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Klaus Goebel

(kgc). Ehre, wem Ehre gebührt – sagt ein Sprichwort. Professor Dr. Klaus Wilhelm Goebel hat Initiativen ergriffen, dass ehrenamtlich aktive Mitbürger mit Orden verschiedener Art ausgezeichnet wurden oder Straßen an verdiente Verstorbene erinnern. Zu den angesehenen Auszeichnungen für kulturelle, heimatpflegerische und volkskundliche Leistungen gehört der seit drei Jahrzehnten verliehene „Rheinlandtaler“. Nachdem er zuvor oft Gast und als Vorsitzender des Kulturausschusses gar Überreicher war, erhielt der „Geburtshelfer des Rheinlandtalers“, Professor Dr. Klaus Goebel, am 28. Juni 2004 als 35. Wuppertaler aus Händen von Winfried Schittges, dem Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Rheinland, in Anwesenheit von 14 Preisträgern und zahlreicher Gäste, im Ratssaal des Wuppertaler Rathauses die begehrte Auszeichnung des LVR. Bereits 1988, im Jahr des 125-jährigen BGV-Bestehens, war er mit der Crecelius-Medaille und Ehrenmitgliedschaft im Bergischen Geschichtsverein gewürdigt worden. Das Bundesverdienstkreuz am Bande nahm er 1979 in Empfang.
Goebels berufliche Laufbahn als Volks- und Realschullehrer in Wuppertal und Universitätsdozent, aber auch Direktor des Historischen Instituts, in Dortmund (bis zur Emeritierung 1999) war stets von ganz unterschiedlichen ehrenamtlichen Aufgaben begleitet. Als Stadtverordneter (1975-89) rückte er bis zum Kreisparteivorsitzenden der CDU (1964-1977 Kreisvorstand, 1970-1973 Kreisvorsitzender, 1968-1970 und 1973-1975 stellvertretender Vorsitzender) auf. Dann verabschiedete er sich zwar aus der aktiven Parteiarbeit, wandte sich aber dem politischen Thema Denkmal- und Landschaftsschutz zu, das zu einer Distanz zur CDU und letztlich, 2004, hin zur Wählergemeinschaft für Wuppertal (WfW) führte. Kultur, Kirche und Schule waren ebenso Schwerpunkte in Geschichtsforschung (Goebel sammelt Handschriften aus über 500 Jahren) und Veröffentlichung, wie Stadtbild-, Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Nachdem er Freunde an der Kirchengeschichte zusammen geführt hatte, gründete Goebel einen Arbeitskreis Geschichte im Wuppertal, später den Arbeitskreis Historisches Gelpetal, der einen Industrielehrpfad konzipierte. Das Faible für den Denkmalschutz drückte sich auch darin aus, dass er 1958 das erste Bauwerk, einen Garnkasten aus der Öhde, an das in Vorbereitung befindliche Rheinische Freilichtmuseum Mechernich-Kommern für das dortige Bergische Dorf vermittelte. Er initiierte schon 1953 und leitete von 1965 bis 1967 ehrenamtlich ein stadthistorisches und naturwissenschaftliches Museum, das die Grundlage für das spätere Historische Zentrum und Museum für Frühindustrialisierung bildete. Um die kleine, mühselige Welt des jungen Hermann Enters“ aus Unterbarmen kümmerte sich Goebel vor sozialem Hintergrund in Form eines Buches. Biografien verfasste er über Engels, Eller, Wichelhaus, Dörpfeld, Tersteegen, Diesterweg und viele andere Menschen. Immer wieder motivierte er Menschen zu gemeinsamen Projekten und von ihm herausgegebenen Büchern.
Jahrzehntelang hat Klaus Goebel gelehrt und geforscht, mit sozial-, kirchen-, bildungs-, wirtschafts- und literaturgeschichtlichen Schwerpunkten. Zunächst wandte er sein besonderes historisches Interesse seiner Heimatstadt Wuppertal nebst ihrem weiteren bergischen Land, sowie der evangelischen Kirche im Rheinland zu. Motiviert durch die Schicksale der eigenen Vorfahren, beschrieb er die Entwicklung der Wupperregion mit den schnell wachsenden Städten Barmen und Elberfeld vom 18. Jahrhundert an. Er untersuchte einzelne Migrantenströme als Beiträge deutscher Binnenwanderung in der Neuzeit und Industrialisierungsepoche. Umfassend widmete sich Goebel lokaler und regionaler Geschichte im Nationalsozialismus, initiierte das erste Projekt zur Darstellung der NS-Geschichte in Wuppertal und leistete dazu eigene Beiträge. Er erforschte die Geschichte der zeitweise verfolgten „Bekennenden (evangelischen) Kirche“ und die Oberbergische Geschichte, die zwischen 1998 und 2002 in drei Bänden erschienen ist.
Für den Bergischen Geschichtsverein, lobte Hans Joachim de Bruyn-Ouboter, die geschichts- und denkmalpflegerischen Ambitionen, aber auch das journalistische Talent, Forschungsergebnisse lesefreundlich zu veröffentlichen: „Professor Goebel hat sich um die Bürgergesellschaft verdient gemacht.“ 1997 gründete Goebel mit seinem Weggefährten Dr. Michael Metschies (1939-2000) den Ortsverband Wuppertal des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, um den Denkmalschutzstatus für die Schwebebahn zu erreichen und möglichst viel Bausubstanz zu erhalten. Den Vorsitz übernahm er übergangsweise von 2000 bis 2002 und erreichte gemeinsam mit Haimo Bullmann durch eine Unterschriftensammlung (6.000) und öffentliche Bürgerproteste („Der Freiraum Gelpe ist unteilbar“, Wuppertaler Appell noch aktuell) die Bebauung der Luhnsfelder Höhe am Rande Ronsdorfs und des oberen Gelpetales. Bullmann lobte vor allem Goebels Beharrlichkeit.
Auffallend sind Lebenswegübereinstimmungen von Klaus Goebel und dem 2006 verstorbenen Johannes Rau. Ihre Familien sind aus dem Homburger Ländchen ins Wuppertal gekommen, beide also Kinder der Zuwanderung. Beide haben ihre christlichen Wurzeln in der Evangelisch-reformierten Gemeinde Barmen-Gemarke. Beide erlebten den historischen Schauplatz Halstenbach-Villa in Wichlinghausen. Immer wieder kreuzten sich trotz unterschiedlicher politischer Heimat ihre Wege. Als Goebel kürzlich ein neues Buch über Oberbergische Geschichte vorstellte, war Freund Rau erster Adressat. „Ich bin ein Barmer, der nach Ronsdorf verschlagen wurde und auch Elberfeld sehr schätzt,“ hat Klaus Goebel einmal gesagt. Sein Weitblick wird auch daran deutlich, dass er in den vergangenen Jahren Benefizveranstaltungen 20.000 Euro für die Sanierung der Boitzenburger Kirche in der ostdeutschen Uckermark ausgerichtet hat. Goebel wurde dafür 2003 Ehrenbürger von Boitzenburg.

Literaturhinweis: Online-Nachschlagwerk www.wikipedia.de
07.02.2008