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Heinz Kluncker

Der frühere Vorsitzende der Gewerkschaft „Öffentliche Transporte und Verkehr“ (ÖTV), Heinz Kluncker, hatte seine Wurzeln in Unterbarmen und ist als einer der bekanntesten Gewerkschafter in die Geschichte der deutschen Arbeiterschaft eingegangen.

Heinz Kluncker wurde am 20. Februar 1925 in Barmen als Sohn eines Schlossers und Drehers geboren. Wohnhaft war die Familie in der Haspeler Schulstraße. Er wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Milieu auf und besuchte in der Zeit von 1931 bis 1939 in Unterbarmen die Volksschule.

Von 1939 bis 1942 absolvierte er eine kaufmännische Lehre in der arisierten Wuppertaler Textilgroßhandlung Jäger-Grote & Co. Zu dieser Zeit sympathisierte er mit den Nationalsozialisten. Nach kurzer Tätigkeit als Expedient wurde Heinz Kluncker zum Arbeitsdienst verpflichtet. Im Juli 1943 wurde er entlassen und einen Tag, nachdem er seine Tätigkeit bei den Wuppertaler Stadtwerken aufgenommen hatte, zum Wehrdienst eingezogen.

Heinz Kluncker desertierte im Juni 1944 in Frankreich. Hintergrund dieser Entscheidung waren seine Erfahrungen, die er im Rahmen seines militärischen Einsatzes gemacht hatte und ihn in Bezug auf seine jugendlichen politischen Überzeugungen gänzlich desillusionierten. Er wurde als Kriegsgefangener nach den USA verschifft und erst 1946 wieder nach Europa verbracht. Für ihn selber waren diese Jahre prägend geblieben.

Im Sommer 1946 kehrte er nach Wuppertal zurück und nahm eine Tätigkeit bei der neu gegründeten Polizei auf. Diese legte er bereits im Dezember 1948 nieder, weil er, gerade der sozialdemokratischen Partei beigetreten, das Angebot erhielt, als Parteisekretär der SPD verantwortlich die Jugendarbeit zu entwickeln. Robert Daum, Alfred Dobbert u. a. zählten zu den Förderern von Heinz Kluncker, der sich rasch in der Wuppertaler SPD einen Namen machen konnte. Er beendete diese Tätigkeit Ende 1949, um das Wuppertal zu verlassen und ein Studium an der Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg aufzunehmen. 1952 begann er seine berufliche Laufbahn bei der Gewerkschaft ÖTV, als Volontär in der Tarifabteilung der Hauptverwaltung, in Stuttgart. 1964 wurde Heinz Kluncker mit 39 Jahren zum jüngsten Vorsitzenden einer DGB-Gewerkschaft gewählt. Bis zu seinem krankheitsbedingten Rücktritt 1982 erfolgte seine Wiederwahl unangefochten. In der Zeit seiner Arbeit als Vorsitzender fand die Angleichung der Löhne und Gehälter des öffentlichen Dienstes an die Privatwirtschaft statt. Heinz Kluncker wurde zum Synonym der erfolgreichen deutschen Gewerkschaftsbewegung der 1960er und 1970er Jahre. Dabei war er geschätzter Gesprächspartner und Ratgeber von Politikern aller Parteien. Er war dabei einer der ersten deutschen Gewerkschafter, die sich in der Nachkriegszeit erneut international engagierten und Akzeptanz fanden. So wurde er 1973 zum Präsidenten der Internationale der öffentlichen Dienste gewählt. 1977 und 1981 wurde er in dieser Funktion bestätigt und 1985 zu deren Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt.

Heinz Kluncker hat nach seiner beruflichen Tätigkeit zahlreiche ehrenamtliche Funktionen inne gehabt. Besonders lag ihm in der Zeit, als er gesundheitlich noch in der Lage war, der Wiederaufbau gewerkschaftlicher Strukturen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina am Herzen. Dabei koppelte er dieses politische Engagement, welches er auf Wunsch des europäischen Gewerkschaftsbundes ausübte, mit humanitären Hilfsaktionen. Dabei setzte er sich besonders für ein Kinderkrankenhaus in Tuzia ein und überbrachte 1996 persönlich die vom gesammelten Geld erworbenen Geräte. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang, wie er durch zahlreiche Gewerkschaftsveranstaltungen bundesweit reiste und für „sein“ Projekt geworben hat. Aber dies war typisch für ihn. Er hatte immer die reale Lebenssituation von Menschen vor Augen.

Sein Anliegen war dabei zutiefst von seiner Jugenderfahrung geprägt. Heinz Kluncker war überzeugter Humanist und Demokrat und dem Primat der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Er war einer der Wuppertaler, die aus seinen Erfahrungen in der Zeit des Faschismus ihre Kraft und ihre Motivation geschöpft haben, sich engagiert am Aufbau einer neuen demokratischen Gesellschaftsordnung zu beteiligen. Dabei ist er trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen immer ein „Wuppertaler Jong“ geblieben, der engen Kontakt zur Familie, Freunden und politischen Weggefährten pflegte. Unvergessen sind seine Auftritte vor seinen Wuppertaler Kolleginnen und Kollegen und seine spontanen Besuche im Gewerkschaftshaus.

Auf Einladung der Stadt wurde er zu seinem 75. Geburtstag durch einen offiziellen Empfang geehrt. Wichtig an diesem Tag war ihm das Treffen mit Auszubildenden der Wuppertaler Stadtwerke, denen er aus seinem Leben erzählte und denen er mit auf den Weg gab, dass Engagement im politischen Gemeinwesen unverzichtbar für den Bestand und die Weiterentwicklung einer demokratischen Gesellschaft sind.

Heinz Kluncker hat sich bleibende Verdienste erworben. Er ist der Repräsentant der Wuppertaler Gewerkschaftsbewegung nach dem Faschismus geworden. Sein Leben ist zudem bestens geeignet, den Weg der Generation junger Wuppertaler nachzuzeichnen, die ihre Schulzeit und Jugend im Faschismus verbracht haben.

Heinz Kluncker ist am 21. April 2005 nach langer, schwerer Krankheit in Stuttgart gestorben.

25.03.2008