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Bleicherbrunnen Wupperfeld

Bleicherbrunnen Wupperfeld

Am 21. Mai 1884 übergab der Barmer Stadtverordnete Friedrich von Eynern am Tag vor Himmelfahrt im Beisein von Oberbürgermeister Wegner, Bürgermeister Brodzina, mehreren Stadtverordneten und einer großen Menschenmenge den Brunnen der Stadt. In seiner Rede gedachte er der Wupperfelder Bürger, die in vorausschauender Verantwortung für die Gemeinde „den Grund zu dem Fonds gelegt hatten, aus dem die Kosten des Brunnens bestritten werden konnten. Den die Gelder – es waren 6000 Mark nötig – flossen aus den überschüssigen Einnahmen, die  Vermietung des 1822 als „Wupperfelder Bürgerhaus“ erworbenen Gebäudes Wupperfelder Straße 2 eingebracht hatte. Somit ist der Brunnen eine Stiftung der Barmer Bürger.Als am 22. Juni 1883 von der Verwaltung dieses Bürgerhaus der Beschluß zur Errichtung des Brunnens gefaßt wurde, war Barmen er kurz vorher – am 5. Mai 1883 – an die zentrale Versorgung mit Ruhrwasser durch das Wasserwerk Volmarstein angeschlossen worden. Diese Neuerung sollte ihren sichtbaren Ausdruck in einem prächtigen Brunnen finden. Als Brunnenfigur wählte man die Gestalt des Bleichers, um daran zu erinnern, daß das 1527 durch Herzog Johann von Berg für 861 Goldgulden erteilte Privileg der Garnnahrung die Grundlage für das Aufblühen der Textilindustrie und damit das Gedeihen des gesamten Wuppertals geschaffen hatte.

Der Brunnen wurde 1884 auf einem kleinen Platz errichtet, der dem eigentlichen Markt – getrennt durch die damals noch schmale Berliner Straße – gegenüber lag. Dort befand sich der Brunnen noch nach dem Zweiten Weltkrieg, umgeben von Trümmern, aber als Mittelpunkt eines kleinen Marktes mit Obst- und Gemüseständen. Erst im Jahre 1954 wurde der Brunnen an seinen heutigen Standort versetzt, da er dem geplanten Ausgau der Talstraße im Wege stand. Die Kosten für die Umsetzung übernahm die Eisengießerei Ph. Barthels-Feldhoff anläßlich ihres 125 jährigen Bestehens. Ein Vorfahre der Familie Barthels, Til. Barthels, gehörte schon 1884 zu den Befürwortern der Brunnenanlage.

Da zur Verbreiterung der Berliner Straße die Häuserzeile auf der südlichen Flanke niedergelegt  und die Grundfläche in den Straßenraum einbezogen wurde, ist der ursprünglichen Standort des Brunnens heute an der südlichen Treppe der Unterführung zu suchen.

Erst 1965 konnte der Brunnen an seinem neuen Platz mit einer Grünanlage umgeben werden. Das offensichtlich der feine Sandstein des Brunnens unter den Umwelteinflüssen gelitten hatte, wurde 1966/67 eine intensive Restaurierung vorgenommen, die der Bildhauser Joachim Wolf-Müller ausführte.

Anläßlich der 450-Jahrfeier des Privilegs der Garnnahrung im Jahre 1977überreichte Dr. Salzer, Präsident der Industrie- u. Handelskammer, Oberbürgermeister Gottfried Gurland zur erneuten Überholung des Bleicherbrunnen in DM den zehnfachen Betrag der 1527 zum Erwerb des Privilegs der Garnnahrung erforderlichen 861 Goldgulden.

Leider mehren sich inzwischen die Schäden durch mutwillige Zerstörung derart, daß die Reparaturen damit kaum Schritt halten können. Der Brunnen ist zur Zielscheibe für Flaschen und Bierdosen geworden. Der Rand der oberen Brunnenschale wurde abgebrochen.  Eine Hand des Bleichers wurde durch Kunststein ersetzt. Im Frühjahr 1984 beseitigte man erneut grobe Schäden, aber noch immer fehlt der obere Teil der „Güte“, mit der die Bleichen in weitem Bogen das Wasser über die Garne verteilten.

Wo ist der Gemeinsinn geblieben, den Friedrich von Eynern 1884 beschwor, als er den Brunnen dem Schutze des Publikums übergab und dabei hoffte, daß er die Betrachter für alle Zeiten daran erinnern möge, daß „nur durch Liebe zur Vaterstadt, durch Einigkeit und Opferfreudigkeit der Bürger Gutes und Großes geschaffen werden können.

(Ruth Meyer-Kahrweg in Mitteilungen des Stadtarchivs, des Historischen Zentrums und des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Wuppertal, Heft 3/1984)