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Christian Busch

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller

Christian Busch wurde am 8. Januar 1880 geboren. Gewohnt hat er in Elberfeld. 1906 hat er Emilie Schrepper geheiratet, die 1969 verstarb. Von 1907 bis 1967 lebt Sohn Hans Busch. Tochter Grete wurde 1911 geboren. Im hohen Alter von 97 Jahren ist Christian Busch am 30. März 1977 in Solingen gestorben. Auf dem Friedhof in Gräfrath hat er seine letzte Ruhe gefunden.

In der Jubiläumsbroschüre des Barmer Turnvereins von 1846 zum 125-jährigen Jubiläum äußerte sich Christian Busch 1971 zum Beginn seiner sportlichen Laufbahn: „Mein erster Siegeskranz war aus Naturei-chenlaub mit einer blauweißen Schleife, den Farben der Oberrealschule an der Weststraße in Elberfeld. Auf dem Sommerfest meiner Schule, gefeiert 1894 bei Mees in Cronenfeld, hatte ich ihn errungen. Jahrelang hing er an der Wand über meinem Bett, dürr geworden und ein Staubfänger. Auf diesem Fest lernte ich auch zum ersten Mal ein Sportwurfgerät kennen, eine eiserne Diskusscheibe, 2 kg schwer und in der Mitte mit dem Relief eines antiken Diskuswerfers geschmückt. Geworfen wurde ohne Drehung aus dem Stand.“

1893 hat Christian Busch die feierliche Einholung der beiden Turner Eickelberg und Petzold durch ihren Verein, den ATV Elberfeld, miterlebt. Sie hatten beim Deutschen Turnfest in Breslau den 12. Platz im Zwölfkampf errungen. 1896 zog ihn und einige seiner Freunde ein weiteres Ereignis in seinen Bann. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen, bei denen auch deutsche Turner hervorragend abschnit-ten haben. Ebenfalls 1896 wurde in Barmen das große Turnfest der Rheinländer und Westfalen gefeiert. Anlass war das 50-jährige Bestehen des Barmer TV. Obwohl Busch dieses Turnfest nicht besucht hatte, war es für seinen Entschluss entscheidend, mit einigen Freunden in der Elberfelder Turngemeinde ein neu-es Spielfeld zu suchen. Der Turnbetrieb sah um 1900 so aus: wöchentlich zweimal gab es zwischen 20 und 22 Uhr den Turnabend mit gleichem Ablauf. Aufmarsch mit Gesang, Freiübung mit und ohne Gerät (Han-teln und Stäbe) etwa 20 Minuten lang, Riegenturnen an den Geräten ebenfalls 20 Minuten. Die Riegen waren festgefügte Gemeinschaften. Der Vorturner trug eine rote Schärpe. Die Freiübungen waren Ord-nungsübungen nach Kommando von geringem körperbildenden Wert. Höhepunkt im Vereinsleben waren Weihnachtsfeiern, Sommerfeste und alljährliches Schauturnen. Als 1897 in Sonnborn ein Gauturnfest mit einem Zwölfkampf veranstaltet wurde, war ich als Zuschauer unterwegs. Unterwegs überredete mich der ATV-Turner Aronson zum Mitmachen. Er lieh mir sein Turnzeug und ich belegte im Zwölfkampf Rang 1. Das war die Geburtsstunde des Wettkämpfers Busch.

Der turnerische Zwölfkampf bestand aus neun Geräteübungen (Reck, Barren, Seitpferd jeweils mit Kraft-, Schwung- und Kürübung) und drei volkstümlichen Übungen, die aus einem Kurzstreckenlauf bis 200 m (längere Strecken galten als gesundheitsschädlich), einem Sprung, einem Wurf oder Stoß- und Gewichthe-ben ausgewählt wurden. Die volkstümlichen Übungen waren die schwersten. Um hier 10 Punkte zu errei-chen, musste man beispielsweise 100 m in 12 Sekunden, im Weitsprung 6 m oder im Hochsprung 1,80 m schaffen. Die Turnkleidung war ebenso wie der Zustand des Platzes der Leistung abträglich. Trikothosen mit Stegen oder Hosen über die Knie hinausreichend mit langen Strümpfen, Trikothemden mit langen Är-meln. Nagelschuhe waren unbekannt. Wer nicht am Festzug und den allgemeinen Freiübungen teilnahm, wurde vom Wettbewerb gestrichen.“

Aufgrund des guten Abschneidens beim Deutschen Turnfest 1903 in Nürnberg wurde Christian Busch 1904 eine Einladung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in St. Louis übermittelt. Trotz kurzfristiger Ein-ladung und unbekannter Übungen sagte Busch zu. Er konnte keinen Nutzen aus den volkstümlichen Übun-gen ziehen und verpatzte die Recksprungübung. Er rutschte auf den neuen Rang ab, aber alle Teilnehmer mit mehr als 50 Punkten galten als „Sieger“ und wurden mit Bronzemedaillen ausgezeichnet.

1904 wechselte Busch von der Elberfelder TG zum Barmer TV. Dort folgte er dem verstorbenen Turnwart Greef und wurde Trainer, Volksturnwart und Leichtathletik-Obmann des Westdeutschen Spielverbandes. 1928 berief ihn der Kölner Oberbürgermeister und spätere deutsche Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer zum Direktor des Kölner Stadions und des Amtes für Jugendpflege und Leibesübungen. Die Nazis entho-ben ihn nach der Machtergreifung 1933 seines Amtes.

Als Olympiainspekteur bis 1936 und dann als Reichssportwart und maßgeblicher Leiter der sportlichen Ausbildung blieb Christian Busch dem deutschen Turnsport über seine aktive Zeit hinaus erhalten. Selten: obwohl nicht NSDAP-Mitglied, durfte er in der nationalsozialistischen Zeit diese hohen Ämter bekleiden, nachdem er zuvor in Köln seinen Job verloren hatte!

1950 hat Christian Busch den Ehrenring des Deutschen Leichtathletikverbandes erhalten. In den 1950er und 1960er Jahren besuchte er viele bedeutende Wuppertaler Sportveranstaltungen. Christian Busch ist als erster Olympiateilnehmer in die Wuppertaler Sportgeschichte eingegangen.