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Schule Wichlinghauser Straße

(kgc). Das Schulgebäude an der Wichlinghauser Straße (ehem. Thalstraße) wurde im Jahre 1897 als zweite katholische Schule Barmens unter der Bezeichnung „Rittershauser katholische Schule“ erbaut und am 23.12.1897 feierlich eingeweiht.
Nach längeren Diskussionen über ein geeignetes Grundstück erwarb der Stadtrat Barmen ein Grundstück von ca. 26 Ar (ca. 2.600 qm) von dem Kalkbrennereibesitzer Tips, zwischen dem bis zum Schulneubau in unmittelbarer südlicher Nachbarschaft betriebenen Kalkofen und dem Eisenbahnviadukt der Rheinischen Strecke an der damaligen Thalstraße. Der Bau der neuen katholischen Schule war notwendig geworden, da mit zunehmender Industrialisierung des Wuppertals ein enormer Bevölkerungszuwachs einher ging (Einwohnerzahl Barmen um 1800: 12.895, um 1900: 141.944).
Der Schulvorstand protestierte zunächst gegen den Erwerb dieses Grundstückes, da er Lärmbelästigung durch „außerordentlich großen Fuhrwerkverkehr“, ferner die gesundheitsgefährdenden Ausdünstungen des Kalkofens und die Gefahren, die von der nördlich gelegenen Chemischen Fabrik fürchtete. Hingewiesen wurde u.a. auch auf den aufgeschütteten Baugrund, der die Fundamentierung des Neubaus kostspielig mache.
Der Kalkofen und die besagte Fabrik stellten im Einweihungsjahr 1897 ihren Betrieb ein und wurden abgebrochen. Der aufgeschüttete Boden, Abraum der Kalkproduktion, erforderte in der Tat die Einbringung von 28 Fundamentierungssäulen, was das Gesamtbauvorhaben unverhältnismäßig verteuerte (Kosten Neubau 18.700 Mark, Kosten Fundamentierung: 17.000 Mark).
Das ursprünglich auf 15 Klassen ausgelegte Schulgebäude ist im typischen Stil des preußischen Schulbaus des ausgehenden 19. Jahrhunderts errichtet. Der dreigeschossige Massivbau mit allseitig durchfenstertem Sockelgeschoss in Werksteinausführung und flach geneigtem Walmdach wirkt gestalterisch im wesentlichen durch die zum Teil in kunstvollen Verbänden gesetzten roten und gelben Vormauerziegel. Straßenseitige und rückwärtige Fassade weisen jeweils neun Fensterachsen auf. Die Eingänge befinden sich jeweils mittig in den einachsigen Giebelseiten. Zur Belichtung der aufgehenden Treppenhäuser dienen darin jeweils zwei Zwillingspaare rundbogiger Fenster, die in flachen Risalitvorlagen eingebunden und mit profilierten Gewänden gefasst sind.
Optisch ist die straßenseitige Fassade sowohl horizontal, als auch vertikal in drei Hauptflächen gegliedert. Die horizontale Unterteilung erfolgt durch die Anordnung umlaufender Gesimse. Das Sockelgesims besteht aus konvex bzw. konkav gekrümmten Formsteinen, die auf einer vorspringenden Rollschicht auflagern. Die Oberseite der Rollschicht ist mit Mörtel abgedeckt. Der untere Abschluss ist mit Hohlkehlsteinen ausgebildet. Das Abschlussgesims des EG wurde aus Formsteinen in Verlängerung der Fensterbänke des 1. OG, als Brüstungsgesims in der Abfolge Schrägstein, Wulststein, Rollschicht, Wulststein, 4 Streckschichten, Wulststein ausgebildet. Das Abschlussgesims gegenüber der Dachfläche wurde bogenförmig gestaltet und über mehrere Ebenen abgetreppt. Die Fensteröffnungen des EG und des 1. OG sind segmentbogig abgeschlossen und tragen profilierte Rahmungen. Die rundbogen Zwillingsfenster des 2. OG liegen in den segmentbogig auslaufenden Pilastervorlagen, die das 1. und 2. OG in streng eingehaltenem Rhythmus vertikal gliedern. Innerhalb dieser Fläche, die ca. 2/3 der Gesamtfassadenfläche ausmacht, befinden sich umlaufend (ausgenommen Treppenhäuser) farblich abgesetzte Bänder roter Ziegel.
Die Dreiteilung der Fassade wird zudem durch die wechselnde Farbgebung der Vormauerziegel bzw. des Fugenmörtels betont. Im Sockelbereich, zwischen Oberkante Fußgesims und Oberkante Werkstein, wurden in Bezug auf die darüber liegenden Flächen dunklere, rote Ziegel mit rotem Fugenschluss gewählt. Für die darüber liegenden Fassadenflächen wurde ein gelber Vormauerziegel um im Kontrast dazu ein grauer Fugenmörtel verwendet.
Die vertikale Gliederung des Baukörpers ergibt sich – wie erwähnt – einmal aus der regelmäßigen Abfolge der Pilaster im 1. und 2. OG der straßenseitigen Fassade, zum anderen durch das traufseitige Zurückspringen des mittleren Gebäudedrittels und schließlich durch das giebelseitige Vorspringen der Treppenhäuser. Die rückseitige Fassade wiederholt in Achsialität und Fensterausformung die Schauseite, ist aber insgesamt in der Ausformung des Zierwerkes deutlich geschlichtet (Verzicht auf Pilaster, schlichtere Profilierungen an den Fenstern, deren Öffnungen zwar analog zur Frontseite ausgeformt sind, aber nur einfache segment- und rundbogig ausgeformte Ziegelstürze aufweisen.
Im Gebäudeinneren ist die funktional geprägte Raumdisposition in ihrer Erschließung durch die beidseitig vorgelagerten Treppenhäuser und die geschossweise durchlaufenden Mittelflure noch in vollem Maße ablesbar.
Das Schulgebäude ist unverzichtbarer Bestandteil der historischen Bebauung der Wichlinghauser Straße. Insbesondere in der Zusammenschau mit dem nördlich unmittelbar benachbarten Viadukt prägt es den Straßenraum und das Stadtbild in signifikanter Weise. Seine Erhaltung und sinnvolle Nutzung liegen darüber hinaus auch im öffentlichen Interesse, weil es in hohem Maße geeignet ist, die Bauaufgabe Schulhausbau im ausgehenden 19. Jahrhundert zu dokumentieren. Seine Entstehung überliefert zugleich wesentliche Aspekte der städtebaulichen, sozial- und schulgeschichtlichen Entwicklung Barmens zur Zeit der Hochindustrialisierungsphase.