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Hans-Erich Richling

(kgc). Hans-Erich Richling wurde 1942 in Wuppertal geboren und ist in der Oberbarmer Schwarzbach, gegenüber von der Seifenfabrik Luhns, aufgewachsen. Von 1948 bis 1952 besuchte er die Volksschule Liegnitzer Straße und wechselte zum Carl-Duisberg-Gymnasium, das er bis 1961 als Bildungsstätte nutzte. Eine Lehre als Kaufmann im Groß- und Außenhandel absolvierte Richling bei der Heinrich August Schulte GmbH, der damaligen Stahlhandelsgesellschaft von Thyssen. Hauptfach des von 1965 bis 1968 an der Pädagogischen Hochschule Wuppertal absolvierten Studiums war Evangelische Theologie.

1968 wurde Hans-Erich Richling Lehrer der Hauptschule Hügelstraße und 1973 zum Konrektor ernannt. 1979 wechselte der Oberbarmer in die Elberfelder Nordstadt, um bis 1985 die Hauptschule Gertrudenstraße zu leiten. Richling rückblickend: „Damals war der Ölberg noch nicht chic.“ 1985 kehrte er als Rektor in seine Heimatschule zurück und leitete sie bis zum altersbedingten Eintritt in den Ruhestand am 31. Januar 2007. Von 1985 bis 2000 setzte sich Richling elanvoll als Sprecher der Wuppertaler Hauptschulrektoren für diese vernachlässigte („Rest-“) Schulform ein. Außerdem war er ab 1990 ein Jahrzehnt beratendes Mitglied im städtischen Schulausschuss für die Schulform Hauptschule.

Manche Träne wurde von Schülerinnen vergossen, als Hans-Erich Richling am 31. Januar 2007 aus Händen von Schulamtsdirektor Alfred Kruft seine Entlassungsurkunde in Empfang genommen hatte. Mit bewegenden Aktivitäten auf dem Schulhof und in der Färberei hat sich die Hauptschule Hügelstraße von ihrem Rektor verabschiedet, der mit Erreichen der Altersgrenze die 1985 begonnene Schulleiteraufgabe beendete. Die 400 Schülerinnen und Schüler aus 15 Klassen wollten ihn nicht gehen lassen. Sie ernannten ihn zum ersten „Ehrenschüler“. Und der Lehrerchor sang: „Schön war die Zeit!“

Wie sehr Hans-Erich Richling mit Oberbarmen und seiner Hauptschule verbunden war, wurde in mehreren Reden deutlich. Aber vor allem die herausragenden Tugenden und Fähigkeiten des in der Schwarzbach groß gewordenen Pädagogen ließen aufhorchen: Lehrerberuf als Berufung empfunden, jedes anvertraute Kind ganzheitlich fördern, (wie Johannes Rau) versöhnen statt spalten, glaub- und vertrauenswürdig, ehrenhaft, verlässlich, pflichtbewusst, kompetent, sensibel, dynamisch, phantasievoll, fröhlich, glücklich und bis zum letzten Tag engagiert. Die berühmte grüne Türe mit der Nummer 7 zu seinem Zimmer stand fast immer offen, wie Malte Roß in einem Gedicht des Lehrerkollegiums beschrieb. Es war ein Willkommenssignal an Schüler, Eltern und Lehrer, die einschließlich seiner Chefs in der Aufsichtsbehörde seine „Arbeitsbedingungen“ waren. Jeder Besucher wurde ernst genommen. Richling hörte zu und unterstützte bei der Erziehung. „Ihm hat man sein Kind gerne anvertraut,“ wurde eine Mutter zitiert. Die Schulpflegschaftsvorsitzende Kornelia Heinick dankte im Namen der Eltern für alle Unterstützung.

Über die Hauptschule Oberbarmen hinaus war Richling engagierter Kämpfer für die Wuppertaler Hauptschulen, wandte sich vor 20 Jahren gegen die Schließung der Hälfte der Hauptschulen. Alfred Kruft nannte Hans-Erich Richling den „Matador“ dieser Schulform. Er war als Vorgänger von Friedhelm Sylvester ihr Sprecher. Sylvester: „Er gab denen eine Stimme, die selbst keine Stimme hatten.“ Zehn Jahre kämpfte er mit der Evangelischen Kirchengemeinde, Jugendleiter Heico Engelhardt, Schülern und Lehrern um Erhalt und Finanzierung des Schülercafe’s im Gemeindehaus neben der Schule, gerne als „Wohnzimmer“ bezeichnet. Nun müssen andere Protagonisten folgen, denn Richling und Engelhardt „sind weg“.
Der 65-jährige blickte auf ein erfülltes Lehrerleben zurück. Eine Schule ist für Hans-Erich Richling „Lebensschule“. Von ihr hat er versucht, Gewalt und Drogen fern zu halten, was bis zuletzt nicht einfach war. Er beobachtete, dass „seine“ Schülerinnen und Schüler auf dem Berliner Platz in Versuchung gebracht wurden und gefährdet waren. Erfreut reagierte er auf die große Kreativität, die zu verschiedenen Anlässen deutlich wurde. Zum Schluss lobte Richling das „Hügelstraßen-Gefühl“. Dem Kollegium dankte er für die „schöne, vertrauensvolle Zusammenarbeit“ und die Jahrzehnte, in denen „Gefühle geteilt wurden“.

Kontinuität wurde bisher in der Hauptschule Hügelstraße groß geschrieben. Hermann Schmitz leitete von 1953 bis 1969 das Bildungsinstitut. Seine Konrektorin und Nachfolgerin Ria Müller-Ackenhausen war von 1969 bis 1985 16 Jahre Schulleiterin. 6 Jahre davon, 1973 bis 1979, amtierte Hans-Erich Richling als ihr Konrektor, bevor er nach einem Abstecher zur Elberfelder Gertrudenstraße 1985 zum Rektor ernannt wurde. In den vergangenen drei Jahren war Ulrike Liedtke Konrektorin und moderierte Richlings Verabschiedung.

Hans-Erich Richling, ist seit über zehn Jahren einer der engagiertesten „Netzwerker“ in Oberbarmen und betrachtet die Begegnungsstätte „Färberei“ als „guten Geist“. Er ist stolz darauf, dass er trotz der beruflichen Belastung als Vorstandsmitglied im Bürgerforum Oberbarmen helfen durfte, die Institutionen im Stadtteil so gut zu vernetzen, dass manch anderer Wuppertaler Stadtbezirk neidisch nach Oberbarmen schaut. Wenn Richling im Blick auf seine Schule strahlt: „Wir waren ein wunderbares Netzwerk“, dann schlug in der Hügelstraße das Herz der gemeinsamen Aktivitäten. Keine Sommeraktivitäten auf dem Berliner Platz und kein Flohmarkt in Oberbarmen ohne Lehrerinnen und Lehrer. Die Begeisterung für ein Miteinander im Stadtteil teilten andere Schulen so nicht. „Eine offene Baustelle,“ stellt Richling fest, der im Bürgerforum mehr denn je seine Lebenserfahrung, Talente und Freizeit einbringen, sein Engagement ausbauen und verstärken will. Sein Vorstandsteam setzt große Hoffnungen auf ihn, zumal das Förderprogramm „Soziale Stadt“ eine einmalige Chance für Oberbarmen und Wichlinghausen bedeutet.

02.02.2007, kgc