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Prof. Dr. Friedrich (Fritz) Klingholz

Fritz Klingholz wurde am 21. Oktober 1861 in Barmen, ab 1929 Ortsteil von Wuppertal, geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Friedrich August Klingholz und Emilie geb. Beckhoff. Die Familie war seit Anfang des 16. Jahrhunderts in Rittershausen, heute Oberbarmen genannt, auf dem Gut Kemna, Nähe Langobardenstraße, ansässig.

Im Jahre 1870 wurde Klingholz eingeschult. Er besuchte die Realschulen in Barmen und Bonn, wohin die Familie verzog. 1879 legte er an der Oberrealschule Köln die Reifeprüfung ab. Nach Absolvierung eines praktischen Jahres als Baueleve wurde er im Oktober 1880 an der TH Stuttgart im Fach Architektur immatrikuliert und wechselte zwei Jahre später an die TH Berlin. Nach bestandener ersten Staatsprüfung setzte er die Studien noch ein halbes Jahr fort und leistete anschließen Militärdienst in einem bayerischen Feldartillerie-Regiment ab.


Vom März 1885 bis Ende 1886 schloss sich eine Ausbildung zum Regierungsbauführer an. Danach folgte eine Tätigkeit in Düsseldorf (Um- und Neugestaltung von Bahnanlagen) bei der er im Mai 1889 von einem Baugerüst fiel. Er verlor das rechte Ellbogengelenk.
1891 ging Klingholz nach Berlin zurück wo er im Februar 1892 mit Auszeichnung das zweite Staatsexamen als Baumeister ablegte. Anschließen reiste er für ein Vierteljahr in die Toskana. Danach war Klingholz bis April 1904 als Regierungsbaumeister im bautechnischen Büro des preußischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten zu Berlin zumeist mit Entwürfen von Eisenbahn-Hochbauten beschäftigt. Diese Tätigkeit wurde vom Anfang November 1893 bis Anfang Juni 1895 durch eine dreizehnmonatige Tätigkeit im Reichsdienst als stellvertretender  Baudirektor im Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch-Ostafrika und eine hierauf folgende halbjährige Studienreise durch Ostindien unterbrochen.
Im März 1902 erhielt er den Titel „Königlicher Landbauinspektor“, und im April 1905 wurde er als ordentlicher Professor an die TH Aachen berufen. Drei Jahre später folgte er einem Ruf an die TH Hannover und nahm schließlich am 1. April 1911 einen Ruf an die TH Berlin an.
Im April 1911 heiratete er Anna Melitta Noack, die Tochter eine Berliner Möbelfabrikanten, und im April 1914 zog er mit seiner Familie, im März 1913 wurde das einzige Kind Friedrich geboren, in die von ihm entworfene Villa in der Künstlerkolonie Grunewald in Charlottenburg-Heerstraße, Lyckalle 6 ein. Sein Partner in vielen architektonischen Projekten, Karl Cornelius (1868-1938) errichtet auf dem Nachbargrundstück ebenfalls eine Villa.
Trotz seiner Invalidität hat er im Ersten Weltkrieg in Russland Felddienst geleistet. Die dienstliche Beanspruchung schädigte sein Kreislaufsystem, und er wurde deshalb zum Jahresende 1917 aus dem Militärdienst entlassen.
Im Juni 1914 erhielt er den Titel „Geheimer Regierungsrat“. Im Oktober 1920 erhielt er die „Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber“ von der TH Aachen.
Aufgrund seines sehr schlechten Gesundheitszustandes wurde Klingholz nur 59 Jahre alt. Er starb am 22. Januar 1921 in den frühen Morgenstunden.
Während seiner Berliner Zeit verkehrte er in Künstler- und Architektenkreisen. So war er im „Akademischen Verein Motiv“ sehr aktiv, ob bei den häufigen gesellschaftlich Anlässen oder bei der künstlerischen Erstellung von Festschriften, Plakaten, Einladungen usw.
Zu seinem Freundeskreis zählten die Bildhauer Georg Kolbe, August Gaul und Franz Iffland und auch der Zeichner und Photograph Heinrich Zille.
Die künstlerische Ausgestaltung seines Berliner Hauses übernahmen seine Künstlerfreunde. So gestaltet Heinrich Zille die Fenster des Kinderzimmers in Glasmalerei. Gertrude Korth, eine Buchillustratorin, malte einen Fries mit Motiven nach Grimmschen Märchen für das Kinderzimmer.
Klingholz sammelte all das, was einen künstlerischen Aspekt hat: Ölbilder und Grafiken, Münzen und Medaillen, Skulpturen und Vasen, Bücher und Möbel. Sein Haus war gefüllt mit diesen Kostbarkeiten. Die Alliierten konfiszierten diese Schätze nach dem Zeiten Weltkrieg.
Klingholz war sowohl Ingenieur als auch Künstler. Er konnte exzellent zeichnen, eine Eigenschaft, die viele Architekten der Vergangenheit hatten, und war ein ausgezeichneter Photograph. Sein Arbeitszimmer gliederte sich in einen großen quadratischen Raum, in dem er Pläne zeichnete, eine anschließende Studierstube und ein abzweigendes Fotolabor.
Mit Vorliebe gestaltete er die Fassaden der von ihm entworfenen Gebäude, ob Fenster, Uhren, Skulpturen, Türen oder Türme. Aber er widmete sich ebenso dem Interieur, ob Salons, Esszimmer, Treppenhäuser usw. Der von ihm vertretene Stil ist der Historizismus, der Neorenaissance als auch Neobarock beinhaltet, ein Stil, der der heutigen Sachlichkeit und Funktionalität fremd ist. Er hielt an der TH Berlin Vorlesungen über die Architektur der Renaissance und über Ornamentik.
Um Klingholz als Mensch zu charakterisieren soll hier aus einem Nachruf seines Architektenkollegen Bruno Schulz zitiert werden.
„Mit Fritz Klingholz ist ein Meister der Baukunst von uns geschieden, in welchem starke Kraft der Phantasie mit einer aus hoher Begabung und unermüdlichem Fleiß erwachsenen gleichartigen Beherrschung der Konstruktionen wie der Formen und Farben verbunden war. Er war aber auch, bei stattlicher äußerer Erscheinung, eine vorbildlich reich und harmonisch durchgebildete Persönlichkeit, die auf innerer Wahrhaftigkeit beruhend und Ernst mit Humor glücklich vereinend, von gleich feiner Empfindsamkeit für Lebens- und Umgangsformen war, wie sie seine Werke beseelt, eine Persönlichkeit voller Güte und Hilfsbereitschaft, die stets Licht und Wärme von sich ausgestrahlt hat und deren Andenken wie ein heller Stern in den Seelen aller derer fortleuchten wird, die das Glück gehabt haben, als Angehörige, Freunde, Amtsgenossen und Schüler im Leben mit ihm in näherer Verbindung zu sein.“ (Deutsche Bauzeitung, 65, S. 291, 1921)
Seine Witwe überlebte ihn um mehr als 40 Jahre. Sein Sohn Friedrich heiratete Irmgard Klingholz, eine entfernte Kusine gleichen Namens. Aus dieser Ehe stammt nur ein Kind, Fritz Klingholz, da Friedrich dreißigjährig im Zweiten Weltkrieg in Russland fiel.

Als das Hauptwerk von Prof. Dr. Fritz Klingholz gilt der Wiesbadener Bahnhof. Der Bau war sicherlich Anstoß zu seinem beruflichen Aufstieg, sowohl zu seiner Laufbahn als Hochschullehrer als auch zur Auftragserteilung für weitere Bahnhofsprojekte.
Die Wiesbadener ehrten Klingholz 2007 posthum, indem eine kleine Straße, die zum Bahnhof führt, Klingholzstraße benannt wurde.
Das weitere Werk von Klingholz lässt sich in drei Gruppen einteilen: Wettbewerbe, Bahnhofsbauten (meist in Zusammenarbeit mit Kollegen), Villenbauten.

Wettbewerbe
1896 Völkerschlachtdenkmal in Leipzig
1901 Hauptbahnhof Hamburg (angekauft)
1902 Hauptbahnhof Metz (2. Platz)
1907 Hauptbahnhof Leipzig (2. Platz)
1908 Hauptbahnhof Darmstadt (2. Platz)

Bahnhöfe
1895    Teilgestaltung des Stettiner Bahnhof Berlin
1899    Hauptbahnhof Koblenz (anteilig)
1900    Hauptbahnhof Essen (anteilig)
1901    Bahnhof Worms (anteilig)
1902    Bahnhof Bad Kreuznach (anteilig)
1903    Hauptbahnhof von Lübeck
1911    Travemünder Bahnhof
Berliner S-Bahnhöfe in Zusammenarbeit
mit Karl Cornelius

Villen, die unter Denkmalschutz stehen, wie die „Villa Sirius“ in Baden Baden oder seine eigene Villa in Berlin Charlottenburg.