Home » Neues aus Wuppertal Barmen » Ruhmeshalle

Ruhmeshalle

Von der Ruhmeshalle zum Haus der Jugend

(kgc). „Die Barmer Ruhmeshalle – vom Bürgertum und Bürgergeist in Barmen“, so lautet der Titel eines neuen Buches, mit dem eines der schönsten Häuser im Tal gewürdigt wird. Wenn es sich heute um das Haus der Jugend mit Stadtteilbibliothek und Kunsthalle handelt, so wurde das Gebäude am Carlsplatz, dem heutigen Geschwister-Scholl-Platz, zwischen 1897 und 1900 als Multifunktionsbau geplant und gebaut. Der Bochumer Historiker Lutz Engelskirchen hat in einer Magisterarbeit der nahezu hundertjährigen Geschichte nachgespürt und das Ergebnis bei Cuvillier in Göttingen verlegen lassen. Das Buch dürfte besonders Barmer Geschichtsfreunden als Ergänzung zu den Werken über „die Barmer Südstadt“ und die Nordstadt („Stadtschöpfung“, beide im Verlag Müller & Busmann) dienen.
In seinem „Stadtführer Wuppertal“ (Graphium Press-Verlag), mit dem Einheimische wie Ortsunkundige die Stadt sehr gut kennenlernen können, erzählt Kurt Schnöring, daß nach dem Baubeschluß im Jahre 1894 endlich 1897 mit dem Bau begonnen wurde und am 24. Oktober 1900 die „Ruhmeshalle“ mit großem Aufwand in Anwesenheit des Kaiserpaares, Wilhelm II. und Gemahlin, eingeweiht worden ist. Das Gebäude war zu Ehren der beiden deutschen Kaiser und Könige von Preußen, Wilhelm I. (1797-1888) und Friedrich III. (1831-1888), errichtet worden und Marmordenkmäler der beiden Monarchen standen im Kuppelbau. Später kam noch ein Denkmal für Kaiser Wilhelm II. hinzu. Die Ruhmeshalle beherbergte die Gemäldeausstellungen und Sammlungen des Barmer Kunstvereins, eine Ausstellung des 1863 gegründeten Bergischen Geschichtsvereins und die Stadtbibliothek mit Lesesaal. Ein Gedenkzimmer war dem Barmer Dichter Emil Rittershaus gewidmet. Man könnte meinen, daß sich, von der monarchistischen Verehrung einmal abgesehen, so viel garnicht verändert hat. Die Stadtbücherei prägt das Innenleben noch immer. Sonderausstellungen werden heute vom Von-der-Heydt-Museum ausgerichtet und die Barmer Kaufleute wünschen einen Ausbau der Kunsthalle. Nach dem Kriege gewann allerdings die Jugend die Oberhand. Berücksichtigung fand das multifunktionelle Bauwerk auch im von Prof. Dr. Klaus Goebel herausgegebenen Buch über „Historische Schauplätze in Wuppertal, Solingen und Remscheid“ (Born-Verlag).
RuhmeshalleArchitektur
Der Bund Deutscher Architekten wertet in seinem neuen Architekturführer (Verlag Müller & Busmann) das Gebäude als „typisches Beispiel wirtschaftlicher Potenz, bürgerlichen Stolzes und wilhelminischer Kaiserverehrung, das in der Blütezeit der städtischen Entwicklung als einer von zahlreichen repräsentativen Bauten“. Das Haus mit der (damals) imposanten Kuppel und der von einem Tonnendach geschützten 52,6 Meter langen Vorderfront und den acht Rundbogenfenstern wurde von Erdmann Hartig für die Stadt Barmen entworfen. Beim Wiederaufbau der ausgebrannten Ruine wurde auf Kuppeldach und Gewölbe verzichtet. Die ursprünglich vorhandenen Friese und der aufwendige Bilderschmuck mit historischen Szenen um Bismarck, dessen Standbild nebenan steht, und Wilhelm I. wurden nur teilweise in den Aufbau einbezogen.
Für die Jugend im Tal
Die ersten Jahrzehnte der Jugendeinrichtung waren von beeindruckenden Konzerten, etwa der „Lonelies“, einem „offenen Haus“ und Gruppenaktivitäten geprägt. Mitunter wurden negative Schlagzeilen geschrieben, weil radikale Gruppen „ihr Domizil“ zu verteidigen suchten. Die „Teedose“ gehörte zu den Highlights. Eine generelle Umstellung des HdJ-Programmes auf feste Angebote und „Musik a la carte“ haben zu einer Beruhigung geführt, mit der Konsequenz, daß die Veranstalter um Thomas Lehn, seit zehn Jahren Leiter der Einrichtung, Besucher aus ganz Wuppertal und der Umgebung begrüßen können. Die Barmer Jugend erhält kein spezielles Angebot. Der Sozialpädagoge hat mit einem kleinen Team einen Veranstaltungsort entwickelt, der bei überregionalen Agenturen ein Begriff ist. „Die Frage „In einem kleinen Jugendtreff sollen wir spielen?“ wird eigentlich nicht mehr gestellt,“ kann Lehn als Erfolg verbuchen. Ein wenig bedauert er allerdings, „daß wir uns immer weniger Experimente leisten können“. Sorgte vor Jahren ein Stammpublikum aus 200 jungen Leuten für eine ausreichende Basis, müssen Gruppen heute ziemlich bekannt sein oder als einheimische Gruppe viel Publikum selbst mitbringen, damit die geschäftliche HdJ-Basis stimmt. Etabliert haben sich das Videofestival „Songs und Clips mit Grips gegen Ausländerfeindlichkeit“, die Barmer Blues-Woche und der 1994 ins Leben gerufene „Live-Club-Barmen“ (LCB), in den man von der Höhne aus gelangt. Wie übrigens auch zum Studio der Bergischen Kunstgenossenschaft.