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Saul Wahl

(uf). Der 1797 in Pirmasens geborene und in Koblenz aufgewachsene Saul Wahl gründete 1821 die „Handlung für Kleider- und Bettwaren“ im Barmer Bruch, das Gebiet um den heutigen Engelsgarten. Zuvor machte er bei der Elberfelder Firma Leudesdorf & Enoch eine Kaufmannslehre. Interessant ist, dass er als Knabe mit napoleonischen Truppen vom deutschen Südwesten nach Nordosten mit Ziel Moskau gezogen war und sich im Wuppertal stoppen ließ.

Wahls Textilgeschäft, dessen Waren von guter Qualität und preiswert sein mussten, fand seine Kundschaft zunehmend im Kreis des Berger Bürgertums. Die alteingesessen Bürger produzierten eher die textilen Stoffe, während der Handel mit den Produkten in Wuppertal bis in die Zeit des Nationalsozialismus eine im ganzen Deutschen Reich bekannte Domäne von jüdischen Aufsteigern wurde. Saul Wahl war Jude. Sein Name findet sich in einer Liste der Oberbürgermeisterei Barmen des Jahres 1824 über hier lebende jüdischen Bürger.

1847 verlegt Saul Wahl seine Geschäftsräume nach Barmen-Gemarke in die zentral gelegene Mittelstraße, den heutigen Werth. Inzwischen war auch sein Bruder Raphael nach Barmen gekommen und in die Firma eingetreten, die sich dann „S. & R. Wahl“ nannte. Die Bedeutung Barmen als Handelszentrum neben Elberfeld war gestiegen, seit 1847 die Bergisch-Märkische Eisenbahnstrecke Elberfeld – Barmen – Schwelm eröffnet wurde.

S. & R. Wahl war in Barmen und Umgebung als reell und preiswert geschätzt. Damals gab es im Einzelhandel noch keine festen Preis, keine Garantie und kein Umtauschrecht. Die Brüder Wahl betrieben eine fortschrittliche Geschäftspolitik. Die Firma expandierte auch weiter, nachdem 1864 Hermann Wahl, das neunte Kind von Saul und Amalie Wahl, in die Geschäftsleitung eingetreten war. Ab 1852 befanden sich die Geschäftsräume in die Werther Straße 2. Die Marktbedürfnisse wurden klug eingeschätzt und die technische Entwicklung umgesetzt. Dazu zählte die Eingliederung von Teppichen und Inneneinrichtungen ins Warenangebot.

Der Pionier des Barmer Geschäftslebens, Saul Wahl, starb 1867 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Elberfelder Judenkirchhofstraße (heute: Weißenburgstraße) beigesetzt. Sohn Hermann trat in Vaters Fußstapfen.

Lesetipps:
„Die Wahls in Barmen“, ein jüdisches Familienschicksal in Briefen, Ulrich Föhse, in: Klaus Goebel (Hg.): Unter Hakenkreuz und Bombenhagel, Wuppertal 1989.

19.02.2008