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Adolf Werth

Die Gegenwart von heute ist morgen schon Geschichte

(kgc). Heute ist die Nachricht von Gestern schon ein Stück Vergangenheit. Ebenso richtig ist die Tatsache, daß Zusammenhänge von heute oft nur der verstehen kann, der die Geschichte kennt. Deshalb ist es wichtig, Informationen zu sichern und zu bewahren. Nun ist die Rede von einem Mann, dem wir einen gewichtigen Teil bergischer Geschichtsschreibung zu verdanken haben und der deshalb Synonym für Forschung und Öffentlichmachung ist.



Adolf Werth wurde am 25. April 1839 in Barmen geboren und erbte vom Vater eine Fabrik für Barmer Artikel am Mühlenweg, zu der später ein horn- und holzverarbeitender Betrieb gehörte. Schon früh fühlte sich Werth mit der Geschichte des Bergischen Landes verbunden und wurde Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins, dessen Barmer Abteilung er 1868 gründete. Er wirkte als Schriftführer und ab 1869 als Vorsitzender. 1887 gehörte er zu den Gründern des Schloßbauvereins und setzte sich mit ganzer Kraft für den Wiederaufbau von Schloß Burg ein. Auch in der reformierten Kirchengemeinde Barmen-Gemarke trat Adolf Werth in die Fußstapfen seines Vaters und übernahm 1872 das Archiv, das wesentliche Belege der Barmer Stadt- und Kirchengeschichte beinhaltet. Dem Forscher ist beispielsweise zu verdanken, daß die „Urkunden zur Geschichte der Ganrnahrung“ erhalten sind. Die Geschichten der Höfe im Werth und der Barmer Schulen waren ebenso seine Themen. Am 22. Februar 1915 starb Adolf Werth und wurde auf dem reformierten Friedhof an der Bartholomäusstraße begraben. Wohl aus geschichtlicher Unkenntnis ist der Grabstein, an dem der Bergische Geschichtsverein zu Gedenktagen Kränze niederlegte, 1986/87 verschwunden.
Die Forschungen von Adolf Werth fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Vorträgen und Schriften. Zum 200. Geburtstag seiner Gemeinde lieferte Werth 1902 die Kirchenchronik, die später fortgeschrieben wurde. Und zum 100. Geburtstag der Stadtwerdung Barmens fertigte er 1908 die Festschrift; bis heute das letzte umfassende Werk über die Ortsgeschichte, das einmal Basis für eine Fortschreibung sein sollte. „Forschung und Veröffentlichung der Ergebnisse haben nichts an Bedeutung verloren,“ stellt denn auch Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter fest. Der 2. Vorsitzende der Wuppertaler Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins wünscht sich, daß sich in Vereinen, Organisationen und großen Familien auch heute Menschen finden, die Informationen sammeln und mündliche Erlebnisberichte schriftlich festhalten. „Mit dem Tod eines jeden Menschen geht ein Mosaikstein unserer Geschichte verloren“, hat einmal der Historiker Prof. Dr. Klaus Goebel gesagt. Der BGV ist an Informationen interessiert, wer auf eigene Faust forscht und wo sich Sammlungen befinden. Ergebnisse können beispielsweise in die Arbeit des neuen Arbeitskreises „Geschichte der Architektur und Stadtplanung in Wuppertal“ einfließen, der sich im Historischen Zentrum formiert hat und für Forscher und Sammler offen ist.

Ein Vorbild für Geschichtsforschung in heutiger Zeit gibt Ruth Meyer-Kahrweg ab, der wir den „Denkmal-Duden“ zu verdanken haben. Nach jahrzehntelangem Suchen, Sammeln und Fotografieren konnte die Langerfelderin 1991 das zweibändige Werk über „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“ veröffentlichen. Darin werden einige hundert Bauwerke beschrieben, einschließlich Geehrter, Stifter, Spender, Architekten und Eigentümer. Inzwischen hat sich das BGV-Vorstandsmitglied den kaum weniger zahlreichen Treppen der Stadt zugewandt. Ein anderes Beispiel liefert Rainer Hendricks, der den Ortsteil Wichlinghausen „beackert“ und rund um die Dieker Straße (heute Am Diek) manches Geschichtsdetail“ ausgegraben hat. „Mehr von solchen Mitbürgern wünschen wir uns, zumal Geschichtsforschung garnicht so trocken ist, wie manche Leute glauben“, erklärt Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter vom Bergischen Geschichtsverein.