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Wilhelm Petig

(kgc). Die über 50-jährige Vereinszugehörigkeit war den Mitgliedern des Oberbarmer Turner-Bundes ein Wert an sich, Wilhelm Petig zu ehren. Gegen Jahresende 1996 ließ sich auch der Deutsche Sängerbund nicht lumpen und überreichte Petig eine echt goldene Ehrennadel. In 2000 konnte der engagierte Mitbürger aus den Händen von Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl den "Wuppertaler" als Dank an Ehrenamtliche in Empfang nehmen. "Wir nehmen uns viel zu selten die Zeit, einmal Danke zu sagen, dabei nehmen sich Leute wie Wilhelm Petig viel Zeit, um aus Liebe anderen Menschen zu helfen," gestand der (damalige) Stadtchef anläßlich der zweiten Verleihungsstaffel.

Urgestein
Willi Petig trat im Januar 1946 in den OTB ein und wurde Mitglied der Gesangsabteilung. Zehn Jahre war er Notenwart. Als 1952 das Nachrichtenblatt aus der Taufe gehoben wurde, war Petig Geburtshelfer und anschließend lange Jahre Redakteur. Er erfreute die Leser mit Versen, Berichten und Kurzgeschichten. Petig gestaltete mit großer Präzision Festschriften und Reisezeitungen. 1960 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der traditionsreichen Gesangsabteilung gewählt. Zuvor ließ Hubert Hildebrand (70) keinen Zweifel an seiner Überzeugung, dass er nur unter der Bedingung für den Vorsitz kandidiert: „Du musst die Arbeit tun!“ Petig rückblickend: „Und so war’s dann auch.“ Fähigkeiten bewies der geschäftsführende Chorvorsitzende, der als Mitglied des OTB-Hauptvorstandes viele Ideen einbrachte, auch als Gesangssolist, Singspiel-Akteur, Dichter, Konzert-, Fest- und Reiseorganisator. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Petig 1972 die Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes. 1975 übernahm Willi Petig das Amt des 1. Vorsitzenden der singenden Abteilung, nach kommissarischer Übernahme im Jahr zuvor. Die Ehrenmitgliedschaft des OTB wurde dem engagierten Zeitgenossen 1986 angetragen. 1990 ließen es sich der Deutsche Sängerbund und der Sängerbund NRW nicht nehmen, für 30 Jahre Vorsitz goldene Ehrennadeln zu überreichen. Dass Willi Petig ein singender Sportler war, belegte die Tatsache, dass er längst das goldene Sportabzeichen erworben hatte.
Singe, wem Stimme gegeben
Wenn Petig gestand, dass er sein Leben lang gesungen hat und die Begeisterung in sich spürte, dann mochte man ihm wünschen, dass sich jüngere Zeitgenossen von ihm anstecken lassen … Das Hobby Singen hatte er übrigens mit seiner Frau Gerda (sie leitet seit 1983 die Sängerfrauengruppe), die er schon als Sechsjähriger in der Schule kennenlernte und später geheiratet hat, gemeinsam; sie singt allerdings in der Sängerfrauengruppe des OTB. Musikalische Ambitionen liegen den Petigs scheinbar im Blut. Wilhelms Großvater war 1877 Mitbegründer des Oberbarmer Sängerhains, Vater Wilhelm war nebenberuflicher Chorleiter und seine acht Geschwister gute Sänger; Onkel Rudolf war Konzertsänger und hauptberuflicher Chorleiter. Die Petigs bereisten gerne deutsche Lande und der begeisterte Hobby-Fotograf hielt die Exkursionen in Fotoalben fest.
Beruf und Ehrenamt
Eine gesunde Basis für ehrenamtliche Tätigkeiten ist stets ein sicherer Beruf. 1945/46 startete Wilhelm Petig, am 6. Januar 1924 im großelterlichen Hause Ackerstraße 11 geboren, im Konstruktionsbüro von Bemberg. Der Wehrdienst war von 1942 bis 1945, vorher datieren Lehre, Abendschule, Fachschulreife, Ingenieurschule. Bemberg musste 1946 die meisten Mitarbeiter entlassen, weil die Besatzungsmacht das „Permit“ (Produktionserlaubnis) verweigerten. Petig arbeitete in jenen Jahren in einer Schwelmer Kunstharzpresserei als Konstrukteur und Leiter des Werkzeugbaus. 1950 kehrte er in die Öhde zurück und arbeitete als Betriebsingenieur, später als Abteilungsleiter, in Spinnerei und Textilabteilung (Cupro und Perlon) des traditionsreichen Unternehmens, das sich über Enka zum Konzern Membrana (vorher Akzo-Nobel) entwickelt hat. Die Expansion dauerte bis 1972, als 600 Mitarbeiter auf den Lohnlisten standen. In Raten vollzog sich bis 1981 ein Rückwärtstrend. Von da an zeichnete Petig für Inhalt und Gestaltung der Werkszeitung verantwortlich. Dem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1988 ging eine reduzierte Arbeitszeit ab 1986 voraus.
Als "ruheloser Ruheständler" durfte Wilhelm Petig viele Jahre dichten, schreiben, planen und singen. Am 23. September 2008 hat sich sein Lebenskreis geschlossen.