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Ruth Meyer-Kahrweg

(kgc). „Duden“ und „Brockhaus“ sind als Standardliteratur untrennbar mit den Personen verbunden, die sie geschaffen haben. Im Bereich der Heimatliteratur hat Ruth Meyer-Kahrweg mit dem zweibändigen Werk „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ eine ähnliche Dokumentation erarbeitet, die bis zum Erscheinen 1991 im Born-Verlag, Vollständigkeit repräsentiert. In städtischen Fachämtern gibt es längst die Mundart „der Meyer-Kahrweg“. Als weiteren Beitrag zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals nach der an das Stadtarchiv übergebenen Dokumentation von Treppen strebte die Langerfelderin ein Architek-ten-Lexikon an, doch die Forschungsarbeiten überforderten Frau Meyer-Kahrweg gesundheitlich – die Au-gen spielten nicht mehr mit.
Suchen, lesen, sammeln, aufbereiten und organisieren, diese Tätigkeiten hat Ruth Meyer-Kahrweg in drei Jahrzehnten ausgeführt, seit sie aktiv in den Bergischen Geschichtsverein eingetreten ist, Vorträge organi-sierte und sich zur „Grande Dame“ entwickelte. Triebfeder für die Heimatforschung war stets die Freude an der Suche, bei der sie viele Hilfe erfahren hat, vor allem im Stadtarchiv. „Pausen waren immer Zeitver-schwendung,“ hat Archivdirektor Dr. Uwe Eckardt beobachtet. Spätestens mit dem ersten Vortrag über Wuppertaler Denkmäler und einem im Frohn-Verlag erschienen Buch über Elberfelder Denkmäler (aktuali-siertes Reprint von Otto Schell, 1904) in 1975 hatte Ruth Meyer-Kahrweg Feuer gefangen. Ausgestattet mit einer übergroßen Portion Ordentlichkeit ging sie ans Forschungswerk. Galt es doch, überkommene Zeugen der Vergangenheit sichern zu helfen, Wissen zu bündeln und für die Nachwelt zu erhalten. „Wir dürfen Altes nicht einfach aufgeben,“ meint Frau Meyer-Kahrweg, die das negative Image des Denkmalschutzes bedau-ert und hinzu fügt: „Wir sollten Freude am Denkmal zulassen.“
Für ihr Lebenswerk auf den Feldern der Regional-, Baugeschichte und Kulturpflege ist Ruth Meyer-Kahrweg am 17. August 2002 im Engels-Haus vom Landschaftsverband Rheinland mit dem „Rheinlandta-ler“ ausgezeichnet worden. In ihrer Laudatio erwähnte Ursula Schiefer, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, einen weitere Grund: „Frau Meyer-Kahrweg hat das kulturelle Leben in Wuppertal wesentlich mit geprägt.“ Gemeint war damit die Organisation der Vortragsreihe des Bergi-schen Geschichtsvereins. Weitere Themen: Straßenumbenennungen in Wuppertal als Demonstration nati-onalsozialistischen Geistes im so genannten „Dritten Reich“. Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in Wup-pertal von 1939 bis 1945. Meyer-Kahrwegs Liste aller damals beteiligten Wuppertaler Firmen ist ein wichti-ger Beitrag zur Aufarbeitung der Nazizeit und hat über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden.
Die zeitaufwendige intensive Forschungstätigkeit war ihr nur möglich, weil sie von ihrer Familie freigestellt worden ist. „Was ich getan habe, habe ich gerne gemacht, zumal steingewordene Denkmäler uns zu den Wurzeln der Stadtgeschichte führen,“ war ihre Reaktion auf die zahlreichen lobenden Worte, beispielsweise des damaligen BGV-Abteilungsvorsitzenden Professor Volkmar Wittmütz. Er bestätigte Meyer-Kahrweg‘s Ruf als „wissenschaftliche Autorität“, er lobte die akribische Sammelleidenschaft („Typisch Frau!“), erwähn-te auch ein anderes frühes Thema, das erst später aktuell wurde und von anderen Forschern aufgegriffen worden ist: Fremd- (Zwangs-) Arbeiter und Kriegsgefangene in Wuppertal. Die agile Frau beteiligte sich an der Spurensuche nach den Von der Heydts, der vielleicht bekanntesten Wuppertaler Familie aus Elberfeld. Ruth Meyer-Kahrweg ist das beste Beispiel für ehrenamtliches Engagement, für das weder ein Amt not-wendig und für das großes Lob nicht zu erwarten ist. Typisch Mensch ist leider auch, dass zeitaufwendige Forschungen leicht ein Menschenleben überfordern. Dann ist es wichtig, dass die Suchkette nicht abreißt.

28.12.2007