Home » Barmer Köpfe » Karl Tirre

Karl Tirre

(kgc). Die personifizierte Heimatverbundenheit und Vorbild in Sachen Engagement für „sein“ Langerfeld war „Ehrengarnmeister“ Karl Tirre. Im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der 1981 gegründeten Garnbleichergruppe des Langerfelder Bürgervereins engagierte sich Karl Tirre rund 25 Jahre auf besondere Weise für die Kulturpflege. Mit viel Einsatz hat er als Erster Garnmeister (1989-2006) und Nachfolger von Kurt Kürten Vorträge und Vorführungen organisiert, um die Bedeutung des Garnbleichens bekannt zu machen und die Erinnerung an das alte Handwerk zu bewahren. Viel Herzblut und Arbeit hat er in die Aufarbeitung der Geschichte rund ums Garn gesteckt, alte Unterlagen und Bücher gewälzt und Arbeitstechniken und Lebensumstände der Bleicher erhellt. Vor allem die Vermittlung des Gewerbes an Kinder und Erwachsene lag ihm am Herzen. Neben Auftritten in der Bergisch-Märkischen Region (Schulen und vielfältige Veranstaltungsformen) gehörten auch Reisen ins Rheinische Freilichtmuseum Kommern/Eifel (Garnkasten aus der Öhde im Bergischen Dorf) und zu Partnerstädten nach Frankreich (St. Etienne), England (South Tyneside) und 1994, 1996 und 1997 zur unvergessenen Steuben-Parade in New York dazu. Ins Jahr 1996 datiert ein Abstecher zur Steuben-Parade in Philadelphia. Die überwiegend positive Bilanz enthielt zwar viel Arbeit und manchen Ärger, aber die Ehre überwog. Oft haben die Bleicher den Bürgerverein, den Stadtbezirk Langerfeld und die Stadt Wuppertal repräsentiert und würdig vertreten – sogar im Fernsehen. Heckinghauser Bleicherfeste sind ohne die Nachbarn von der westfälischen Wupperseite undenkbar, ebenso wenig die Visiten der Wuppertaler beim Schwelmer Heimatfest.

Karl Tirre wurde am 8. Februar 1927 in Langerfeld geboren. Nachdem der ehemals westfälische Ort mit starken Beziehungen zu Schwelm 1922 nach Barmen gekommen war, wurde Tirre 1929 mit seiner Heimat Wuppertaler. Sein Vater hatte eine Gärtnerei und Kranzbinderei, die er übernommen hat. Um 1990 übergab er diesen Betrieb an seinen Sohn Jochen, der ihn einige Jahre später veräußerte. Auf dem Grundstück stehen längst Wohnhäuser. Im Alter ist Karl Tirre wieder Westfale geworden, als er ins dortige Feierabendhaus zog. Am 26. Mai 2009 ging sein schöpferisches Leben zu Ende. Seine letzte Ruhe hat er auf dem evangelischen Friedhof an der Kohlenstraße gefunden. „Garnmeister“ und Tirre-Nachfolger Paul Bockmühl: „Wir sind sehr traurig.“ Margret Hahn: „Wir verdanken Karl Tirre viel. Er wird uns sehr fehlen.“

Die Stadt Wuppertal hat Karl Tirre mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet, während der Bürgerverein Langerfeld ihn zum Ehrenmitglied wählte und ihm am 15. Januar 2006 die „Goldene Spule“ verlieh. Diese Auszeichnung hat der Bürgerverein Langerfeld 1978 zum 50-jährigen Jubiläum gestiftet. Die Bleicherknechte machten ihn 2006 zum Ehrengarnmeister. „Wir danken Karl Tirre für seinen unermüdlichen Einsatz und haben uns stets gefreut, dass er sich nicht nur auf eine zahlende Mitgliedschaft beschränkt hat, sondern mit ganzem Herzen für unseren Verein tätig war“, bilanzierte Margret Hahn, Vorsitzende des Bürgervereins Langerfeld, zum 80. Geburtstag Tirres. Darauf ließ sich gut ein Glas mit „Langerfelder Bleicherfeuer“ erheben, denn Karl Tirre hat den Schnaps mit Elan und persönlichem Einsatz „kreiert“. Er erzählte einmal dazu: „Ich habe damals von der Brennerei verschiedene Schnäpschen zum Probieren bekommen. Das Ergebnis des schönen Abends war die Wahl eines bernsteinfarbenen Destillates. Die Zusammenstellung wurde in vielen Sitzungen nach einer alten Rezeptur und Geschmack verfeinert.“ Über seine Lebenszeit hinaus bleibt sein Werk erhalten. Dazu zählt die von ihm erfundene „Ehrengüte“, einem handgefertigten hölzernen Miniatur-Arbeitsgerät der Garnbleicher, das beispielsweise am 17. Juni 2007 die „Wuppertaler Originale“ anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens erhalten haben.

Zur Verleihung des Rheinlandtalers am 22. Mai 2007 im Wuppertaler Rathaus lobte Winfried Schittges, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, das Engagement Karl Tirre’s für die Heimatgeschichte, Heimat- und Brauchtumspflege, seine Heimat Langerfeld und die rheinische Kultur.