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Gerd Kohler

(kgc). Auf eine 25jährige Tätigkeit als Vorsitzender des Bezirksvereins Heckinghausen konnte Gerd Kohler 1994 zurück blicken. Das Jahr 1993 erhielt jedoch von ihm einen schwarzen Rand, wie das Jahrbuch seines Bürgervereins. Einerseits aus persönlichen Gründen, weil ein zweiter Herzinfarkt zu einer schwierigen Herzoperation zwang und er „sein“ Bleicherfest nur am Telefon erleben konnte, und andererseits die unrühmliche Schließung des Stadtbades Auf der Bleiche. Um den Erhalt hatten Kohler und seine Freunde lange gekämpft – vergeblich, wie sich Mitte 1993 zeigte.
Gerd Kohler ist ein Heckinghauser Junge. Er wurde am 24. Mai 1936 in einem kleinen Stift in der Bären-, der heutigen Mommsenstraße geboren. Nach Rückkehr aus der Evakuierung zog er mit seinen Eltern nach Elberfeld und besuchte die Realschule Neue Friedrichstraße. Nach der Mittleren Reife absolvierte Kohler jun. eine Lehre bei den Olympia-Werken in Wilhelmshaven als Büromaschinentechniker. Damit war die Nachfolgefrage geklärt, denn 1956 trat Gerd in das 1927 vom Vater gegründete Geschäft ein und übernahm es nach der Meisterprüfung (1962) 1973 als geschäftsführender Gesellschafter. Zu Beginn 1994 legte er die Verantwortung in jüngere Hände.
Den berufsständischen Mitwirkungswünschen versagte sich Gerd Kohler nicht. 1975 wurde er in den Vorstand der Mechaniker-Innung gewählt, nimmt ab 1976 Prüfungen für Bürokaufleute ab, war zeitweise Vorsitzender der praktischen Kommission. Die IHK Wuppertal zählte ebenso auf ihn, wie die Handwerkskammer Düsseldorf (vereidigter Sachverständiger). Zur Stärkung des Einzelhandels gründete er mit Jörg Fett die Werbegemeinschaft Heckinghausen, die den Weihnachtsmarkt veranstaltet. Damit sollten Interessenkonflikte zwischen Kaufleuten und der Bürgervertretung vermieden werden. Das Image des „Händlerclubs“ trifft den Bezirksverein zu Unrecht. Sehr wohl gehören für Kohler profitabler Einzelhandel und ausreichende Kundschaft eng zusammen. „Wenn ein Mann seine Hose in Heckinghausen kaufen kann, erwirbt er auch noch Hemd und Schlips vor Ort“, meinte er damals und sah so die Nahversorgung gesichert. Das immer mehr Kaufkraft in die Zentren abwandert, war für den Kaufmann eine bedrohliche Entwicklung.
Mitglied im Bezirksverein Heckinghausen wurde Gerd Kohler 1961. Bereits 1966 wurden seine Talente entdeckt und drückten sich in der Wahl zum 2. Vorsitzenden aus. Die Wahl zum 1. Vorsitzenden am 12. Februar 1968 war Ausdruck eines Generationswechsels. Eine neue Satzung, Erweiterung des Beirates und Ausschußgründungen machten neue Strukturen und frischen Wind deutlich. Für Gerd Kohler ist ein gutes Vorstandsteam wesentlich und doch sind zahlreiche Ideen in seinem Kopf gereift. Zum Zusammenschluß der Heckinghauser Vereine in einer Kooperation kam es 1972. Während es anfangs um die Ansiedlung von Fachärzten, den Schutz des Einzelhandels und gute Verkehrswege ging, folgten später der Bau der Turnhalle Ziegelstraße, die Gestaltung des Murmelbachtales und Ausrichtung von Festen und Fahrten. Dem Brückenfest (zum vermeintlichen 60. Geburtstag des Vereins) 1975 folgten viele Bleicherfeste, die Riesenfete zum 100. Geburtstag 1991, aber auch Kinder und Senioren kamen zu ihrem Recht. Die letzten Jahre standen ganz im Zeichen des Stadtbades. Unermüdlich setzten sich Kohler und seine Mannschaft für den Einbau einer Cafeteria, den Umbau der Wannenstation zu Vereinsräumen und der ehemaligen Herrenschwimmhalle zu einem Mehrzwecksaal ein. Kommunikationszentrum hieß die Zielvorstellung. Parallel kamen immer wieder Schließungspläne auf den Tisch, die es abzuwehren galt. „Wuppertals kleinster Stadtbezirk ist in vielem unterversorgt und braucht Einrichtungen für Kinder und Erwachsene“, erklärte Kohler mehrfach. In letzter Zeit sprach er öfter vom „ausbluten“, ging doch der Abschied vom Bad einher mit der Schließung der Jugendbücherei und Gefahr für den Bestand des Spielplatzhauses. Zur Verbesserung der Ausstattung hat der Verein noch vor Weihnachten 1.000 DM gestiftet, um den dringenden Bedarf von Jugendfreizeitangeboten zu unterstreichen. Diese Beispiele sprechen für das persönliche Engagement Kohlers und Begeisterung und Idealismus, mit denen er den Bürgerverein mit Leben erfüllt und seine Mitarbeiter stets aufs Neue begeisterte. Durch seine Herzkrankheit zum Nachdenken gezwungen, stand sein Vorsitz zur Disposition. „Ich tauge nicht für die zweite Reihe“, erkannte Kohler einsichtig, weil er führen und gestalten wollte. Damit sind die Heckinghauser stets gut gefahren. Ihr „heimlicher Bürgermeister“ hat die politische Bezirksvertretung stets als Partner betrachtet, aber auch für die Vereinsziele eingespannt. Politisch ließ er sich nicht in eine Partei einbinden, weil er sich mit seiner Meinung stets an der Sache orientiert. Mit seinen Ortskenntnissen wäre er sicher der beste Mann als „sachkundiger Bürger“ am BV-Tisch, doch ist die Funktion nicht zuläßig. Die Ereignisse des Jahres 1993, als Sach- und Einzelfragen des Bezirksvereins von Stadtverwaltung und verantwortlichen Parteien unbeantwortet blieben, haben zu neuen Überlegungen geführt. Die „Anstattpartei“ (Kohler wörtlich: „reizvoll!“) ist nach den Hamburger Erfahrungen keine Utopie mehr, weil es nach Kohlers Aussage im Tal zahlreiche unzufriedene Politiker und Wähler gibt, die sich von den derzeit Verantwortlichen nicht vertreten fühlen. „Einen Vertreter Heckinghauser Interessen sehe ich weit und breit nicht“, sagte er resignierend. Trotz allem Unmut rief Gerd Kohler die Bürger zur Stimmabgabe bei der Kommunalwahl auf, „weil die Weigerung nur den extremen Parteien am linken und rechten Rand nützen werden.“ Im Bezirksverein haben seine Stellvertreter Heinz W. Kurzhals und Günter Wolff ihren Vorsitzenden zeitweise gut vertreten, „aber gemeinsam sind wir am stärksten!“ war damals ihre Überzeugung. Unvergessen bleibt der 1993 verstorbene „Mitstreiter“ und Freund Heinz Wagner. „Der BZV-Vorstand ist übrigens kein geschlossener Zirkel, deshalb freuen wir uns über jeden (jungen) aktiven Nachbarn“, lud er Interessenten zum Mitmachen ein. 1991 ist Gerd Kohler, damals dienstältester Vorsitzender eines Wuppertaler Bürgervereines, für seinen ehrenamtlichen Einsatz mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Entspannung fand Gerd Kohler früher beim Tanzsport und Tennisspiel. Später setzte er sich an die Heimorgel und schaltete ein wenig ab.
Es gibt nicht Gutes – es sei denn, man tut es
Zum Silbernen Jubiläum hatten Kohlers Stellvertreter einen Empfang im Paul-Gerhardt-Haus organisiert und die Gästeschar war der Bedeutung entsprechend umfangreich. Zutreffend stellte Günter Wolff zu Beginn fest, daß man Kohlers Mutter zu danken habe, „denn ohne Mutter hätten wir den Gerd nicht!“ Kollege Heinz W. Kurzhals merkte an, dass der Bezirksverein „kein Klübken“ ist, sondern sich stets aus positiven Kräften aus der Bürgerschaft bildet und der Vorstand Tradition und Fortschritt gleichermaßen im Auge hat. Und wenn im letzten Vierteljahrhundert aus dem kleinsten Wuppertaler Bezirk einer der größten Bürgervereine gewachsen ist, dann mag sich darin auch Kohlers Engagement widerspiegeln. Der scheidende Bürgermeister Kurt Drees legte Wert auf die Feststellung, „dass wir alles Positive in unserer Stadt dem Können und Einsatzwillen der Bürger, Männer und Frauen, verdanken, von den Anlagen über das Murmelbachtal bis zur Bergbahn. Gerd Kohler hat stets das Ohr am Mund des Volkes gehabt und ungewöhnlich viel geleistet; Sachverstand und Fairneß bewiesen.“ Hermann Josef Richter, damaliger Parteivorsitzender und CDU-Kandidat für den Posten des Oberbürgermeisters, hob hervor, „dass eine Stadt nichts ohne ihre Stadtteile ist. Und ein Stadtteil Heckinghausen hätte ohne seinen Bezirksverein nicht die heutige Bedeutung.“ Das Gerd Kohler daran großen Anteil hat, war die logische Ergänzung. „Eine positive Bürgerinitiative in einer Zeit der Konfrontationen“, führte Richter aus und gab zu, daß Politiker sich oft um des Streites Willen streiten, „obwohl wir uns längst einig sind!“ Der Nachbar aus Nächstebreck gestand freimütig, dass er sich 1972, als 22jähriger 2. Vorsitzender des dortigen Bürgervereines, das Heckinghauser Jahrbuch zum Vorbild genommen hat und diesem noch immer nacheifert. „Eine bergische Eigenart bringt es mit sich, dass echte Wuppertaler stets einen Stadtteil als Herkunft nennen, ob Heckinghausen oder Wichlinghausen“, so Richter.
Als Vertreter aller Bürgervereine bedankte sich Stadtverbandsvorsitzender Dr. Wolfgang Baumann bei Frau Kohler für die vielen Stunden des Verzichtes auf Zweisamkeit und hob Leistung und Energie Gerd Kohlers hervor, der seine Gesundheit nie geschont und in mehr als 25 Jahren Frust, Niederlagen und Erfolge erlebt habe. Als zeitweiliger „Bodygard“ meldete sich der spätere 1. Vorsitzende (ab 2006) Jürgen Nasemann zu Wort und nannte die Gründung der Kooperation Heckinghauser Vereine 1972 als herausragendes Ereignis: „Unser Gerd hat Kampf und Einsatz nie gescheut.“ Die Langerfelder Garnbleicher bedankten sich, dass sie als Unbekannte eine Demonstration des historischen Gewerbes auf dem Bleicherfest zeigen durften. An eine Begebenheit erinnerte sich Pfarrer Werner Jacken, als ihn jemand auf der Straße mit Kohler bekannt machte: „Da kommt der König!“ Ihm imponierte, „dass der Bezirksvereinsvorsitzende immer nahe bei den Menschen wohnte und nicht auf die Höhen ausgewandert ist.“ Traurig erklärte der damalige Chef des „Cafe Heck-Meck“, dass der soziale Charakter in Heckinghausen rückläufig ist. Die Bürger munterte Jacken auf, den Verantwortlichen in Stadt und Land „Feuer unterm Hintern zu machen.“ Zum Schluß blickte Gerd Kohler schlaglichtartig auf 10.220 Tage Vorstandarbeit zurück, die er als Selbstverständnis und Idealismus sieht. „Ein Solist ist nichts ohne sein Team“, stellte er klar, nicht ohne herausragende Mitstreiter zu erwähnen. Adolf Hedermann als „Mann der ersten Stunde, als der Verein vor der Auflösung stand“, und Heinz Wagner waren zwei von ihnen. „Glücklicherweise ist der Vorstand auch ein Zusammenschluß von Freunden, der seine Fahrten nie aus der Vereinskasse bezahlt hat“, stellte Kohler mit Stolz fest und ließ Amtsmüdigkeit nicht erkennen.
Unbequem, unabhängig und pflichtbewußt
Ein Frühjahrsempfang bildete 2000 den äußeren Rahmen, mit dem sich der Bezirksverein Heckinghausen von seinem Vorsitzenden Gerd Kohler verabschiedete. In seiner Begrüßung erinnerte Nachfolger Günter Wolff, dass der „heimliche Bürgermeister von Heckinghausen“ bei der Jahreshauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden ist und jederzeit im Vorstand seine reichen Erfahrungen einbringen kann. 34 Jahre im Vorstand eines der größten Wuppertaler Bezirksvereine spiegelten sich im großen Auditorium aus Stadtverordneten, Bezirksvertretern, Verwaltungsmitarbeitern, Polizeibeamten, benachbarten Bürgervereinen, Mitgliedern der Heckinghauser Vereine und langjährigen Wegbegleitern wider.
Auch für Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl war die Verabschiedung Gerd Kohlers ein Anlaß zum Dank für langjährigen Einsatz und Engagement: „Er war ein Advokat von und für Heckinghausen und immer für seinen Stadtteil im Einsatz. Ab 1972 war er hartnäckiger Motor für die Zusammenarbeit der Heckinghauser Vereine durch die Schaffung einer Kooperation, der er 25 vorsaß, und hat so ein funktionierendes Netzwerk geknüpft. Gerd Kohler hat sich über einen von zehn Stadtbezirken hinaus um unsere Stadt Wuppertal verdient gemacht!“ OB Kremendahl erinnerte nicht nur an 25 Brücken- und Bleicherfeste, zu denen jeweils mehr als 100.000 Menschen nach Heckinghausen pilgerten und das aus dem Wuppertaler Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist, sondern an viele stadtteilpolitische Aktivitäten, von denen Kauf und Sanierung des Sportplatzes an der Widukindstraße und die Reaktivierung des Stadtwerkegeländes ohne Gaskessel an der Mohrenstraße aktuelle gemeinsame Ziele für Heckinghausen sind. Dr. Kremendahl: „Mit oft unerbittlichen Argumenten hat Gerd Kohler seine Wegbegleiter motiviert und Gegner herausgefordert.“ Das Ergebnis seiner Arbeit können die Bürger im Stadtbild und an der Vitalität Heckinghausens ablesen.

Meine Meinung – eine Meinung
Die Gesellschaft braucht Vorbilder
Nehmen wir uns ein Beispiel an Gerd Kohler, dem Heckinghauser Urgestein
Klaus-Günther Conrads beleuchtet das Ehrenamt und seine Möglichkeiten
Als Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl am 4. Juni 2000 im Paul-Gerhardt-Haus feststellte, dass halb Wuppertal und ganz Heckinghausen anwesend sei, um Gerd Kohler zu verabschieden, da hat er natürlich maßlos übertrieben. Unabhängig von der Menge aber hatte sich ein Querschnitt der Menschen eingefunden, die den Weg des bisherigen Vorsitzenden des Bezirksvereins Heckinghausen begleitet oder gequert hatten. Alle zollten ihm Respekt und Anerkennung für Arbeit, die nicht mehr viele Menschen zum Wohle ihrer Mitbürger leisten wollen. Deshalb steht Gerd Kohler, 2000 der dienstälteste Vorsitzende der 29 Wuppertaler Heimat- und Bürgervereine, für viele Aktive in den Vorständen der ungezählten Vereine und Organisationen im Rampenlicht.
Zwar ist Heckinghausen nicht der Nabel unserer Stadt und auch nur der kleinste der zehn mitunter zwangsweise politisch gebildeten Stadtbezirke. Da die Arbeit in allen Bürgervereinen ähnlich ist, soll Gerd Kohler als Beispiel dienen. Mehr noch als Vorbild, weil der Nachwuchs – wie auf vielen Ebenen des täglichen Lebens – Vorbilder braucht! Und weil Freiwillige immer weniger werden. 32jährig wurde Gerd Kohler Vorsitzender des Bezirksvereins Heckinghausen, der in Vorstand und Mitgliedschaft überaltert und wenig lebendig war. Den jungen Geschäftsmann reizte die Aufgabe, die ziemlich überraschend an ihn herangetragen wurde. Er scharrte Freunde und Bekannte um sich und organisierte, denn nur im Team ließ und läßt sich etwas für die Mitmenschen erreichen. Damals, in den sechziger Jahren, säumten noch manche Trümmer aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges die Heckinghauser- und andere Straßen. Galt es zunächst, die Versorgung der Menschen zu verbessern und die Infrastruktur zu entwickeln. Er munterte die Kollegen aus Handel und Gewerbe zum Mitmachen auf und war später Initiator der Werbegemeinschaft Heckinghausen. Andererseits bastelte er an der Kooperation Heckinghauser Vereine, einem noch heute, etwa bei den Bleicherfesten, funktionierenden Netzwerk. Die Zusammenarbeit aller Kräfte im Stadtteil war also schon früh das Erfolgsrezept Gerd Kohlers. Es sprudelten viele Ideen aus ihm heraus: das Heckinghauser Jahrbuch mit attraktivem Preisrätsel, an dem Handel und Konsumenten gleichermaßen partizipierten; das aus dem anläßlich des 225. Geburtstages der ältesten Wupperbrücke hervorgegangene Brücken- und spätere Bleicherfest; eine jährliche Mitgliederfahrt; die Seniorenweihnachtsfeier; die von der Werbegemeinschaft ausgerichteten Weihnachtsmärkte, und die Verteilung von Weihnachtspräsenten an Heckinghauser Bürgerinnen und Bürger in Krankenhäusern und später in benachbarten Altenheimen. Einnahmen aus dem Bleicherfest flossen in die Gestaltung des Murmelbachtales, beispielsweise durch den Kauf von Ruhebänken und Schutzhütten. Außerdem wurden Blumenkübel an der Heckinghauser Straße aufgestellt. An dieser Stelle sei auf die Trauer der Initiatoren hingewiesen, dass Zeitgenossen neue Pflanzen umgehend für den häuslichen Bereich stehlen … Damit wird das Engagement von Menschen vom Typ Gerd Kohlers quasi mit Füßen getreten!
Neben der sozialen Ader hatten Gerd Kohler und sein Team auch politische Ziele. Zwar lehnte er stets ab, dass parteipolitisch aktive Mitbürger herausragende Ämter im Vorstand eines Bürgervereines bekleiden, doch bei der Stadtteilgestaltung fühlte sich Kohler mitverantwortlich und empfand sich als Zuarbeiter für das politische Stadtteilparlament, das sich Bezirksvertretung nennt. Er kämpfte vehement gegen die Schließung des Stadtbades Auf der Bleiche und freute sich letztlich über das gelungene Werk Sankt-Lazarus-Haus, dem sogar Ruhebänke gestiftet wurden. Er empfand sich als Paten für das Erholungsgebiet Murmelbachtal. Als das Spielplatzhaus von der Schließung bedroht war, stand Kohler in der vordersten Reihe der Gegner. Sein letzter Kampf als BZV-Vorsitzender war der Einsatz um die Reaktivierung des Geländes zwischen Bleiche, Waldeck- und Mohrenstraße, das er als Filetstück für Stadtentwicklung betrachtet. Dafür war er bereit, auf das Wahrzeichen Gaskessel, vor dessen jahrzehntelanger Ruine er Angst hat, zu verzichten. Und er wandte sich bis zuletzt gegen die Ansiedlung der Feuerwache Ost auf diesem Gelände, weil dadurch Wohnungsbau für junge Familien unmöglich wurde. Aber auf diese Kaufkraft neuer Mitbürger setzte Kohler, um den Handel an der Heckinghauser Straße auf Dauer erhalten zu können. Er ist überzeugt, dass die Mitmenschen erst viel später erkennen, dass fehlende Geschäfte für die Nahversorgung, etwa am Beispiel der Barmer Südstadt (Heidt) ablesbar, auch soziokulturelle Verluste sind. Vielfalt in Handel und in der ärztlichen Versorgung waren Kohler stets Anliegen. So wie er versuchte, dass leerstehende Geschäftsräume schnell wieder geöffnet wurden, so galten seine Bemühungen auch dem Ziel, dass alle ärztlichen Disziplinen im Stadtteil verfügbar sind. Hinter jeden einzelnen Aktion standen unzählige Gedanken, Gespräche und Bemühungen. Auf diese Mosaiksteine eines bürgerschaftlichen Arbeitens muß einmal aufmerksam gemacht werden. Es steht auch fest, dass Wuppertal und seine Stadtteile kaum so lebendig wären, gäbe es nicht die unzähligen ehrenamtlichen Mitbürger!
Wenigen Menschen ist das Talent gegeben, Mitmenschen zu motivieren und zu führen, vor Kreativität nur so zu sprudeln, die Begegnung mit Menschen unterschiedlicher Ansichten, ob aus Sport- oder Kleingartenvereinen, aus Karnevalsgesellschaften, Politik und Stadtverwaltung, zu suchen und Konflikte sachlich auszutragen. Wer etwas bewirken will, kann nicht bequem, muß aber unabhängig sein. Er darf sich nicht von Erfolgen und Lobeshymnen blenden und von Rückschlägen entmutigen lassen. Wenn ein Mensch wie Gerd Kohler 32 Jahre lang Vorsitzender eines Bürgervereines war, dann ist dieser Club wahrlich zur zweiten Heimat und zu einer Herzensangelegenheit geworden. Das Heckinghauser „Urgestein“ hat viele Freunde gewonnen, die sein Leben angereichert haben. Das zählt! Als er sich in der Stunde des Abschieds bei seinen (sachlichen) Widersachern für hartes Verhandeln und mögliche Verletzungen entschuldigte, wollte Gerd Kohler den Kreis seiner ehrenamtlichen Arbeit schließen. Sein Lebenswerk, das den Namen Heckinghausen trägt, ging ihm über alles, von seiner Familie und der beruflichen Basis einmal abgesehen. Deshalb konnte er nur schwer ertragen, dass mitunter gewählte Bezirksvertreter Bürgernähe und Stadtteilkenntnis vermissen ließen, dafür aber Aufwandsentschädigungen kassieren. Für Gerd Kohler war es selbstverständlich, bei Sitzungen Getränke selbst zu bezahlen und jede Mark aus Mitgliedsbeiträgen und anderen Einnahmen in soziale Projekte zu stecken. Um so mehr treffen ihn, wie die anderen Bürger-, Heimat- und Bezirksvereine mit gleichen und ähnlichen Ansprüchen, die zweifelhaften finanziellen Transaktionen der politischen Parteien. Vielleicht ein Grund, dass relativ selten Bürgervereine und Bezirksvertretungen optimal im Netzwerk zusammen arbeiten. Für Vorbehalte gibt es durch die Nachkriegsjahrzehnte Belege, weil sich die Arbeitsgebiete überschneiden. Solche Bremsen im Miteinander haben sich bis in die Gegenwart fortgesetzt. So suchen manche Parteien die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern, die außer in Wahlkampfzeiten nur schwer zu finden ist, haben aber Scheu oder Angst, sich mit dem zuständigen Bürgerverein an einen Tisch zu setzen. Dabei liegen oftmals dort die Themen und Aufgaben abrufbereit.
Nehmen wir uns ein Beispiel an Gerd Kohler. Er weist uns den Weg, wie man Nachbarschaftshilfe leisten und sich um die Heimatstadt verdient machen kann!

14.01.1994, 15.02.2008, kgc