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Barmer Ersatzkasse

Ein Barmer gründete die BARMER in Barmen

(kgc). Über Jahrzehnte ist im Volksmund der Barmer Ersatzkasse der Standort ihrer Hauptverwaltung auf der Fläche der früheren Barmer Stadthalle geneidet worden. Dabei sprachen wirtschaftliche und emotionale Gründe für diese Entscheidung. Ein Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadthalle schien den Stadtvätern nicht sinnvoll, weil man sich für den Erhaltung der Elberfelder Halle entschieden hatte und Konkurrenz vermeiden wollte. Derweil benötigte die BEK für die Rück(„Heim“)kehr in die Heimat nach den Stationen Berlin, Bad Hermannsborn und Nieheim ein erweiterungsfähiges Grundstück. Es wurde mit dem Plateau inmitten der Barmer Anlagen gefunden und in nahezu vier Jahrzehnten hat Deutschlands größte Krankenkasse rund 1.000 Arbeitsplätze an der Lichtenplatzer Straße und ab 1986 an der Lichtscheider Straße geschaffen. Mit dem Umzug 1955/56 wurde auch der Wohnungsbau auf dem Heidt stark angekurbelt. Offiziell hat die BARMER zu Beginn des Jahres 2002 ihren Sitz entgültig nach Lichtscheid verlegt, doch noch einige Jahre dient das Gebäude An der Bergbahn der Kasse als Projekthaus. Seit 2002 nutzt der Wupperverband die Gebäude aus den 1950er Jahren als Hauptverwaltung.

Die Wuppertaler Wurzeln der Barmer Ersatzkasse sind im „Kaufmännischen Verein von 1867“ zu finden, der am 1. Januar 1904 die „Krankenkasse für Handelsangestellte in Barmen“ gegründet hat. Als „Tatort“ ist das Hotel Schützenhaus am Alten Markt dokumentiert. Initiator und erster Vorsitzender war Ernst Vesper (1879-1949), der mit einem bestimmten Personenkreis, Angestellte, vorerst räumlich auf Barmen und das Amt Langerfeld beschränkt, und 1.660 Mitgliedern startete. Erstes Domizil war ein Gebäude in der Lindenstraße 6. Hintergründe waren soziale Sicherung, Ablehnung staatlichen Zwangs, Befreiung von der gesetzlichen AOK-Pflichtmitgliedschaft und eigenverantwortliches Gestalten des eigenen Schicksals. „Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung“, so formulierte Vesper seine Devise. Er ist als markante Persönlichkeit mit den Talenten Arbeitseifer, Optimismus, Ausdauer, Sparsamkeit, Organisationsgeschick und Weisungsfähigkeit in die Geschichte eingegangen. Umsichtig leitete er die Kasse bis 1925 (Zwischenstand: 286.441 Mitglieder) und auch die privaten „Barmenia“ Versicherungen entsprangen seiner Idee. Mit der frühzeitig begonnen Verbandsarbeit sorgte der Unterbarmer und Barmer Stadtverordnete Ernst Vesper, für eine weitere Absicherung der berufsständischen sozialen Krankenversicherung.

Vereine und Hilfskassen sind im 19. Jahrhundert im gewerbereichen Tal gegründet worden, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Ohne Unterstützungseinrichtungen bedrohten Arbeitslosigkeit, Krankheit und Tod die ganze Familie. Deshalb wurde der „Unterstützungsverein der Handlungsgehülfen in Barmen“ ins Leben gerufen. Einem Reichsgesetz aus 1904 folgend entwickelte sich daraus die BEK, wie die Kasse kurz und bündig genannt wird. Dem Zusammenschluß mit vielen kleinen Kassen und der 1884 gegründeten Görlitzer Kasse („Mutterkasse“, Basis für Jubiläumsdaten) folgte 1914 die amtliche Zulassung als „Ersatzkasse“. Der Erste Weltkrieg ließ die Mitgliederzahl von 20.000 (1914) auf 8.900 (1918) sinken. Die Entwicklung wurde stets von einem Kampf um den Bestand begleitet, weil Berufskassen den Ortskrankenkassen immer ein Dorn im Auge waren. Beim ständigen Wettstreit übernahm die BEK 1931 den Titel der größten deutschen Krankenkasse. Ihre Hauptverwaltung hatte sie seit den zwanziger Jahren in der Carnaper Straße. Auf „Druck der Notwendigkeiten“ wurde 1932 die Umsiedlung nach Berlin notwendig. Als mutige Entscheidung galt der Bau einer eigenen Kureinrichtung in Bad Hermannsborn bei Bad Driburg. 1940 gehörten im Reich eine Million Menschen zur Barmer, die während der NS-Zeit zur Körperschaft des öffentlichen Rechts geworden war. Ausgegrenzte Mitglieder wurden im privaten Barmer/Berliner Verein aufgenommen. Die Neuzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Verlust der Ostgebiete und Sitz in Berlin, begann für die Selbstverwaltung 1953. Aus den ersten Sozialwahlen ging die Vertreterversammlung hervor, die, stets durch Wahlen geprüft und inzwischen Verwaltungsrat genannt, die Geschicke der BARMER bestimmt. Wurden 1950 knapp 900.000 Mitglieder betreut, konnte 1970 die 3-Millionen-Grenze überschritten werden. Nach der Wiedervereinigung betreuten 1994 rund 20.000 Mitarbeiter(innen) in etwa 1.500 Geschäftsstellen über neun Millionen Versicherte. Der Wettbewerb hat inzwischen zu einer Reduzierung von Mitgliedern, Mitarbeitern und Geschäftsstellen geführt. Der von Ernst Vesper beschworene BEK-Geist („Angestellte für Angestellte“, „Betreuen, nicht verwalten“) und die Erhaltung der Maxime „dem Mitglied nahe sein“, ist bis in die heutige Zeit aktuell und Arbeitsgrundlage geblieben.

Die starken Bindungen zwischen Wuppertal und der Barmer hat 1984 Heinz Reistenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung, anläßlich des 100jährigen Jubiläums so formuliert: „…Verbindungen in vielerlei Hinsicht. Ein großes Unternehmen auf bergischem Fundament!“ Die Pensionskasse für die BEK-Angestellten stiftete im gleichen Jahr das Bergbahn-Denkmal.

Bauliche Akzente hat die Barmer Ersatzkasse an einigen Stellen im Tal und auf den Höhen gesetzt. Die Geschäftstellen Barmen, am Geschwister-Scholl-Platz (seit 1930), und Elberfeld, am Karlsplatz befinden sich in Neubauten von 1990 und 1986. Auch die BEK-Zentrale mußte aus Platzgründen vergrößert werden. Dem 1956 fertiggestellten Komplex für 350 Mitarbeiter(innen) an der Unteren Lichtenplatzer Straße wurde 1970 ein neues Gebäude an der Straße An der Bergbahn angefügt. Dort hat einmal das Kriegerdenkmal 1870/71 in Form eines Aussichtsturmes gestanden. Wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten folgte 1985 die Einweihung der Hauptverwaltung 2 in Sichtweite des Lichtscheider Wasserturmes. 1993 wurde das nach modernsten Sicherheitsaspekten konzipierte Rechenzentrum in Betrieb genommen und Ende 2001 folgte der Umzug auf den höchsten Punkt Wuppertals.