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Bahnhof Wuppertal-Oberbarmen

Eisenbahn und Bahnhof Oberbarmen
Mit der Eisenbahn kam der wirtschaftliche Aufschwung

(kgc). Als 1997 im Rheinland und in Westfalen die erste Eisenbahnfahrt zwischen Köln und Minden vor 150 Jahren gefeiert wurde und außerdem ein großes Fest anlässlich des 100. Geburtstages der Müngstener Brücke stattfand, dann durfte getrost daran erinnert werden, dass im Bergischen Land ein wichtiges Stück Eisenbahngeschichte geschrieben wurde. Zwar verkehrte der erste deutsche Dampfzug am 7. Dezember 1835 zwischen Nürnberg und Fürth, am 24. April 1837 folgte ein Zug von Leipzig nach Althen, am 22. September 1838 von Berlin nach Potsdam und am 1. Dezember 1838 von Braunschweig nach Wolfenbüttel, doch schon auf Rang 5 rangiert die niederbergische Verbindung von Düsseldorf nach Erkrath, die am 20. Dezember 1838 in Betrieb genommen wurde. Und durchs Wuppertal rollte auch der erste Dampfzug.
Im August 1826 hatte Schienenpionier Friedrich Harkort in Elberfeld eine Probebahn nach dem System Palmer vorgestellt, der sich im folgenden Monat eine Diskussion über eine Kohlebahn zur Ruhr nach Hinsbeck anschloss. 1828 kam die Einbeziehung des Wuppertales in eine Rhein-Weser-Bahn ins Gespräch. Die Konkurrenz zwischen Elberfeld und Barmen drückte sich darin aus, daß Barmer Unternehmer eine Kohlebahn nach Hardenstein/Ruhr initiieren wollten. Realisiert wurde 1829 lediglich die 6 km lange, schmalspurige Muttentalbahn mit Pferdebetrieb von der Zeche Nachtigall bei Hardenstein bis zur Witten-Elberfelder Landstraße. 1930 die Revolution: Zwischen Manchester und Liverpool in England wird die erste Dampfeisenbahn in Betrieb genommen. Die bergische Antwort im September 1831 ist noch dampflos: Prinz Wilhelm von Preußen tauft die 7,3 km lange Deilbachbahn auf seinen Namen. Sie wurde von August bis September 1829 und von März bis Juni 1831 als Schmalspur-Schienenbahn mit Pferdebetrieb vom Himmelförster Stollen südlich Stelle nach Nierenhof bei Langenberg ausgeführt. Nach Minden wird 1832 in Elberfeld „provisorisches Eisenbahn-Komitee“ gegründet. Ziele: Rhein-Weser-Bahn von Minden nach Köln und Kohlebahn. Am 12. März 1833 findet die Generalversammlung eines gemeinsamen Elberfeld-Barmer Komitees für die Rhein-Weser-Bahn statt. Im Juli 1835 wird eine Elberfelder Eisenbahngesellschaft gegründet, die auch von Barmen unterstützt wird. Ende Juli 1836 folgt die Gründung der Elberfeld-Wittener Eisenbahn-Gesellschaft AG. Die Konzession für die Düsseldorf-Elberfelder Bahn wird am 23. September 1837 erteilt. Am 20. Dezember1838 nimmt die zweite Preußische Eisenbahnlinie von Düsseldorf nach Erkrath ihren Betrieb auf. Die Verlängerung bis Vohwinkel am 10. April 1841 schließt die damals steilste Eisenbahnstrecke zwischen Erkrath und Hochdahl ein. Am 3. September1841 rollt ein Premierenzug auf der Strecke Vohwinkel – Steinbeck über die erste zweigleisige Eisenbahnbrücke in Sonnborn. Entlang der Wupper entstehen zwischen 1846 und 1850 die Bahnhöfe Döppersberg, Barmen, Rittershausen (Oberbarmen), Schwelm, Gevelsberg und Hagen. Die dazugehörigen Streckeneröffnungen: 9. Oktober 1847 Elberfeld (Döppersberg) – Schwelm, 20. Dezember 1848 Schwelm – Hagen, 29. Dezember 1848 Hagen – Dortmund, 9. März 1849 Teilstück Elberfeld/Döppersberg – Steinbeck (0,8 km). Die am 15. September 1879 eröffnete Rheinische Strecke: Düsseldorf-Derendorf – Mettmann – Varresbeck – Wichlinghausen (damals Oberbarmen) – Schwelm-Loh – Hagen-Eckesey (57,3 km) ist als Konkurrenzstrecke zur im Tal verlaufenden Bergisch-Märkischen Eisenbahn konzipiert. 1880 hat die Direktion Elberfeld eine Streckenlänge von 1.413 km zu verantworten. Auf den 1. Januar 1882 datiert die Verstaatlichung der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft. Noch erwähnenswert unter den bis zur Jahrhundertwende erfolgten zahlreichen Streckenerweiterungen im Bergischen Land: am 01. April 1891 Eröffnung der Strecke Steinbeck – Cronenberg (10,6 km), später als „Samba“ bekannt. Und natürlich am 16. Juli 1897 die Eröffnung der Strecke Solingen – Remscheid und Einweihung der „Kaiser-Wilhelm-Brücke“, der berühmten und in Europa höchsten (107 m) „Müngstener“ Eisenbahnbrücke. Die Geburtstagsfete findet am 28. und 29. Juni statt. Aus diesem Anlass ist in der Elberfelder Zentralbibliothek, Kolpingstraße 8, noch bis 19. Juni eine Fotoausstellung von Günter Konrad zu sehen.
War anfänglich noch eine Einbeziehung des Wuppertals in den Verlauf der Köln-Mindener Eisenbahn im Gespräch, so fiel schließlich die Entscheidung für die Ruhrgebietstrasse über Duisburg, über die am 15. Mai 1847 der erste Zug rollte, allerdings nur von Köln bis Hamm. Rund acht Stunden benötigte er ab 15. Oktober 1847 für die gesamte, 263 km lange Strecke zur Weser.
Eisenbahnverbindung für wirtschaftliche Entwicklung lebensnotwendig
Am 15. Juli 1897, ist die Müngstener Brücke in Anwesenheit des Prinzen Leopold von Preußen als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers feierlich eingeweiht worden. Symbolisch waren vier Meter hohe Kaiserkronen in der Mitte des Bogens angebracht und der Name darunter in ausgestanzten Riesenbuchstaben auf 20 Meter langen geschwungenen Kupferblechschildern leuchtete weit in das Tal. Mit einer Höhe von 107 Metern war die Eisenbahnbrücke nicht nur eine wirtschaftlich wichtige Verbindung zwischen Remscheid und Solingen, sondern blieb bis heute auch Deutschlands höchstes eisernes Viadukt. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke (Name bis in die Weimarer Zeit, dann Benennung nach Ausflugsort) passte vor einem Jahrhundert in die fortschrittliche Einstellung der bergischen Menschen: 1894 nahm in Barmen die elektrische Zahnradbahn (Bergbahn) ihren Betrieb zwischen Clef und Toelleturm auf, in den folgenden Jahren fuhren mehrere elektrische Straßenbahnlinien durchs Wuppertal, und 1901 hatte die Schwebebahn Premiere.
Am 21. März 1897 hatten Ingenieure und Bauarbeiter die fast 500 Meter lange Stahlbogenkonstruktion fertiggestellt und symbolisch am höchsten Punkt des Brückenbogens eine goldene Niete eingeschlagen. Wenig später war die Schienenverbindung zwischen den wirtschaftlich aufstrebenden Städten Solingen und Remscheid von 44 auf 8 Kilometer reduziert. Für den Geniestreich legten Stadt und Land 2.640.000 Mark auf den Tisch. Die Müngstener Brücke war ein Gemeinschaftswerk der Eisenbahndirektion Elberfeld und der Maschinenbau-AG Nürnberg, heute MAN genannt. Innerhalb von vier Jahren wurde das Fundament aus 27.500 Tonnen Mauerwerk hergestellt, das den 465 m weiten Bogen aus 5.000 Tonnen Flusseisen aufzunehmen hatte. Eine im April 1945 geplante Sprengung der Kaiser-Wilhelm-Brücke wurde von dem Remscheider Industriellen Hans Vaillant und seinem freund Generaloberst Karl Hollidt verhindert. In den sechziger Jahren sind mit einer Überholungsmaßnahme auch die letzten Kriegsschäden beseitigt worden. Eine erneute Sanierung einschließlich eines neuen Anstrichs anlässlich des 100. Geburtstag scheiterte an knappen Bundeskassen.