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Katholische Kirche St. Johann Baptist

Ihre Kirche ließ die Katholische Pfarrgemeinde St. Johann Baptist zwischen 1888 und 1890 errichten. Es handelt sich um eine dreischiffige in Ost-West-Richtung orientierte basikale Anlage zwischen Krühbusch und Normannenstraße, die damals noch Jägerstraße hieß. In seiner Gestaltung lehnt sich der Bau an romanische und gotische Formen an. Er gliedert sich in ein fünfjochiges Langhaus, dessen westliches Joch von zwei Türmen begleitet wird, die das Portal flankieren. Im Osten schließt der Bau mit dem weniger hohen Altarraum, der im Grundriss um die Breite der Seitenschiffe verjüngt ist und an seinen Kanten von zwei weiteren zierlichen Türmen begleitet wird. Das an den Altarraum anschließende Joch des Langhauses ist breiter als die restlichen, hier ist risalitartig ein Querschiff angedeutet, das sich im Dachreich mit Zwerchgiebeln fortsetzt.
Die Gebäudeaußenwände sind in behauenem Ruhrsandstein verblendet. Das hohe, teilweise abgewalmte Satteldach ist mit Schiefer eingedeckt. Die Helme der Türme besitzen Kupferabdeckung.
Die Außenwände der Langseiten weisen in jedem Joch ein hohes, spitzbogiges Maßwerkfenster auf. Sie werden zusätzlich durch Strebepfeiler gegliedert. Die Giebel des Querschiffes besitzen runde Maßwerkfenster.
Die Giebelwand des Alters wird zwischen den beiden Türmen von einer breiten, spitzbogigen Blendnische beherrscht, die mehrere Öffnungen zusammen fasst: Ein spitzbogiges Blendfenster mit eingestellten Dreiviertelsäulen wird von zwei Maßwerkfenstern unter einem runden Maßwerkfenster flankiert. Im Fußpunkt dieser Fenster, sowie über dem Scheitel der Blendnische erfolgt eine horizontale Gliederung durch schmale Gesimse.
Im oberen Bereich, unmittelbar unter dem Giebelfeld, ist eine aus sechs Spitzbögen bestehende Arkadenreihe zu finden, die durch zu dritt gebündelte Säulen geteilt wird. Die erwähnten, im unteren Bereich runden Türme verjüngen sich hier zu achteckigem Grundriss. Sie besitzen ebenfalls an allen Seiten Spitzbogenfenster. Im Giebelfeld des Altarraumes ist ein weiteres spitzbogiges Blendfenster mit paarweise gebündelten Halbsäulen im Gewände anzutreffen. Die Portalseite wurde teilweise modern verändert. Der Eingang zeigt sich heute als flach rechteckiger Glaseinbau, der zusammen mit dem darüber liegenden beherrschenden runden Fenster mit stilisiertem Maßwerk in einer leicht zurück tretenden spitzbogigen Form liegt.
Die flankierenden Türme über quadratischem Grundriss werden durch drei umlaufende schmale Gesimse in vier Geschosse gegliedert, die unteren drei Geschosse weisen zusätzlich an den Kanten jeweils Strebepfeiler auf. Auch hier sind in allen Geschossen gotisierende Maßwerkfenster vorhanden. Die Turmhelme sind als Zeltdächer ausgeführt. Sie besitzen heute eine flachere Neigung als in der ursprünglichen Fassung.
Die Oberbarmer (früher Rittershauser) und Wichlinghauser Kirche war nach der 1708 errichteten (ersten) St.-Antonius-Kirche das zweite katholische Gotteshaus in Barmen. Mit der durch die Industrialisierung im 19. jahrhundert bedingte Bevölkerungszunahme stieg auch der prozentuale Anteil der Katholiken an der Barmer Gesamtbevölkerung. Innerhalb der Gemeinde Barmen bildete sich Wichlinghausen um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Unterzentrum heraus, indem auch eine katholische Schule und mehrere Vereine entstanden. Aus diesen Kreisen bildete sich zunächst eine Interessengemeinschaft für Kirchbauangelegenheiten, aus der wiederum 1883 der „Verein zur Erbauung einer katholischen Kirche in Ober-Barmen“ hervorging. Die katholische Kirche St. Antonius hatte in jener Zeit die Grenzen ihrer Kapazität erreicht. Der Verein setzte sich zum Ziel, durch Beiträge und Spenden die nötigen Geldmittel für einen Kirchenneubau zu beschaffen. 1887 war die für den Kauf des Baugeländes erforderliche Summe aufgebracht, wobei ein großer Beitrag vom ehemaligen Pfarrer Johannes Baudri gestiftet wurde, nach dessen Namenspatron die Kirche benannt werden sollte. Zur weiteren Finanzierung wurde ein Darlehen aufgenommen.
Für die im Folgenden begonnene Planung der Kirche erstellten der Barmer Architekt Gerhard August Fischer und der Kölner Diözesanbaumeister Schmitz den Entwurf, der zunächst einen noch stärker gotisierenden Bau mit nur einem Turm, stärker ausgeprägtem Querschiff mit kleinem Vierungsturm und einer vieleckigen Apsis vorsah. Dieser Entwurf wurde nicht verwirklicht, jedoch wurde die Fensteraufteilung im Langhaus weitgehend übernommen.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. Oktober 1888. Die Bauleitung oblag Karl Goost. Nach gut zweijähriger Bauzeit fand am 20. November 1890 die Kirchweihe statt. Die Innenausstattung war zunächst sehr spärlich. Sie wurde in den folgenden Jahrzehnten bis zum heutigen (13. Mai 1994) Zeitpunkt mehrfach ergänzt, erweitert und umgestaltet. Zunächst wurde allerdings 1893 der Einzugsbereich der Kirche zur eigenständigen Pfarrei erklärt. Das Pfarrgebiet wurde im Westen durch die Bartholomäus- und Stollenstraße, im Norden und Osten durch die Grenzen zu Nächstebreck und Langerfeld bezeichnet und erstreckte sich im Süden bis nach Heckinghausen.
1895 wurden der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre, zu denen bei Fertigstellung des Kirchbaus lediglich Entwürfe vorlagen, geweiht. Zwei Jahre später wurden Orgel und vier Glocken installiert, von denen allerdings drei im Ersten Weltkrieg konfisziert wurden. Zehn Jahre später, 1927, wurden sie durch neue Glocken ersetzt.
Eine erste große Veränderung in der Innengestaltung fand 1941 auf Initiative des damaligen Pfarrers Weidmann statt, der aus der Jugendbewegung stammte und aufgrund seiner Gesinnung die historisierende Ausstattung als unangemessen ablehnte. Er beauftragte den Düsseldorfer Kunstprofessor Dr. Huppertz mit der Neugestaltung des Chorraumes. Dabei wurde auch die heute auf dem Kirchplatz an der südlichen Chorwand stehende Kreuzigungsgruppe angefertigt. Der Düsseldorfer Bíldhauer Ernst Gottschalk starb über der Arbeit. Die beiden Seitenfiguren wurden von Eduard Kaufmann, ebenfalls aus Düsseldorf, erschaffen.
Im Zweiten Weltkrieg hatte die Kirche verschiedene Schäden zu beklagen. Im April 1942 wurden alle Glocken bis auf die kleinste konfisziert. Beim Luftangriff vom 13. März 1945 brannte das Dach einschließlich der Turmhelme aus, ebenso wurde das Fenstermaßwerk zerstört. Im Inneren wurden Orgel, Altarstufen und Altartisch beschädigt.
Bereits 1947 wurde ein Kirchbauverein gegründet. Den Auftrag zum Wiederaufbau nach historischen Plänen erhielt Architekt Brandt. Der Wiederaufbau war Ende 1950 abgeschlossen.
Ein weiterer Umbau der Kirche erfolgte in mehreren Schritten in der Zeit von 1962 bis 1968 nach den damals herrschenden Architekturvorstellungen. Hierbei wurde die Westfront mit dem Portal umgestaltet. Das runde Fenster erhielt sein heutiges vereinfachtes Maßwerk. Auch die heutige Eingangssituation stammt aus den 1960er Jahren. Die Entwürfe zu den heutigen, von 1965 bis 1968 eingesetzten Fenstern der Seitenschiffe stammen vom Düsseldorfer Glasmaler Jochen Poensgen. Gleichzeitig wurde die Rückwand des Altars geschlossen, ebenso die Nischen unter den Fenstern der Seitenschiffe. Die historischen Kirchenbänke und Beichtstühle wurden gegen die heute vorhandenen ausgetauscht.
1974 erfolgten nochmals Veränderungen. Der Altarraum mit Altar, Altarkreuz, Ambo und Tabernakelsäule wurden von Elmar Hillebrand ausgeführt. Außerdem wurde eine neue Orgel eingesetzt, die 1983 erweitert wurde.
Zwei der heutigen Glocken wurden 1982 von der Firma Petit & Edelbrock in Gescher gegossen. Die dritte ist die im Zweiten Weltkrieg belassene.
Der bisher jüngste Umbau erfolgte in den Jahren 1990/91, wobei Teile der zwischenzeitlich veränderten Innengestaltung wieder in Anklang an den historischen Zustand rekonstruiert wurden. So wurden die Fenster der Altarrückwand wieder geöffnet und vom Sohn Elmar Hillebrands gestaltet. Auch die Nischen der seitlichen Altarwände und der Seitenschiffe wurden in vereinfachter Form wieder hergestellt.
Das Innere der Kirche stellt sich heute als verputzter, durch Säulen gegliederter und mit Kreuzrippengewölben abgeschlossener Raum dar, wobei die Seitenschiffe etwa die halbe Breite des Mittelschiffs besitzen. Der Boden ist mit quadratischen Marmorplatten belegt. Die Außenwände der Seitenschiffe besitzen unter den Fenstern tiefe segmentbogige Nischen, die heute durch Pilaster voneinander getrennt sind, die sich zwischen den Fenstern als Säulen fortsetzen. Diese fußen auf einer Galerie, die den oberen Abschluss der Nischen bildet.
Die Säulen, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennen, stehen auf achteckigen Sockeln. Der Schaft deutet durch die Bemalung große Natursteinblöcke an. Die Kapitelle sind achteckig ausgestaltet und mit verschiedenen Pflanzenmotiven geschmückt. Sie tragen die gotisierenden Kreuzrippengewölbe, wobei die orthogonalen Rippen in Ziegel und die diagonalen Rippen in Werkstein ausgeführt sind. Als Schlusssteine finden sich Rosetten, die Gewölbefenster selbst sind verputzt.
Über dem neu gestalteten Eingang mit Glas-Windfang ist zwischen den Türmen die Orgelempore zu finden. Die Orgelpfeifen umrahmen in ihrer Anordnung das Maßwerkfenster über dem Portal. Im nördlichen Turm sind Kapelle und Beichtstuhl untergebracht. Man betritt den Raum durch ein eisernes zweiflügeliges Gittertor.
Der Altarraum, zu dem vier Stufen hinauf führen, wurde bei der neuesten Umgestaltung weiter in den Kirchenraum hinein gezogen. Die erwünschte, von Hillebrand gestaltete Ausstattung ist als Gesamtheit konzipiert. An der Nordseite führt ein Durchgang vom Altarraum zur Sakristei.
Die Wandnischen der Seitenschiffe sind mit verschiedenen Elementen ausgestattet: In der Nische des angedeuteten Querschiffes steht an der Nordseite eine dem originalen Seitenaltar entnommene Figur. Die dem Portal zunächst liegende Nische der Südwand wurde in Anlehnung an die ursprüngliche dunkle Farbgebung restauriert. Sie bildet einen Kontrast zur ansonsten hellen Gestaltung der Kirche. In den restlichen Nischen ist in Bildern aus der Nazarenenschule der Leidensweg Christi dargestellt.
Der die Kirche umgebende Außenraum wurde in gestalterischer Einheit mit der Kirche umfriedet. Entlang der Normannenstraße zieht sich eine Naturstein-Stützmauer. Die von der Normannenstraße zum Krühbusch führende Treppe wird ebenfalls von einer Natursteinmauer begleitet, die von einem verzierten Eisengittertor durchbrochen wird. Zum Krühbusch hin ist das Gelände von einer Ziegelmauer eingefasst.
Die Kirche veranschaulicht zum einen die Architekturauffassung des späten neunzehnten Jahrhunderts, die durch Rückgriffe auf Stilelemente vergangener Epochen gekennzeichnet ist. Für Sakralbauten bediente man sich dabei vor allem – wie in diesem Falle – der romanischen und gotischen Formensprache. Zum anderen bietet das Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte ein lebhaftes Bild von der Entwicklung des religiösen Lebens in der ehemals selbstständigen Stadt Barmen. Es dokumentiert darüber hinaus auch den Aufstieg zur Industriegroßstadt und die Sozialstrukturen der in jener Zeit rapide wachsenden Bevölkerung. Schließlich bildet es, auch aufgrund seiner städtebaulichen Wirkung, einen unverzichtbaren Bestandteil der historischen Bebauung Wichlinghausens, dessen Geschichte es überdies dokumentiert. Erhaltung und Nutzung liegen aus städtebaulichen, wissenschaftlichen, insbesondere architektur- und sozialgeschichtlichen, sowie stadthistorischen Gründen im öffentlichen Interesse. Die Denkmal-Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäude, einschließlich der historischen Innen- und Außenausstattung sowie der Einfriedung.

Zeittafel
1887. Erwerb des Baugrundstückes für Kirche.
10.10.1888. Grundsteinlegung.
20.11.1890. Weihe der katholischen Kirche.
1927. Einbau neuer Glocken.
1941. Pfarrer Weidmann veranlasst eine Umgestaltung des Kircheninneren.
April 1942. Konfiszierung fast aller Glocken.
13.03.1945. Bombenangriff auf Oberbarmen und starke Schäden.
1947. Gründung eines Kirchbauvereins.
Ende 1950. Wiederaufbau abgeschlossen.
1962-1968. Schrittweiser Innenumbau.
1965-1968. Neue Fenster für die Seitenschiffe.
1974. Veränderungen im Kircheninneren.
1990/91. Neue Innengestaltung und Rekonstruktion des Chorraumes.