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Harald Müller

(kgc). Aussichtstürme leben im Schatten. So ist es mit dem Toelleturm und dem Bismarckturm. Durch Eintrittsgelder ist ihre bauliche Unterhaltung kaum zu sichern. Was wäre erst, wenn das Wachpersonal noch bezahlt werden müsste. Deshalb sind die Eigentümer, in Barmen der Verschönerungsverein und auf der Hardt die Stadt Wuppertal, auf Freiwillige angewiesen, die ihre Freizeit für die Mitmenschen opfern. Herausragendes Beispiel war über viele Jahre Harald Müller, dessen Leben beim Brand des Wohnhauses am Mühlenweg (Cafe´ Best) ein jähes Ende fand.
Auf der Hardt begrüßte Harald Müller von Frühling bis Herbst die Menschen bei ihrem Weg von der Barmer Seite (Missionsstraße, Gottfried-Gurland-Straße) zur Reichsallee. Er saß ab Mitte der 1980er Jahre vor dem Eingang zum Bismarckturm und lud zum Betreten und Besteigen seines zweiten Wohnzimmers ein. Durchschnittlich besteigen pro Jahr 10.000 Menschen den Aussichtsturm, von dem man den weiten Blick auf das Wuppertal und die Südhöhen genießen kann.
Vor 1983 war das städtische Denkmal rund zehn Jahre geschlossen. Von den sieben Rentnern, die sich auf eine Veröffentlichung in der „Wuppertaler Rundschau“ um die ehrenamtliche Tätigkeit beworben hatten, war ab Juli 1983 allein Frührentner Harald Müller übriggeblieben. Er war mit Herz und Seele bei der Sache und wurde für sein Engagement mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet.
Um seiner „Kundschaft“ mit Informationen dienen zu können, eignete sich Harald Müller stadtgeschichtliches Wissen an. Zu rund 350 Bismarcktürmen, der besonderen Denkmalform, in ganz Deutschland war er ein wandelndes Archiv. Verschiedene Archive von der ehemaligen DDR über Stuttgart bis Wuppertal haben dazu beigetragen, dass Müller wusste, welche Bauten und Geschichten sich um den Gründer des Deutschen Reiches und früheren Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck (1. April 1815 bis 30. Juli 1898) rankten. 250 Unterlagen hatte Müller zusammen getragen. Davon kann man auch nach seinem tragischen Tod berichten.
Später löste sich Harald Müller in der Turmbetreuung mit Roswitha Spiecker und Karl-Heinz Glöckner ab.
Wuppertals Bismarckturm wurde auf der ehemaligen Stadtgrenze zwischen Barmen und Elberfeld und einer Bodenhöhe von 234 Metern über dem Meeresspiegel errichtet. Die Baukosten wurden durch eine Spendenaktion gedeckt, nachdem im Juli 1904 durch die Oberbürgermeister der beiden Wupperstädte ein Aufruf erfolgt war. Der Entwurf von Professor Wilhelm Kreis trug den Titel „Götterdämmerung“ und zeichnete sich durch seine Schmucklosigkeit aus. Abweichend vom Bauplan wurde im oberen Drittel des Hochbaus das Familienwappen der Bismarcks angebracht, das der Elberfelder Bildhauer Carl Mensch geschaffen hatte. Die Oberbürgermeister Funck aus Elberfeld und Lentze aus Barmen, denen Straßen gewidmet sind, schrieben: „Darum alle, die Ihr unserem Bismarck die Treue bewahrt, welcher Partei immer Ihr angehört, helft uns, Mitbürger, dass der Bismarckturm auch hier entsteht und seine Feuer unseren Schwesterstädten leuchten!“ Das Ergebnis waren 11.000 Mark aus Barmen und 20.000 Mark aus Elberfeld. Zur Grundsteinlegung am Bismarck-Geburtstag, dem 1. April 1907, erschienen Kriegervereine, Musikzüge und Schulen. Einem Bericht des „General-Anzeigers“ vom 17. April 1907 zufolge wurde eine kupferne Kapsel mit Urkunde, 18,68 Mark und Siegestaler aus dem Grundstein gestohlen. Nach einer Bauzeit von sechs Monaten fand am 19. Oktober 1907 ab 15.30 Uhr die feierliche Einweihung statt. Geladene Festgäste trafen sich um 18 Uhr im Festsaal des Elberfelder Thalia-Theaters, an dessen Stelle sich heute das Sparkassen-Hochhaus erhebt. Die Kosten einschließlich der Eröffnungsfeierlichkeiten summierten sich letztlich auf 40.500 Mark.
Zur Besteigung wurde der Bismarckturm erst am 17. April 1908 frei gegeben. Der 22 Meter hohe Turm besteht aus stabilem Sandstein, hat seinen Standort in einer kleinen Senke des Hardtberges, der mit 239 Metern beim Missionshaus seinen höchsten Punkt erreicht, und steht seit 21. März 1991 unter Denkmalschutz. Um den Erhalt kümmert sich die Stadt Wuppertal durch entsprechende Unterhaltungsmaßnahmen.