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Ludwig Ringel

Über eigene gute Taten zu reden war nicht seine Sache

(kgc). Zu den zahlreichen Bürgerdenkmälern in den Barmer Anlagen zählt ein ehemals imposantes Bauwerk im oberen Ringeltal, das einst Vormetal hieß, dann aber nach einem großen Gönner und Stifter benannt wurde: Ludwig Ringel (10. November 1808 – 15. November 1881. Zwar war der Mitinhaber einer Barmer Seidenfabrik mit einem Mitglied des Vorstandes des Barmer Verschönerungsvereins, Emil Wemhöhner, verwandt, doch galt Ringels Interesse weiteren Teilen und Einrichtungen der damals selbstständigen Stadt Barmen, der er als Beigeordneter diente. Entsprechend dankbar zeigte sich die Stadt nach seinem Tod durch die Stiftung des Denkmales am 18. September 1883. 1884 in den Hauptformen fertig gestellt, fand 1885 die Einweihung statt. Die Aussichtsplattform ist noch erhalten, doch die große Freitreppe wurde im Verlaufe der letzten Sanierung in den Jahren 1968/69 wegen Baufälligkeit abgerissen. .

Für die Ausführung der im Stil der Renaissance und des Barocks errichteten Anlage, die für die Zeit des Historismus im 19. Jahrhundert charakteristisch ist, zeichnete Stadtbaurat Karl Winchenbach (1840-1925) verantwortlich, in dessen Amtszeit von 1875 bis 1910 zahlreiche bedeutende Hoch- und Tiefbauten entstanden: das alte Rathaus, Schulgebäude, Schlacht- und Viehhof, Straßenbahn, Wupperregulierung und Kanalisation. Das Architektur-Denkmal besteht aus einem halbkreisförmigen Bauwerk, dessen obere Plattform wegen der Hanglage von hinten begehbar ist. Die Hauptfront ist durch drei Nischen, sowie durch Pilaster und Gesims gegliedert; die schmalen Außenseiten enthielten Eckrustika und Medaillons. Eine Steintafel erinnert an Ludwig Ringel und seine Verdienste. Ursprünglich befand sich darüber ein bronzenes Porträtmedaillon, das vermutlich im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen oder von Metalldieben entwendet wurde. Die mehrfach gegliederte Freitreppe wurde im Krieg beschädigt.

Der 1808 in Lennep geborene und 1828 nach Barmen zum Neuen Weg 34 (später Haus 60a; heute Friedrich-Engels-Allee) umgesiedelte Ludwig Ringel war nicht nur Fabrikant (ab 1840 Teilhaber von Ludwig Wemhöhner im Fabrikgeschäft in Seiden- und Halbseidenwaren Wemhöhner & Ringel; 1843 Hochzeit mit Tochter Mathilde, die 1846 stirbt; Geschäftsaufgabe am 1. April 1856), sondern anschließend von 1858 bis 1876 unbezahlter, ehrenamtlicher, städtischer Beigeordneter. Über seine angeheiratete Familie erhält er Zugang zur Barmer Gesellschaft Concordia, aus deren Reihen 1864 der Barmer Verschönerungsverein gegründet worden ist. 1880 schenkte er dem Verschönerungsverein ein am 2. März 1880 vom Bauern Vormstein, beziehungsweise Herrn P. vom Scheid, zum Preis von 17.000 Mark erworbenes Grundstück und ließ die an der Lichtenplatzer Chaussee stehenden zwei Wohnhäuser abreißen. So wurde das Tal von der Straße her „aufgeschlossen“ und sichtbar. Die Gestaltung wird heute als selbstverständlich hingenommen, darf aber als gelungene Parkanlage mit Teich und wertvollem Baumbestand bezeichnet werden. Die westlich verlaufende Budde-Allee wurde vor wenigen Jahren neu gepflanzt Aus dieser Schenkung wurde das Ringeltal. In seinem Testament verfügte er, dass für den Verschönerungsverein 100.000 Mark bei der Stadt Barmen deponiert werden und der Verein über die Zinsen verfügen kann. Nach seinem Tod erhielt die Unterbarmer Gemeinde 400.000 Mark für den Bau der Christuskirche, seine Geburtsstadt Lennep bekam 100.000 Mark und die Barmer Konzertgesellschaft 20.000 Mark. Weitere Beträge gingen an verschiedene christliche und wohltätige Vereine, beispielsweise Kleinkinderschulen und Missionsgesellschaft, im Wuppertal. Schon zu Lebzeiten Gründer bedeutender Stiftungen, wollte Ringel, dessen Familie überwiegend in Elberfeld lebte, diese guten Taten nicht öffentlich verbreitet wissen. Die wohltätigen Werke, die er im Stillen leistete, kannten nur wenige Eingeweihte. Er hinterließ keine direkten Erben, so dass er in seinen Stiftungen weiter lebte. Neben Denkmal und Tal erinnert unweit auf dem Heidt die Ringelstraße an den Wohltäter, der auf seine Gesundheit bedacht war, über sein Vermögen genau Buch geführt hat, einem Gehirnschlag erlag.

13.08.2003