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Flechtmaschine

Die Flechtmaschine ist eine Apparatur, mit der automatisch Litzen oder Schnüre geflochten werden.
Dazu werden auf Spulen aufgerollte Fäden kreisförmig um den Flechtpunkt herumgeführt. Diese Spulen werden in Schlangenlinien näher zum und wieder weiter entfernt vom Flechtpunkt auf Spulenträgern, den sogenannten Klöppeln geleitet. Dadurch dass Fäden sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn verlaufen, werden sie verflochten.
Die Fadenanzahl und Fadendicke bestimmt die Stärke des Geflechts.
Die Klöppel oder in Österreich auch Docke (vom norddeutschen Wort Puppe) tragen die Spule. Zum Ausgleich der Entfernung vom Flechtpunkt hatten die Klöppel früher ein Bleigewicht, auch als "Lot" bezeichnet und heute eine Feder, so dass der Faden immer gespannt verarbeitet wird. Die Klöppel haben eine Fadenüberwachung, die die Flechtmaschine bei Fadenbruch abstellt.

Litzen und Schlauchgeflechte

Abhängig davon, ob die Klöppel immer jeweils in eine Richtung laufen oder an den Endpunkten umkehren, ergibt sich ein Schlauchgeflecht (Schnur) oder ein Flachgeflecht (Litze). Üblicherweise ergeben sich durch die Technik bei einer ungeraden Anzahl von Fäden eine Litze, bei einer geraden Anzahl eine Schnur. Die kleinsten Geflechte sind mit drei Fäden, wie bei einem Zopf als Litze, bei vier Fäden eine Schnur. Durch Zuführen einer Seele im Flechtpunkt von unten, kann man das Schlauchgeflecht zu einer Schnur noch betonen. Außerdem kann diese Seele Zugkräfte aufnehmen, ohne dass sich ein Geflecht zusammenzieht.

Historisches
Die Flechtmaschine wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts erfunden, jedoch erst um 1880 industriell hergestellt. Führend auf diesem Gebiet waren die Hersteller in Wuppertal-Barmen. Diese Börtelflechtereien, wie sie oft bezeichnet wurden, waren vielerorts der Beginn der Industrialisierung. Vor allem in Gebieten, in denen Wasserkraft als Antrieb des Wasserrades vorhanden war, entstanden diese Fabriken schon vor der Elektrifizierung. Später wurden diese Antriebe durch Dampfmaschinen oder Lokomobile ersetzt.
Die Flechtmaschinen wurden nebeneinander auf sogenannten Flechttischen zusammengestellt. Diese waren einfache Holzgestelle, die der Länge nach eine Antriebswelle hatten und die Maschinen einzeln über Kegelräder antrieben. Eingeschaltet wurden diese Maschinen durch einfaches Bewegen der Maschine, so dass die Zahnräder in Eingriff kamen. Aus dieser Zeit stammt auch die Ausdrücke Einrücken und Ausrücken für Einschalten oder Ausschalten der Maschine. Angetrieben wurden die einzelnen Tische über eine Transmission.
 
Diese Fadenüberwachung ist bemerkenswert, da es diese Automatik ohne eine heute bekannten Sensorik nur bei diesen Maschinen gab. Bei Bandwebmaschinen war diese Überwachung nicht möglich, so dass die Flechtmaschine einen großen Teil der Produkte der vorher schon bekannten Webereien ablöste. Erst in den 1970er Jahren, löste die Erfindung der Nadelwebstühle und der Häkelgalonmaschinen, die eine wesentlich höhere Produktivität haben, die Flechtmaschinen wieder größtenteils ab. Nur mehr Spezialgebiete der Textilindustrie arbeiten heute mit Flechtmaschinen.
Bekannte Industriegebiete, die über eine große Anzahl solcher Erzeugungen verfügten waren der Raum Wuppertal in Deutschland und das Waldviertel (bekannt auch als das Bandlkramerland) und das Wiener Becken in Österreich.

Anwendungsbeispiele

Schnürsenkel (Schuhbänder)

  • Gummilitze, die als Einziehgummi in Kleidungsstücken verwendet werden
  • Schlangen oder Zackenlitzen, die als Ziergeflecht aufgenäht werden.
  • Kerzendochte können geflochtene Schnüre sein
  • Es gibt aber auch technische Geflechte, wie:
  • Schlauchgeflechte werden z.B. für Duschschläuche eingesetzt, wo ein Gummischlauch mit Stahldrähten umflochten wird. Bei Koaxialkabeln wird die Schirmung geflochten.
  • Litzen werden auch als Entlötlitze verwendet.
  • Kupferlitzen, die als Masseverbindung bei Fahrzeugbatterien verwendet werden.
  • Umflochtene elektrische Leitungen bei denen der Kabelmantel entweder durch eine Umflechtung geschützt ist (z.B. Bügeleisen Zuleitung)oder diese ersetzt (sogenannte Pendelschnur bei Hängelampen mit Aufrollautomatik, bzw in letzter Zeit immer öfter bei Kopfhörerkabeln) um eine größere Flexibilität des Kabels zu erreichen.
  • sogenannte Einziehstrümpfe, bei denen das Zusammenziehen des kurzen Schlauchgeflecht-Abschnitts genutzt wird, um ein Kabel oder einen Schlauch zu fassen und diesen in ein Schutzrohr oder Kabelkanal einzuziehen, ähnlich einer chinesischen Fingerfalle.

Literatur Bernhard Lepperhoff:
Die Flechterei. Leipzig (1914)
wikipedia, Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Flechtmaschine