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Denkmal Otto Fürst von Bismarck

Denkmal Otto Fürst von Bismarck

(kgc). Um die Jahrhundertwende war es allgemein üblich, dass deutsche Städte Denkmäler zu Ehren des Kaisers oder des Reichskanzlers errichteten. Da machten auch die damals noch selbständigen Städte Barmen und Elberfeld keine Ausnahme. Als Beispiel gilt noch heute das Bismarck-Denkmal auf dem Geschwister Scholl-Platz in Barmen, das ursprünglich auf dem Rathausvorplatz gestanden hat. Elberfeld ehrte den Reichskanzler 1898 mit einem ähnlichen Standbild am Mäuerchen. Gemeinsam gingen die Wupperstädte ans Werk, als am 1. April 1907 der Grundstein für einen Aussichtsturm gelegt wurde; bezeichnenderweise war es fast die höchste Stelle auf der Hardt, 234 m über dem Meeresspiegel. Nur der Sportplatz am Missionshaus liegt mit 239 m noch etwas höher. Noch dazu die Grenze zwischen beiden Gemeinden, die sich die Finanzierung teilten. Auch der Termin war kein Zufall, sondern der Geburtstag von Fürst Otto von Bismarck (1. April 1815-30. Juli 1898). Er galt zu seiner Zeit als ein Symbol für politische Macht, Weitsicht, Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen, an dem sich die Geister schieden. Der Staatsmann wird als Mensch geschildert, dem das Wort anhaftet, dass die großen Fragen der Zeit nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse zu lösen seien, sondern durch Eisen und Blut. Fast das ganze Volk verehrte Bismarck, obwohl es unter seinen Kriegen leiden musste. Die Einheit wurde höher bewertet.
Am 18. Januar 1900, dem Jahrestag der Kaiserproklamation in Versailles, an die das eingemeißelte Datum 18. Januar 1871 erinnert, wurde das Bismarck-Denkmal vor dem alten Barmer Rathaus an der Werther Straße eingeweiht. Die Anregung war am 80. Geburtstag des Altreichskanzlers bei einer Jubelfeier in der heuer 200 Jahre alt gewordenen Gesellschaft Concordia gegeben worden und hatte in allen Kreisen der Bürgerschaft eine so freundliche Aufnahme gefunden, dass schließlich über 110.000 Mark zusammen kamen. Der Entwurf des Bildhauers Hugo Lederer in Berlin wurde ausgewählt. Nur die Figur der Klio wurde geändert. Die Stadtverordneten stellten den Platz vor dem alten Rathaus zur Verfügung. Die Figur Bismarcks steht auf einem dreieinhalb Meter hohen, aus schwedischem Granit hergestellten Sockel, der über die Jahrzehnte allerhand Widerstand gegen spielende Kinder und randalierende junge Erwachsene leisten musste. Auf den Stufen des Sockels zu Füßen des Reichskanzlers sitzt die Muse der Geschichte mit abgelegtem Helm und Schwert. Die Weiherede hielt Adolf Erbslöh, der Vorsitzende des Denkmalausschusses, er übergab das Denkmal an die Stadt Barmen mit den Worten: „Und wenn der Barmer Bürger der Gegenwart und der Zukunft, der an dem Denkmal vorüber geht, durch einen Blick auf die hohe Gestalt unwillkürlich eine patriotische Anregung empfängt, eine Stärkung seines nationalen Empfindens, wenn ihn Fürst Bismarck die Verkörperung des Gefühls der Pflicht gegen das Vaterland zuweilen daran mahnt, auch seine Pflicht zu erfüllen, dann wird das Denkmal nicht nur eine Zierde der Stadt sein, sondern es wird ihr zum Segen gereichen.“ Vor über hundert Jahren sprachen Festredner über Bismarck als genialen Staatsmann und Schmied der Kaiserkrone. Aber es gab auch Gegenstimmen, die vom Prototyp eines brutalen und gewaltsüchtigen Junkers und einem Kapitalisten-Denkmal sprachen. Am 1. April 1895, anlässlich seines 80. Geburtstages, erhielt Fürst Otto von Bismarck das Ehrenbürgerrecht der Stadt Barmen. Das Denkmal wurde im Herbst 1921 anlässlich des Rathaus-Neubaus vor die damalige Ruhmeshalle, dem heutigen Haus der Jugend, versetzt. Viele Menschen gehen täglich vorüber, doch kaum jemand wird einen Gedanken daran verschwenden, was das Denkmal an Denkanstößen vermitteln will. „Wenn es doch wenigstens das Pflichtgefühl wäre,“ denken ältere Mitbürger, denn mit anderen Worten appellierte auch US-Präsident John F. Kennedy an seine Mitmenschen: „Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst.“
Neben zahlreichen anderen Erinnerungsstätten hat Ruth Meyer-Kahrweg auch die Wuppertaler Bismarck-Denkmäler in ihrem Grundlagenbuch über „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ beschrieben, das 1991 im Born-Verlag erschienen ist.