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Wolfgang Diepenthal

(adb/kgc). Wolfgang Diepenthal ist gebürtiger und überzeugter Barmer! Nach studienbedingtem Exil kehrte er schnell in die Heimat zurück und ließ in seinem Lehramt im Carl-Duisberg-Gymnasium keine Gelegenheit aus, die Heimat in ein echtes, ungeschminktes Licht zu rücken. Das Schülerkabarett „Die Unerbittlichen“ legt davon beredtes Zeugnis ab, vor allem 2008 im Jubiläumsprogramm „Kennze Barmen, kennze die Welt, aber kennze Barmen?“ zum 200-jährigen Stadtgeburtstag.
Wolfgang Diepenthal studierte nach dem Abitur 1964 am Aufbaugymnasium Sedanstraße in Köln und Freiburg, wo er 1973 in osteuropäischer Geschichte mit einer Dissertation über die Entstehung der „Volksdemokratien“ in Osteuropa promoviert wurde. 1972 kehrte er heim ins Tal, als Referendar des Seminars Elberfeld, wo er auch einige Jahre wohnte, bis es ihn 1980 in die Taubenstraße auf den Sedansberg zurück zog, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte und wo er von 1951 bis 1955 die Volksschule Sedanstraße besuchte. Er trat seinen Dienst als Lehrer 1974 am Carl-Duisberg-Gymnasium an. 33 Jahre blieb er diesem Institut treu.
Diese bemerkenswerte Treue war vielleicht auch deswegen möglich, weil Dr. Diepenthal früh ein Blick über den Tellerrand hinaus gelang. Schon 1976 wurde er Fachleiter für Deutsch am ehemaligen Barmer Studienseminar, wo er 1980 zum Studiendirektor ernannt wurde. Bemerkenswert und ungewöhnlich zur damaligen Zeit nennen Fachleute die Art und Weise seiner sehr unkonventionell lockeren Ansprache der Referendare. Er zeigte ihnen seine Schule und Unterricht, der erstaunlich nah an den Schülern war, was 1980 keineswegs selbstverständlich war. Es war die Zeit, als viele von der 68er-Zeit geprägte Schüler als Lehrer in die Schule drängten. Und viele von ihnen, die der Schule aus ihrer eigenen Erfahrung eher kritisch gegenüberstanden, fassten aufgrund des Eindrucks von Diepenthals Unterricht Mut. Wenn Unterricht am Gymnasium so möglich war, dann konnte man sich das wohl auch vorstellen!
Neben der Seminararbeit und über schulische Grenzen hinaus war er ab 1987 Mitglied des Hauptpersonalrates in Düsseldorf als Mitbegründer einer Wahlliste namens VLG-Die ALTERNATIVE, deren Vorsitz er 1991 übernahm und die hinter den Kulissen mit unkonventionellen, aber stets konstruktiven Vorstößen einen unabhängigen Weg zwischen den großen Berufsverbänden am Gymnasium, GEW und Philologenverband, ging. Die nordrhein-westfälischen Seminarausbilder beriefen ihn 1987 als Beisitzer in den Vorstand. So war Diepenthal immer nahe an den politischen Weichenstellungen für Schulen in Nordrhein-Westfalen. An diesem Wissen und dieser Verantwortung, die Wolfgang Diepenthal 20 Jahre getragen hat, hat er sein CDG immer in großzügiger Weise teilhaben lassen.
Dr. Diepenthals Engagement und Unabhängigkeit in schulischen Dingen spiegelte sich gewissermaßen symbolisch in freier Platzwahl bei Konferenzen und im Lehrerzimmer wider. Als Lehrerratsvorsitzender hatte er immer das Wohl aller im Blick und war so im Prinzip mit allen Kolleginnen und Kollegen in Verbindung. Seine 29-jährige Mitgliedschaft im Lehrerrat ließen ihn zur Seele des Kollegiums werden. Diese Einmaligkeit lobte zur Verabschiedung in den Ruhestand im Jahr 2007 Schulleiterin Antonia Dicken-Begrich. Zu einer angemessenen Würdigung der Verdienste sah sie sich nach eigenen Worten außerstande. Einzigartig die vielfältigen Aktivitäten bei Lehrer- und Schulfesten, bei wichtigen, offiziellen Veranstaltungen in der Schule, in denen er als Integrationsfigur eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen vermochte. Von einem „besonderen Diepenthal-Style“ sprach Frau Dicken-Begrich und dankte für die warmherzige und persönlich absolut verlässliche Unterstützung und für den unglaublichen Ideenreichtum, mit dem „Mister CDG“ das kollegiale Leben geprägt hat. Dicken-Begrich: „Er war unglaublich großzügig und seine Kraft schien einfach keine Grenzen zu kennen.“ Die Kolleginnen und Kollegen, und auch die Schüler, dankten es ihm mit einem denkwürdigen Abschiedsfest, wobei einige junge Kollegen zu seiner Freude ganz im Sinne seiner Feierlaune und Umsicht bei der Vorbereitung von Festen handelten, als sie bei der Stadt offiziell die Genehmigung für die Übernachtung des Kollegiums vom 20. auf den 21. Juni (1. Ferientag) einholten, was dort mit einigem Stirnrunzeln und Nachfragen bei der Schulleitung quittiert wurde.
Für das Carl-Duisberg-Gymnasium hat Wolfgang Diepenthal seit 1974 die Schulzeitung „CDG-Mitteilungen“ redaktionell betreut, die zweimal im Jahr erscheint und zu den ältesten Publikationen dieser Art im Lande gehört. Er gehörte 1983 zu den Gründungsmitgliedern der „Krühbusch-Amseln“, eines satirisch angehauchten Lehrerchores, und war bis zuletzt einer der Texter und sein Moderator. Das Programm zu seinem Abschied bewies, dass die „Amseln“ in Zukunft auch ohne ihren guten Geist auskommen können.
Die Leidenschaft zum Kabarett konnte Wolfgang Diepenthal im CDG ausleben, nachdem er mit Schülerinnen und Schülern 1986 „Die Unerbittlichen“ gegründet hatte. Er kümmert sich um Themen, Dialoge, Ausstattung, Regie und Präsentation. Das Personalkarussell drehte sich zwar unter den Mädchen und Jungen, aber Kollegin Bärbel Hauptkorn („Er ist spitzzüngig, hyperaktiv.“) und Wolfgang Diepenthal „überstanden“ als Urgestein über zwei Jahrzehnte. Jedes Jahr wurde kurz vor den Sommerschulferien ein Programm (2007: 22. Programm) auf die Bühne des Fetenraumes im Schulzentrum Ost gestellt. Zuweilen mussten Schüler zwischen Abiturprüfungen und Proben (durchschnittlich 20 Stunden in fünf Tagen) hin und her wechseln. Aktuell, offen, hintergründig und voller messerscharfer Dialoge. Die durchschnittlich fünf Aufführungen waren immer gut besucht. Ein Best-of-Programm wurde 1997 sogar im Schwebebahnhof Werther Brücke aufgeführt. Markenzeichen: Bestes Kabarett zwischen Krühbusch und Wichlinghauser Straße!
Seine sportlichen Ambitionen drückt Wolfgang Diepenthal, einst Goalgetter der Lehrerfußballmannschaft, seit 1980 durch den Vorsitz im Sport-Verein des Carl-Duisberg-Gymnasiums aus. Der SV CDG ist vor allem als Handball-Talentschmiede bekannt geworden. Später war eine Spielgemeinschaft mit dem Nachbarn Grün-Weiß notwendig. Die Heimstätte, die Sporthalle Wichlinghausen, befindet sich innerhalb des Schulzentrums am Krühbusch.
Die vielen Aktivitäten ließen kaum Zeit für die Pflege ausgeprägter Hobbies, einmal abgesehen von der geliebten Zeitungs- und Buchlektüre, denn auch Frau und drei Kinder verlangten ihr Recht. Ein neues Betätigungsfeld eröffnete sich in den letzten Jahren mit der zeitweiligen Betreuung von drei Enkelkindern, wobei der mehrfache Einsatz als „alleinerziehender Großvater“ nur ein Intermezzo des letzten Jahres geblieben ist, nachdem Diepenthals Frau nunmehr auch den verdienten Ruhestand erreicht hat.
Dass dies alles nur mit regelmäßigem Fitnesstraining zu schaffen war (Jogging, Fußball, Volleyball, Fahrradfahren) liegt auf der Hand, verhinderte aber auch nicht eine vor Jahren notwendig werdende Bypass-Operation. Man darf gespannt sein, welche Aktivitäten der Ruheständler in der nächsten Zeit entwickelt, aber dem Kabarett und dem SV CDG bleibt er erst einmal treu.

17.03.2008