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Stadtbrunnen

(kgc). Auf der westlichen Seite des Johannes-Rau-Platz hat der renommierte Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim in einem Landschaftspanorama 1.000 Jahre Wuppertaler Stadtgeschichte abgebildet, in gutem Zusammenhang zum nahen Rathaus, aus dem die Stadt regiert und in dem sie verwaltet wird. 30 Darstellungen von historischen Ereignissen im Bergischen Land wirken wie eine Bilderbibel oder ein Leseband, dessen Fortsetzung über den Brunnenrand hinaus läuft. Über die tief ins Tal eingekerbte Flusslandschaft breitet sich der Faltenwurf von bergischem Tuch, aus Bleicherschaufeln und Weber-Haspeln sprüht Wasser auf drei Ebenen. 700 Personen, darunter Friedrich Engels, Carl Fuhlrott und Friedrich Bayer, und 40 Ereignisse auf 26 Bildern lassen für das Sehen, Verweilen und Denken viel Raum.
Der am 21. Juli 1981 eingeweihte Stadtbrunnen mit dem Titel „Das Tal der Wupper“ ist eine Spende der Firma Vorwerk & Co. Zwar wurden die Kosten nicht veröffentlicht, doch war den Vorwerkern vom Wichelhausberg unter Führung von Erich und Jörg Mittelsten Scheid der 50. Stadt-Geburtstag (1979) eine sechsstellige DM-Summe wert. „Der Bürgersinn ist in Wuppertal nach wie vor lebendig“, lobte Oberbürgermeister Gottfried Gurland die gute Nachbarschaft zum „Global Player“ unter den Elektrogeräte-Herstellern. Der 1935 geborene, damals 46-jährige Bert Gerresheim bekannte, dass er sich beim Eintauchen in die Wuppertaler Geschichte, deren Eckpunkte Bischof Graf Engelbert und die Arbeiterbewegung bilden, in diese Stadt verliebt habe.“ Von verblüffender Geschichtskenntnis, realistischer Modellierkunst und gleichzeitig künstlerisch-visionärer Kraft kündet denn auch „Das Tal der Wupper“, so der offizielle Name. Der im Rheinland angesehene Gerresheim hat besonders durch das Heinrich-Heine-Vexier-Monument am Düsseldorfer Schwanenmarkt einen guten Ruf erworben.
Nach seiner Enthüllung war der neue Stadtbrunnen Mittelpunkt lebhafter Diskussionen. Damals hat Helga Meister geschrieben: „Der Brunnen sprudelt nicht in barocken Kaskaden und umgibt keinen majestätischen Helden. Zwei Wasserräder ragen hoch hinauf; Haltegriffe sorgen dafür, dass die kletternde Jugend nicht ins Nasse rutscht. Aber im übrigen fehlt die formbindende Kraft. Das Fließen der Wupper durch das Tal lässt sich nur als Ausschnitt geben. Mit einigen Treppenelementen hilft Gerresheim der Zerfließen der Form auf. Das Wasser findet stets ins Flussbett zurück. Die ausdrucksstärksten Szenen bilden die des arbeitenden Volkes. Mit großen, sprechenden Händen sitze eine Alte da und wartet. Arbeiter türmen sich an den Händen des Tales empor. Einprägsam sind ihre Tätigkeiten geschildert. Das Schleifen der Sensen zum Auftakt der Eisenindustrie. Das Bleichen der Tücher im kalkarmen Wasser, das Schaufeln mit ausladenden hölzernen Werkzeugen. Einige Menschen sind zupackend charakterisiert. Die eher gemütvollen kirchlichen Herren Luther, Calvin und Zwingli, der glänzende Redner Lassalle mitsamt Hörerschaft. Der „gespaltene Napoleon“, der die Bleichschaufel zertritt und die Wirtschaft zunichte macht. Humoresk am Schluss die Stadtvereinigung, mitsamt Liebesbaum für die Anfangsbuchstaben von Elberfeld und Barmen, umrahmt von den Schweifen der Bergischen Löwen.“
Mit dem Stadtbrunnen und dem Engels-Monument besitzt die Stadt Wuppertal im Stadtteil Barmen zwei herausragende Beispiele für moderne Kunst, die Geschichte nicht platt und einfach chronologisch, sondern in einer spannenden Bildsprache nachzeichnet und zum Denken anregt.