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Friedrich Wes(t)kott

Er konnte Stammsitz seiner Familie nie leugnen

(kgc). Es gibt Familiennamen, die untrennbar mit großen Unternehmen verbunden sind. Als Barmer Beispiele seien Vorwerk und Bayer genannt. Auf den zweiten Blick wird auch der Name Carl Duisberg mit dem heute weltweit operierenden Leverkusener Konzern in Verbindung gebracht. Ein Mann, ohne den Friedrich Bayer möglicherweise nicht so hätte expandieren können, ist dagegen in Vergessenheit geraten: Friedrich Wes(t)kott.

Die Familie Weskott (ältere Form Westkott und Westkotten) stammt vom gleichnamigen Gut Westkotten, das westlich und nordwestlich vom heutigen Wichlinghausen lag. Das Stammhaus ist an der heutigen Waisenstraße lokalisiert. In der Steuerrolle des Jahres 1466 ist der Familienname bereits dokumentiert, sodaß die Westkotter zu den ältesten Barmer Familien gehören. Im Mittelalter drückte sich die Herkunft eines Menschen noch im Familiennamen aus. Als Johann Friedrich Weskott am 10. Oktober 1821 geboren wurde, war die traditionsreiche Familie nicht nur gewachsen, sondern auch übers Tal verstreut wohnend. Die Suche nach gutem Bleichereigelände spielte dabei eine Rolle, Heckinghausen und die Oehde hießen die Standorte. Friedrich Weskott ging in Langerfeld zur Schule und erlernte nach seiner 1837 erfolgten Konfirmation im Betrieb von Karthaus & Otto in Barmen das Färberhandwerk. Nach dem Abschluß seiner Ausbildung mietete ihm sein Vater ein Wohnhaus mit Fabrikräumen in der Spiekerstraße in Heckinghausen, das er nach seiner Hochzeit mit Jugendfreundin Karoline Lüttringhaus bezog. Als 1849 die bekannten Mai-Unruhen in Elberfeld ausbrachen, zog Friedrich Weskott mit der Barmer Bürgerkompanie aus, die ein Übergreifen der Unruhen nach Barmen verhindern sollte. Später kaufte Weskott in Rittershausen (heute Oberbarmen
das Grundstück Berliner Straße 110 mit einem kleinen bergischen Häuschen und anstoßenden Fabrikräumen. Seine Färberei bürgte für Qualität. Deshalb verpflichtete ihn die Wupperfelder Firma Barthels-Feldhoff, ausschließlich für sie zu färben.

In den 1850er Jahren hatte sich eine Freundschaft zwischen Friedrich Weskott und Friedrich Bayer entwickelt, der in Heckinghausen eine Farbenhandlung betrieb. Die beiden trafen sich nach Feierabend in der Gaststätte „Zur Pfalz“ (Pfälzer Steg) und schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Farbenfabrik. Es ging um den Ersatz für Naturfarbstoffe, zum Beispiel durch Teerfarbstoffe. Auf den Kochherden der Familien Bayer und Weskott wurden erste Versuche unternommen, deren Ergebnisse in der Weskott´schen Färberei auf ihre Brauchbarkeit überprüft wurden. 1862 wurde mit der Herstellung der ersten Anilinfarben begonnen. Fabrikationstage fanden einmal wöchentlich abwechselnd in den Küchen beider Familien statt. Dann mußte natürlich die Küche für die Essenherstellung kalt bleiben … Für die Herstellung der Farben wurden große Mengen Eiweiß benötigt. Am 7. August 1863 wurden die Farbenfabriken Friedrich Bayer & Co. im Handelsregister eingetragen. Zunächst blieb die Produktion auf dem Gelände Berliner Straße 110, während Lager und Kontor auf dem Bayer-Grundstück unweit der Alten Heckinghauser Wupperbrücke waren. Die Produktion entwickelte sich so schnell, so daß Ende 1863 bereits 12 Arbeiter tätig waren. 1867 wurden 50 Arbeiter gezählt. Eine Fuchsinfabrik entstand in Heckinghausen. Während Friedrich Bayer den kaufmännischen Teil der Leitung übernommen hatte, lag die technische Führung in der Hand von Friedrich Weskott.

Aufsehen erregte in Heckinghausen das Leckwerden eines Kessels, wodurch giftige Abwässer die Brunnen der Nachbargrundstücke verseuchten. Schadenersatzprozesse kamen auf die Firma zu und Bayer konnte sich nur noch in Begleitung seines Freundes Weskott auf der Straße blicken lassen. Nach verlorenen Prozessen erwarben die Beiden 1866 das erste Gelände an der Vogelsaue in Elberfeld, wohin im Laufe der Jahre der größte Teil des wachsenden Betriebes verlegt wurde. Während einer Cholera-Epidemie zogt Friedrich Weskott mit seiner Familie in die Villa Foresta. Das Wohnhaus in der Berliner Straße 110 wurde durch einen dreistöckigen Neubau ersetzt. Die Färberei blieb am ort. Mehrere Jahre war Weskott Direktor des Rittershauser Schießvereins, der sein Domizil an der oberen Werle´straße hatte. Bayer und Weskott waren Mäzene des Dichters Emil Rittershaus. Eine Rezession traf die Firma Bayer in den 1870er Jahren, wie viele andere Unternehmen auch. Friedrich Weskott erlitt ein Lungenleiden, an dem er schließlich am 4. Oktober 1876 starb. Bayer wurde 1881 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ohne Friedrich Weskott ist jede Bayer-Story unvollständig.

07.11.1996