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Die Färberei

Die Färberei in Oberbarmen

Von der Färberei Richard Dungs zum Kommunikationszentrum

(kgc). Auf den 1. Mai 1903 datiert die Gründung der Bleicherei und Strangfärberei (Färberei für Baumwollgarne und Kunstseide) Richard Dungs Co.. Teilhaber sind Richard Dungs und ein Herr Neuhoff. Die erste Fabrik entsteht & an der Rosenaustraße 13a, neben dem Gelände der Fa. J.P. Bemberg an der Rosenau. 1923, nach Inflation und Währungsreform, entsteht der Neubau einer modernen Färberei im Stennert 6-10. Der Einzug findet 1925 statt. Es ist ein kubischer Hauptbau in moderner klassizistischer Form. Im Keller sind Farbenlager und Brunnen, im Parterre Verwaltung und Labor, in der 1. Etage Trockenraum. Die Trockenzeit betrug eine Nacht, ab 1935 durch Trockenmaschine Reduzierung auf eine 1 Stunde. In der 2. Etage Kühlraum. Abkühlung der gefärbten Garne als chemischer Vorgang, Wasserbassin für die Vorratshaltung des Wassers. Die neue Färbehalle wurde mit einem geschwungenen hohen Dach versehen. Die „Englische Laterne“, eine besondere Dachkonstruktion, diente der besseren Abluftentsorgung und Belichtung. In der Färbehalle befanden sich große hölzerne „Barken“, die mit Kupfer ausgeschlagen waren. Das Privatbüro von Richard Dungs war mit Seidentapete und feinen Umrahmungsleisten aus Eichenholz ausgestattet.
Es gab Anfang des 20. Jahrhunderts ca. 100 Färbereien in Wuppertal, überwiegend an der Wupper. Die größte war die Fa. Dienst & Sohn, Moritzstraße. Die Kunden der Fa. Dungs & Com. waren z.B. RIRI (Reißverschlüsse) und Fa. Vorwerk & Co (Teppiche).
In zwei Nebengebäuden zur Berliner Straße 6 + 8 befanden sich zwei Kesselanlagen (Dampfmaschinen), zwei Garagen und ein Gebäude mit dem Chemikalienlager und den Sozialräumen der Belegschaft. Für die Garntransporte stand ein Citroen-Lieferwagen zur Verfügung. Die Geschäftsreisen unternahm Richard Dungs mit einer Kutsche und zwei Reitpferden. Das Pferdegeschirr war mit echtem Silber beschlagen. Diese standen allerdings an seinem Wohnhaus Jägerstraße (heutige Normannenstraße); später Schimmelsburg 23. 

Es wurden Kunstseide, reine Seide, Wolle und Baumwolle gefärbt. Es waren 15–20 Personen beschäftigt, davon 3 Färbermeister. Es wurde an 5 Tagen insgesamt 48 Stunden gearbeitet, mittags 1/2 Stunde Pause. Für einen halben Samstag lohnte es sich nicht, die Heizungen in Betrieb zu nehmen. Am Samstag wurden die technischen Anlagen kontrolliert.1927 trat Alma Offermann ins Unternehmen ein. Am 1. Mai 1928. fand das 25 jährige Betriebsjubiläum statt Otto Schmitz erhielt Prokura. 1931 starb Richard Dungs. Weltwirtschaftskrise. Konkurs. Prokurist Otto Schmitz übernahm die Konkursmasse von 1.400 Reichsmark. Sohn Egon Dungs gründete eine eigenen Färberei im Rauental.

1935 wurde eine Entnebelungsanlage installiert, die die beträchtlichen Nebelschwaden in der Färbehalle milderte; man konnte oft nur einige Meter weit gucken. Wegen der gesundheitlichen Belastung und erhöhter Unfallsgefahr wurde dies von der Berufsgenossenschaft vorgeschrieben. 1935 wurde auch die Stückfärberei Max Eulenhöfer & Co. in das Werksgelände aufgenommen. So konnten die Anlagen (Kesselanlagen, Heizungen, etc.) besser ausgenutzt werden. Die Firma Eulenhöfer aus Langerfeld färbte vorwiegend Futterstoffe. 1936/37 wurde eine Färbemaschine angeschafft, in der zwischen 20 – 100 kg Seide oder 2000 kg Baumwolle gefärbt werden konnten. Nun konnte auch Mischwolle gefärbt werden.

1942 erhielt Alma Offermann, mit 26 Jahren, Prokura. Sie hatte zuvor als kaufmännische Angestellte seit 1927 im Unternehmen gearbeitet und in Abendkursen der Textil-Ingenieurschule vier Semester besucht. Ein Semester fehlte ihr noch zum Abschluss des Ingenieurstudiums. Sie kümmerte sich ebenfalls um die Laborarbeiten, Rezepturen etc. Aufgrund des Abendstudiums hatte sie Stellenangebote von renommierten Firmen wie Bayer und J.P. Bemberg.

1952, zum 25-jährigen Dienstjubiläum, erhielt Frau Offermann einen Teppich von Vorwerk. Frau Offermann war mit 16 Jahren und einem Abschluss der Handelsschule ins Unternehmen eingetreten. Der Chef, Richard Dungs, verhinderte eine Ausbildung und nahm sie gleich als kaufmännische Angestellte. Er änderte auch den Vornamen des Lehrmädchens in „Edith“. Als gute kaufmännische Kraft erhielt sie 100 Mark Monatsgehalt. Als kaufmännische Leiterin verdiente sie gut. 1938, drei Monate vor Kriegsausbruch. konnte sie sich einen Mercedes anschaffen. Doch wegen den Krieges wurde er nach drei Monaten konfisziert. Frau Offermann war zeitlebens „mit dem Beruf verheiratet“. Otto Schmitz hatte keine Kinder und so wurde Frau Offermann auch Teilhaberin der Färberei.

Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-45) hatte die Firma über viele Jahre Hochkonjunktur. 1960 begannen die ersten Textil-Importe aus Italien, die Krise der Textilindustrie kündigte sich an. 1962 musste die Fa. Schmitz den Färbereibetrieb einstellen und einen entscheidenden Teil des Grundstücks an der Berliner Straße wegen der Erweiterung der B7 an die Stadt verkaufen. Zuvor hatte schon ein Pachtvertrag mit der Fa. Glanzstoff AG bestanden, der nun nicht umgesetzt werden konnte. Mit der Abfindung sollte ein neues Werk in Langerfeld errichtet werden (z. B. Eulenhöfer). Zwei Wochen nach Verkauf des Grundstückes wurden die Häuser an der Berliner Straße abgerissen (Kesselhaus, etc.). Ein Grossteil des Maschinenparks, moderne Barken aus V 4A Stahl, etc, wurden von der Fa. Vorwerk & Co. erworben und in ein Werk nach Afghanistan gebracht. Alma Kopperschläger-Offermann: „Ich weiß noch, wie Herr Dr. Mittelsten Scheid mit einem Scheck über 250 000 DM zu uns kam.“ Zunächst hatte die Stadt Wuppertal Mietshäuser als Ersatz angeboten. Das hatte Frau Offermann abgelehnt. Herr Schmitz und Frau Offermann erhielten beide eine Leibrente von der Stadt Wuppertal. Viele andere Textilfabrikanten sagten später, die Firma sei genau rechtzeitig aufgelöst worden, später, in den Krisenzeiten an 1965, war das erheblich weniger lukrativ. am 11. September 1994 kam Alma Kopperschläger-Offermann zur Eröffnung der alten Färberei als Begegnungszentrum.
Am 26. Januar 1987 wurde das Objekt in die Denkmalliste der Stadt Wuppertal eingetragen. Im September 1992 begannen die Umbauarbeiten für eine Begegnungsstätte für behinderte und nicht behinderte Menschen.



Jeder Mensch ist eine einmalige Persönlichkeit
Begegnung und Kommunikation in der Färberei
(kgc). In der Wuppertaler Industriegeschichte haben die Färbereien entlang der Wupper von jeher eine bedeutenden Rolle gespielt. Auch das Gebäude Stennert 8 wurde im Jahre 1923 als Produktionsstätte einer Färberei errichtet: "O. Schmitz, Barmen-Rittershausen, Färberei für Seide, Kunstseide und Baumwolle", wie es heute noch an der Südfassade als Inschrift in Stuckbuchstaben zu lesen ist. Bis 1962 war die Färberei Otto Schmitz in Betrieb. Mit seinen Putz- und Backsteinfassaden, Pfeilern, Segmentbögen und den aufgesetzten gläsernen Dachelementen ("Englische Laterne") über der Halle gibt das Gebäude ein historisches Zeugnis von den Arbeits- und Produktionsstätten im Barmen der 20er Jahre. Das Gebäude ist in städtischem Besitz und wurde im Januar 1987 in die Liste der Baudenkmäler eingetragen. Im November fasste der Rat der Stadt den Grundsatzbeschluss für die Nutzung des Fabrikgebäudes als Kommunikationszentrum für behinderte und nichtbehinderte Menschen unter der Trägerschaft des Vereins "Kommunikationszentrum für behinderte und nichtbehinderte Menschen e.V." Von September 1992 bis August 1994 wurde das alte Produktionsgebäude unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und der Bedürfnisse behinderter Menschen umgebaut. Am 13. August 1994 wurde das Gebäude bei einem Festakt von der Oberbürgermeisterin Ursula Kraus dem Trägerverein zur Nutzung übergeben. Aus Achtung vor der Tradition der Färbereien in Wuppertal hat der Trägerverein dem Kommunikationszentrum den Namen "Die Färberei" gegeben.

Ziele
Die Färberei ist ein Kommunikationszentrum für behinderte und nichtbehinderte Menschen! Das Angebot der Färberei richtet sich grundsätzlich an erwachsene Menschen, wobei gewisse Ausnahmen, beispielsweise Nachhilfeunterricht für ausländische Kinder oder ähnliches möglich sind. Hauptziel der Färberei ist: besonders behinderten Menschen durch verschiedenste Angebote und Aktivitäten, sowie in der Begegnung mit nichtbehinderten Menschen Integration zu ermöglichen, das Selbstbewusstsein durch solidarische Unterstützung zu fördern. In diesem Sinne bietet die Färberei folgende Möglichkeiten: das Cafe` als zentraler Treffpunkt, Teilnahme an verschiedenen Kursen und Seminaren (Angebote der Färberei, der VHS und andere), Treffen von Selbsthilfegruppen, ein kulturelles Angebot (Musik, Theater, Literatur etc.), Vorträge, Podiumsdiskussionen, Informationsveranstaltungen, Tagungen, Sitzungen von Arbeitsgemeinschaften, Flohmärkte, Feiern, Chor, Theatergruppe, politische Veranstaltungen, Bilderausstellungen sowohl behinderter als auch nichtbehinderter Künstler/innen, psychosoziale Beratung, „Informationsbörse“ und vieles mehr. Besonders wichtig ist außerdem, dass die Färberei Arbeitsplätze für behinderte Menschen hat, die auf dem offenen Arbeitsmarkt so gut wie keine Chancen hätten, einen Arbeitsplatz zu finden.
Die Färberei sieht sich auch als Stadtteilzentrum in Oberbarmen an, das drückt sich z. B. in der aktiven Teilnahme im Bürgerforum Oberbarmen aus bzw. ein Teil des Angebotes richtet sich speziell an die Bevölkerung Oberbarmens.

Öffnungszeiten:
Die Färberei („als Ganzes“) ist die ganze Woche über von 8-22 oder 23 Uhr geöffnet. Diverse „Veranstaltungen“: Kurse, Seminare, Tagungen, die psychosoziale Beratung und anderes finden auch in den Vormittagsstunden statt.
Büro-Sprechstunden Montag – Freitag von 8-12 Uhr. Info-Telefon 643064.
Psychosoziale Beratung: Offene Sprechstunde Donnerstag 16 – 17 Uhr, alle anderen Termine nach Vereinbarung (vor- und nachmittags).
Das Cafe:
*  Montag geschlossen
*  Dienstag – Donnerstag, 14 – 22 Uhr
*  Freitag/Samstag, 14 – 23 Uhr
*  Sonntag, 14 – 20 Uhr
*  jeden 1. So. im Mo. 11-14 Uhr, Brunch,
    anschl.14-20 Uhr normaler Cafebetrieb
    Cafe a. d. Terrasse (i. Sommer)14-21Uhr

Zusammenarbeit mit: 
+ VHS Wuppertal
+ Bergische Musikschule Wuppertal
+ Büro für Musik und Theater
+ Stadtbibliothek
+ Caritas
+ Katholisches Bildungswerk
+ Gesundheitsamt
+ Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft
+ Bezirksvertretung Oberbarmen
+ Paritätisches Bildungswerk
+ Polnischer Club Wuppertal
+ Deutsch-Indische Gesellschaft
+ diverse Vereinen und Institutionen