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Gesellschaftshaus „Concordia“

(kgc). In seinem 1989 herausgegebenen Stadtführer „Wuppertal“ hat Journalist Kurt Schnöring 15 Wanderungen durch die Citys und Stadtteile beschrieben. Beim Rundgang durch Barmen macht er natürlich auf dem Rathausplatz Station, nicht nur wegen des für die 1920er Jahre imposanten Rathauses, sondern auch, weil vis-a-vis das traditionsreiche Gebäude der Bürgergesellschaft „Concordia“ steht, das am 17. Februar 1900 eingeweiht worden ist. Von der vor über 100 Jahren angebrachten reichen Fassadenverzierung ist mit Ausnahme des Portals nicht mehr viel übrig geblieben. Nach dem verheerenden Bombenangriff vom 30. Mai 1943 unterblieb beim Wiederaufbau die Rekonstruktion der Zierde.
Das Haus der 1801 gegründeten Gesellschaft „Concordia“ besticht heute besonders durch das Portal mit der Karyatide, der langgewandeten Mädchenfigur, die an Stelle einer Säule oder eines Pfeilers den schmiedeeisernen Balkon trägt. Daneben die Gestalt des Atlas, in der griechischen Sage der Träger des Himmels. Der 1898 fertiggestellte Bau mit repräsentativem Portal und Treppenhaus beherbergte neben den Gesellschaftsräumen viele Jahre ein Kino-Center und zur Concordienstraße hin liegt noch ein Restaurant. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage sind Einzelhandelsgeschäfte unter gebracht. Vor der Jahrhundertwende, mindestens seit der Kino-Schließung, gab es Pläne für eine Entkernung des verwinkelten Komplexes. Das Textilhaus Peek und Cloppenburg sollte einziehen, doch zu einer Einigung kam es nicht. Die Entscheidung lag damals allein in den Händen der „Concordia“, die bei der Gründung 1801 die erste Gesellschaft in der Gemarke war. Damals verbanden sich „einige Freunde des geselligen Vergnügens mit der Absicht, nach dem Beispiel der in Elberfeld bestehenden gesellschaftlichen Verbindungen, eine Sozietät zu errichten, um da in freundlichen Zirkel die der Erholung gewidmeten Abendstunden genießen zu können.“ An der Stelle des heutigen Domizils stand von 1818 bis 1896 das erste gesellschaftseigene Haus, das dem Neubau weichen musste. Um 2002 hat die Gesellschaft den Komplex an ein Münchener Unternehmen verkauft und ist seitdem Mieter im ehemaligen Eigentum.
Zu den prominentesten Mitgliedern der Gesellschaft gehörte der Dichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876). 1837 hatte er die Stelle eines Kaufmannsgehilfen in Barmen angenommen. Freiligrath war, wie sein Freund Friedrich Engels feststellte, „merkwürdigerweise … ein sehr exakter und fleißiger Kontorarbeiter.“ Der damals 29-jährige sah das allerdings anders: „Fest gekettet, verweil ich in Barmen, sitz am Pulte, beklext und bestaubt.“ Nach nur zwei Jahren verließ er „das verdammte Muckernest“. Von dem Verleger Friedrich Staats, der Freiligraths Gedichte in seiner „Barmer Zeitung“ veröffentlicht hatte, verabschiedete sich der junge Poet mit den Worten: „In diesem Tale können die Musen nie heimisch werden – ich gehe.“ Die Gesellschaft „Concordia“ blieb über zwei Jahrhunderte der Kultur- und Geselligkeitspflege verpflichtet. Gerne nutzen Stadt und Vereine wie der Barmer Verschönerungsverein die Räume für Empfänge, Vorträge, Konzerte und Versammlungen.