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Und schon wieder diese Fledermäuse…

Aus Wassermangel drohten Tiere am und im Laaker Teich zu sterben
(kgc). Zwischen Wupper und dem Steilhang des Marscheider Waldes gibt es seit rund 110 Jahren den Laaker Teich. Unabhängig von seinem Nutzen zum Betrieb einer Dampfmaschine und als Feuerlöschwasserteich der Firma Vorwerk und nicht mehr erforderlicher, künstlicher See hat er sich zur Heimat für zahlreiche Tier- und Vogelarten entwickelt, die nach Auffassung der Bevölkerung teilweise besonders geschützt sind: Kröten, Frösche, Fledermäuse, Wasseramseln, Schwäne, Enten, Blesshühner, Kormorane, Graureiher, Nilgänse und Fische. In den letzten Wochen war der Wasserpegel deutlich gefallen, so dass das Leben der Tiere gefährdet war. Während der Recherchen zu diesem Bericht wurde eine zuvor „probeweise“ geschlossene Schleuse geöffnet, so dass der Pegel des Teiches wieder anstieg. Stilles Eingeständnis eines Fehlers?

Nach Ermittlungen des Umwelt-Ressorts ist der Laaker Teich kein geschütztes Biotop, nicht Bestandteil des Landschaftsplanes Ost und gehört nicht zum Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. Bestätigt wurde 2009, dass dort Vögel, Amphibien wie Kröten und Frösche, Reptilien und Fledermäuse leben und mit einer Trockenlegung das Amphibienlaichgewässer und angrenzende Lebensräume verloren gehen würden. Mit Ausnahme der Fledermäuse erkennt das städtische Umweltressort in diesen Tagen keine „planungsrelevanten Arten“. Eine aktuelle Kartierung über den Tierbestand liegt nicht vor. Sie wäre notwendig, bevor die Entwicklungsplanung beginnt.
Normalerweise hat der rund 14.000 Quadratmeter große Laaker Teich eine Wassertiefe von rund 1,20 Metern. Inzwischen wird er auf 50 Zentimeter geschätzt. Das ist die magische Grenze für ein Laichgebiet der Kröten und Frösche. Auswandern können diese Tiere nicht, weil der nächste Teich im oberen Marscheider Tal über einen Kilometer entfernt ist. „Wie sollen die Tiere den Weg finden?“ fragt die Geoökologin und Anwohnerin Alexandra Wittmann. Der Auslöser für das Problem ist bekannt. Ein Wasserabzweige-Bauwerk ist defekt. Die Instandsetzung soll rund 50.000 Euro kosten. Ein dem Umweltressort unbekannter Betrag. Das ist dem Eigentümer Vorwerk & Co. zu teuer. Deshalb wurde das Wasser des Marscheider Baches, das zu einem Teil 200 Meter in den Laaker Teich geleitet wurde, seit einigen Wochen vollständig zur Wupper geführt. „Versuchsweise“, wie Henrike Mölleken, Abteilungsleiterin Umwelt- und Landschaftsplanung, bemerkt. Folge: der Teich trocknete aus, zumal es wenig regnete und das Wasser aus dem Hang nicht ankommt. Weitere Zuflüsse sind nicht bekannt, wie 2009 festgestellt wurde. Dennoch läuft eine weitere Prüfung.
Vorwerk & Co. ist zwar Eigentümer der Fläche, hat aber seit 1997 kein Einlaufrecht und damit keine wasserrechtliche Genehmigung mehr. Die Konsequenz wäre ein Rückbau des Teiches, weil der Eigentümer zur Gefahrenabwehr verpflichtet ist. Gab es vor 20 Jahren noch Pläne für eine Überbauung oder gar Trockenlegung, um das Betriebsgelände zu erweitern oder einen Mitarbeiterparkplatz anzulegen, ist davon heute keine Rede mehr. Bedroht ist der Teich dennoch, weil zwei Drittel der Fläche im Bebauungsplan 281 als Industriegebiet und ein Drittel als gewerbliches Bauland ausgewiesen sind. Östlich des Sees sind auf einer Teilfläche der früheren Festwiese neue Wohnhäuser entstanden. Vor zwei Jahren wollte sich nebenan ein Catering-Betrieb ansiedeln, weil das Gelände als „allgemeines Wohngebiet“ dargestellt war. Einstimmig sprachen sich Bezirksvertretung und Bauplanungsausschuss 2009 dagegen aus, da die Gefahr von Lärm- und Geruchsbelästigung besteht. Die Stadt Wuppertal beabsichtigt, das Bauleitplanverfahren fortzusetzen. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes ist aber nicht erforderlich.
Ernst Benecke, Vorsitzender des Bürgervereins Laaken ist sich mit den Nachbarn Daniela und Karsten Bursch einig, dass der Teich als durch einen Zaun geschützter Naturraum mit seiner jetzigen Vielfalt erhalten bleiben soll: „An einer Rekultivierung mit menschlichen Eingriffen sind wir nicht interessiert.“ Die Bürger des Quartiers leisten Lebenshilfe für die Tiere. Erst vor einigen Tagen haben Ernst Benecke und Dr. Rainer Mönig, Mitglied im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde, zwei Schwäne gerettet. Und wenn 1.000 bis 2.000 Kröten zweimal pro Jahr wandern, helfen sie ihnen über die Straße. Alexandra Wittmann erinnert an eine Vorschrift im Bundesnaturschutzgesetz: „Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, ist verboten!“ Kröten, Frösche, Fledermäuse, Wasseramseln und das Bachneunauge (Fisch) gehören aus ihrer Sicht in die Kategorie.
Nachdem die Diskussion um den Laaker Teich 2009 im Schatten des Fledermaus-Streits zwischen Wuppertalbewegung und Naturschutzorganisationen um die Nordbahntrasse untergegangen ist, macht der Bürgerverein Laaken jetzt wieder mobil. Bezirksbürgermeister Wolfgang Cleff geht davon aus, dass die Bezirksvertretung Langerfeld-Beyenburg den Laaker Teich erhalten möchte.

Foto: Conrads
Daniela Bursch, Alexandra Wittmann, Karsten Bursch und Ernst Benecke (v.l.) fordern im Namen vieler Mitbürger den Erhalt des Laaker Teiches und die sofortige Wiederöffnung des Sperrschiebers.