehen und die Zukunft mitgestalten können.“ An der Erhaltung ungezählter Häuser war Dr. Metschies beteiligt. Wenn spätere Ge-nerationen von einer gelungenen Modernisierung der Schwebebahn, unter Berücksichtigung historischer Substanz, sprechen, dann hat er auch in diesem Falle Dank und Wertschätzung verdient.
Dr. Metschies wurde einmal mit diesem Satz zitiert: „Wie ein fliegender Händler bin ich mit meinen Dias zu Vorträgen durch das Bergische Land gezogen, um auf die baulichen Schätze hinzuweisen, die es zu erhal-ten gilt.“ Ihm war die bis zur Verabschiedung des Landesdenkmalschutzgesetzes und darüber hinaus ü-berall drohende und aktive Abrissbirne Mahnung genug, sich für die kulturellen Wurzeln uneigennützig ein-zusetzen. Was kann ein Mensch mehr und Wirkungsvolleres für seine Heimat tun? Der Name Michael Met-schies wird in zahlreichen Büchern bewahrt!
Er lebt auch in einem von seiner Frau Renate gestifteten Michael-Metschies-Preis (14 Zentimeter hohe Bronzeskulptur; vom Wuppertaler Bildhauer Hans Jürgen Hiby 2005 geschaffen; zeigt schützende Hand und schützenswertes Objekt) fort, der am 26. November 2006 erstmals vom Rheinischen Verein für Denk-malpflege und Landschaftsschutz (Dr. Antonia Dinnebier: „Wir sind mit unserem Eintreten für historische Bauten nicht gegen die Stadt, sondern wünschen eine lebendige und lebenswerte Stadt.“) verliehen wurde. Erster Preisträger ist der Fotograf und in dieser Funktion langjährige Wegbegleiter Metschies‘, Rolf Löck-mann. Dessen Verdienste drücken in ganz praktischer Denkmal- und Stadtbildpflege aus. Löckmann hat insgesamt sieben historische Wohnhäuser transloziert oder an Ort und Stelle von Grund auf erneuert. Vom Keller bis zum Dach, von tragenden Balken bis zu Ziernägeln, leistete Löckmann unschätzbare Dienste für das Wuppertaler Stadtbild.

28.12.2007