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Denkmal für Hindenburg und Langemarck

Denkmal für Hindenburg und Langemarck

(kgc). Zwischen Postfiliale und Eisenbahngelände, im Schnittpunkt von Stresemann- und Friedrich-Naumann-Straße befindet sich ein Denkmal mit zwei verschiedenen Bedeutungen. Der Name Langemarck steht für einen Ort in Westflandern (heute Belgien), wo 1914 eine Schlacht stattgefunden hat. Das wilhelminische Deutschland zeigte sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges in der Opferbereitschaft der deutschen Jugend. Aus dem deutschen Heeresbericht vom 11. November 1914: „Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesang „Deutschland, Deutschland über alles“ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen und nahmen sie.“
Paul von Beneckendorff und von Hindenburg (02.10.1847-02.08.1934) Paul von Hindenburg war Generalfeldmarshall und Reichspräsident. Er wurde wegen seiner Kriegserfolge im Ersten Weltkrieg – mit ihm als Oberbefehlshaber schlug die 8. Armee die Russen bei Tannenberg in Masuren – als Volksheld verehrt. Deshalb wurde der 17. Oktober 1915 zum Hindenburgtag erklärt. Die Bürger Barmens hatten den Wunsch, Marshall Hindenburg ein Denkmal zu setzen. Vor 80 Jahren begannen die Planungen dafür.
Für das Denkmal sollten zwei Schilder – eines mit dem Wappen Hindenburgs, das andere mit dem Barmer Wappen – in der Art von Nagelungen hergestellt werden. Diese sogenannten eisernen Wahrzeichen entstanden zu dieser Zeit überall in Deutschland als Zeichen des Opferwillens und der Treuekundgebung für Kaiser und Reich. Der Berliner Bildhauer Paul Wynand erhielt den Auftrag zur Ausführung der beiden Tafeln und die figürliche Ausschmückung des Denkmales. Im September erhielt er eine Mahnung zur baldigen Lieferung der Schilder, „…da unser Publikum sehr verwöhnt ist und wir mit den Schildern den Vogel abschießen müssen, schon unserer Nachbarstadt Elberfeld gegenüber!“ Am Hindenburgtag des Jahres 1915 wurden die Schilder in einem Pavillon neben der Ruhmeshalle, dem heutigen Haus der Jugend, genagelt. Der erste Tag zum Wohl der Barmer Wohlfahrtszentrale erbrachte 6.000 Mark. Zusammen mit dem Verkauf von Postkarten, Denkmünzen und einer Haussammlung kamen am ersten Tag 38.600 Mark und bis zum 21. Oktober insgesamt 300.000 Mark zusammen.
Mit dem Bau des Denkmales nach Plänen des Stadtbaurates Köhler wurde laut Barmer Zeitung im Mai 1916 begonnen und im Juli 1917 fand die Übergabe an die Öffentlichkeit ohne weitere Zeremonie statt. 80 Jahre später sind Teile des Denkmales im öffentlichen Raum präsent, jedoch unter anderem Namen. Wo jetzt seitlich der Barmer Postfiliale das Langemarck-Denkmal steht, ist 1913 der alte Barmer Hauptbahnhof abgebrochen worden. Zwischen 1914 und 1916 entstand weiter westlich ein neues Bahnhofsgebäude. Als Abschluss für die damalige Bahnhofstraße (in den Zwanziger Jahren nach Fritz Ebert und 1933 nach Langemarck benannt; heute Stresemannstraße heißend) zum Bahnkörper brauchte man einen optisch befriedigenden Abschluss. Das Denkmal schien dazu passend. Der Beigeordnete Köhler ließ eine Anlage ausführen, die aus einer hochragenden Säule bestand, die von einem vergoldeten Herkules gekrönt war, der sich auf sein Schwert stützte. Zu seinen Füßen sitzt ein Adler. Nach hinten ist das Denkmal durch eine Sandsteinwand abgeschlossen, aus der zwei Löwenköpfe Wasser speiten; rechts und links findet die Rückwand noch heute einen Abschluss in je zwei in den Stein gehauenen männlichen Kraftgestalten. Die gemeißelte Inschrift von Will Vesper lautete: „Erbaut im Jahr, da der (Erste) Weltkrieg war. Errichtet zum Zeichen, dass wir keiner Not weichen. Dem Manne geweiht, der Führer im Streit. Wo Hindenburg stand, war eine Mauer ums Land. Die ihr nun hier steht und vorübergeht; gedenkt daran, was Mannesmut kann; was ein Schwert in deutschen Händen wert!“ Wenn auch derartige Sprüche längst unverständlich klingen, so bleibt heute kaum ein Mensch stehen; eher steht das Denkmal dem motorisierten Zeitgenossen im Weg und kostet wertvollen Parkraum. Als die Erinnerung an Hindenburg, der 1932 abermals zum Reichspräsidenten gewählt worden war und der 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler berief, verblasste, kam nicht zuletzt wegen des neuen Namens Langemarckstraße und der gedanklichen Verbindung der Denkmalreliefs zu den Kämpfen bei Langemarck (Ort im belgischen Westflandern, der am 11. November 1914 von deutschen, freiwilligen Truppen gestürmt wurde) ein neuer Name für die Säule bzw. den Brunnen ins Gespräch. Der war fällig, als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges der alliierte Kontrollrat die Entnazifizierung und Entmilitarisierung aller Denkmäler forderte. Die Stadt Wuppertal beschloss am 22. April 1947 die Entfernung der Statue (der Volksmund sprach von einer „Herkules-Säule“, weil der mächtige Kerl so gedeutet wurde. In Wirklichkeit war es Hindenburg) auf dem Obelisken und der Inschrift auf der Rückwand. Doch erst im Mai 1976 wurde die neue Inschrift „Langemarck 1914“ von Steinmetz Manfred Stölzel in den Sockel des 10 m hohen Pfeilers gemeißelt.
Ruth Meyer-Kahrweg, die sich für ihr 1991 erschienenes Buch über „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ auch auf Hindenburgs und Langemarcks Spuren begeben hatte, konnte nicht klären, ob die 1915 benagelten Schilder jemals an der Hindenburg-Anlage angebracht worden sind. Rückblickend gesehen, führt der gegenwärtige Name weg vom Denkmalssinn jener Zeit. Das Langemarck-Denkmal ist aber auch beispielhaft für unsere Geschichtskenntnisse zu nennen. Wer denkt nach, wenn er/sie an diesem Bauwerk vorüber geht oder fährt?