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Evangelische Friedenskirche

Die Friedenskirche wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 von der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Wupperfeld als Konkurrenz zur benachbarten Evangelisch-Reformierten Kirche Gemarke errichtet und nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, 30.05.1943, nicht wieder aufgebaut.

Am 29. November des Jahres 1871 ist an der Großen Flurstraße die evangelische Friedenskirche feierlich eingeweiht worden. Vor 125 Jahren rückten sich die Protestanten lutherischer und reformierter Prägung merklich näher – und das nicht in freundschaftlicher Absicht, könnte man meinen. Die Situation zu Zeiten der Frühindustrialisierung war folgende: An der Zwinglistraße stand das Gotteshaus (1710-14) der reformierten Gemeinde Gemarke. Die Lutheraner hatten ihr Domizil auf dem Wupperfeld, in der sogenannten Alten Kirche (1779-85) an der Bredde. Als immer mehr Menschen aus deutschen Landen ins Tal drängten, galt es, sie für den evangelischen Glauben zu gewinnen oder zu sichern. Je größer die Entfernung zur nächsten Kirche war, umso weniger Chancen hatte die jeweilige Gemeinde im Wettbewerb mit der Konkurrenz. Die Kirchenbaukommission der Wupperfelder Gemeinde im Jahr 1866: „Je länger man noch mit dem Bau eines zweiten Gotteshauses wartet, wird die Entfremdung von der Kirche – ohnehin schon groß geworden – immer größer, auch wegen des Mangels an Sitzplätzen.“ So kam es, daß die Gemarker in Oberbarmen die Immanuelskirche und in Heckinghausen den Kirchsaal errichteten. Die lutherische Gemeinde Wupperfeld ließ zur gleichen Zeit in Heckinghausen die Johanniskirche und hinter dem Rathaus am Mühlenweg, etwa an Stelle des heutigen Rathausanbaus, die Friedenskirche bauen. Der friedliche Wettbewerb endete erst mit der Vereinigung in den 1980er Jahren und führte zu einer Neuordnung. Die Immanuelskirche wurde nicht mehr gebraucht. Die Friedenskirche und die Johanniskirche (Ersatz Paul-Gerhardt-Haus) standen längst auf der Verlustliste, denn beide im ähnlichen Baustil errichteten Gotteshäuser wurden durch den Bombenangriff am 30. Mai 1943 zu Ruinen.
Anlaß für eine starke „Unkirchlichkeit und sittliche Verwilderung“ soll eine Choleraepidemie gewesen sein. Die Friedenskirche war nach Plänen des Königlichen Baumeisters Cuno in Berlin unter Bauleitung des Barmer Architekten Fischer von 1869-1871 gebaut worden. Die dreischiffige Kirche hatte eine Länge von 35,03 Metern und Breite von 19,69 Metern. Emporen trugen dazu bei, daß 1.200 Personen Sitzplätze vorfanden. Die Grundsteinlegung ist auf den 27. Juli 1869 datiert. Der Grundstein trug die Inschrift: „Mit Gott wollen wir Thaten tun!“ Zur Einweihung am 29. November 1871 trafen sich Generalsuperintendent Dr. Eberts, Präses Nieden, Konsistorialrat Natrop, Pastoren, Presbyter, Baukommission, Gäste und Lehrer der Gemeinde im Rathaussaal, um von dort in einem Festzug zum Kirchbau zu gehen. Zur Zeremonie gehörten die Schlüsselübergabe vor der Tür, Kirchenchorgesänge, Schriftworte und Segenswünsche. Gefeiert wurde anschließend zweifach: zuerst im Saal des evangelischen Vereinshauses am Barmer Bahnhof und abends im Wupperfelder Gemeindehaus. Nach der Kriegszerstörung ist die Friedenskirche nicht wiederaufgebaut worden. Der Abbruch ist im März 1952 dokumentiert. Das Friedensheim am Mühlenweg übernahm einige Aufgaben. Der Platz hinter dem Rathaus, wo schon lange ein Markt stattfand, trug übrigens den Namen Neumarkt. Erst bei der Bereinigung von Doppelnamen im Jahre 1935 anläßlich der Städtevereinigung von 1929 verlor Barmen den neuen Markt, behielt jedoch den Alten Markt.
1989, Aus „Wuppertal, ein Stadtführer, Kurt Schnöring, GraphiumPress