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Denkmal „Wartende“

Denkmal „Wartende“

(kgc). Mit zwei lebensgroßen Figuren hat der Bildhauer Ernst-Gerd Jentgens in der Barmer City die von Hektik getriebenen Menschen zum kurzen Nachdenken angeregt. Der oder die „Frierende“ steht an der Gemarker Kirche, während der oder die „Wartende“ 1979 vor der Antoniuskirche Platz gefunden hat.
Vor der die östliche Chorseite der Antoniuskirche bildenden schmalen, hohen Ziegelwand, unweit der Bushaltestelle Steinweg, steht seit 1. Dezember 1979 eine Menschenfigur mit herabhängenden Armen und leicht nach vorne geöffneten Händen. Die Figur scheint schon lange an der Haltestelle zu warten und auf den vorbeifließenden Verkehr zu schauen.
Mit seinen beiden Figuren wollte der Wuppertaler Künstler Ernst-Gerd Jentgens Menschenmaß gegen die bedrängende Architektur setzen: „Sie sollen nicht nur durch ihre Grundhaltungen eine allgemeine menschliche Situation darstellen, sondern auch als mitmenschliche Herausforderung wirken.“

Vorwerkpark

Der Vorwerkpark am Fuße des Toelleturms

Das sind die Gründer und Bewahrer des Vorwerk-Parks:

– Adolf Vorwerk (14.06.1853-20.08.1925)
– Wilhelm Vorwerk (13.01.1889-04.11.1967)
– Max Vorwerk (14.12.1896-1981)
– Max Jörg Vorwerk

(kgc). Adolf Vorwerk errichtete 1895 zunächst als Sommerhaus im Schweizer Villenstil den späteren Familiensitz, die „Villa Emma“ an der Friesenstraße 23 (heute Adolf-Vorwerk-Straße 23). Zur ergänzenden Ausstattung zählten die oberen Parkanlagen, ein Laubengang, untere Parkanlagen mit Steinbruch und Goldfischteich, Grotte mit Wasserfall, Badeteich und Pumpenhaus am Marper Bach. Die Villa wird bis 1959 bewohnt und später abgerissen.
In zeitlichem Zusammenhang mit dem Bau der „Villa Emma“ ließ Adolf Vorwerk auch einen 73 Meter langen Laubengang (Pergola) auf einer Stützmauer errichten, der die Grenze zu den Anlagen des Verschönerungsvereins bildet. Die Vereinbarung, dass die Sicht ins Marper-/Murmelbachtal nicht durch das Pflanzen von Bäumen verstellt wird, ist nicht von Dauer. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsteht Wald. Der Laubengang verfällt in einen Dornröschenschlaf, aus er erst nach der Wende zum 21.Jahrhundert geweckt wurde.
Um 1907. Adolf Vorwerk ließ um 1907 aus Naturliebe einen öden alten Steinbruch zum Rhododendronpark umgestalten. An der Planung soll der bekannte Wuppertaler Baumschullist und Züchter Nissen beteiligt gewesen sein. Nach dem Tod von Adolf Vorwerk übernahm Sohn Wilhelm die Verantwortung für die Parkanlage, die für die Öffentlichkeit unzugänglich blieb. 1950 wurde im Vorwerkpark wird ein Fischteich angelegt,außerdem verstärkt Rhododendron-Sträucher gepflanzt.
Anlässlich eines vom 4. bis 6. Juni 1993 stattfindenden Familientreffens ließ Familie Vorwerk ihren Privatpark durchforsten, einen Steg am Goldfischteich errichten und zugewachsene Wege frei legen. Beim Freischnitt des stark zugewachsenen Steinbruchs rutschen einige Hangteile ab. Geländer wurden aufgearbeitet und punktuell neue Pflanzungen vorgenommen.Für die Restaurierung des Vorwerkparks zeichneten verantwortlich: Planung durch Calles – De Brabant, Landschaftsarchitekten BDLA, Ausführung durch Jakob Leonards Söhne GmbH & Co.
Der zuvor für die Öffentlichkeit nicht zugängliche private Park wurde 2001 nach umfangreicher Sanierung inoffiziell geöffnet. Am 31. Mai 2003 fand die offizielle Öffnung des Vorwerkparks für die Öffentlichkeit durch Max Jörg Vorwerk in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl statt.

Aus „Bergische Blätter“, Ausgabe 10/2002, 18.05.2002, Autorin: Silke Nasemann:

Die grüne Oase
Direkt an die Barmer Anlagen angrenzend ist seit 2001 der Park der Familie Vorwerk für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit Mai 2002 blühen vor allem wieder die üppigen Rhododendron-Büsche.
Der Rhododendron gehört zu den ältesten Gattungen der Pflanzenwelt. Ursprünglich kommt er aus Asien und fand dort lange Zeit auch, vor allem in West- und Zentralchina und dem Himalaja, seine Hauptverbreitung. Dort wachsen die Büsche sowohl im subtropischen Dschungel der Wälder, als auch an Berghängen des Himalaya – bis über die Baumgrenze von 5.000 Metern hinweg -, angeregt durch eine hohe Luftfeuchtigkeit und gleichmäßig übers Jahre verteilte Regenfälle. Den unterschiedlichen Standorten entsprechend gibt es auch zahlreiche Arten, die bei nur wenigen Zentimeter großen Zwergsträuchern anfangen und bei bis zu 30 Meter hohen Bäumen aufhören.
Bekannt waren Rhododendren neben Asien auch in Australien, Amerika, und den alpinen Gebieten Europas, was der Pflanze, die laut Übersetzung aus dem Griechischen eigentlich Rosenbaum heißen müsste, auch den Namen Alpenrose ein brachte. Von China über Amerika und die Alpen gelangte die Pflanze Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts in die botanischen Institute, zunächst Englands und dann nach ganz Europa. So ist es nicht verwunderlich, dass noch heute die Geburtsstätte zahlreicher Rhododendron-Züchtungen in englischen Baumschulen liegt. War und ist die Winterhärte ein wichtiges Ziel bei der Züchtung, so spielt heute zudem ein kompakter, gedrungener Wuchs eine große Rolle, sollen doch auch die kleinsten Gärten mit dem von Mai bis August prachtvoll blühenden Strauch verschönert werden.
Das sah zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ganz anders aus. Damals waren die großen Sträucher wie geschaffen, die weitläufigen Parks der wohlhabenden Familien zu verschönern. So legte kurz nach 1900 Adolf Vorwerk einen Park hinter seiner Villa an, angrenzend an die Barmer Anlagen bzw. den Barmer Wald mit dem Toelleturm und bis zum Murmelbachtal hinunterreichend, und pflanzte dort vor allem Rhododendron. In guten Zeiten seien bis zu sechs Gärtner beschäftigt gewesen, erinnert sich Adolfs Enkel und einer der letzten Vertreter der Vorwerk-Familie in Wuppertal, Max Jörg Vorwerk. Zwei Gärtner seien nur damit beschäftigt gewesen, die Abgrenzungen und Zäune, die Neugierige fernhalten sollten, wieder herzurichten, nachdem sie immer wieder beschädigt wurden.
Doch die Zeiten waren nicht immer gut. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auf den Grünflächen Kohl, Möhren und sonstige Nutzpflanzen angebaut. Hinzu kamen Obstbäume, die auch heute noch stehen. In besseren Zeiten wurden die Beete wieder durch Rasen ersetzt, aber die Pflege wurde immer intensiver, zumal nur noch ein Gärtner zur Verfügung stand. Grund genug für Vorwerk, den Park so umzugestalten, dass die zahlreichen Grünflächen nun mit einem Großflächenmäher gemäht werden können. Vorwerk sieht es dabei als Verpflichtung gegenüber seinem Großvater an, den Park nicht sich selbst zu überlassen, sondern ihn auch weiterhin zu erhalten und zu pflegen. „Die Pflege ist sehr aufwändig und die Bevölkerung Wuppertals sollte ebenfalls Freude am Park haben können,“ so Vorwerks Gedanken. Denn die Neugier blieb bestehen, für Vorwerk dadurch sichtbar, dass auch weiterhin Abgrenzungen zerstört wurden. Die Idee, den Garten zu öffnen, lag nahe.
Doch die Pflege des Parks kostet viel Geld. Da die Gesellschafter von Vorwerk, denen auch das Grundstück mit Park und Villa gehört, nicht am Park interessiert sind, will Max Jörg Vorwerk mit der Öffnung eine Stiftung gründen, die für die jährlichen Pflegekosten aufkommen soll. Zum Kapital der Stiftung soll das Grundstück gehören, auf dem das ehemalige und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Luftkurhaus stand. Der Verkauf des Grundstückes soll die Kosten für die Parkpflege über Jahrzehnte sicher stellen.. Haken an der Sache ist, dass für das heutige Waldgrundstück am Toelleturm erst Baurecht geschaffen werden muss. Denn Flächen, die bebaut werden dürfen, bringen bekanntlich mehr Geld, als solche, die als Waldgebiet ausgewiesen sind. Mit der Vergabe des Baurechts tut sich die Stadt Wuppertal schwer. Zwar hat sie durch die Öffnung des Parks ein neues Ausflugsziel für ihre Bürger bekommen und auch das Waldstück muss an anderer Stelle zum Ausgleich für das Baurecht wieder aufgeforstet werden, aber Befürchtungen einer ungewollten Bebauung bleiben. „Zu Unrecht,“ wie Vorwerk meint. Denn der Vorstand der Stiftung soll immer aus dem jeweiligen Stadtoberhaupt Wuppertals bestehen, gemeinsam mit dem amtierenden Vorsitzenden des Barmer Verschönerungsvereins, weil sich die Barmer Anlagen und der Vorwerk-Park geradezu überschneiden und auch die Interessen von Stiftung und Verschönerungsverein gleich sind. Die Grünflächen sind für die Bewohner der Stadt zu erhalten! Als drittes Vorstandsmitglied sieht Vorwerk immer ein Mitglied seiner Familie vor, damit das Andenken an Adolf Vorwerk Aufrecht erhalten werden kann. Durch den Vertreter der Stadt hätte die Verwaltung immer ein Mitspracherecht, auch bei der Gestaltung des Grundstückes. Das Verfahren läuft und man wartet auf die Einwilligung der Forstverwaltung. Auch die Aufforstung an anderer Stelle erweist sich als Problem. „Dafür müsste erst der Landschaftsplan geändert werden, wurde mir eröffnet,“ klingt Vorwerk etwas verständnislos. Für ihn recht auch deshalb unverständlich, weil er die Kosten übernehmen muss.

Immanuelskirche

Die Immanuelskirche
„Barmer Stadthalle“ macht Kulturangebot mit Qualität

(kgc). Das Konzept, mit dem der Trägerverein Immanuelskirche seit 1984 das „Kulturzentrum Immanuelskirche“ (zu dem auch das ehemalige Gemeindehaus und heutige Obendiekhaus an der Normannenstraße gehört) betreibt, ist in dieser Form bis heute in Deutschland einmalig! Andere umfunktionierte Kirchen werden nicht – wie es in Oberbarmen der Fall ist – durch einen privaten Verein verwaltet. Die Betriebskosten werden durch die Vermietung der Räumlichkeiten, Mitgliedsbeiträge und Spenden erwirtschaftet. Es gibt bis heute keinerlei öffentliche Zuschüsse für die Unterhaltung der Kirche. Ermöglicht wurde diese erfolgreiche Bilanz durch das ehrenamtliche Engagement der 240 Mitglieder des Trägervereins. Zeitweise stand der Fortbestand des Kulturzentrums erneut, wie 1983 vor dem drohenden Abriss oder der Auflassung bis zur Ruine – auf des Messers Schneide.

Schon seit mehreren Jahren war bekannt, dass die Außenfassade und der Turm der Kirche, 1869 eingeweiht, sanierungsbedürftig sind. Bereits seit 1996 läuteten die Glocken nicht mehr, um weitere Erschütterungen zu vermeiden. Das Institut für Bauforschung der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen (ibac) hatte in Untersuchungsreihen nach Probebohrungen rund um das Gebäude gravierende Mängel in der Bausubstanz festgestellt. Die Schicht, die das äußere Mauerwerk mit dem inneren verbinden soll, besteht aus einem Füllmaterial, dessen Volumen sich durch Umwelteinflüsse ausdehnt und das Mauerwerk sprengt. Es wurde ein neuer Spezialmörtel entwickelt, mit dem das Mauerwerk Quadratmeter für Quadratmeter verfüllt werden kann, einschließlich der komplizierten, weiten Sicherungsmaßnahmen. Aus diesen Erkenntnissen folgte, dass die zu Anfang für die Sanierung veranschlagte Summe von drei Millionen auf zehn Millionen Mark anzusetzen war.

Weder der frühere Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl, noch sein Stellvertreter, Stadtdirektor und Kämmerer Dr. Johannes Slawig, ließen bei Besuchen in Oberbarmen zu Beginn des Jahres 2000 Gelegenheiten aus, darauf hinzuweisen, dass die Stadt Wuppertal künftig manche Gewohnheit nicht mehr finanziell leisten kann und bürgerschaftliches Engagement gefordert ist. Solch einer Initiative ist 1984 der Trägerverein Immanuelskirche entsprungen, der, als die Evangelische Kirchengemeinde Wupperfeld eine Kirche zu viel hatte und an Abriss dachte, Gotteshaus und benachbartes Gemeindehaus (heutiges Obendiekhaus) übernahm. Gemeinsam mit der Kantorei Barmen-Gemarke wurde daraus ein Kulturzentrum entwickelt, das manchmal liebevoll „Barmer Stadthalle“ genannt und auch von vielen Menschen aus Wichlinghausen gerne besucht wird. Der laufende Betrieb wurde ohne öffentliche Zuschüsse sichergestellt.
Die Zeiten für Kultur waren in Wuppertal noch nie so schlecht wie um die Jahrtausendwende. Diesen Eindruck hatte Wolfgang Fehl, Vorsitzender des Trägervereins Immanuelskirche und mit seiner Frau Trudi für ehrenamtliches Engagement mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet, gewonnen, als er an den Umgang mit der kulturellen Vielfalt dachte: Schauspielhaus (Schillertheater), Opernhaus, Konzertgesellschaft, rote Zahlen für die Stadthalle, Verdrängungswettbewerb mit der Immanuelskirche.

Aus den nahezu leeren öffentlichen Kassen von Stadt und Land, dazu Beträge von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wurden in den letzten Jahren erhebliche Gelder an den Trägerverein Immanuelskirche überwiesen und damit der Wert des Gebäudes an der Sternstraße als „Barmer Stadthalle“ anerkannt. Geldbeschaffung und baulicher Sanierungsfortschritt an der Außenfront sind Hand in Hand gegangen, so dass mehrere Fronten regelrecht strahlen. Das für damalige Verhältnisse unvorstellbar große Sanierungsprojekt befindet sich auf der Zielgeraden. Wolfgang Fehl steht die Freude ins Gesicht geschrieben, weil sein Lebenswerk gelungen ist.

Harmannus-Obendiek-Haus
Nach dem Zusammenschluss der reformierten und lutherischen Gemeinden im Barmer Osten musste sich 1984 die neue Vereinigte Kirchengemeinde Wupperfeld für eines der beiden Gotteshäuser entscheiden, weil beide Gebäude auf Dauer nicht zu unterhalten waren. Die Entscheidung fiel Zugunsten der Alten Wupperfelder Kirche, während sich ein neugegründeter Trägerverein um Erhalt und Bewirtschaftung der Immanuelskirche kümmerte. Zum Komplex gehört auch das ehemalige Gemeindehaus mit Eingang an der Normannenstraße, in dem regelmäßig Chöre wie der Schubert-Bund und die Kantorei Barmen-Gemarke (Hausherrin) proben, sich der Wuppertaler Weinkonvent trifft und Briefmarkenfreunde ihre Objekte tauschen. Jetzt hat sich der Trägerverein entschieden, dem Neben- oder Gemeindegebäude einen Namen zu geben. Es heißt Harmannus-Obendiek-Haus“ und erinnert an Dr. Harmannus Obendiek (1894-1954), der 1931 auf Betreiben Karl Immers als Pfarrer an die Immanuelskirche kam. Er war entscheidend an den Formulierungen der „Barmer Erklärung“ von 1934 beteiligt. 1951 ging Obendiek als Theologie-Professor an die Kirchliche Hochschule Wuppertal. 1954 starb er bei einem Verkehrsunfall in den USA, in die er als Delegierter zu einer Weltkirchenkonferenz in Evanston gereist war.

Bleicherbrunnen Wupperfeld

Bleicherbrunnen Wupperfeld

Am 21. Mai 1884 übergab der Barmer Stadtverordnete Friedrich von Eynern am Tag vor Himmelfahrt im Beisein von Oberbürgermeister Wegner, Bürgermeister Brodzina, mehreren Stadtverordneten und einer großen Menschenmenge den Brunnen der Stadt. In seiner Rede gedachte er der Wupperfelder Bürger, die in vorausschauender Verantwortung für die Gemeinde „den Grund zu dem Fonds gelegt hatten, aus dem die Kosten des Brunnens bestritten werden konnten. Den die Gelder – es waren 6000 Mark nötig – flossen aus den überschüssigen Einnahmen, die  Vermietung des 1822 als „Wupperfelder Bürgerhaus“ erworbenen Gebäudes Wupperfelder Straße 2 eingebracht hatte. Somit ist der Brunnen eine Stiftung der Barmer Bürger.Als am 22. Juni 1883 von der Verwaltung dieses Bürgerhaus der Beschluß zur Errichtung des Brunnens gefaßt wurde, war Barmen er kurz vorher – am 5. Mai 1883 – an die zentrale Versorgung mit Ruhrwasser durch das Wasserwerk Volmarstein angeschlossen worden. Diese Neuerung sollte ihren sichtbaren Ausdruck in einem prächtigen Brunnen finden. Als Brunnenfigur wählte man die Gestalt des Bleichers, um daran zu erinnern, daß das 1527 durch Herzog Johann von Berg für 861 Goldgulden erteilte Privileg der Garnnahrung die Grundlage für das Aufblühen der Textilindustrie und damit das Gedeihen des gesamten Wuppertals geschaffen hatte.

Der Brunnen wurde 1884 auf einem kleinen Platz errichtet, der dem eigentlichen Markt – getrennt durch die damals noch schmale Berliner Straße – gegenüber lag. Dort befand sich der Brunnen noch nach dem Zweiten Weltkrieg, umgeben von Trümmern, aber als Mittelpunkt eines kleinen Marktes mit Obst- und Gemüseständen. Erst im Jahre 1954 wurde der Brunnen an seinen heutigen Standort versetzt, da er dem geplanten Ausgau der Talstraße im Wege stand. Die Kosten für die Umsetzung übernahm die Eisengießerei Ph. Barthels-Feldhoff anläßlich ihres 125 jährigen Bestehens. Ein Vorfahre der Familie Barthels, Til. Barthels, gehörte schon 1884 zu den Befürwortern der Brunnenanlage.

Da zur Verbreiterung der Berliner Straße die Häuserzeile auf der südlichen Flanke niedergelegt  und die Grundfläche in den Straßenraum einbezogen wurde, ist der ursprünglichen Standort des Brunnens heute an der südlichen Treppe der Unterführung zu suchen.

Erst 1965 konnte der Brunnen an seinem neuen Platz mit einer Grünanlage umgeben werden. Das offensichtlich der feine Sandstein des Brunnens unter den Umwelteinflüssen gelitten hatte, wurde 1966/67 eine intensive Restaurierung vorgenommen, die der Bildhauser Joachim Wolf-Müller ausführte.

Anläßlich der 450-Jahrfeier des Privilegs der Garnnahrung im Jahre 1977überreichte Dr. Salzer, Präsident der Industrie- u. Handelskammer, Oberbürgermeister Gottfried Gurland zur erneuten Überholung des Bleicherbrunnen in DM den zehnfachen Betrag der 1527 zum Erwerb des Privilegs der Garnnahrung erforderlichen 861 Goldgulden.

Leider mehren sich inzwischen die Schäden durch mutwillige Zerstörung derart, daß die Reparaturen damit kaum Schritt halten können. Der Brunnen ist zur Zielscheibe für Flaschen und Bierdosen geworden. Der Rand der oberen Brunnenschale wurde abgebrochen.  Eine Hand des Bleichers wurde durch Kunststein ersetzt. Im Frühjahr 1984 beseitigte man erneut grobe Schäden, aber noch immer fehlt der obere Teil der „Güte“, mit der die Bleichen in weitem Bogen das Wasser über die Garne verteilten.

Wo ist der Gemeinsinn geblieben, den Friedrich von Eynern 1884 beschwor, als er den Brunnen dem Schutze des Publikums übergab und dabei hoffte, daß er die Betrachter für alle Zeiten daran erinnern möge, daß „nur durch Liebe zur Vaterstadt, durch Einigkeit und Opferfreudigkeit der Bürger Gutes und Großes geschaffen werden können.

(Ruth Meyer-Kahrweg in Mitteilungen des Stadtarchivs, des Historischen Zentrums und des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Wuppertal, Heft 3/1984)

Brunnen am Toelleturm

Brunnen am Toelleturm
Aus Buch „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“, Ruth Meyer-Kahrweg, Born-Verlag,1991:

Am 21.8.1929 fand im Luftkurhaus am Toelleturm in Barmen eine kleine Feierstunde statt, in der Wilhelm Vorwerk den neuen Brunnen – ein Geschenk seiner Familie anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Fa. Vorwerk & Sohn im Jahre 1927 – der Obhut der Stadt Barmen anvertraute. Oberbürgermeister Dr. Hartmann nahm das Geschenk mit Dank an. Die Stadt Barmen hatte zuvor für die Instandsetzung und Regulierung des Platzes sowie für die benötigte Wasserleitung 16.000 RM bereit gestellt.
Der Brunnen, ein Werk des damals in Berlin lebenden Bildhauers Prof. Paul Wynand, besteht aus einem achteckigen Wasserbecken, in dessen Mitte sich in 3 Abstufungen übereinander gelagerte Schalen erheben, aus deren oberster das Wasser entsprudelt und sich kaskadenartig über die unteren Schalen ergießt.
Belebt wurde der Rand des großen Beckens durch 4 Bronzegruppen von ca. 90 – 100 cm Höhe. Es waren Delphine, auf deren Rücken sich Putten vergnügten. Im 2. Weltkrieg fielen die Bronzeteile einer Metallsammelaktion zum Opfer und verschwanden spurlos. Ohne Erfolg setzte sich Prof. Wynand für ein Auffinden ein. Er erklärte sich zur Neuschöpfung der Figuren bereit, aber er starb am 2.3.1956 ohne das Werk angehen zu können.
Restauriert wurde der Brunnen inzwischen mehrfach, u.a. 1967 von dem Wuppertaler Bildhauer Joachim-Wolf-Müller. Die Angaben zum Material des Brunnens schwanken zwischen fränkischem Muschelkalk und Dolomitkalkstein des letzten Wuppertaler Steinbruchs am Südhang des Kirbergs.
Aus Zeitung „?“, Datum ?, Autor: ag.:
Brunnen-Putten noch immer vermisst
In unmittelbarer Nachbarschaft des Toelleturms, da wo Hohenzollernstraße und Adolf-Vorwerk-Straße zusammen laufen, steht ein Brunnen, der bei schönem Wetter in Betrieb genommen wird. Seltener als früher dient er Kindern zum Spielen und viele Spaziergänger können sich im Sommer erfrischen.
Allerdings hat dieser Brunnen vor vielen Jahren eine schöne Verzierung verloren, denn die schmückenden Putten (Kinderfiguren) sind bereits Anfang der 1940er Jahre abmontiert worden. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden Metallsammlungen durchgeführt, die zur Materialunterstützung der Rüstungsindustrie dienen sollten. Dabei wurden bronzene Kirchenglocken und Denkmäler eingezogen. Auch die vier Putten fielen einer solchen Metallkonfiszierung zum Opfer. Allerdings wurden die meisten der damals beschlagnahmten Bronzen nicht eingeschmolzen und lagerten an irgendwelchen Stellen, da die Eigentümer oft nicht ermittelt werden konnten.
Die Familie Vorwerk, betroffen über den Verlust der Figuren, die seinerzeit von Adolf Vorwerk gestiftet worden waren, stellte umfangreiche Nachforschungen über deren Verbleib an. Frau Margarete Vorwerk, Witwe von Wilhelm Vorwerk, berichtet, dass ihre Familie bereits in den 1940er Jahren sämtliche Affinerien in Deutschland angeschrieben hatte, die für die Einschmelzung der Putten in Frage gekommen wären. Die gesamte Korrespondenz, die immerhin einen Aktenordner füllt, konnte allerdings den Verbleib der Figuren nicht klären. In keiner der Einschmelzungsanstalten sollen die Putten angekommen sein. So wird vermutet, dass sie irgendwo in Privathand verschwunden sind. Selbst ein Steckbrief, der damals über die Figuren heraus gegeben worden war, konnte keine Klärung herbei führen.
Da es nicht ausgeschlossen ist, dass noch jemand über den Verbleib der Putten Angaben machen kann, seien sie nachfolgend beschrieben: die vier Bronze-Figuren befinden sich auf rechteckigen Bronzeplatten von 20 mm Stärke, im Ausmaß von 40-50 cm. Auf jeder Grundplatte ruht ein Delphin, auf dem eine Kinderfigur reitet. Die Gesamthöhe der Figuren beträgt ca. 90 bis 100 cm. Die Bronzen sind Schöpfungen des bekannten Berliner Kunst-Professors Wynand und stellen als Kunstwerke einen Wert dar. Falls tatsächlich noch jemand etwas zu dem Verbleib der Putten sagen könnte, wäre es von Interesse, zu erfahren: 1. wer die damalige Sammelaktion leitete, 2. wer mit der Demontage beauftragt war, 3. wo die Sammelstelle war, 4. wohin der Abtransport erfolgte 5. ob über die Transporte Listen geführt wurden und 6. ob sogar noch heute eine Sammelstelle existiert, was aber als ausgeschlossen gilt. Mit ziemlicher Sicherheit befinden sich die Figuren heute in Privatbesitz. Vielleicht sogar nur, weil die Familie Vorwerk damals nicht als Eigentümer ermittelt werden konnte. Einer Wiederauffindung der Figuren würde man dankbar entgegen sehen, da der Brunnen seine alte Verzierung zurück bekommen könnte.

Ferdinand Thun & Heinrich Janssen

Drei miteinander eng verbundene Textilbetriebe in Wyomissing bei Reading im nordamerikanischen Staate Pennsylvania, die Textile Machine Works (Textilmaschinenfabrik), die Narrow Fabric Company (Gesellschaft für Schmalband) und die Berkshire Knitting Mills (Berkshire Strickereiwerk) gaben im Jahre 1936 eine gedruckte Geschichte der Industrien von Wyomissing heraus, ein Buch, das den schlichten Titel "Partners" trägt. Das Wort wird man mit "Teilhaber" übersetzen, aber es enthält mehr; das Buch stellt die Geschichte zweier Geschäftsfreunde dar, die einmütig 58 Jahre lang ihren Weg als Fabrikanten gingen, von kleinen Anfängen zu stolzer Höhe: Ferdinand Thun und Henry Janssen. Beide sind 1866 in Barmen geboren,  Thun am 14. Februar, Janssen am 8. Februar. Ihre Mitarbeiter legten ihnen das Buch zum 70. Geburtstag vor. Das Schicksal schenkte ihnen danach noch über ein Jahrzehnt rüstigen Alters; Janssen starb am 28. Januar 1948, Thun am 25. März 1949 mit 83 Jahren.

Ferdinand Thun und Henry Janssen – man betrachte die Bilder – zeigen jeder seine unverwechselbare Physiognomie. Denen, die ihnen im Leben nahestanden, waren sie jeder für sich von geprägter Eigenart. Doch sieht man von ihrer Jugend, von ihren privaten Neigungen, von ihrem Familienleben ab, so muß das Lebensbild von beiden zusammen gesehen, ihr Lebensweg ein eine Einheit geschildert werden.

Die Familie Thun – ihr Name dürfte als das plattdeutsche Wort für "Zaun" gedeutet werden – ist in Hiddinghausen nördlich von Wuppertal im 16. Jahrhundert schon nachgewiesen; sie wanderte danach in die Gegend von Schwelm. Anfang des 18. Jahrhunderts lebte sie auf der Bockmühle in Barmen. Reinhard Thun (1796-1836) war Besitzer einer Färberei. Sein Sohn Ferdinand (1830 bis 1911) wurde Gelbgießer; ihm und seiner Frau, Julie Westkott, wurde 1866 als älteste von vier Kindern der Sohn Ferdinand geboren. Die Vorfahren Westkott sind alle, bis zurück ins 15. Jahrhundert, auf  Westkotten im Wuppertaler Vorort Wichlinghausen zu suchen.

An der Ecke Heckinghauser Straße und Obere Sehlhofstraße stand das Elternhaus. Der Junge besuchte vom 9. Bis zum 16. Lebensjahr die Barmer Gewerbeschule und wäre wohl ein tüchtiger Kaufmann geworden. Da kam – 1886 – eine Anfrage von ausgewanderten Freunden aus Stony Creek Mills bei Reading (Pennsylvania) nach einem jungen Kaufmann. Ferdinand ging hinüber und arbeitete zwei Jahre als Korrespondent und Buchhalter in dieser Wollfabrik. Er kehrte zwar nach Barmen zurück, aber mit dem Vorsatz, seine Kenntnisse in der Barmer-Artikel-Fabrikation zu ergänzen, um dann wieder nach drüben zu fahren und die Vorteile auszunutzen, die der amerikanische Markt, wie er es gesehen, für Textilmaschinen bot. Er verwendete seinen Barmer Aufenthalt zu kaufmännischen und technischen Studien und ging 1889 wieder hinaus. In einer New Yorker Bandwirkerei nahm er zunächst Stellung an. Und hier wurde er durch einen Barmer Freund, Max Mittendorf, mit seinem gleichaltrigen Lebenspartner, Henry Janssen, bekannt gemacht.

Heinrich Janssens Elternhaus stand in Barmen an der unteren Westkotter Straße am Fuße des Fatloh-Berges. Sein Vater, Albert Janssen, als junger Mann vom Niederrhein nach Barmen zugewandert, war Buchdrucker und führte neben seinem Betrieb noch einen kleine Buchhandel. Mit seiner Frau, Helene geb. Brenner, aus dem Nassauischen gebürtig, hatte er sechs Kinder, von denen die überlebenden bedeutende Stellungen im öffentlichen Leben bekleideten, wie auch der Vater in Barmen als gemeinnützer Mann bekannt war. Mit 15 Jahren ging Heinrich in die Maschinenschlosserlehre, wo er zunächst landwirtschaftliche Maschinen umgehen lernte und in harter Schule zur Qualitätsarbeit erzogen wurde. Auf seine Geschicklichkeit vertrauend, machte er sich mit 22 Jahren auf die Reise nach den Vereinigten Staaten; sein einziger Besitz war in einem gediegenen handgefertigten Holzkoffer verpackt, den er auf der Schulter trug, als er in New York an Land ging. Einen Tag nach seiner Ankunft fand er bei einer Wirkwarenfabrik, der Castle Braid Company in Brooklyn, eine Stelle als Maschinist und wurde binnen Jahresfrist Leiter des Maschinenparks.

Als die jungen 25jährigen Männer sich kennen lernten, entdeckten sie an sich einiges Gemeinsame: gleiches alter, gleichen Heimatort, ähnlichen Jugendgang, die gleiche gutbürgerliche Erziehung, gleichlaufende Interessen auf dem Gebiet der Textilmaschinen. Aus der Interessengemeinschaft erwuchs eine ehrliche, herzliche Freundschaft und eine berufliche Zusammenarbeit, die erst der Tod nach 57 Jahren löste.

Einiger Monate bedurfte es, bis die Freunde sich über den einzuschlagenden Weg klar waren, auf dem sie ihr Glück zu machen hofften. Dann eröffneten sie in Reading im Staate Pennsylvania, Cedar Street 222, in einem gemieteten Gebäude ein kleine Werkstatt zur Herstellung von Flechtmaschinen. Der Zeitpunkt, an dem sie anfingen, war günstig, denn 1890 hatte die amerikanische Bundesregierung auf ausländische Maschinen einen Schutzzoll gelegt. Textile Machine Works, Thun & Janssen, so lautete die Firma. Das Fabrikationsgeschäft der unbekannten Hersteller begann zögernd; Reparaturaufträge mußten helfen. Aber beide vertrauten auf ihr jugendliche Arbeitskraft. Zu den Arbeitern ihres Betriebs hatte die Chefs sogleich ein herzliches, kameradschaftliches Verhältnis. Schon damals begann ihr Ruf als soziale Unternehmer, von denen gesagt werden konnte, daß ihre Stellung zur Belegschaft "beneidenswert friedlich und auf gegenseitiges Vertrauen gegründet war. Nach sechs Monaten kam der erste Auftrag für eine Flechtmaschine, noch nicht gleich überwältigend, was den Gewinn betrag, aber ermutigend. Es waren technisch und wirtschaftlich bewegte Jahre damals, als Henry Ford (1893) in Detroit eine kleine Werkstatt für Kraftwagen anfing, als die große Weltausstellung in Chicago ganz Amerika begeisterte. Sie entwickelten einige Sonderheiten, wie z. B. eine Maschine für Hosenträgerband, und allmählich ging es aufwärts. 1896 konnten sie den vier Jahre alten Betrieb nach Wyomissing verlegen. Hier, etwa 5 Kilometer westlich der Stadt Reading in der Grafschaft Berkshire (Pennsylvania) hatten sie fast unbegrenzt freies Feld für eine etwaige Vergrößerung. Die Wirtschaftslage, die Anfang der 1890er Jahre allgemein uneinheitlich war, besserte sich unter der Präsidentschaft von McKinley (1897) und weiter unter Theodore Roosevelt. Die "Textile" machte Erfindungen, nahm Patente, ihre Maschinen wurden gekauft, 1899 erhielt die Firma für Ihre Modelle einen wertvollen Preis auf der Nationalen Exportausstellung in Philadelphia. Auch die Elektroindustrie rief nach umsponnenen Kabeln – Arbeit für das Wirkgeschäft.

Der Aufstieg der Firma ging nun stetig weiter. 1900 hielt sie es für richtig, ebenfalls "Barmer Artikel" herzustellen und gründete dafür die Narrow Fabric Company, einen Betrieb, der sich in der Folge gut entwickelte. 1901 ging das Viktorianische Zeitalter zu Ende, die Damenmoden gingen neue Wege, der Strumpf trat seinen Siegeszug an. Textile Machine Works stellten  eine Strumpfwirkmaschinen her, die den modernen Anforderungen genügte. Hatte die Firma um die Jahrhundertwende 70 Arbeiter beschäftigt, so waren es 1903 schon 150, und nun dehnten sich Fabrikationsanlagen, kaufmännische Betriebe, soziale Einrichtungen in weit schnellerem Zeitmaß aus. 1906 wurde eine Strumpffabrik errichtet, die Berkshire Knitting Mills, in der mit den Maschinen der Textile Machine Works Damenstrümpfe hergestellt wurden, zuerst in Baumwolle, dann mehr und mehr in Seide und Kunstfaser. Eine Gießerei fertigte die benötigten Maschinenteile selbst und arbeitete ferner für gewinnbringende Lohnaufträge.

Im Außenbezirk von Reading, einer Industriestadt mit einem erkennbaren deutsche Bevölkerungsanteil, entwickelten sich nun die "Wyomissing Industrien". Hatten Textile Machine Works 1913 etwa hundert Maschinen jährlich gebaut, so waren es 1926 rund 1000. Nach außen wurden die Werke mehr und mehr durch ihre vorbildlichen modernen Werksanlagen sichtbar. Noch heute ist das Gelände durch seine städtebauliche und landschaftliche Gestaltung bemerkenswert.

Vom ersten Jahre an wurden gute Straßen gezogen, Kabel und Leitungen sogleich unsichtbar im Boden verlegt. Bäume wurden gepflanzt, die Gebäude dem Landschaftsbild angepaßt. Ärztliche Betreuung, Altersvorsorge, Erholung, Bildung und viele andere Zweige sozialen Wirkens wurden vorbildlich und oft in einer auch für amerikanische Verhältnisse großzügigen Weise aufgebaut. Die Belegschaft, die bis 1957 auf etwa 8500 Köpfe angewachsen war, ist eine Werksfamilie geworden, seien es die "Textilians", die "Berks" oder die NFC-Leute.

Die Teilhaber Thun und Janssen verstanden es bereits früh, tüchtige Mitarbeiter heranzuziehen, nicht zuletzt Söhne und Schwiegertöchter; sie wollten nicht alles allein machen. So behielten sie den Kopf frei für schöpferische Indeen und Zeit für ein herzliches Familienleben. Rudolf Herzog, mit Ferdinand Thun aus früher Jugend als Nachbarskind befreundet, hat in seinem Roman "Das große Heimweh", den er auf Grund einer Amerikareise 1912 schrieb, seinem Freund und seinem "echt deutschen" Familienleben, wenn auch unter dichterisch veränderten Namen und Daten, ein Denkmal gesetzt. Ferdinand Thun heiratete eine Deutschamerikanerin, Anna Grebe aus Stony Creek Mills; sie hatten sechs Kinder und 25 Enkel. Ein Familienbild zur Goldenen Hochzeit, das die Gatten 1946zusammen mit Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln zeigt, insgesamt 34 Personen, ist der sprechenste Ausdruck für das herzliche Familienleben, das alle umschloß.

Henry Janssen hatte einen Sohn, der während des ersten Weltkrieges im Lager, wo er als Soldat ausgebildet wurde, an den Folgen der damals grassierenden Grippeepidemie starb, und zwei Töchter.

Es ist nicht leicht, bei allem, was die Partner an industriellen, sozialen und humanitären Einrichtungen ins Leben riefen, jeweils den schöpferischen Anteil des Einzelnen zu erkennen. Janssen war der vorwärtsdrängende, von technischen und wirtschaftlichen Ideen erfüllte Pionier, Thun der vorsichtig abwägende Kaufmann und sorgfältige Organisator. Aber steht gelang es ihnen, ihre in der Sache zuweilen abweichenden Ansichten freundschaftlich in Einklang zu bringen. Das Krankenhaus von Reading, dem ihre besondere Fürsorge galt, erhielt im Laufe der Jahre 4 Millionen Dollars auf den Mitteln der Firma, zu gleichen Teilen von beiden gestiftet. Museum und Kunstgalerie von Reading erfreuten sich ihrer teilnehmenden Förderung. Das Deutschtum in den Vereinigten Staaten zu pflegen, ohne politischen Nebenzweck, aber unter Betonung der kulturellen Beziehungen beider Nationen, war Ferdinand Thuns ständigen Bemühen. Zusammen mit Freunden gründete er 1930 die Carl Schurz Memorial Foundation zu Pflege der deutsch-amerikanischer Kulturbeziehungen, eine Einrichtung, die alle Angriffe während des Krieges 1939-1945 und nachher ohne Tadel überstanden hat. Seine Freizeit war ausgefüllt mit dem Lesen guter Literatur, und nicht nur dem führenden Deutschamerikaner, sonder auch dem hochgebildeten Mann konnte die Universität Heidelberg den Doktortitel honoris causa verleihen. Die gleiche Ehrung wurde Henry Janssen zuteil, auch ihm für die Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Beide Söhne Barmens haben ihre Wuppertaler Heimat nicht vergessen. Der erste Weltkrieg schon brachte sie in den seelischen Zwiespalt, mit der neuen Heimat gegen das Land ihrer Väter wirken zu müssen. Um so lieber haben sie in den Notzeiten der 20er und 30er Jahre soziale und wirtschaftliche Hilfe für ihre alte Heimat geleistet und ebenso nach 1945. Beraten und unterstützt von den Herren des Bankhauses Ahr, Krath & Co. In Wuppertal, haben sie durch vielfältige Kanäle ihre Nothilfe den Bedürftigen zugeleitet, in Geld, in Sachspenden, stets großzügig in ihren Entscheidungen und mit nachhaltiger Wirkung. So war es nur ein Akt schuldiger Dankbarkeit, daß Wuppertal sie äußerlich ehrte durch die Benennung einer Ferdinand-Thun-Straße und einer Heinrich-Janssen-Straße in Barmen.

Die monatliche Werkzeitschrift der Wyomissing-Industrien, "The Yarn Carrier" (Der Garnträger), hatte kurz hintereinander die traurige Pflicht, ihren verstorbenen Industrieführern ein Gedenkheft zu widmen. Zum Gedächtnis von Henry Janssen, der am 28. Januar 1948 starb, schrieb der Mitarbeiter unter ein Bild: "Er war ein stattlicher Mann, der immer aufrecht ging, aber niemals in Eile, gesegnet mit fester Gesundheit durch sein ganzes Leben – fürwahr ein Mann unter Männern. – er redete nicht gern öffentlich, aber im vertraulichen Kreise sprach er kernig, interessant und witzig. Jeder seine Freunde bewahrt im Gedächtnis eine besondere Begebenheit  von ihm, seine Lieblingssprüche, seine persönliche Herzlichkeit und tiefe Menschlichkeit".

Und von Ferdinand Thun, der am 25. März 1949 starb, heißt es unter einem Bild, das ihn mit der unvermeidlichen Zigarre zeigt. "Der Mann, der raucht wie ein Weiser und handelt wie ein Samariter. – Nachdenklichkeit war seine Gewohnheit und half ihm, immer etwas Edles zu tun, etwas Schönen zu verehren, etwas Begeisterndes zu erstreben und an etwas Göttliches zu glauben. Als Redner war er derselbe unbeirrbare Mann, der langsam, bedächtig, aber wirksam sprach. Man wird sich seiner erinnern als eines stattlichen Mannes mit behäbigen Bewegungen, mit einem unerschöpflichen Vorrat an Geduld und Wohlwollen. Nicht an ihm war auffällig, er war ruhig, freundschaftlich und einfach, aber mit dieser Einfachheit verband sich große Festigkeit".

Dr. Walter Dietz
Beitrag ergänzt durch Klaus Vollmer
"Wuppertaler Biographien" Folge 1 (Born-Verlag)