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Eine Meinung –meine Meinung

Bildung ist Investition in Mensch und Stein
Klaus-Günther Conrads beobachtet Sanierungen und ihre Folgen an Wuppertaler Schulen

Es muss (wieder) einmal gesagt werden, dachte sich Oberbürgermeister Peter Jung beim Festakt zum 150-jährigen Jubiläum des Carl-Duisberg-Gymnasiums: „Mit der 30-Millionen-Euro in die Sanierung des CDG setzen wir, natürlich durch Fördermittel unterstützt, ein deutliches Zeichen für die Bildung und brauchen uns im Lande nicht zu verstecken.“ In der Tat befleißigt sich die Stadt einer strategischen, langjährigen Herkulesaufgabe, die in der Bevölkerung weitgehend als selbstverständlich empfunden wird. Alles maß topp sein! Deshalb wird sich der Dank des Volkes in engen Grenzen halten.

Viele Grundschulen wurden für den Ganztagsbetrieb umgebaut. Gesamtschulen, wie in Langerfeld und Ronsdorf sind baulich erweitert und am sechsten Standort wird geplant. Die großen Schulzentren West und Ost brauchen umfangreiche Sanierungen. Dass die Abarbeitung des Investitionsstaus in Zeiten blanker Geldnot auch ein Verdienst des Gebäudemanagements ist, erwähnt Stadtchef Peter Jung gerne, zumal er die Defizite geerbt hat.
Der christdemokratische Oberbürgermeister ist froh, dass seine Parteifreunde in Düsseldorf endlich mit der rot-grünen Landesregierung einen Schulfrieden ausgehandelt haben. Die CDU-Verantwortlichen mussten über einige Schatten springen, denn bundesweit ist die Union bildungspolitisch tief zerstritten. Auf der einen Seite die Träumer vergangener Zeiten und andererseits die Realisten mit dem Blick auf rückläufige Schülerzahlen, Problemen im ländlichen Raum und Abkehr von der Hauptschule. Jung misst zwar dem Elternwillen bei der Schultypentscheidung große Bedeutung bei, doch danken ihm die Erziehungsberechtigten dieses Engagement nur bedingt. Manchmal sind die Erwartungen der Eltern, so es denn noch zwei Personen sind, an ihren Nachwuchs zu hoch, und oft überlassen sie den Schulen erzieherische Defizite in Sachen Bildung, Führung und Vorbildlichkeit. Von Coaching keine Spur!
„Wuppertal investiert mit großer Kraft in Schulen“, bestätigt auch Oberstudiendirektor Karl Schröder als Vertreter der Gymnasien. Eine wachsende Leistungsfähigkeit mit einer Durchlässigkeit von Gymnasium über Realschule zur Hauptschule ist für Stadt, Land und Bund unverzichtbar, wenn Deutschland Exportweltmeister bleiben und neue Technologien entwickeln will. In diesem Zusammenhang beklagte Festredner Professor Dr. Klaus Klemm richtigerweise, dass die Allgemeinbildung gesunken ist und es nur für bestimmte Fächer, wie Deutsch, Lesen und Mathematik, Bildungsstandards gibt, nicht aber für alle. Klemm fordert eine Abkehr von der Beliebigkeit und damit die Förderung von Hochbegabten.
Einstweilen schafft die Stadt mit den baulichen Investitionen äußere Rahmenbedingungen zur Freude am Lehren und Lernen. Wie sehr junge Menschen lernen können und wollen, zu Hause unterstützt werden und Lehrerinnen und Lehrer pädagogisch anleiten und motivieren, steht auf einem anderen Blatt. Wie forderte einmal Roman Herzog als Bundespräsident in ähnlichem Zusammenhang: „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen!“ Er meinte auch den wichtigsten „Rohstoff“, die Bildung.