Home » Barmer Köpfe » Wilhelm Vorwerk

Wilhelm Vorwerk

Fabrikant, Standesvertreter und Vater des Barmer Verschönerungsvereins

(kgc). Der Name Vorwerk ist jedem Wuppertaler selbstverständlich und vielen Deutschen wahrscheinlich ein Begriff. Zwei große Unternehmen tragen diesen Familiennamen: (Electro-) Vorwerk und Co, die Firma mit dem Kobold-Staubsauger, und Vorwerk & Sohn (Certoplast).
Einst im nahen Schwelm, dem heute „Vörfken“ genannten Hof beheimatet, siedelten Familienangehörige ins Wuppertal über. Das Wupperfeld war die erste Station und später entstand im Bereich des Kleinen Werthes, Bach- und Kohlgartenstraße ein großes Vorwerk-Imperium. Electro-Vorwerk siedelte zum Mühlenweg um und die Textilfabrikation von Vorwerk & Sohn wurde zunächst teilweise in ein neues Werk auf dem Lichtenplatz verlegt. Später kehrten die Textilmaschinen noch einmal zurück und schufen Platz für die Gummiherstellung.
Der Name Vorwerk ist dank eines Familiensprosses (Adolf) mit vielen Ereignissen im Süden der Stadt untrennbar verbunden: Barmer Bergbahn, Luftkurhaus, Turmbahn, Besiedlung der Südhöhen. Sein Sohn Wilhelm setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) für die Erhaltung der Parklandschaft ein.

Wilhelm Vorwerk wurde am 13. Januar 1889 als zweiter von drei Söhnen Adolf Vorwerks geboren. Nach einer gründlichen Ausbildung trat er in die 1827 gegründete Firma Vorwerk & Sohn ein und widmete sich besonders dem vor der Wende zum 20. Jahrhundert errichteten Gummiwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb Wilhelm Vorwerk gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder und den Mitarbeitern den Wiederaufbau voran, auch in Fulda, wo Deutschlands modernste Reifenfabrik entstand, die später an Goodyear verkauft wurde. Weltweite Bedeutung erlangte auch das Wuppertaler Unternehmen zurück. Den forstschrittlichen Gedanken Vorwerks folgend, wurde das in der Barmer City gelegene Textilwerk nach Schwelm verlegt.

Trotz seiner vielfältigen betrieblichen Bindungen engagierte sich Wilhelm Vorwerk in Unternehmerorganisationen und zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches betrieb er die Wiedervereinigung von Arbeitsgeberverbänden als Gesprächspartner für die Gewerkschaften, zunächst gegen den Widerstand der damaligen Besatzungsmacht. Triebfeder war die Überzeugung von einer notwendigen, verantwortungsbewußten Zusammenarbeit zwischen den Tarifvertragsparteien. Ein Ergebnis waren die „Hattenheimer Gespräche“, die wertvolle Anregungen für die bundesdeutsche Sozialpolitik gaben. Mitglied der Industrie- und Handelskammer war Vorwerk bereits 1929 geworden, seit 1933 deren Vizepräsident. Das 1942 abgebrochene Engagement setzte er 1945 als Vorsitzender fort und verwirklichte die Neuorganisation auf Landes- und Bundesebene. Die hohe Wertschätzung Vorwerks drückte sich unter anderem 1956 in der Wahl zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages aus.
Für seine Vaterstadt engagierte er sich im besonderen Maße als Vorsitzender des Barmer Verschönerungsvereins. Er setzte ab 1945 Mitarbeiter ein, die die im Krieg zerstörten Barmer Anlagen rekultivierten, auf seine Lohnliste. Er stellte Geräte zur Verfügung, kaufte das inzwischen veräußerte Haus Dahl und managte die Neugestaltung und Pflege dieser zweitgrößten privaten Parkanlage Deutschlands. Anläßlich der letzten Fahrt der Barmer Bergbahn, von seinem Vater Adolf 65 Jahre zuvor initiiert, hielt Wilhelm am 4. Juli 1959 neben dem Bergbahnhof eine flammende, aber erfolglose Rede gegen die Stillegung.
Mit Wilhelm Vorwerk starb am 4. November 1967 ein Mann mit Verantwortungsbewußtsein, Blick für das Praktische, Aufgeschlossenheit für neue Ideen und liebevoller Hingabe zur Natur. Am Höhenweg des Barmer Waldes ist 1971 für ihn eine schlichte Gedenkstätte errichtet worden.
Als Wilhelm Vorwerk, blieb die Erinnerung an einen Mann mit Verantwortungsbewußtsein, Temperament, unbestechlichem Blick für das Praktische, Aufgeschlossenheit für neue Ideen und liebevoller Hingabe zur Natur.

Literaturhinweis:
Jubiläumsschrift „100 Jahre Vorwerk & Sohn“ (1827-1927).
Wilhelm Vorwerk, Porträt in „Wuppertaler Biographien, 11. Folge“, Born-Verlag.