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Haus Bredde 67, Wilhelm Dörpfeld

Am 18. August 1936, kurz nach Beendigung der Olympischen Spiele in Berlin, fand in Anwesenheit von Professor Wilhelm Dörpfeld, der in Berlin Ehrengast der Spiele gewesen war, die Enthüllung der Gedenktafel für den „Meister der Spatenforschung“ statt. Zahlreiche Vertreter der Stadt, allen voran Oberbürgermeister Friedrich, Abordnungen wissenschaftlicher, künstlerischer und sportlicher Korporationen, darunter eine Gruppe olympischer Frauen, nahmen an der Feierstunde teil.
Die Gedenktafel aus Muschelkalk hatte der Barmer Bildhauer Schluckebier geschaffen. Ihre Inschrift in Bronzebuchstaben lautete: „Der Meister der Spatenforschung. Prof. Wilh. Dörpfeld wurde am 26. Dezember 1853 als Sohn des Rektors F.W. Dörpfeld in diesem Hause geboren.“ Haus und Tafel wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Wilhelm Dörpfeld wuchs in der Lehrerwohnung neben der Alten Wupperfelder Kirche in der Bredde auf. Er besucht die Volksschule seines Vaters, war einige Jahre Zögling des auch von seinem Vater besuchten Erziehungsinstituts von Direktor Zahn bei Moers und wechselte dann zum Barmer Gymnasium über, an dem er Ostern 1872 sein Abitur machte. Da er den Wunsch hatte, Baumeister zu werden, erwarb er erste praktische Kenntnisse auf dem städtischen Bauamt in Barmen unter Stadtbaumeister August Fischer. Von Herbst 1873 bis 1876 studierte er an der Berliner Bauakademie. Während seiner Semesterferien arbeitete er am Bau der Rheinischen Eisenbahnstrecke Barmen – Mettmann mit und leitete den Bau von Fabrikanlagen seines Onkels Albert Keller in Hammerstein bei Lennep.
Im Herbst 1876 legte er sein Bauführer-Examen bei Professor F. Adler in Berlin mit hervorragenden Kenntnissen über die Propyläen von Athen ab. Im Januar 1877 trat er in Adlers Baubüro ein. Hier begann er, sich mit den Ausgrabungen von Olympia zu beschäftigen, da Professor Adler gemeinsam mit Professor Curtius die Oberleitung über dieses deutsche Projekt erhalten hatte.
Im Herbst 1877 reiste Dörpfeld zum erstenmal als Assistent des leitenden Baumeisters nach Griechenland und erhielt die technische und architektonische Leitung der Ausgrabungen bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1881. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland war er Anfang 1882 wieder zurück in Griechenland. Diesmal als Architekt des Deutschen Archäologischen Zentralinstituts in Athen. Gleichzeitig half er Heinrich Schliemann bei dessen Ausgrabungen in Troja, Mykene und Tiryns und unterstützte die Grabungen der Griechen auf der Akropolis von Athen, in Eleusis, Epidaurus und Oropos.
1887 wurde Dörpfeld von der deutschen Regierung zum 1. Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen ernannt. Nach Schliemanns Tod (1890) setzte er dessen Ausgrabungen fort und suchte auf den Spuren Homers nach der Heimat Odysseus‘, die er auf der Insel Leukas zu finden glaubte. Ausgedehnte Reisen durch Griechenland und Kleinasien zu Ausgrabungsstätten aller Nationen schlossen sich an.
1937 berichtete Wilhelm Dörpfeld dem General-Anzeiger der Stadt Wuppertal von seinem Leben und schloss seine Ausführungen mit den Worten: „So bin ich durch die Propyläen von Athen Altertumsforscher geworden, ohne doch Archäologie studiert zu haben, und durfte als solcher 60 Jahre lang in Griechenland als Ausgräber und Lehrer wirken.“
Wilhelm Dörpfeld starb am 25. April 1940 auf der Insel Leukas, seinem anthiken Ithaka, wo er auch begraben wurde. Das Wuppertaler Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld, das seine Wurzeln auf das Barmer Gymnasium zurück führt, erinnert noch heute mit seinem Namen an seinen ehemaligen Abiturienten von 1872.
Anlässlich seines 50. Todestages zeigte das Deutsche Archäologische Institut in Athen im April 1990 eine Gedächtnisausstellung, zu deren Gelingen auch das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal beitrugen. Die Ausstellung kam anschließend nach Wuppertal und wurde am 14. August 1990 mit einem Vortrag von Dipl.-Ing. Klaus Herrmann, Athen eröffnet.
Am Ort seines Geburtshauses, der nach dem Zweiten Weltkrieg zum Spielplatz umgenutzt wurde, erinnert kein Stein, keine Tafel, an den großen Sohn Barmens und Wuppertals.

Aus „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“, Ruth Meyer-Kahrweg, Born-Verlag 1991: