Rathaus

Das alte Rathaus und Reichskanzler von Bismarck
Die 1852 von der Familie Carnap am Werth an die Stadt Barmen verkaufte und als Rathaus eingerichtete klassische Villa genügte bald den Ansprüchen der rasch wachsenden Stadt nicht mehr. Daher wurde in den 1870er Jahren am Heubruch ein Neubau erstellt. In der Villa Carnap blieb nur das Standesamt. Kurz nach der Wende ins 20. Jahrhundert entstand der Plan eines großen Rathauses, dem alle älteren Bauten weichen mussten. So auch die säulengeschmückte Villa. Sie stand dort, wo sich heute der Johannes-Rau-Platz befindet. Vor dem Portal der alten Villa hatte das Bismarck-Denkmal von Bildhauer Hugo Lederer seinen Platz. Erst als kurz vor dem Ersten Weltkrieg (1914-18) mit dem Bau des neuen Rathauses (Grundsteinlegung 1908) begonnen wurde, musste das alte Rathaus weichen. Der „eiserne Kanzler“ zog zur Ruhmeshalle, dem heutigen Haus der Jugend, um.
Neues Rathaus
Der schlossartige Monumentalbau mit Säulenportikus und breiter Freitreppe wurde von 1913 bis 1922 nach Plänen des Darmstädter Baumeisters Carl Roth errichtet. Der ursprüngliche Plan von Roth sah vor, unmittelbar hinter dem beherrschenden Mittelbau mit der prachtvollen Säulenfront ein Hochhaus mit 18 Stockwerken zu bauen. Doch die Stadt Barmen verzichtete nicht zuletzt aus Kostengründen auf den Bau des 110 Meter hohen Verwaltungsturms.
Die Freitreppe wird von zwei sitzenden Frauengestalten flankiert, die der Bildhauer Richard Guhr geschaffen hat: links die „Rhenania“, die Barmens Zugehörigkeit zur preußischen Rheinprovinz symbolisiert, und rechts die „Barmenia“ für die Stadt Barmen.
Die acht überlebensgroßen Skulpturen auf dem Dach des Mittelbaues, ebenfalls Arbeiten von Guhr, sollen die Aufgaben der Kommunen symbolisieren: Wohlfahrtspflege, allgemeine Verwaltung, Tiefbau, Rechtspflege, Gesundheitspflege, Hochbau, Finanzverwaltung, Schulverwaltung.
Im Erdgeschoss erinnern in der Nähe der beiden Treppenaufgänge Gedenktafeln an die Opfer der beiden Weltkriege. Inschrift der linken Tafel: „Den 16.000 Toten der Stadt Wuppertal im 2. Weltkrieg zum mahnenden Gedächtnis 1933-1945“. Die Inschrift der rechten Tafel (neben dem Pater Noster) mit den Namen der 59 Gefallenden des Ersten Weltkrieges lautet: „Zum ehrenden Gedächtnis der im Weltkriege 1914-1918 für das Vaterland gefallenen Beamten und Angestellten der Stadt Barmen. Sie starben für uns. Gewidmet Ortsgruppe Barmen Verband der Kommunalbeamten und Angestellten Preußens.“
Im linken Treppenaufgang steht seit 1987 eine Büste von Carl Roth mit folgender Widmung auf dem Sockel: „Karl Roth 1875-1932. Architekt des Rathauses der Stadt Barmen.“
Sitzungssaal des Stadtrates
Sehenswert ist der 1988 neu gestaltete Sitzungssaal des Rates mit dem Wappen der Stadt Wuppertal, den Wappen von Barmen, Elberfeld, Vohwinkel, Cronenberg. Ronsdorf, Langerfeld, Beyenburg und Schöller, sowie den Emblemen der Partnerstädte South Tyneside, Saint-Etienne, Berlin-Schöneberg, Beer Sheva, Kosice, Schwerin, Matagalpa und der Patenstadt Liegnitz (heute: Legnitza). Der Saal ist allgemein nur bei öffentlichen Sitzungen zugänglich.
1981 wurde das Rathaus, beim Luftangriff auf Barmen am 30. Mai 1943 zerstört und das dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, durch einen modernen Anbau erweitert. In dem Gebäude hinter dem Rathaus, offiziell Verwaltungshaus Große Flurstraße 10 genannt, sind die Ämter des Baudezernats untergebracht.
Rathausplatz > ab 2006: Johannes-Rau-Platz
Auf dem Rathausplatz stehen zwei Fahnenmasten mit eisernen Sockelfiguren von Paul Wynand (30.01.1879-02.03.1956). Der Rathausplatz war und ist Schauplatz von Veranstaltungen aller Art, auch von politischen Kundgebungen. So fand wenige Stunden nach Hitlers Machtübernahme 1933 auf dem Platz eine der größten Protestkundgebungen zu diesem Zeitpunkt gegen die Nationalsozialisten in Deutschland statt.
Karl Ibach (03.04.1915-?), Widerstandskämpfer und langjähriger Häftling erinnerte sich einmal: „Am 30. Januar 1933 mittags um 2 Uhr verkündete das Radio, dass Hitler als Reichskanzler eingesetzt sei. Die Nazis hatten sich noch nicht gefasst – da marschierte schon die Wuppertaler Arbeiterschaft. Wenige Stunden nach der Radiomeldung, nachmittags um 5 Uhr, sammelte sich eine Masse auf dem Rathausvorplatz, formierte sich zu einem Demonstrationszug und bewegte sich unter Protestsprechchören gegen die Hitler-Diktatur durch die Stra0en der Stadt.“
1989, Aus „Wuppertal, ein Stadtführer, Kurt Schnöring, GraphiumPress



Barmer Rathaus und seine Geschichte

Grundsteinlegung im Mai 1908, Baubeginn im August 1913, schließlich die Einweihung am 23. April 1921. Das „neue“ Barmer Rathaus hatte eine lange Vorgeschichte. Zur Jahrhundertfeier der Stadt Barmen hatte der Kronprinz höchstpersönlich die Grundsteinlegung vorgenommen. Bis April 1914 war dann der Kassentrakt vollendet, der dann im Krieg als Lazarett diente. Sieben Jahre und elf Monate nach Baubeginn wurde das (mittlerweile sechste) Barmer Rathaus, obwohl noch nicht ganz fertiggestellt, ohne jeden Prunk eingeweiht. 20 300 000 Mark hatte das Bauwerk verschlungen, schon damals war die Erweiterung um einen 18 Stockwerke hohen Wolkenkratzer geplant. Über der Eingangstür des Sitzungssaales waren die vergoldeten Buchstaben „S.P.Q.B.“ für „senatus populusque barmensis“, Senat und Volksvertretung von Barmen, angebracht, schnell hatte der Volksmund respektlos umgedichtet in „Sämtliche Parteien quatschen Blech“. Das Barmer Rathaus wurde später durch den Barmer Angriff schwer getroffen. 1958 erklärte man es offiziell zum Wuppertaler Rathaus.
Den Grundstein für das „neue“ Rathaus legte Kronprinz Friedrich Wilhelm 1908 – im Rahmen der Feierlichkeiten aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Barmen. Der schlossartige Monumentalbau mit Säulenportikus und breiter Freitreppe wurde von 1913 bis 1923 nach Plänen des Darmstädter Baumeisters Karl Roth errichtet. Der ursprüngliche Plan von Roth sah vor, unmittelbar hinter dem beherrschenden Mittelbau mit der prachtvollen Säulenfront ein Hochhaus mit 18 Stockwerken zu bauen. Doch die Stadt Barmen verzichtete nicht zuletzt aus Kostengründen auf den Bau des 110 Meter hohen Verwaltungsturms. Die Freitreppe wird von zwei sitzenden Frauengestalten flankiert, die nach Plänen des Schweriner Bildhauers Richard Guhr (1873 – 1956) geschaffen wurden: die „Rhenania“, die Barmens Zugehörigkeit zur preußischen Rheinprovinz symbolisiert, und die „Barmenia“ für die Stadt Barmen. Der Gebäudekomplex war bis zur Städtevereinigung 1929 das Rathaus der Stadt Barmen. Nach Besetzung von Teilen des Rheinlandes 1923 durch Frankreich tagte der Rheinische Provinziallandtag (heute Landschaftsversammlung Rheinland) vorrübergehend im Rathaus (Barmen blieb unbesetzt). 1943 wurde das Rathaus bei dem schweren Luftangriff auf Barmen weitgehend zerstört. Rund 2.000 im Luftschutzkeller des Rathauses eingeschlossene Menschen wurden in einer dramatischen Rettungsaktion vor dem drohenden Erstickungstod bewahrt. Im nur leicht zerstörten Westflügel hatte in den ersten Nachkriegsmonaten neben Teilen der Stadtverwaltung auch die britische Militärregierung ihren Sitz. Ende 1945 zog die Besatzungsmacht mit den städtischen Dienststellen in das Polizeipräsidium an der Friedrich-Engels-Allee, das sogenannte Neue Rathaus, um. Der vollständige Wiederaufbau des Rathauses dauerte von 1948 bis 1959. Seitdem wieder Sitz von Rat und Verwaltung. Umfangreiche Sanierungsarbeiten im Bereich der Technik, der Rückbau ehemaliger Besucher- und Aufenthaltsbereiche und eine komplette Renovierung aller Öffentlichkeitsbereiche lassen 1999 das Rathaus wieder in frischem Glanz und teilweise historischer Beleuchtung erstrahlen. Der Rathausanbau wurde 1981 fertiggestellt und dient überwiegend der Verwaltung.

01.01.2008, Wikipedia, Wolfgang Mondorf